Ab wieviel Gefälle ist eine Hanglage kostenrelevant?

Calrissian

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27. Apr. 2014
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Hallo Zusammen

Wir haben eine längliche Parzelle in Aussicht, welche auf der einen (schmalen) Seite an eine Strasse bündet und auf der anderen gegenüberliegenden Seite an einen kleinen Bach.

Die Gesamtlänge beträgt ca. 42m mit einem Höhenunterschied von 7m, was ca. ein Gefälle von 17% entspricht.

Das Gefälle ist jedoch nicht gleichmässig, sondern von der (oberen) Strassenseite ca. 3/4 der Parzelle mit ungefähr 13% und der Rest zum Bach mit ca. 28%.

Wegen Strassenbaulinie und Uferschutzzone wäre der Baubereich ungefähr in der Mitte bzw. im flächeren Bereich.

Frage: Als was zählt ein Hang mit ca. 13-15% Gefälle? Ist dies eine "leichte Hanglage" oder doch mehr? Mich interessiert dies natürlich vorallem bautechnisch. Ist bei diesem Gefälle schon mit erheblichen Mehrkosten für Aushub/Keller zu rechnen oder liegt das noch im Rahmen eines normalen Kellers? (z.B. keine teuren Stützmauern)

Der Untergrund scheint eher lehmartig und nicht sickerfähig zu sein. Mit Hangwasser ist ebenfalls zu rechnen.

Gruss, Cal

 
Das Gefälle alleine ist eher harmlos... entscheidend ist der Baugrund als solcher... und wenn Du sicher gehen willst, lass einen Geologen ran bevor Du das Grundstück kaufen wirst. Das betrifft auch die Sickerfähigkeit des Bodens, ebenso wie die Tragfähigkeit für das geplante Projekt.

 
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Ich habe schon einige Offerten von Geologen angefordert. Aber die bewegen sich halt alle zwischen 4'000.- bis 6'000.- und ich frage mich, ob das wirklich sinnvoll ist.

Gibt ja einige Meinungen hier, die diese Baugrunduntersuchungen im Vorfeld als unnötig empfinden. Wenn die Baugrube ausgehoben wird, sieht man ja sowieso, was für ein Boden vorhanden ist.

Auf der rechten Nachbarparzelle steht übrigens ein altes Haus mit Baujahr 1956. Die linke Parzelle ist unbebaut (bzw. nur eine grosse Holzscheune mit Fundament).

Das Land haben wir bereits reserviert und sollte nicht etwas ganz "bauverhinderndes" auftauchen, werden wir es wohl auch kaufen. Somit müssen wir uns dem Baugrund fügen.

Trotzdem bin ich noch am zweifeln, ob diese Baugrunduntersuchungskosten nicht doch gut angelegt wären. Ja, es ist nicht ganz billig. Aber dafür kann man evtl. besser planen und vorallem genauer budgetieren.

Gruss, Cal

 
Die 6k sind wenig verglichen mit den Schäden die man vermeiden kann ...

Ich würde es so sehen wie die Kosten für eine Haftpflichtversicherung: Wenn man sie nicht braucht, ist das Geld für die Prämie auch weg, aber der Ärger geringer.

Da der Bauherr für die Qualität des Baugrundes haftet, kann man später nicht Unternehmer haftbar machen für Mehrkosten, die wegen ungünstigem Baugrund entstehen. Das ist dann je nachdem eine Blankovollmacht für Tiefbauunternehmen ...

Es gibt Beiträge hier von Bauherren, die meinten, Geld für Baugrunduntersuchungen, Stützmauern, Hangsicherungen usw. (die ins Geld gehen können!) sei zum Fenster hinausgeschmissen, was dann aber offenbar nicht so war.

Bezüglich Baulinien, Abstand zu Gewässern usw. unbedingt vor den Kaufverhandlungen zum Bauamt der zuständigen Gemeinde gehen! Landbesitzer und makler wollen verkaufen und unterliegen daher der Versuchung, das Ganze etwas geschönt darzustellen.

 
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Lieber Cal

Deine Frage lässt sich so allgemein nicht beantworten.

But first, to something compleatly different.

