Auflösung Bauvertrag durch Architekten zulässig? (gemäss Gauch, Der Werkvertrag)

christof01

Mitglied
23. Aug. 2009
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Unser Architekt (wir hatten 2, der aus Seltisberg ist gemeint) hat nach einer langen Fehlerbehebungsphase im Januar 2012 das Handtuch geworfen und den Vertrag einseitig aufgelöst. Wir haben dann einen Anwalt gesucht (auch da wir gleichzeitig von unserem Gipser per Anwalt das Messer an den Hals gesetzt bekommen haben) und ihm einen Brief geschrieben, dass er das Bauprojekt zu Unzeit (während Fehlerbehebung) verlassen hat und für die Folgen aufzukommen hat.

Nach langer Wartezeit ist nun von seiner Rechtschutzversicherung folgende Antwort gekommen:

"Vorgängig sei festgehalten, dass eine Vertragsauflösung durch den Unternehmer aus wichtigen Gründen zulässig ist. Im konkreten Fall hat in der Tat ihre Mandantschaft den "wichtigen" Auflösungsgrund der X&Y AG zu verantworten. Diesbezüglich sei auf Gauch "Der Werkauftrag", 5. Auflage 2011, Randnummer 598 und 599 verwiesen. Dies hat zur Folge dass meine Mandantschaft keine Bauabrechnung mehr beizubringen hat, ebenso wenig hat sie für die "Aufteilung der Kosten für die Garagen" (Anmerkung: ein Parallelprojekt für 4 Garagen mit anderem Bauherrn unter unserem Garten) zu sorgen und etwelche "offenen Punkte" zu klären."

Was die wirklichen Gründe sind, ist für uns absolut unklar.

Kennt jemand diese Regelung?

Gleichzeitig hat dieser Architekt bekräftigt, Anspruch auf 100% des Salärs zu haben und verlangt noch 3'000 Fränkli für Kopien zwischen Januar und April 2011. Bezahlt haben wir bereits 3'600.... Kein Kommentar.

 
Hallo Chirstof

Nun, ich kenne weder die Gründe noch diesen Verweis in deinem Vertrag, den du Regelung nennst. Aber du hast ja jetzt ein Anwalt. Vertraue ihm, und lass dir deine weiteren möglichen und Sinn machenden Schritten erklären. Falls deine Aussicht aussichtslos wäre, würde er dir das Mitteilen.

Natürlich ist es für uns spannend, wenn wir das weitere Vorgehen in dieser Sache hier mitverfolgen und davon lehren können. Aber wohl nur ein Jurist, der sich in deinen Fall eingelesen hat, kann dir schliessend wirklich helfen!

liebs Grüessli, jomazi

 
Ich habe halt nur Mühe, wenn ich ohne Anwalt (und damit $$$) nicht mit meinem Architekten kommunizieren kann...

Und meine Annahme ist, wenn ich als Einziger mit diesem Artikel konfrontiert würde, wäre es wohl eine eher komisches Konstrukt.

 
Komisch oder nicht, du hast es unterschrieben. Ein Bundesgesetz wird auch mit diesem Artikel in diesem Vertrag kaum verletzt.

Sobald von einer Seite einen Anwalt beigezogen wurde, und die andere Partei mitzieht muss sich diese Frage (wegen Mühe oder so) nie mehr gestellt werden, sich auch nicht mehr über die anfallenden Kosten ärgern. Es gab Gründe, wieso ihr beide diesen Schritt gegangen sind. Ein zurück wäre natürlich der Idealfall. Aber leider oft eine Utopie.

liebs Grüessli, jomazi

 
Ich bin jetzt mal ganz böse, weil die Geschichte aus Sicht der anderen Partei fehlt: Es braucht zum Streiten immer zwei /emoticons/default_rolleyes.gif

 
Da hast Du sicher recht. Aber es gibt unbestreitbare Fakten (ohne auf die Fehler einzugehen):

