Asbesthaltiger Fliesenkleber (Häuser aus den 70er Jahren)

sombrero

Mitglied
16. Dez. 2009
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Hallo zusammen

Uns beschäftigt das Thema Asbest. Wir sind derzeit an der Sanierung eines Badezimmers. Von einem Baumeister wurde uns gesagt, dass ca. vor einem halben/dreiviertel Jahr in den Medien Publik wurde, dass vielerorts an Häusern aus den 70er Jahren Fliesenkleber mit Asbest verbaut wurde. Grundsätzlich war dies ja über all die Jahre bei den Herstellern bekannt. Kann mir jemand sagen, weshalb erst vor kurzem dieses Thema so akut diskutiert und publik gemacht wurde? 

Es muss letztes Jahr ein Schreiben an die Handwerker gegen haben, worin darüber informiert wurde. Weshalb erst so spät, obwohl dies schon so lange bekannt war? Hat jemand vielleicht weitere Informationen darüber? Weshalb wurde  die Sache so verhamrlost?

Wir hatten vor einem Jahr auch eine Sanierung eines Badezimmers. Die Fliesen wurden heruntergespitzt und der Untergrund geschliffen, aschliessend wurde der Staub und der Dreck aufgesaugt mit einem Baustaubsauger. Und genau diese Baustaubsauger saugen dann in anderen Liegenschaften, z.B. bei Familien mit kleinen Kindern.... und wer so ein Gerät einmal genauer angeschaut hat, weiss, dass die nicht dicht sind.  Ich finde dies höchst fahrlässig, wenn man bedenkt, dass all die Jahre so saniert wurde.

Was denkt Ihr? Ich freue mich auf Antworten. 

 
Salü Sombrero

Dieses Thema wird leider von vielen Arbeitgebern bewusst ausgeblendet.

Die Vorschrift zur Arbeitssicherheit ist seit Jahren bekannt. Unter anderem im OR geregelt.

Das ist nicht nur bei Asbest so.

Da gilt die Geiz ist Geil Mentalität.

Das habe ich bei vorgeschriebenen Sicherungseinrichtungen für Arbeiten auf Flachdächern erlebt. Hab da wiederkehrende Aufträge für einige Fr. 10000.- pro Jahr verloren. Da ich mich ans Gesetz halte.

Der Auftraggeber spart wenn er die Vorschriften nicht befolgt. Der Unternehmer erhält den Auftrag wenn er das Leben der Mitarbeiter aufs Spiel setzt. Der verantwortungsvolle Unternehmer verliert den Auftrag, da Sicherheit kostet.

Mein Fazit: So lange kein Unfall passiert, sind die Strafen für Gesetzesverstösse nicht existent.

Deshalb wird weiter gewurstelt.

Ps: viel über Asbest und wo im Haus er verbaut wurde erfährst du auf www.suva.ch Suchbegriff: Asbesthaus

 
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vor einem halben/dreiviertel Jahr in den Medien Publik wurde, dass vielerorts an Häusern aus den 70er Jahren Fliesenkleber mit Asbest verbaut wurde
Das weiss man seit mindestens 7 Jahren. Auch ausserhalb Fachkreise. Mindestens für so Zeug zähle ich mich nicht zu Fachkreis.

 
Was wirklich bedenklich ist, dass man (sei es jetzt vor sieben Jahren oder vor einigen Monaten) erst jetzt Alarm schlägt, dass da im Plättlikleber Asbest drin ist. Ich meine, damals in den 70er Jahren wurde dieser Kleber nach irgendeinem Rezept gemacht und man wusste damals schon, dass da Asbest drin ist. Ich frage mich halt auch, weshalb das erst in jüngster Zeit so akut diskutiert wird, obwohl man dies theoretisch schon einige Jahrzehnte weiss. Ich persönlich finde das alles grobfarlässig.

Und wenn ich so sehe, was da alles auf diesen Recyclinghalden rumliegt, denn aus Mischabbruch wird Recycling-Beton... was ist dann damit, wenn dort einer sein Asbestzeugs entsorgt, weil es günstiger kommt? In den Deponien wird Asbest nicht mehr genommen.

 
Profis veranlassen vor Umbauten oder Abriss ein Schadstoff Screaning.

Es ist wesentlich, ob der m2 Fr. 100.- oder 1000.- kostet.

Die Infos sind da. Man muss sie nur selber holen oder die Dienstleistung einkaufen.

Im Strassenverkehr muss man sich auch selber drum kümmern, das man auf dem aktuellen Stand bleibt.

 
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Lieber Sombrero

Nein, man schlägt nicht erst jetzt Alarm.

Wer Abbruch macht weiss das schon länger. Wer hat einfach ohne Ahnung ein wenig herumfaustet weiss das halt nicht. Es gibt immer Gründe, warum ein Profi mehr kostet.