Zum Pfälzer: Der Geometer wird sicher die genaue Lage der verschiedenen Neigungen angeben können - aber ob er eine Aussage zum Baugrund machen kann... würde ich bezweifeln. Der Geotechniker hier grüsst alle Geologen...

aber item.

Ich (als Geotechniker) finde im allgemeinen eine Geologische Untersuchung VOR dem Kauf als zu grosse Investition. Eine geologische Untersuchung ist nur dann einigermassen sinnvoll, wenn Sie auf ein Projekt abzielt. D.h. ein Vorprojekt / Projektstudie müsste stehen.

Von der Geologie und Topographie her gibt es zwei wesentliche Einflussfaktoren auf die Kosten: Die Baugrube und die Fundation.

Baugrube.

Je tiefer Du in den Boden gräbst, desto teurer.

Mehr Material wegbringen ist das eine.

Eine Baugrube bis max 4m Tiefe (ohne Lasten/Strasse/... obendran) darf geböscht werden. (Bauarbeitenverordnung). In wenigen, sehr gute Baugründen kannst Du problemlos steiler als 45° böschen. Rechne damit, dass gleicht tief wie Du bauen willst Du nebendran Platz haben musst.

Wenn das nicht geht, rechne damit, dass eine gesicherte Baugrube erstellt werden muss. Min. 25'000 Stutz mehr - aber das ist dann wiederum seeeehr unterschiedlich. Wir haben EFH Baugruben projektiert, wo alleine die Sicherung 200^000 kostete...

Also. Wenn Du einen Schnitt zeichnest, wo Du den Hang und die Neigung schön siehst, kannst Du mal hineinskizzieren, wie Dein Keller wohl aussehen sollte. Und mit den Angaben oben prüfen.

Fundation:

Worauf steht das Gebäude? Darf das Gebäude schief stehen, bzw. wie stark?

In Hanglagen steht oben das Haus meist in festem Boden, d.h. dort wird es sich nicht setzen. Damit es talseitig ebenfalls gleich wenig Setzungen erleidet, muss es in ähnliche Schichten fundiert werden.

Je nach tiefe der festeren Schichten kann man das mit Magerbetonriegel machen (relativ günstig) oder mit einer Pfählung (Kosten seeeehr variabel.)

Stützmauern:

Diese wären für den Garten wichtig. Überleg Dir, wie Dein Terrain laufen soll. Je nach dem benötigst Du "Gartenbauer-Müürli" oder ausgewiesene Stützmauern.

Hilft das?

Grüsse

Haba

 
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Gibt ja einige Meinungen hier, die diese Baugrunduntersuchungen im Vorfeld als unnötig empfinden. Wenn die Baugrube ausgehoben wird, sieht man ja sowieso, was für ein Boden vorhanden ist.

Trotzdem bin ich noch am zweifeln, ob diese Baugrunduntersuchungskosten nicht doch gut angelegt wären. Ja, es ist nicht ganz billig. Aber dafür kann man evtl. besser planen und vorallem genauer budgetieren.

Gruss, Cal
Hallo Cal

Grundsätzlich ist dies immer gut angelegt, wer dies nicht macht geht eben ein entsprechendes Risiko ein... und viele die davon überhaupt etwas gehört hätten, von ihrem Architekten davor informiert worden wären, hätten dies wohl auch ausführen lassen.

Kleines Beispiel aus der Praxis

Ich hatte im Kt. LU die Bauleitung für ein Objekt übernommen. Geplant wurde es von einem CH-Architekten. Dieser befand das dort alles normal wäre...also keine Probleme zu erwarten. Auf meinen Hinweis und Drängen, haben wir dann doch noch einen Geologen zur Baustelle bestellt. Es fiel zeitlich dann noch passend mit Start der Aushubarbeiten.

Er sollte zumindest per "Augenschein" einen ersten Eindruck abgeben..... Ergebnis: Der Bauboden ist nicht ausreichend...genauere Untersuchungen müssen ausgeführt werden um die erforderlichen Massnahmen für den Hausbau zu planen. Dies wurde, netterweise, auch noch kurzfristig von dem Büro organisiert. Der Bauboden hätte die Lasten vom Haus nicht übernehmen können, weshalb nun in Abstimmung und nach Berechnungen des Geologen ein Bodenaustausch erfolgte.

