Ausgeträumt

Jojo1545221715

Neuer Benutzer
13. Sep. 2007
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Hallo zusammen

Bis vor ein paar Tagen gingen wir noch davon aus, im April zum ersten Mal Eltern zu werden. Nun, in der 12. SS Woche, ists leider ausgeträumt. Die anschliessende OP meiner Frau ging soweit gut und grundsätzlich schauen wir nun nach wieder nach vorn.

Das ganze ist halt einfach unendlich traurig. Meine Frau scheints recht gut verkraftet zu haben, nach dem ersten Schock und der Angst vor der Ausschabung, ist sie wieder recht gut beisammen. Bei mir ists mal so mal so. Je mehr ich arbeite, desto besser, da ich nicht darüber nachdenke. Sobald ich dann aber mal wieder einer Frau mit Kinderwagen begegne, sind meine Tränen wieder zuvorderst.

Gibts Leute, die sowas schon durchmachen mussten und kennt ihr ein paar "think-positive-tricks"?

 
Hallo Jojo

Deine Zeilen machten mich zutiefst traurig - und liess die ganze alte Geschichte wieder hochkommen... Ich fühle ganz stark mit dir bzw. mit euch!

Uns ist das genauso passiert - vor acht Jahren! Und ich bin heute noch traurig, wenn ich daran denke, aber das ist gut so.

Mir hat ein Priester etwas sehr Trostreiches gesagt, was mir bis heute hilft - vielleicht klingt es in anderen Ohren etwas kindisch oder naiv, aber Hauptsache, es hat mir geholfen...

Er meinte, das ist unser erstes Kind. Es hat sich frühzeitig verabschiedet, ohne dass wir es näher kennen lernen durften. Trotzdem war es eine Weile bei uns, wir haben uns zu dritt aufeinander gefreut. Nun ist es im Himmel - für uns war klar, dass es ein Junge ist und deshalb nennen wir ihn Simon. Unser Simon wartet nun also oben im Himmel und wacht über uns und seine beiden jüngeren Schwestern.

Wir haben auch den Mädchen von ihm erzählt - sie finden die Geschichte faszinierend und freuen sich über ihren Bruder im Himmel (der jetzt auch auf die verstorbenen Meerschweinchen aufpasst).

Irgendwie gibt diese Sichtweise mir Trost, dadurch ist auch nicht alles so ohne Sinn... und von Leuten, die schon Familienaufstellungen (irgendsoeine Therapieform) gemacht haben, habe ich eben schon gehört, dass sie die Präsenz irgendwelcher verstorbener Geschwister spüren, auch wenn die Eltern ihnen das verschwiegen haben (deshalb haben wir mit den Kindern so offen darüber geredet).

Und jedes Jahr am 11. Mai (dem theoretisch errechneten Geburtstermin von Simon) überkommt mich wieder die Trauer.

Eins noch: Wir hatten Glück - trotz einer Schädigung der Gebärmutter bei der Ausschabung (keine Angst, das gibt's nur äusserst selten) liess die nächste Schwangerschaft nicht lange auf sich warten... Natürlich lebte ich (meine Frau fast ein bisschen weniger) in zehnmonatiger Angst, dass wieder etwas passieren könnte - und umso klarer wurde mir das Wunder, als wir ein gesundes Baby in Händen hielten!

Nach dieser Geburt meinte die Ärztin, dass die Gebärmutter nun arg geschädigt sei und wir mit erhöhtem Risiko von Fehlgeburten rechnen müssten - das war der Grund, warum ich fast drei Jahre dem Drängen meiner Frau nicht nachgab, weil ich eben diese eine Geschichte mit Simon nicht noch einmal erleben wollte. Heute muss ich sagen: wer nicht wagt, der nicht gewinnt - und ich bin glücklich, dass wir's noch einmal riskierten und noch einen Hauptgewinn kriegten!