Zweitens ist das Problem beim Asbest, dass er wenn fest gebunden, recht harmlos ist. Und da hat sich vor ca. 10 Jahren die Meinung dazu geändert - weil man eben mehr herausgefunden hat. Und seither sind plötzlich nicht nur Brandabschottungen usw ein Thema sondern nebst Plättlikleber auch Fensterkitt. Wobei auch hier nicht alle Leute (Fachpersonen) alles gleichschlimm wahrnehmen.

Wie die Risikowahrnehmung sich verändert: Als Beispiel. Anfangs 70er Jahre war z.B. vorgeschrieben, dass man strahlenden Sondermüll (ja, richtig, nuklearabfall!) mindestens 2m tief im Boden verlochen muss. Das reichte damals...

Grobfahrlässig heisst fahrlässiges handeln entgegen besseren Wissens. Was man halt nicht hatte.

Wo ich keine Ahnung habe: dass Asbesthaltige Abfälle tatsächlich zu RCM-Beton verarbeitet werden dürfen. Ich werde dem nicht aktiv nachgehen, aber wenn ich einen Entsprechenden Unternehmer mal am Tisch habe, werde ich ihn darauf ansprechen. Persönlich zweifle ich - ich dachte:

Asbestfasern müssten gebunden (zementiert) werden und danach deponiert als Inertstoff. Falls schwach gebunden oder in organischem Material eingebettet, muss es auf eine Reaktordeponie. Ohne Kennzeichnung und Staubdichte Verpackung darf Asbesthaltiges (Abbruch-) Material weder transportiert noch abgelagert werden.

(Asbest ist übrigens ein natürliches Mineral das man im Boden findet.)

Und am Rand:

Wir sollten vorsichtig sein mit "neuen Technologien". Es gibt auch schon Schäden wegen Staub vom Schleifen von CFK-Material. (Kohlenfaserverstärkte Kunststoffe). Mit Glasfasern ist es noch etwas weniger heikel. Mindestens wird es zur Zeit so angesehen. Wir schauen dann in 50 Jahren...

Wie immer: Die Probleme hat man nicht beim Benutzen und Bauen. Sondern wenn man das Zeug wieder irgendwie weghaben möchte. Könnte dann auch irgendwann für bromierte und fluorierte Kunststoffe (brandgehemmtes Sagex für Isolationen) ungemütlich werden.

Haba

 
Da noch ein interessanter Link zu diesem Thema.

http://www.eti-swiss.com/de/bauschadstoffe/

Anhang pdf Informationsbroschüre Bauschadstoffe runterladen.

Es ist ales geregelt und verordnet. Leider halten sich nicht alle daran.

Ps: Hatte noch nie mit dieser Firma zu tun. Ist daher kein Werbelink.

Nachtrag: Hatte glaub doch schon mit dieser Firma zu tun als ich meine Radonmessung machen liess.

Lg

Turbo

 
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Das Grundproblem an der Sache ist, dass jeder Hersteller so lange irgendwas produzieren und in Produkte mischen darf, wie es nicht verboten ist.

Ist der Hersteller gross genug, hat er eine starke Lobby und kann die Gesetzgebung in seinem Sinne beeinflussen. Asbest ist ein gutes Beispiel dafür, wo wider besseres Wissen die Gesetzgebung jahrelang im Sinne der Hersteller verzögert wurde. Was nicht verboten ist, ist eben erlaubt.

Weitere Beispiele (sie sind leider leicht zu finden) sind die Quecksilbergeschichte von Visp und die Probleme im Zusammenhang von neuartigen Pflanzenschutzmitteln (Neonicotinoide) und dem Bienensterben.

Wenn die Hersteller gleich auch noch sich selber kontrollieren und beaufsichtigen, da sie ja am meisten von der Sache verstehen, wie z.B. bei allem im Zusammenhang mit radioaktiven Abfällen, wird es ganz finster.

Bei manchen Nanopartikeln ist dergleichen leider auch zu befürchten.

Was mit all unseren Elektronikgeräten passiert, die eine Gebrauchszeit von wenigen Jahren haben und dann durch bessere ersetzt werden, will so genau auch lieber keiner wissen.

 
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Reaktionen: habaUgeot und Fred
Wir haben seit heute drei Luftmessgeräte im Haus, um vorsorglich die Raumluft zu messen. Zwar sind in unserem Haus keine Asbestarbeiten getätigt worden, wir sind aber beunruhigt, da wir eine Baustelle haben, in der wir Fliesenplatten entfernt hatten. Die Arbeitskleider werden in der Regel vor dem Zutritt ins Haus gewechselt, aber wegen unserer Kinder machen wir diese nicht ganz günsige Messung.

Ansonsten ist wirklich sehr bedenklich, dass so viele Handwerker dies mit dem Asbest nicht wissen oder bewusst ausblenden. Für mich ist das wie gesagt fahrlässig. 

 

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