Botanische Rosen und ihre Abkömmlinge

Redaktion

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15. Nov. 2016
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Nicht nur unsere einheimischen Wildrosen, sondern auch europäische sowie aussereuropäische Wildrosen und ihre Abkömmlinge wurden, zwar eher bescheiden, seit jeher im Garten- und Landschaftsbau verwendet. Da bislang die verschiedenen Möglichkeiten und Vorzüge, die diese wilden Schönheiten bieten, aus gärtnerischer Sicht noch viel zu wenig bekannt waren, herrschte doch dem Zeitgeist unterworfen, lange Zeit eine besondere Vorliebe für Rosenklassen mit grossen, gefüllten Blüten. Gärten sind zudem nicht nur der Mode unterworfen, sie wechseln Ihr Gesicht auch mit dem Geschmack und den Kenntnissen des jeweiligen Besitzers. Nur wenige Liebhaber, meist Botaniker oder Sammler konnten sich bis anhin für Wildrosen und ihre Abkömmlinge im gärtnerischen Bereich begeistern. In Anbetracht des wachsenden Umweltbewusstseins zeigen wir ein verstärktes Verlangen nach naturnahen Gärten, nicht nur mit dem Gedanken ein Stück Natur für sich zu ergattern, sondern auch dieses mit wenig Aufwand zu pflegen. Hoffen wir daher, dass in zukünftigen Gärten vermehrt Wildrosenarten mit ihren Abkömmlingen Zugang finden, die mit ihrer grossen Vielfalt was Wuchs, Blütenfarben, Duft, Laub und Fruchtvarietäten anbelangt, weltweit vertreten sind.

 

Besonders ihre Anspruchslosigkeit, Winterhärte und Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten können sicher wesentlich dazu beitragen, nicht nur unser ökologisches Umfeld zu bereichern, sondern auch dessen Bedingungen zu verbessern. Im Gegensatz zu Beet- und öfterblühenden Strauchrosen, blühen Wildrosen und ihre Abkömmlinge meist nur einmal Ende Mai, Anfang Juni, jedoch oft mit einer solch immensen Blütenfülle, die eben nur einmalblühende Rosen hervorzubringen scheinen. Anstatt einer zweiten Blüte im Herbst zeigen die meisten gegen Ende des Sommers eine oft reiche Fülle an Hagebutten, die ganz sicher den ausgebliebenen zweiten Flor wettmachen und dessen Schönheit sich oftmals bis weit in den Winter hinein zeigt. Für Vögel und andere Kleintiere wie Igel, Nager, u.s.w. ist dies zudem eine willkommene Nahrungsquelle in der kalten Jahreszeit. Wie unsere einheimischen Wildrosen lassen sich auch diese Rosen in Siedlungsgebieten vielseitig einsetzen. Auch sie eignen sich vorzüglich für jegliche Art von öffentlichem Grün, wie Parkanlagen, Schulanlagen, Friedhöfen sowie für die Bepflanzung von Autbahnböschungen und Verkehrskreisel. Wie schon erwähnt, eignen sie sich besonders gut für naturnahe Gärten, freistehend oder in Form von Wildobsthecken aber auch kombiniert mit Sträuchern, Stauden sowie ein- und zweijährigen Sommerblumen. Die meisten Arten blühen am 'alten Holz', also an den mehrjährigen Trieben. Was den Schnitt angeht, so wird nur totes Holz entfernt. Nach ca. fünf Jahren lichtet man den Strauch etwas aus, das heisst, es werden nur die ältesten Triebe an der Basis entfernt. Von vielen Wildarten gibt es auch interessante Abkömmlinge welche, was Wuchsform, Blütenfarbe, Blütenfülle und auch Hagebuttenformen angeht von ausgesprochener Attraktivität sind.


Rosa multibracteata

Eingeführt aus Westchina 1910

Rosa multibracteata blüht sehr spät. Erst ab Juli zeigen sich hell-lilarosafarbene Blüten, die an länglichen Bündeln aus ungewöhnlich vielen Hochblättern hervortreten. Im Herbst zeigen sich hängende, borstig behaarte, orangerote Hagebutten von einer länglichen Form, die ihre Kelchblätter behalten und zudem sehr spät weich werden. Das Laub ist kleinblättrig und von stumpfgrüner Farbe. Die sehr spitzen Stacheln sitzen paarweise an den Trieben. Der etwas sparrig wachsende Strauch wächst breit ausladend und erreicht eine Höhe von 250 cm, wodurch er viel Platz benötigt und sich deshalb eher für grössere Gärten eignet.



