Architektenvertrag: Zusatzklausel Verantwortung bei Kosten- oder Terminüberschreitung

lupocademario

Mitglied
08. Nov. 2011
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Hallo Zusammen,

ich bin neu hier im Forum und als erstes möchte Euch herzlich grüssen. Ich finde die Inhalte des Forums sehr hilfreich und dies ist nur dank Euch möglich!

Wir fangen gerade an mit dem Projekt unser Haus und befinden uns noch in eine frühe Phase: wir haben den Architekt gewählt anhand einen kleinen Ideenwettbewerb und haben bereits die erste Pläne und Budget-Berechnungen erhalten.

In den nächsten Tagen werden wir den Architektenvertrag herstellen und gerade diesbezüglich benötige ich Eure Hilfe.

Der Vertrag beinhaltet: Vorprojekt, Baugesuch, Ausführungsprojekt, Bauleitung, also das komplette Paket! ;-)

Ich habe hier im Forum oftmals von Kostenüberschreitungen gelesen und möchte so gut wie möglich so ein Fall vermeiden.

Darum möchte ich zu den klassischen SIA-Vertrag noch ein zusätzlichen Vertrag unterschreiben, den den Architekt, im Falle einer Kostenüberschreitung oder einer Verspätung gegenüber den Terminplan, die Verantwortung auch finanziell übernehmen lässt (quasi eine Penale). Es ist mir bewusst, dass dies nur zu einem Teil des Betrages möglich sein kann, nur prozentual zu den vereinbarten Honorar.

Dazu möchte ich die Honorierung mit einen fixen Betrag festlegen und nich prozentual zu den Baukosten, um jede noch so kleine mögliche Gewinn im Falle einer Kostenüberschreitung auszuschliessen.

Nun meine Fragen:

- Ich bin auf der verzweifelte Suche nach einen Entwurf, damit meiner Arbeit etwas erleichtert wird. Hat jemand von Euch so ein Vertrag schon in die Hände gehabt?

- Ist eine Honorierung in der Höhe von 10% der voraussichtlichen Baukosten realistisch oder bereits überteuert? Gibt es da noch Potenzial zur Optimierung?

Danke im voraus für Eure Hilfe und noch einen Gruss an Alle!

Lupocademario

 
Die wichtigste Bedingung, damit die Kosten und Termine eingehalten werden können, ist eine genaue Planung, so dass keine wesentlichen späteren Änderungen mehr auftreten. Dazu gehört auch Disziplin des Bauherrn. Der Architekt ist Erfüllungsgehilfe, nicht verantwortlicher Bauherr, d.h. man kann nicht prinzipiell ihn haften lassen für Entscheidungen, die man selbst trifft.

Haften kann er sowieso nur für Kosten, die er zu verantworten hat. Bauteuerung, unvorhergesehenes (z.B. beim Aushub) sowie nachträgliche Änderungen kann man dem Architekten unmöglich anlasten. Dem Archi das Honorar zu beschneiden, weil ein Unternehmer gepfuscht hat oder die Termine nicht einhält, ist sowieso unmöglich und darauf wird sich ein Architekt nie einlassen.

Vermutlich fährst Du am besten, wenn Du das Problem gleich am Anfang durchdiskutierst und ihn fragst, was er diesbezüglich zu tun gedenkt und wie die Kontrolle ablaufen soll. Dass Kostenüberschreitungen gegenüber der Offerte nur nach vorheriger Unterschrift des Bauherrn bezahlt werden, gehört z.B. in die Unternehmerverträge. Zu regeln sind ferner nicht offerierte Sowieso-Kosten, ein Trick, um niedriger offerieren zu können - funktioniert nicht bei erfahrenen Architekten.

Ansonsten gilt, leben und leben lassen. Dem Architekten und Bauführer das Honorar zu beschneiden, dürfte keine wirklich gute Idee sein. Besser wäre es, ihn mit einem Bonus-Malus-System an den Einsparungen zu beteiligen - dass eine geringere Bausumme automatisch ein geringeres Architektenhonorar bedeuten soll, ist idiotisch, dass das Architektenhonorar automatisch steigt, wenn Mehrkosten anfallen, die nicht mit einer Mehrleistung des Architekten einhergehen, auch.