Angeblich ist ja die Rate der Fehlgeburten imens hoch - war sie schon immer - nur stellt man in der heutigen Zeit die Schwangerschaften früher fest. Ich kann dir keine Zahlen nennen, aber es hat mich damals beeindruckt, als ich davon erfuhr. Sozusagen passiert das - oft unbemerkt und in eurem Fall nun leider etwas später und deshalb sehr schmerzlich - fast jeder Frau einmal. Das sage ich jetzt nur, damit ihr nicht meint, etwas stimme bei euch nicht (biologisch)...

Falls ihr gläubig seid, hilft ganz einfach, wenn ihr eure Sorgen im Gebet an den lieben Gott richtet. Und ihn bittet, auf euer Kleines im Himmel aufzupassen, bis ihr nachkommt... und dass er ihm noch ein paar Geschwister schenkt.

So, jetzt hab ich viel länger geschrieben, als ich wollte. Du siehst, das Thema wühlt mich auch nach acht Jahren noch auf.

Ich wünsche euch viel Kraft - und Mut für die Zukunft! Und lasst die Trauer zu - sie tut euch gut, redet miteinander darüber...

Herzliche Grüsse

Daniel

 
Hallo Dachs

Hmm, irgendwie hilfts mir schon, wenn andere, die sowas auch schon erlebt haben, darüber erzählen. Ist zwar egoistisch, aber es zeigt halt, dass man nicht ganz alleine auf der Welt ist. Du sagst völlig richtig, dass das fast allen Frauen geschieht, trotzdem ist das Thema in unserer Gesellschaft ein ziemliches Tabu - ich persönlich kenne niemanden, die das schon einmal erlebt haben, eigentlich schlimm.

Wir haben unseren Nachwuchs nicht personifiziert, irgendwie haben wir es beide geschafft, das sehr kühl und nüchtern zu betrachten. Das macht es für den Moment zumindest einfacher denke ich. Aber so trauert eben jeder anders, das soll auch so sein. Ich denke auch, dass es besonders wichtig ist, miteinander zu sprechen. Vielleicht schaffen wir es so auch, dass nicht einer von beiden auf einmal in ein noch tieferes Loch fällt, weil er sich alleine gefühlt hat.

Hattet ihr Schuldgefühle? Oder konntet ihr es als natürliche Reaktion betrachten? Manchmal kommt das bei mir etwas hoch, aber ich schaffs bislang, solche Anzeichen im Keime zu ersticken.

 
Nein, Schuldgefühle hatten wir keine... und ich bitte euch, diese gar nicht aufkeimen zu lassen.

Ihr könnt auf keinen Fall etwas dafür. Rein biologisch gesehen war das Kind nicht lebensfähig. Und in der Natur gilt halt, dass nur die Starken überleben... das hat mit dir oder deiner Frau überhaupt nichts zu tun.

Ich drücke euch ganz fest die Daumen, dass es bald wieder klappt!

Wie lange müsst ihr laut Arzt warten? Ich muss gestehen, dass wir die Pause nicht eingehalten haben und meine Frau zwei Monate später schon wieder schwanger war.

 
echt? wow, das wär schön! Nun, wir müssten zwei Perioden abwarten, da meine Frau aber seeeehr unregelmässige Zyklen hat, befürchte ich, dass das ewig dauern würde ...

Hab schon von anderen gehört (swissmom), dass viele sehr schnell wieder schwanger wurden, könnte mir vorstellen, dass wir dann rasch ungeduldig oder gar frustriert sind, wenns nicht so rasch klappt. Völlig blöd, ist mir auch klar, aber so ticken wir wohl beide ...

Danke für deine Anteilnahme, das tut mir echt gut.

 
aber gerne - das finde ich das Schöne an diesem Forum. Dass man füreinander da sein kann... ist ja nicht immer ganz einfach, das Leben als Vater...

Zum anderen Thema betr dem Zeitmanagement mit der Frau würde ich gerne auch noch mehr sagen - aber heute abend bin ich zu müde dazu.

Bis bald

 

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