Der Aushub musste nochmal etwas geändert werden... und zum Glück, war das Unternehmen trotz vollem Terminplan bei unserem Objekt "bei der Stange" geblieben und hat die Austauschmassnahme direkt in Angriff genommen. Ende gut, alles gut... die Kosten waren allerdings nicht geplant... aber immer noch besser, als später massive Probleme zu bekommen. Unser Glück, dass alle Beteiligten spontan bereit waren die Verzögerungen in Kauf zu nehmen und nicht einfach die Arbeiten zu verschieben.

Der Architekt hatte auf diesen Punkt leider überhaupt keinen Wert gelegt...was zum Nachteil des Bauherren geführt hätte. Das sollte eigentlich nicht passieren...ist aber durchaus gängige Praxis einmal davon auszugehen, dass das schon geht...

Nebeneffekt... die Nachbarn die gerade schon gebaut hatten fragten nun neugierig nach, was denn hier gemacht werde...mit dem Bauboden...  Bei ihnen wurde nichts derartiges gemacht oder auch nur angedacht. Man kann sich nun gut vorstellen, was in deren Köpfen vorging.... war doch ihr Häuschen gerade in der Fertigstellung, oder fertig geworden. Ein späterer Nachbar hatte  dann wohl noch die Kurve bekommen und seinen Architekten darauf hingeweisen... es wurde umgeplant und anderst gegründet.

 
Lieber Cal

Nachtrag zur Frage, ob Baugrunduntersuchungen sinnvoll seien.

Einige Versicherungen (Bauherrenhaftpflicht und Bauwesen) schliessen gewisse Leistungen aus, wenn keine Baugrunduntersuchung gemacht wurde. Hier unbedingt Vertragsurkunde lesen, sonst ist das ein unkalkulierbares Risiko. (Und ohne diese Versicherungen würde ich definitiv NICHT bauen. Merke: Als Grundeigentümer bist Du automatisch haftbar!)

Wie Pfälzer richtig sagt, ergibt Dir eine Untersuchung etwas Planungssicherheit. Sowohl für Zeit wie Kosten.

Selbstverständlich kann man immer zuerst mit dem Bau beginnen und dann weiter schauen. Je nach Aushubunternehmer laufen dann da etliche Kosten auf. Darum: definiere im LV/WV unbdingt genügend Geröllbeton mit Schlaung und etwas Bewehrung als Böschungsstabilisierung. Und längeres Vorhalten gesamte Installation. Und nebst Magerbeton als Sauberkeitsschicht auch ein paar Kubik als Materialersatz (Siehe Pfälzer). Dann hast Du wenigstens einen Preis dafür. Alles andere ist Risiko.

Du bist dann im KV zwar höher als die optimistische Variante, aber im Notfall weisst Du, was noch kommt.

Ganz deutlich: Ich würde das nicht tun. Ich würde eine projektbezogene Sondierung durchführen lassen.

Haba

 
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Vielen Dank schon für eure interessanten Antworten!

Ich muss dies zuerst mal etwas genauer durchlesen (und die Fachbegriffe/Abkürzungen recherchieren).

Ich habe mir gestern ein einfaches 1m Höhenmodell von dieser Parzelle runtergeladen und versuche davon im CAD-Programm ein Terrain zu erzeugen. Dann kann ich hier mal einen Schnitt (inkl. "Platzhalter-Haus") posten.

Und nein, ich erwarte davon natürlich keine Kostenschätzung. Aber ihr könnt mir evtl. helfen, die richtigen Fragen zu stellen bzw. eure Meinungen abzugeben.

Gruss, Cal

 
Das könnte man auch mit Bleistift und Papier machen ...

Mindestens so wichtig wie die Hangneigung sind die Bodeneigenschaften, standfester Fels ist anders zu bewerten als zu Rutschungen neigendes Material.

Ich habe mir gestern ein einfaches 1m Höhenmodell von dieser Parzelle runtergeladen und versuche davon im CAD-Programm ein Terrain zu erzeugen. Dann kann ich hier mal einen Schnitt (inkl. "Platzhalter-Haus") posten.
 