Cherise Bouguet


Rosa multibracteata x 'Crimson Glory'


Kordes 1959
Dieser wunderschöne Abkömmling von Rosa multibracteata bildet einen mächtigen Strauch von fast bizarrem Wuchs, welcher wie sein Elternteil, zahlreiche Hochblätter zeigt. Auch dieser Strauch benötigt viel Platz und eignet sich daher besser für grössere Gärten. Leider duften die gefüllten kirschroten Blüten nicht, remontieren jedoch im Herbst gelegentlich nach, bringen aber keine Hagebutten hervor. 

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Dupontii 


Syn: Rosa x dupontii, Dupont Rose


Angeblich wurde diese Rose 1817 in der Umgebung von Angers entdeckt und nach dem berühmten französischen Rosengärtner und Gründer des bekannten Parks Jardin de Luxenbourg in Paris benannt. Aus rosafarbenen Knospen entfalten sich im Juni leicht rötlich überhauchte, schneeweisse, einfache Blüten, die einen intensiven Moschusduft verströmen und besonders auffallend goldgelbe Staubgefässe zeigen. Die Blüten sind sehr haltbar und eignen sich deshalb auch für die Vase. Im Herbst bilden sich grosse, runde, orangefarbene Hagebutten. Die bogig wachsenden Triebe sind mit graugrünem Laub bedeckt. Der wuchsfreudige, fast stachellose Strauch bevorzugt eine sonnige Lage und erreicht eine Höhe von 200 cm.

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Rosa hugonis

Das chinesische Goldröschen, dass je nach Lage schon Anfang Mai sein Blütenkleid zeigt, kam 1899 als Samen aus China nach Grossbritannien und fand im letzten Jahrhundert eine grosse Verbreitung in Gärten und Parks. Ballförmige, leicht geschlossene, kleine, schwefelgelbe Knospen öffnen sich langsam zu schwach duftenden, einfachen Blüten von 5 cm Durchmesser, die wie Perlen an Schnüren aufgereiht, an drahtigen, kurzen Seitentrieben sitzen. Der äusserst elegant wirkende Strauch ist dicht mit 7- bis13zehnteiligen, leuchtend grünen Fiederblättchen übersät und mit seinen, im Alter fast stachellosen, braunen Trieben, erreicht er eine Höhe und Breite von 200 cm. Im Juli, August zeigen sich vereinzelt kleine, rote und runde Hagebutten, die leider relativ rasch abfallen. Rosa Hugonis leidet gelegentlich unter Frost. Auf eigener Wurzel gezogene Pflanzen sollen winterhärter sein. 

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Rosa moyesii

R. moyesii wurde nach dem britischen Missionar Moyes benannt, der in der gebirgigen Gegend Westchinas, wo diese Rose natürlich vorkommt, eine Mission leitete. Um die vorletzte Jahrhundertwende wurde sie in Europa eingeführt und zählt seitdem zu den bekanntesten und auch beliebtesten Wildrosenarten. Ende Mai, Anfang Juni zeigen sich einfache Blüten, von 5 bis 7 Zentimeter Durchmesser, die einzeln oder in kleinen Büscheln zusammenstehen. Fast schon düstere, blutrote, herzförmige Petalen formieren sich um auffällig goldgelbe Staubbeutel, welche den Blüten einen besonderen Ausdruck verleihen. Leider duften sie nicht, werden aber trotzdem gerne von Insekten besucht. Im August, September bilden sich zahlreiche herabhängende, flaschenförmige, leuchtend orangerote Hagebutten. Die starken, rötlich braunen Triebe sind mit vielen, fast gelblichen, dicken Stacheln bewehrt, die oft paarweise angeordnet sind. 9- bis 13teilige, graugrüne Fieder-blättchen zieren den etwas steifen und sparrig wachsenden Strauch, der eine Höhe von 300 cm erreichen kann. Da die Triebe wegen ihres Fruchtbehangs im Herbst relativ schwer werden, sollte R. moyesii vorwiegend als Hintergrund- oder Solitärpflanze verwendet werden. 

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'Eddie's Crimson' 


'Donald Prior' x R. moyesii - Hybride


Eddie, Kanada 1956
Dieser Abkömmling von R. moyesii hat dunkelrote, halbgefüllte Blüten von 10 cm Durchmesser. Ab August zeigen sich prachtvolle, grosse, orangerote, rundlich-birnenförmige Hagebutten, die relativ lange den Strauch schmücken. Der wuchsfreudige Strauch bevorzugt kühlere Lagen und erreicht eine Höhe von 300 cm. Da er im unteren Bereich gerne zur Verkahlung neigt, eignet er sich bestens als Hintergrundbepflanzung.

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'Sealing Wax' R. moyesii - Hybride


R. moyesii - Hybride


Royal Hoticultural Society, Grossbritannien 1938
Bei 'Sealing Wax' handelt es sich um eine sehr schöne Auslese von R. moyesii, welche Blüten von einem strahlenden Rosa sowie leuchtend rote Hagebutten hervorbringt.