2010 Mai: Beginn Aushub

2011 Mai: Einzug (sprich: no Stress, wir haben nie auf einen Termin gedrängt)

ab 2011Juni: Bearbeitung der Pendenzen

2011 November: Langsam Ungeduldigwerdsitzung

2011 Dezember: Klartextsitzung (sprich was wurde uns bis jetzt vom Architekten versprochen)

2012 Januar: Goodbye Schreiben vom Architekten

2012 April: Hallo vom Anwalt des Architekten

Oder auch in anderen Worten (persönliche Sicht):

In 8 Monaten (Mai - Dezember) ca. 4'000 für Plankopien verlangt (mit Belegen)

Danach im Streitfall von Januar 2012 nochmals 3'000 für Kopien von Januar bis April 2011..... beleglos verlangt ...

Wir hatten Fixpreis aufgrund geplanter Bausumme abgemacht, der Architekt hat in eigener Verantwortung zugesichert, die 4 Garagen unter unserem Grundstück für einen anderen Bauherrn gratis nebenbei zu machen. Wenn ihm am Schluss die Rechnung nicht aufgeht ist das nicht mein Probem, das muss er vorher rechnen. Er ist der Fachmann, nicht ich.

Und man kann nicht von Mai bis Dezember auf der Scheisse sitzen ("mach dir keine Sorgen") und sich dann "französisch verabschieden".

Oder in Bildern: Ich muss 100% Lohn für diese Hinterlassenschaft bezahlen (nur ein Ausschnitt):

Das_Loch.jpg

Von innen sieht es gleich beschissen aus (sprich 50 cm Loch mit 40 cm Rohr ohne Isolation). Seit über 12 Monaten gemeldet und ohne jegliche Reaktion.

Hab das Loch dann mit Zeitungspapier ausgestopft damit weder Mäuse noch Kälte reinkommen.

Ein Workaround vom Architekten hätte mich gefreut, aber nie was gehört. Kein Wort. Kein Zeichen.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ja, das sieht nicht wirklich gut aus. Abgesehen vom Rohr oder dessen Einführungsöffnung ergeben sich im Umfeld gleich weitere Problemzonen, bzw. stellen sich anschliessende Fragen.

Die Vorschreiber haben vermutlich nur diesen, und nicht Deinen anderen Thread gelesen, sonst wären die Fragen/Antworten ggf. anderst ausgefallen. Das kommt in einem Forum natürlich öfters vor, wenn man nicht täglich das Geschehen verfolgt.

 
Danke. Tja, es ist auch schwierig (oder unmöglich) immer objektiv zu bleiben, da hat Pusche schon recht.

Ich hoffe ich seh dich am Donnerstag. Schau mal vorbei bei eurem Stand /emoticons/default_cool.png in Wettingen.

 
ne...das wird mit Donnerstag nix... da laufe ich noch zu Fuss durch DE.. meine Werkstatt wird frühestens am Donnerstag Abend (so Gott will...hoffenlich will er) mit dem Auto fertig.

Versuche aber am/ab Samstag dort zu sein.

 
Die Vorschreiber haben vermutlich nur diesen, und nicht Deinen anderen Thread gelesen, sonst wären die Fragen/Antworten ggf. anderst ausgefallen. Das kommt in einem Forum natürlich öfters vor, wenn man nicht täglich das Geschehen verfolgt.
aha. /emoticons/default_sad.png

 
Die Vorschreiber haben vermutlich nur diesen, und nicht Deinen anderen Thread gelesen, sonst wären die Fragen/Antworten ggf. anderst ausgefallen. Das kommt in einem Forum natürlich öfters vor, wenn man nicht täglich das Geschehen verfolgt.
Doch, meine Antworten betreffen aber einfach diesen Thread! Dies losgelöst von emotionen und somit einfach die Tatsache, dass eine vertragliche Bindung eingegangen wurde, diese dann einseitig, aber dennoch konform aufgelöst, von der Gegenpartei auf dem juristischen Weg mitgezogen wurde, aber dann doch Unmut/Ärger über den Verlauf der Dinge aufkommt, was ja verständlich, aber unnötig ist...