Lieber Cal

Ich stimme Emil zu: Papier und Blofi genügt, kannst das immer noch kopieren. Erfahrungsgemäss ist ein DHM (Digitales Höhenmodell) eine nette Spielerei, die zwar sehr hübsche Resultate liefern kann. Aber mit seeehr viel Aufwand. 98% der Information, welche Du rausziehen kannst, hast Du auch mit 3 Stunden zeichnen und skizzieren - soviel wirst Du mindestens investieren, bis das DHM stimmt.

Fremdwörter & Abkürzungen.

Schreib hier im Forum rein, was Du nicht verstehst. Du wirst nicht der dümmste sein, der sich hier umsieht. Da sind alle anderen auch froh, wenn sie Erläuterungen finden...

Allerdings ist das keine Garantie, dass ich Zeit finden werde, Dir alles auf dem Tablett zu servieren.

Haba

 
So, habe jetzt die 1m Höhenlinien auf eine Terrainfläche der Parzelle gelegt und ein einfaches Haus mit Keller plaziert. (rechts oben wäre noch eine Garage geplant)

terrain1.jpg

Damit sehe ich jetzt das erste Mal, wie ein Haus auf dieser Parzelle im Schnitt aussehen würde. (Gemäss Zonenreglement dürfen +/- 2m vom Terrain verändert werden)

Als Laie würde ich jetzt auf der oberen Seite (rechts vom Haus) etwas abtragen, damit das Haus noch tiefer gesetzt werden kann. Dies würde dann unten (links vom Haus) einen etwas grosszügigeren ebenen Gartensitzplatz erlauben. Je weiter dieser jedoch nach links geht, desto steiler würde dann die Böschung zum Bach.

@haba: Ich habe das nicht als Kritik gemeint. Du musst mir auch nichts auf dem Tablett servieren. Ich lese mich gerne in für mich unbekannte Themen ein. Und sonst würde ich hier nochmals nachfragen. Ihr habt halt sehr viele Informationen geschrieben (was ich sehr schätze!), welche ich zuerst irgendwie zuordnen muss.

Problem ist jetzt, dass ich nicht mehr richtig weiss, was ich euch eigentlich fragen soll. /emoticons/default_biggrin.png

Gruss, Cal

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Problem ist jetzt, dass ich nicht mehr richtig weiss, was ich euch eigentlich fragen soll. /emoticons/default_biggrin.png

Gruss, Cal
Nun, das ist doch durchaus ein gutes Zeichen..  dann sind die entweder nun schon beantwortet...oder haben sich durch Deine Arbeit am Höhenprofil gänzlich in Luft aufgelöst.

Wie Du ja nun erkennen kannst, ist das Neigungsproblem (in Bezug auf die Kostenfrage im Eingangsthread) eigentlich keins....was ich ja schon im ersten Beitrag geschrieben hatte. Das ist für Schweizer Projekte, wenn am Hang, sogar eher eine günstige Version.

Bleibt noch, falls Du dies übersehen haben solltest, die Frage nach der Bodenqualität....sprich der Baugrunduntersuchung. Falls Du auch diesen Punkt vorgängig sauber abklären möchtest, dann musst Du noch in diese Richtung tätig werden.

 
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Lieber Cal

Also, ich habe Deine Aussage auch nicht als Kritik verstanden.

Als jemand, der sich beruflich mit Bauen beschäftigt, habe ich zu Fremdwörtern/Abkürzungen usw ein anderes Verhältnis, da sie mir einfach geläufig sind. Du aber - wahrscheinlich - nicht. Genauso wie viele andere - ebenso wahrscheinlich - auch. Darum mein Angebot: Sag was Du nicht verstehst, es tut mir auch gut, mich erklären zu müssen, so dass es ein Laie versteht.

Deine Überlegungen zum Schnitt sind soweit nicht falsch. Du kannst dann mit dem Archi überlegen, ob ihr das Haus nicht möglichst hoch schieben wollt. Aber eben, da spielt dann noch die Ausrichtung, Grenzabstände, usw. eine Rolle.

Je nach dem wie Du den Boden abträgst (neben dem Haus) ergibt das irgendwann eine recht steile Böschung zur Strasse / Garage hoch. Einige Architekten haben keine Mühe einem Kunden eine 1:1 (sprich 45°) Böschung zu verkaufen. Überleg Dir, wie Du die dann bepflanzen willst, wie die aussehen soll. (Du spürst meine Skepsis wegen permanenten 1:1 Böschungen.)