Ansonsten gilt, dass man nicht mehr bekommt, als man bezahlt - zu Zeiten der Bauhochkonjunktur arbeiten freiberufliche Planer und Gestalter nicht zu Dumpingpreisen, und sie gehen auch keine Knebelverträge ein. Und ein guter Planer und Bauführer ist sein Geld allemal wert.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo emil17 und erstmals vielen Dank für deine Antwort.

Ich teile Deiner Meinung in vielen Hinsichten: der Bauherr ist für Vieles verantwortlich und eine sehr detailierte Planung ist ein Muss! Ich habe mich auch schon beim Architekt dafür bereits gestellt nach den Motto: "Ich möchte auch die Farbe der Bodenplatten definieren, bevor es los geht, frag mich bite alles was Du willst, ich bin bereit alle Entscheidungen jetzt und vollständig zu treffen!"

Auf die andere Seite muss ich sagen, dass ein Architekt, wie Du richtig sagst, eine Erfüllungsgehilfe ist, oder besser die Erfüllungsgehilfe.

Für die Mehrheit der Bauherren ist er gleichzeitig der Profi, der die grösste Erfahrung hat und der einzige vertraute Partner, wenn es um eine Budgettierung respektiv um eine vernünftige Terminplanung geht.

Da habe ich aber ein paar Probleme:

Als Leihe kann ich nicht beurteilen, ob die verschiedene zusammengestellten Kosten auch wirklich alle notwendige Arbeiten und Materialien beinhalten, oder zum Beispiel ob die eingesetzte Preise korrekt sind. Ich kann auch beim besten Willen nicht beurteilen, ob die Ausschreibungen ausreichenden Mengen beinhalten oder vollständig sind.

Auch was den Verträgen mit den Unternehmer betrifft, kann ich ja nicht wiessen, ob die Form korrekt ist oder ob die aufgeführten Klauseln mich ausreichend schützen, dafür bezahle ich aber schlussendlich ein Profi mit viel Erfahrung, der alle diese (und sicher noch mehrere!) Aspekten bestens kennt.

Und nun sag mal bitte, warum einen Profi mit soviel Verantwortung und eine entsprechende Honorierung, im Falle eines Versagens nicht zur Kasse gebetet werden kann?

Ich will mich nicht aus der Verantwortung ziehen, aber gleichzeitig möchte ich eine so grosse Investition auch so gut wie möglich absichern.

Deine Idee mit den Bonus/Malus finde ich dafür sehr gut und, auch wenn in meinem ersten Beitrag nicht erwähnt, selbstverständlich und korrekt: wer richtig handelt soll auch dafür honoriert werden. Jede Einsparung oder Optimierung soll nicht nur mich zu Gute kommen, sondern auch den Architekt und möglicherweise auch den Unternehmern.

Ich möchte an dieser Stelle erneut meine Frage um einer Vorlage für solche Verträge in die Runde werfen, kann mich Jemand behilflich sein?

Und dazu, was denkt Ihr über die höhe des Honorars für die Architektenarbeiten (ca. 10% der Bausumme)? Wieviel hat Ihr dafür bezahlt?

Ich bedanke mich nochmals bei Dir und im voraus für die künftige Antworten.

Tschüss

Lupocademario

I

 
Hallo

Ich bin der Meinung und auch meine Erfahrung zeigt es immer wieder, man kann alles planen, aber eine 100% Garantie hat man nie.

Wir sind auch am bauen und wir dachten ebenfalls man wisse alles vorher, klar man kann vieles sehen, aber es gibt auch immer wieder unvorgesehenes oder auch andere Ideen.... und dies muss man auch akzeptieren können. Ebenfalls sieht man dann im Baufortschritt noch das eine oder andere.... In unserem Budget hat es Preise, die sind drüber, drunter, aber auch solche die genau dorthin kamen, wie gewünscht. /emoticons/default_biggrin.png Es ist auch eine Frage wie die Handwerker ausgelastet sind, wenn sie wenig Arbeit haben machen sie dir einen besseren Preis, wenn nicht, tja.............sorry alles erlebt! Muss aber sagen, dass unser KV ziemlich gut ist! /emoticons/default_cool.png

Was du hier vor hast ist gut und recht, wenn dann dies ein Archi mit macht, aber irgendwie bleibt es für mich Wunschdenken.

Mit 10% als Honorar bist du sicher nicht schlecht dran, es gibt sie für noch weniger, aber auch etliches mehr. Es gibt auch schon Einträge hier im Forum darüber oder auch einen Kalkulator, musst mal Googlen.

Viel Spass und Erfolg

Yuma

 

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