Mein Mitgefühl ist ganz auf der Seite von Christof. Da bin ich aber befangen, die spezies Architekt senden und empfangen einfach oft nicht auf der gleichen Wellenlänge wie "normalsterbliche"... ...Zum Glück weiss ich mich aber immer auf der gleichen Augenhöhe durchzusetzen... /emoticons/default_rolleyes.gif

liebs Grüessli, jomazi

 
Dieses SMS haben wir im November bekommen nachdem wir nach fast 9 Monaten Wartezeit Druck gemacht hatten wegen der Fassade:

sms.jpg

Hm.. Der erwähnte Herr H. hat das NIE so zugesagt, bloss "eine Kostenrechnung gemacht und wollte das NIE umsetzen" da das Flicken fremder Fehler weder angenehm noch einträglich ist - was ich volll und ganz verstehe.

Und die Fassade schaut auch im April auf einer Länge von ca. 20 Metern immer noch so aus:

Fassade.jpg

Dieses SMS erhielten wir, nachdem wir reklamiert hatten, dass zu wenig läuft:

SMS2.jpg

Danach stellten wir uns vor: Speedy Gonzalez in Seltisberg setzt alle Hebel in Bewegung.

Hm.. Im Januar gab es dann eine Sitzung, wo wir reklamiert hatten, dass seit letzter Sitzung vom Anfangs Dezember nix lief - was er an der Sitzung im Januar entrüstet bestritt. Nach ein paar Wochen angekündigter Bedenkzeit gab es folgende Mail:



"Datum: 2. Februar 2012 11:29:02 MEZ

Ich beende hiermit meine Zusammenarbeit mit Euch, da ich den Bauleitungsauftrag als erledigt anschaue.

Ich bin mir bewusst, dass Ihr das anders seht, muss aber dabei klarstellen, dass eine weitere Zusammenarbeit für mich aufgrund diverser Umstände nicht mehr möglich ist.

Ich habe Euch mehrfach vorgeschlagen, dass ihr einen neutralen Experten beizieht , der die „festgefahrene“ Situation schlichtet. Leider habt ihr auch diesen Vorschlag bis heute abgelehnt respektive niemanden vorgeschlagen. Ich habe euch mehrfach gebeten, mir drei Experten vorzuschlagen. Leider habe ich nie einen Vorschlag erhalten.

Ich habe mehrfach versucht, ein Ende der Differenzen zu erreichen, muss aber jetzt klar feststellen, dass ihr mich einfach für Fehler, die bei der Zusammenarbeit der FA xxx und euch entstanden sind, verantwortlich macht. Das ist nicht korrekt. Ich bitte euch, die Problematik Garageneinfahrt, Umgebung, Fassade, Brüstungsdetail und Ertüchtigung der Schlossmauer sowie die Differenzen betr. Kanalisationsanschluss mit der FA xxx direkt zu regeln.

Ich mache euch darauf aufmerksam, dass ich noch nicht im Besitz des gesamten Architekturhonorars bin, ebenso fehlt mir noch Geld für Kopien sowie Honorarforderungen für die Fehler der Ertüchtigung der Schlossmauer sowie der Kanalisation. Dieses Geld werde ich von euch einfordern.

Der letzte aktuelle Kostenstand werden wir über das Wochenende überarbeiten und euch elektronisch zustellen."

Hm.. Mein Vorschlag mit dem "neutralen Experten" kam, nachdem sein Beitrag zur Abnahme der Gipserarbeiten folgendes war:

"Sag mal, was nicht ok ist." Klar, ich kenn ja die SIA Normen, und habe ein Auge dafür. Wasserwage dabei? Fehlanzeige.

Unzählige Mängel haben Kollegen von uns entdeckt, da wir Laien sind.

Hm.. Ich muss einen "neutralen Experten" beiziehen, wenn ich nach 9 Monaten ein wenig ungeduldig werde?

Nicht weil noch nicht alle Pendenzen gelöst waren, sondern weil sich nichts mehr bewegt hat.