Und es bleibt mir nichts weiter zu tun als Pfälzer zu zitieren:

Bleibt noch, falls Du dies übersehen haben solltest, die Frage nach der Bodenqualität....sprich der Baugrunduntersuchung. Falls Du auch diesen Punkt vorgängig sauber abklären möchtest, dann musst Du noch in diese Richtung tätig werden.


Liebe Grüsse

Haba

 
Mit diesen Links wurden mir übrigens einige Fachbegriffe jetzt viel klarer:

http://www.bauliteratur.ch/tiefbau/baugrubensicherung.htm
http://www.hausinfo.ch/de/home/versicherung-sicherheit/baugrund.html

Ja, bin jetzt auch zur Kenntnis gelangt, dass eine Baugrunduntersuchung wichtig ist. In meinem Fall jetzt weniger als Kaufentscheidung für das Bauland (also VOR dem Kauf), sondern als sehr wichtige Vorbereitung für den Bau.

Ich sehe jetzt auch die ganze Problematik mit der Haftung. Meine laienhafte Interpretation ist so, dass alles, was GEBAUT/ERSTELLT wird, auf Mängel gerügt werden kann. Solange man es beweisen kann und es korrekt bemängelt wird, ist man dort auf der halbwegs sicheren Seite.

Der Boden/Untergrund ist jedoch für alle Beteiligten einfach da. Niemand kann für DIESE Qualität bemängelt werden. Und somit bleibt zuletzt immer der Bauherr bzw. Landeigentümer übrig.

Gebe ich einer Firma den Auftrag, einen Aushub in der Grösse X zu machen, dann machen die das halt nach besten Wissen und Gewissen. Wenn dann die Baugrube einstürzt oder später das Wasser an den Keller drückt, dann kann ich das nicht bei dieser Firma bemängeln, da ich ja keinen Auftrag zur Baugrubensicherung oder weitere Massnahmen gegeben habe. Die Firmen machen also das, was ich ihnen beauftrage und bezahle.

Und deshalb muss ICH genau wissen, was für diesen Boden wichtig ist (natürlich mit Unterstützung von Fachleuten). Und deshalb ist die Baugrunduntersuchung so entscheidend.

Wobei ich eigentlich von einer ausführenden Firma erwarte, dass sie nicht blindlings einen Aushub ohne Sicherung macht, auch wenn ich das nicht explizit bestellt habe. Er müsste mich ja dann auf dieses Risiko aufmerksam machen und nur so arbeiten, wie es "korrekt" wäre. Aber klar, auch wenn diese Firmen Praxiserfahrungen haben, so können sie trotzdem nicht das Wissen haben, dass eine Bodenuntersuchung liefert. Und deshalb fängt dort dann das Risiko an, mit u.U. unvorhersehenden Konsequenzen.

Da ich zudem nebenbei noch wissen möchte, ob eine EWS möglich wäre, kann man diese Informationen gleichzeitig erarbeiten. Die ersten Abklärungen ergeben, dass eine normal tiefe Sonde nicht möglich ist, jedoch mehrere mitteltiefe durchaus Sinn machen könnten. (mit Restrisiko)

Bezüglich der Bauuntersuchung habe ich schon verschiedene Dinge gelesen. Baggerschlitze (4-6m Tiefe) und Ramm- bzw. Rammkernsondierungen sind so die wichtigsten Methoden. Baggerschlitze scheinen wesentlich günstiger zu sein und trotzdem aussagekräftiger.

Ich persönlich würde jetzt eher eine Sondierung bevorzugen, da sie vermutlich das Land weniger in Anspruch nehmen. (3-4 Baggerschlitze - auch mit kleinem Bagger - wühlen einiges Material um, auch wenn es am gleichen Tag wieder geschlossen wird.)

Gibt es eigentlich qualitativ grosse Unterschiede bei den Geologen/Geotechniker (was ist der Unterschied?) oder kommt jede seriöse Firma nach der Feldarbeit auf ungefähr das gleiche Ergebnis?

