Hallo Jojo
Deine Zeilen machten mich zutiefst traurig - und liess die ganze alte Geschichte wieder hochkommen... Ich fühle ganz stark mit dir bzw. mit euch!
Uns ist das genauso passiert - vor acht Jahren! Und ich bin heute noch traurig, wenn ich daran denke, aber das ist gut so.
Mir hat ein Priester etwas sehr Trostreiches gesagt, was mir bis heute hilft - vielleicht klingt es in anderen Ohren etwas kindisch oder naiv, aber Hauptsache, es hat mir geholfen...
Er meinte, das ist unser erstes Kind. Es hat sich frühzeitig verabschiedet, ohne dass wir es näher kennen lernen durften. Trotzdem war es eine Weile bei uns, wir haben uns zu dritt aufeinander gefreut. Nun ist es im Himmel - für uns war klar, dass es ein Junge ist und deshalb nennen wir ihn Simon. Unser Simon wartet nun also oben im Himmel und wacht über uns und seine beiden jüngeren Schwestern.
Wir haben auch den Mädchen von ihm erzählt - sie finden die Geschichte faszinierend und freuen sich über ihren Bruder im Himmel (der jetzt auch auf die verstorbenen Meerschweinchen aufpasst).
Irgendwie gibt diese Sichtweise mir Trost, dadurch ist auch nicht alles so ohne Sinn... und von Leuten, die schon Familienaufstellungen (irgendsoeine Therapieform) gemacht haben, habe ich eben schon gehört, dass sie die Präsenz irgendwelcher verstorbener Geschwister spüren, auch wenn die Eltern ihnen das verschwiegen haben (deshalb haben wir mit den Kindern so offen darüber geredet).
Und jedes Jahr am 11. Mai (dem theoretisch errechneten Geburtstermin von Simon) überkommt mich wieder die Trauer.
Eins noch: Wir hatten Glück - trotz einer Schädigung der Gebärmutter bei der Ausschabung (keine Angst, das gibt's nur äusserst selten) liess die nächste Schwangerschaft nicht lange auf sich warten... Natürlich lebte ich (meine Frau fast ein bisschen weniger) in zehnmonatiger Angst, dass wieder etwas passieren könnte - und umso klarer wurde mir das Wunder, als wir ein gesundes Baby in Händen hielten!
Nach dieser Geburt meinte die Ärztin, dass die Gebärmutter nun arg geschädigt sei und wir mit erhöhtem Risiko von Fehlgeburten rechnen müssten - das war der Grund, warum ich fast drei Jahre dem Drängen meiner Frau nicht nachgab, weil ich eben diese eine Geschichte mit Simon nicht noch einmal erleben wollte. Heute muss ich sagen: wer nicht wagt, der nicht gewinnt - und ich bin glücklich, dass wir's noch einmal riskierten und noch einen Hauptgewinn kriegten!
Angeblich ist ja die Rate der Fehlgeburten imens hoch - war sie schon immer - nur stellt man in der heutigen Zeit die Schwangerschaften früher fest. Ich kann dir keine Zahlen nennen, aber es hat mich damals beeindruckt, als ich davon erfuhr. Sozusagen passiert das - oft unbemerkt und in eurem Fall nun leider etwas später und deshalb sehr schmerzlich - fast jeder Frau einmal. Das sage ich jetzt nur, damit ihr nicht meint, etwas stimme bei euch nicht (biologisch)...
Falls ihr gläubig seid, hilft ganz einfach, wenn ihr eure Sorgen im Gebet an den lieben Gott richtet. Und ihn bittet, auf euer Kleines im Himmel aufzupassen, bis ihr nachkommt... und dass er ihm noch ein paar Geschwister schenkt.
So, jetzt hab ich viel länger geschrieben, als ich wollte. Du siehst, das Thema wühlt mich auch nach acht Jahren noch auf.
Ich wünsche euch viel Kraft - und Mut für die Zukunft! Und lasst die Trauer zu - sie tut euch gut, redet miteinander darüber...
Herzliche Grüsse
Daniel