Hm... Wen sonst ausser sich selbst und den Fassadenbauer er da für die Fassadenfehler verantworlich machen will ist mir schleierhaft... "Mach dir keine Sorgen, ich regle das schon" hiess es vorher während 9 Monaten, natürlich hatten wir darum den Handwerker nicht korrekt abgemahn und standen dann auf Feld 1.

Hm... Anfangs April mit der Kanalisation anfangen, wenn wir Umzugs Termin Ende April haben?

Gewagt. Shit happens. Shit happened. Shit. Und Shit ist manchmal teuer wenn man keine Zeit und Alternativen hat.

Hm... Die Bank hat Zahlungen blockiert, weil er kein aktualisiertes Budget geliefert hat (nur ist Zustand nach den letzten Aufträgen).

Hm... Es ist ein schlechtes Gefühl, wenn man keine Ahnung hat, welche Aufträge er noch ohne uns vergeben hat.

Hm... Nicht wissen, welche Rechnungen noch offen sind - da scheinbar keine Schlussabrechnung nötig sei - auch.

Hm... Regierapporte im Umfang von ca. 60'000 Franken ohne Unterschrift. Und wir sollen das - so wie er - gut finden?

Hm... Zusagen, die dann plötzlich zu einer Sage werden... Auch wenn es von ihm schriftlich protokolliert wurde.

Hm... Auftrag erledigt? Bei den unbeantworteten und ungelösten Pendenzen sowie riesigen finanziellen Unklarheiten?

Hm... Total 7'000 Franken für Kopien "nur für die Bauleitung" von einem Haus?

Hm... Eine Garageneinfahrt, die kein Problem ist als einer der Kündigungsgründe aufführen?

Entweder sind es Pendenzen die man annimmt und löst oder nicht. Man kann nicht davonlaufen und alles hinwerfen, wenn die Probleme nach 9 Monaten hinhalten grösser sind als man geglaubt hat oder sich nicht in Luft aufgelöst haben.

Recht? Gerecht? Der "Hm... Faktor" ist einfach zu hoch. Und die Liste ist schwer unvollständig.

Auf jeden Fall berechtigt diese Arbeit nicht die geforderten 100% Lohn (Fixpreis abgemacht), da die Leistung ohne Mängelbeseitigung,

Bauabnahme, Kostenabrechnung, ...) nicht 100% entspricht.

Drum frag ich mich, was für eine Regelung er da anwendet...

Oder darf man einen Vertrag bei 100% Lohn auflösen, nur weil ein Kunde nach 50% Lieferverspätung auf die Nennung eines Termins pocht und ihm seine schriftlich (Protokoll) und mündlich geäusserten Versprechen zusammenfasst?

Recht? Gerecht?

Hammmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm kann man da nur sagen.

Die Mongolen haben es da einfacher mit dem Zelt als Bleibe.

 
Hallo Christof,

Er kann den Vertrag wohl künden, dies enthebt ihn aber nicht von der Verantwortung einer getätigten Leistung. Der Vorschlag, einen neutralen Gutachter beiziehen war eine gute Idee... Bei Problemen hat ja selten eine Berufsgattung die allleinschuld. Der Architekt, der ja auch die Bauaufsicht inne hatte trägt aber fast immer eine Mitschuld, den er hat den Bau ja auch zu überwachen, Mängel vorzeitig zu erkennen.

Ich könnte dir einen sehr guten Gutachter vorschlagen, der auch das Feingefühl hat eine verfahrene Situation aufzulösen. Das Ziel sollte/könnte dann sein, dass der Gutachter mit Hilfe des sanften Druckes eines Anwaltes alle beteiligten mit ihren Versicherungen an ein Tisch bringt, diese sein Mandat als neutral erachten und er den Schaden dann bennenen und ein Gutachten vorlegen kann. Auch würde er ein Schadenschlüssel erstellen, bei dem jedem seine Schuld/Mitschuld in Rechnung gestellt würde. Am Schluss sollten dann im Idealfall lediglich deine Anwaltskosten bei dir hängen bleiben...

Bei interesse einfach eine PN an mich...

liebs Grüessli, jomazi

 

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