Schwierig bei der Auftragsvergabe wird sein, dass ich das Ergebnis (Bericht/Protokoll) nicht einschätzen kann. Also was bekomme ich für das Geld? Eigentlich brauche ich ja nur die für den Bau relevanten Informationen. Wenn jemand ein halbes Buch mit zig wunderschönen Schichtengrafiken etc. abliefert, dann habe ich evtl. den gleichen Wissensstand wie ein knapp gehaltenes Protokoll, welches jedoch klare Empfehlungen für die Bauverantwortlichen enthält. Der Preisunterschied wäre aber vermutlich sehr gross.

Ich möchte natürlich vermeiden, dass ich ein Ergebnis erhalte, welches doch nicht alle RELEVANTEN Fragen klar beantwortet.

Womit man grad auch beim Thema ist, WELCHE Fragen man eigentlich beantwortet haben MUSS, damit man einigermassen risikolos das Wagnis Neubau angehen kann.

Gruss, Cal

 
Lieber Cal

Noch einfacher als Deine Darstellung der bei Dir verbleibenden Risiken ist die folgende Überlegung (die übringens die rechtliche ist):

für ein Bauwerk tragen verschiedene Leute etwas bei. Jeder Haftet für die Qualität der von ihm beigetragenen Arbeiten und Waren. Der Bauherr trägt den Baugrund (das Grundstück) bei, und ... haftet auch für dessen Eigenschaften. Wie der Baumeister für den Beton, welchen er bringt.

Falls ein Aushübler annehmen muss, dass sein Auftraggeber ohne fachliche Qualitfikation ist, muss er gewisse Sorgfalt walten lassen. Sorgfaltspflicht. Das heisst, wenn er dem Baugrund nicht traut, muss er Dich auffordern, eine Fachperson beizuziehen. (Nützt dann aber auch nichts mehr, wenn etwas passiert ist.) Ist aber bereits der Ingenieur "irgendwie" dabei, kann der Unternehmer darauf vertrauen, dass die Anweisungen fachlich unterlegt worden sind, und muss sich nicht extra bemühen. (Die normale Sorgfaltspflicht existiert natürlich trotzdem.)

EWS: Nebst Grundwasserschutzgebiet und entsprechenden Bohrverbotszonen gibt es meines Wissens keine Einschränkungen für die EWS.

Geologe: Jemand, der Geologie studiert hat.

Geotechniker: Jemand der technische Arbeiten im Boden plant.

Da ich Bau-Ing bin, nenne ich mich nicht Geologe, obwohl ich auch Baugrunderkundung mache (heute weniger als früher).

Eigentlich ist der Unterschied marginal, auf was es ankommt, ist die praktische (!!!) Qualifikation. Wir Ingenieure machen uns darüber lustig, dass es für die Geologen einen Unterschied macht, ob z.B. eine Moräne aus der Würm- oder Risseiszeit stammt. («Ist für das Bauen doch egal»), die Geologen wiederum lachen uns aus, weil wir von der Entstehung des Bodenaufbaus keine Ahnung haben. («Ohne zu wissen, wann der Gletscher wo war, haben die keine Ahnung, was für Gletscherablagerungen noch vorhanden sein können»).

Der grösste Unterschied ist, dass Geotechniker i.d.R. auch Baugruben planen (Als Ingenieure) und daher ein Bisschen ein Gespür haben, was für den Bau massgebend ist.

Gibt es eigentlich qualitativ grosse Unterschiede bei den Geologen/Geotechniker
Der Unterschied von Büro zu Büro ist wesentlich grösser als die Ausbildung.

kommt jede seriöse Firma nach der Feldarbeit auf ungefähr das gleiche Ergebnis?
Nein, leider nicht.

Ist seriös jetzt: möglichst auf der sicheren Seite oder heisst seriös so knapp am unfall vorbei wie möglich dafür weniger (teure) Massnahmen?

ein knapp gehaltenes Protokoll, welches jedoch klare Empfehlungen für die Bauverantwortlichen enthält.
Was drin stehen soll, regelt die Norm SIA 267