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Rosa nitida

Nordamerika, um ca. 1807 in Europa eingeführt

Einfache, seidige, leuchtend rosafarbene Blüten von 5 cm Durchmesser erscheinen einzelständig im Juni am schön belaubten, dichten nur etwa 1 m hoch wachsenden Strauch. Die Triebe sind dicht mit rötlichen, kurzen Stacheln und Borsten besetzt. Auf eigener Wurzel neigt er zögerlich zu Ausläufern, weshalb er auch als Bodendecker eingesetzt werden kann. Die 7- bis 9teiligen, gefiederten Blättchen sind glänzend dunkelgrün und zeigen im Herbst eine bräunlichrote Färbung, zu der die kleinen, runden, leicht behaarten und leuchtend roten Hagebutten einen interessanten Kontrast bilden.

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Rosa richardii


Syn.: Rosa sancta, Holy Rose


Bei R. richardii handelt es um eine Arthybride, die aus R. gallica und R. phoenica hervor-gegangen sein soll und Anfang des letzten Jahrhunderts in Europa in den Handel kam.
In Äthiopien wurde sie schon im 4. Jahrhundert nach Christus in der Nähe von Kirchen und Klöstern angebaut, woher ihr früherer Name, R. sancta, welcher heilige Rose bedeutet, abgeleitet wurde. Trotz ihrer Herkunft zeigt sie sich sogar im nördlichen Europa als sehr frosthart.

Die einfachen, gut duftenden Blüten, sind von einem sehr hellen Rosa und haben einen Durchmesser von 5 bis 7 Zentimetern, die von ziemlich langen, gefiederten Kelchblätter umgeben sind. Im Herbst bilden sich wenig Hagebutten. Die Triebe sind eher stachelig und von sattgrünen, 3- bis 5teiligen, leicht runzligen Fiederblättchen übersät. Der eher breit wachsende Strauch erreicht ein Höhe von 120 cm. 

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Rosa sericea


Syn.: Rosa omeiensis


Himalaja, China, 1822
Hier handelt es sich um einen, in Westchina und im Himalaja beheimateten, kräftig aufrechtwachsenden Strauch mit farnähnlichem Laub, dessen Triebe mit grossen, hakigen Stacheln, welche an jungen Trieben in einem durchscheinenden Rot leuchten, sowie kleinen Borsten versehen sind. Ihre Stacheln sind aber weniger aufsehenderregend als bei R. sericea pteracantha. Auch wird sie Seidenrose genannt, da die Blattunterseite des Laubes seidig behaart erscheint und die an den jungen Trieben noch seidigen Borsten einem dichten Fell gleichen. Die auffällig blassgelben Staubgefässe sind anders als bei den anderen Arten der Wildrosen von nur vier weissen Blütenblättern und vier Kelchblättern umgeben. Im Herbst zeigen sich leuchtend rote, leicht birnenförmige Hagebutten. Der Strauch erreicht eine Höhe von 300 cm und eignet sich in Anbetracht seiner Andersartigkeit vorzüglich als Solitär-pflanze.  

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Rosa sericea pteracantha


Syn.: Rosa omeiensis pteracantha


China,1890
Das feine, farnartige Laub hebt sich besonders gut von den braunen Trieben mit ihren riesigen, ungewöhnlich scharfen und flachen, keilförmigen Stacheln ab, die an den Jungtrieben noch in einer auffällig, durchscheinenden, roten Farbe leuchten. Die kleinen, weissen Blüten sind einfach und weisen, wie schon bei R. sericea, nur vier Blüten- und Kelchblätter auf. Im Herbst zeigen sich kleine, ovale bis rundliche Hagebutten deren Farbe in Gelb bis Orangerot variieren. Auch dieser Strauch erreicht eine Höhe von 300 cm und eignet sich wie R.sericea vorzüglich als Solitärpflanze 

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Rosa virginiana


Syn.: Rosa lucida, Virginia-Ros


Nordamerika 1807
Die Virginiarose stammt, wie ihr Name aussagt, aus Nordamerika und bildet das ganze Jahr hindurch einen sehr interessanten und farbenfrohen Strauch, der eine Höhen von 180 cm erreichen kann. Im Frühjahr zeigt sich an den zahlreichen Trieben ein leuchtend bronze-farbener Blattaustrieb, der in ein sattes Grün übergeht. Im Sommer ist der Strauch über und über mit zahlreichen, in Büscheln stehenden, rosafarbenen Blüten übersät, die zudem noch leicht duften. Im Herbst zeigen sich rote, leicht flach gedrückte, kugelige Hagebutten zwischen den 7- bis 9teiligen Fiederblättchen, welche sich mit der Herbst-färbung der Früchte erst rot, dann orangerot verfärben und zu guter Letzt goldgelb abfallen. Der Fruchtschmuck ziert jedoch noch bis weit in den Winter hinein die rotbraunen Triebe mit ihren hakenförmigen Stacheln. 














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