Lieber Cal
Noch einfacher als Deine Darstellung der bei Dir verbleibenden Risiken ist die folgende Überlegung (die übringens die rechtliche ist):
für ein Bauwerk tragen verschiedene Leute etwas bei. Jeder Haftet für die Qualität der von ihm beigetragenen Arbeiten und Waren. Der Bauherr trägt den Baugrund (das Grundstück) bei, und ... haftet auch für dessen Eigenschaften. Wie der Baumeister für den Beton, welchen er bringt.
Falls ein Aushübler annehmen muss, dass sein Auftraggeber ohne fachliche Qualitfikation ist, muss er gewisse Sorgfalt walten lassen. Sorgfaltspflicht. Das heisst, wenn er dem Baugrund nicht traut, muss er Dich auffordern, eine Fachperson beizuziehen. (Nützt dann aber auch nichts mehr, wenn etwas passiert ist.) Ist aber bereits der Ingenieur "irgendwie" dabei, kann der Unternehmer darauf vertrauen, dass die Anweisungen fachlich unterlegt worden sind, und muss sich nicht extra bemühen. (Die normale Sorgfaltspflicht existiert natürlich trotzdem.)
EWS: Nebst Grundwasserschutzgebiet und entsprechenden Bohrverbotszonen gibt es meines Wissens keine Einschränkungen für die EWS.
Geologe: Jemand, der Geologie studiert hat.
Geotechniker: Jemand der technische Arbeiten im Boden plant.
Da ich Bau-Ing bin, nenne ich mich nicht Geologe, obwohl ich auch Baugrunderkundung mache (heute weniger als früher).
Eigentlich ist der Unterschied marginal, auf was es ankommt, ist die praktische (!!!) Qualifikation. Wir Ingenieure machen uns darüber lustig, dass es für die Geologen einen Unterschied macht, ob z.B. eine Moräne aus der Würm- oder Risseiszeit stammt. («Ist für das Bauen doch egal»), die Geologen wiederum lachen uns aus, weil wir von der Entstehung des Bodenaufbaus keine Ahnung haben. («Ohne zu wissen, wann der Gletscher wo war, haben die keine Ahnung, was für Gletscherablagerungen noch vorhanden sein können»).
Der grösste Unterschied ist, dass Geotechniker i.d.R. auch Baugruben planen (Als Ingenieure) und daher ein Bisschen ein Gespür haben, was für den Bau massgebend ist.
Gibt es eigentlich qualitativ grosse Unterschiede bei den Geologen/Geotechniker
Der Unterschied von Büro zu Büro ist wesentlich grösser als die Ausbildung.
kommt jede seriöse Firma nach der Feldarbeit auf ungefähr das gleiche Ergebnis?
Nein, leider nicht.
Ist seriös jetzt: möglichst auf der sicheren Seite oder heisst seriös so knapp am unfall vorbei wie möglich dafür weniger (teure) Massnahmen?
ein knapp gehaltenes Protokoll, welches jedoch klare Empfehlungen für die Bauverantwortlichen enthält.
Was drin stehen soll, regelt die Norm SIA 267
3.4.2 Inhalt
3.4.2.1 Inhalt und Umfang des geotechnischen Berichts haben der Aufgabenstellung zu entsprechen.
3.4.2.2 Der geotechnische Bericht hat in der Regel folgende Angaben zu enthalten:
– Auftrag und Problemstellung
– Lage und Abmessungen des zu errichtenden Bauwerks
– verwendete Unterlagen mit Nennung ihrer Herkunft
– durchgeführte Untersuchungen mit Angaben zur Methode
– Geologie und Hydrogeologie des Baugrunds
– Beschreibung des Baugrunds und seiner Eigenschaften
– Angabe der Baugrundwerte für die einzelnen Homogenbereiche bzw. Boden- und Felsschichten
– Beurteilung des Baugrunds hinsichtlich Eignung und Verhalten in Bezug auf die gestellte Bauaufgabe
– Nennung der mit dem Bauvorhaben verbundenen geotechnischen Risiken und Naturgefahren
– bautechnische Folgerungen mit Empfehlungen für ergänzende Abklärungen und Untersuchungen
– Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen
– Planbeilagen mit Darstellung des Baugrundaufbaus und der Grundwasserspiegellagen
– Anhänge mit Untersuchungs-, Mess- und Beobachtungsdaten sowie weiteren wichtigen Baugrundunterlagen.
ein halbes Buch mit zig wunderschönen Schichtengrafiken
Es gibt genügend Büros, wo Du gar keine Schichtgrafik erhältst. Und so ein massgeblicher Schnitt ist für die Planung der Baugrube doch noch praktisch. Auch für eine evtl. notwendige Grundwasser-Versickerung.
Bauuntersuchung ... Baggerschlitze (4-6m Tiefe) ... Ramm- bzw. Rammkernsondierungen
Eine seriöse Untersuchung kommt nicht ohne "Baugrund-aufschluss" aus. Das heisst, der Geologe/-techniker hat das Material direkt gesehen, befühlt (ggf sogar in den Mund genommen!). Alles andere ist Mike Shiva. Dafür benötigst Du entweder einen Schlitz oder eine Bohrung.
Rammkernsondierungen sind umstritten, da der Kern einen sehr kleinen Durchmesser hat (wenig Aussagekraft) und stark zerdrückt wird durch das Bauverfahren (Schichtgrenzen unklar, Boden zerdrückt, Lagerungsdichte unsicher, Grobe Körner in feine Schichten eingedrückt). Rammkernsondierungen und Rammkernbohrungen sind aber deutlich preiswerter als richtige Bohrungen, deshalb recht beliebt.
Ein Schlitz ist zudem eine "Kleinstbaugrube" aus der man praktische Erkenntnisse ableiten kann.
Mit Rammsondierungen tastest Du "nur" die Lagerungsdichte des Bodens ab. Damit kannst Du ausgehend vom Aufschluss den Schichtverlauf interpolieren.
In RS kann man rel. problemlos eine temporären Piezometer versetzen. (Messrohre für die Überwachung vom Grund- und Hangwasserspiegel.) Aber nur bei Projekten, wo das wichtig ist.
Für ganz weiche Böden gibt es noch CPT (Cone Penetration Test). Für EFH i.d.R aber zu teuer.
Schwierig bei der Auftragsvergabe wird sein, dass ich das Ergebnis (Bericht/Protokoll) nicht einschätzen kann
Wichtig ist, dass klar ist, wer am Bau was macht. Der muss auch sagen, was er wissen will.
Plant der Architekt die Baugrube? Dann muss er sagen, was er wissen will. Dito Ingenieur mit der Fundation.
WELCHE Fragen man eigentlich beantwortet haben MUSS, damit man einigermassen risikolos das Wagnis Neubau angehen kann
Wichtig für ein EFH. Angabe zu
· Gefahrenkarte (Rutschung, Überschwemmung)
· Baugrube
· Fundation
· Evtl. am Hang: Umgebungsgestaltung
· Evtl. Sicherung angrenzende Strasse (nicht bei Dir, zu wenig steiles Gelände)
· Grundwasserstände: Abdichtung, Auftrieb, Überflutungsgefahr.
· Versickerungsmöglichkeit (Falls von der Gemeinde verlangt.)
Risikolos ist es nie:
Nur mit unendlich viel Zusatz-Aufwand hast Du eine endliche Verbesserung des Risikos.
Die Geologie sieht nur punktuell den Boden. Wir sagen jeweils: «vor der Hacke ist es duster», will heissen, wo Du noch nicht gegraben hast, kann es auch anders sein.
So. muss zruück an die Arbeit.
Haba