3.4.2 Inhalt
3.4.2.1 Inhalt und Umfang des geotechnischen Berichts haben der Aufgabenstellung zu entsprechen.
3.4.2.2 Der geotechnische Bericht hat in der Regel folgende Angaben zu enthalten:
– Auftrag und Problemstellung
– Lage und Abmessungen des zu errichtenden Bauwerks
– verwendete Unterlagen mit Nennung ihrer Herkunft
– durchgeführte Untersuchungen mit Angaben zur Methode
– Geologie und Hydrogeologie des Baugrunds
– Beschreibung des Baugrunds und seiner Eigenschaften
– Angabe der Baugrundwerte für die einzelnen Homogenbereiche bzw. Boden- und Felsschichten
– Beurteilung des Baugrunds hinsichtlich Eignung und Verhalten in Bezug auf die gestellte Bauaufgabe
– Nennung der mit dem Bauvorhaben verbundenen geotechnischen Risiken und Naturgefahren
– bautechnische Folgerungen mit Empfehlungen für ergänzende Abklärungen und Untersuchungen
– Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen
– Planbeilagen mit Darstellung des Baugrundaufbaus und der Grundwasserspiegellagen
– Anhänge mit Untersuchungs-, Mess- und Beobachtungsdaten sowie weiteren wichtigen Baugrundunterlagen
.

ein halbes Buch mit zig wunderschönen Schichtengrafiken
Es gibt genügend Büros, wo Du gar keine Schichtgrafik erhältst. Und so ein massgeblicher Schnitt ist für die Planung der Baugrube doch noch praktisch. Auch für eine evtl. notwendige Grundwasser-Versickerung.

Bauuntersuchung ... Baggerschlitze (4-6m Tiefe) ... Ramm- bzw. Rammkernsondierungen
Eine seriöse Untersuchung kommt nicht ohne "Baugrund-aufschluss" aus. Das heisst, der Geologe/-techniker hat das Material direkt gesehen, befühlt (ggf sogar in den Mund genommen!). Alles andere ist Mike Shiva. Dafür benötigst Du entweder einen Schlitz oder eine Bohrung.

Rammkernsondierungen sind umstritten, da der Kern einen sehr kleinen Durchmesser hat (wenig Aussagekraft) und stark zerdrückt wird durch das Bauverfahren (Schichtgrenzen unklar, Boden zerdrückt, Lagerungsdichte unsicher, Grobe Körner in feine Schichten eingedrückt). Rammkernsondierungen und Rammkernbohrungen sind aber deutlich preiswerter als richtige Bohrungen, deshalb recht beliebt.

Ein Schlitz ist zudem eine "Kleinstbaugrube" aus der man praktische Erkenntnisse ableiten kann.

Mit Rammsondierungen tastest Du "nur" die Lagerungsdichte des Bodens ab. Damit kannst Du ausgehend vom Aufschluss den Schichtverlauf interpolieren.

In RS kann man rel. problemlos eine temporären Piezometer versetzen. (Messrohre für die Überwachung vom Grund- und Hangwasserspiegel.) Aber nur bei Projekten, wo das wichtig ist.

Für ganz weiche Böden gibt es noch CPT (Cone Penetration Test). Für EFH i.d.R aber zu teuer.

Schwierig bei der Auftragsvergabe wird sein, dass ich das Ergebnis (Bericht/Protokoll) nicht einschätzen kann
Wichtig ist, dass klar ist, wer am Bau was macht. Der muss auch sagen, was er wissen will.

Plant der Architekt die Baugrube? Dann muss er sagen, was er wissen will. Dito Ingenieur mit der Fundation.

WELCHE Fragen man eigentlich beantwortet haben MUSS, damit man einigermassen risikolos das Wagnis Neubau angehen kann
Wichtig für ein EFH. Angabe zu

· Gefahrenkarte (Rutschung, Überschwemmung)

· Baugrube

· Fundation

· Evtl. am Hang: Umgebungsgestaltung

· Evtl. Sicherung angrenzende Strasse (nicht bei Dir, zu wenig steiles Gelände)

· Grundwasserstände: Abdichtung, Auftrieb, Überflutungsgefahr.

· Versickerungsmöglichkeit (Falls von der Gemeinde verlangt.)

Risikolos ist es nie:

Nur mit unendlich viel Zusatz-Aufwand hast Du eine endliche Verbesserung des Risikos.

Die Geologie sieht nur punktuell den Boden. Wir sagen jeweils: «vor der Hacke ist es duster», will heissen, wo Du noch nicht gegraben hast, kann es auch anders sein.

So. muss zruück an die Arbeit.

Haba

 
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