Bäume, juristisch

Susann

Moderator
02. Apr. 2008
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Das Problem von Johanna erinnert mich an meine Geschichte mit den Nachbarbäumen - ich ergreife deshalb die Gelegenheit für ein Plädoyer:

Bäume in der Aussicht sind eine recht häufige Ursache für Nachbarschaftsstreit. Bäume sollen aber Freude machen und nicht Ärger, deshalb sollte man nicht ohne Weitblick einfach Bäume pflanzen ;)  

Ich war sauer, als unser Nachbar entlang der Strasse eine ganze Reihe schon relativ grosser Hainbuchen und dabei zwei der Bäume direkt in unsere Aussicht Richtung See pflanzte, ohne Absprache und im Wissen, dass die Kantonsstrasse dazwischen ihn vor juristischen Massnahmen schützen würde.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Der Nachbar hat Glück, ich würde keinem Baum zu Leibe rücken, weil ich Bäume mag - der Baum kann ja nichts dafür, sondern der Besitzer :)

Ein Ärgernis war es aber trotzdem, zumal wir auch im Alltag die Bäume nicht übersehen konnten. Der Blick aus dem Wohnzimmer ein Jahr nach der Pflanzung lässt den Verdacht aufkommen, dass uns der Nachbar nicht mag und uns beim Essen immer "den Mittelfinger" zeigt :D  

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Weil sie nun mal da waren und blieben, die ganze Baumreihe ausserdem auch durchaus hübsch anzusehen war, suchten wir das Gespräch, wie man unsere Aussicht im Rahmen halten kann. Ich kenne die Hainbuchen und weiss, wie sie sich entwickeln, wenn sie nicht beschnitten werden - in einigen Jahren wäre unsere Aussicht dicht gewesen... Hier ein Beispiel einer auswachsenden Hainbuche:

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Wir haben erreicht, dass die Bäume regelmässig geschnitten werden, aber es brauchte einiges an Nachdruck unsererseits und sogar Mediation, bis eine Einigung erzielt werden konnte. Schlussendlich kam uns der Kanton zu Hilfe, mit dem Hinweis darauf, dass die Bäume zu nahe an der Strasse stehen und gefällt werden müssten. Sowieso hätte der Nachbar ein Baugesuch einreichen bzw. eine Baubewilligung erhalten müssen, die Hainbuchen dienen nämlich der Beschattung eines neuen Parkplatzes... 

Die Gespräche führten dann zu der Lösung, dass die Bäume bleiben dürfen, aber mit Schnitt im Zaum gehalten werden. Nach fünf Jahren sind die Bäume zwar dichter geworden, aber nicht viel grösser. Leider hat nun auch der zweite Nachbar noch einen Prunus dazwischen gepflanzt, irgendwann werden wir den See vom Esstisch aus nicht mehr sehen.

Nun ja, wir haben alles umfangreich und kostspielig abklären lassen, wir haben kaum Chancen und wollen uns deswegen auch nicht weiter aufregen. Also üben wir uns in Gelassenheit und schauen gegen Süden auf den Schwimmteich - wir jammern auf hohem Niveau  :D  

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Zur rechtlichen Lage:

Es gibt zwar Bundesgerichtsentscheide, wonach Pflanzen in einer besonders schönen Aussicht als Immission gelten und entfernt werden müssen, auch wenn die Betroffenen nicht direkte Anstösser sind (BGE 12.32009). Aber die Hürde ist hoch, das wissen auch die Baumbesitzer. Diese juristische Ohnmacht kann den Zorn durchaus anstacheln. Wer Bäume nicht mag, schreitet zur Tat. Deshalb wird es immer wieder Bäume geben, die aus "unerfindlichen Gründen" absterben.

Hilfreich gegen solche Vorkommnisse sind m.E. nur zwei Dinge: 

1. Gute Nachbarschaftspflege und Umsicht in der Bepflanzung des Gartens, denn nichts dauert länger und wird intensiver ausgefochten als ein Nachbarschaftsstreit ;)  

2. Klare Regelungen in den kantonalen Flurgesetzen und in der Bauordnung der Gemeinde. So gibt es hier zum Beispiel eine Seegemeinde, welche verordnet, dass bei Bauten auf Grundstücken mit Seesicht die 2. Reihe der 1. nicht die Sicht zupflanzen darf. Auch für Passanten auf Uferwegen muss die Sicht auf den See erhalten bleiben; letzteres kann sich jedoch nicht vollständig durchsetzen bzw. die genannte Gemeinde kämpft immer wieder mit den hohen Hecken auf Grundstücken mit Seeanstoss. Aber das ist wieder ein anderes Kapitel...

 

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Susann, was mache ich mit dem berg und dem wald der mir zur direkten seesicht im wege steht oder gar der nebel.... :roll:

von der ruine toggenburg ca. 2 km von uns, sieht man den see bei klarem wetter..... :rolleyes:

 
Nun, Nana, Andreas, dein Vergleich hinkt aber gewaltig ;)  

Willst du damit sagen, die Ideen unseres Nachbarn seien eine Art Naturgewalt oder gar eine Schöpfung (nach Belieben) - vergleichbar mit der tektonischen Verbschiebung vor zig Millionen Jahren, die dir deinen Hausberg beschert hat?

Das ist m.E. etwas zuviel der Ehre, obwohl der Nachbar ein zwar angesehenes, aber auch gefürchtetes Mitglied der Gemeinde ist :D  

 
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Nee Susann ist viel einfacher, ich wollte ja nur ganz unschuldig nachfragen, lach....

 
Tolles Thema mit verschiedenen Meinungen. Die Einen mögen Bäume in ihrem Garten, die Anderen nicht. Es spricht m.M.n. nichts gegen Bäume im Garten aber trotzdem sind hoch wachsende Bäume ein Unding in einem normalen Garten. Bäume gehören in den Wald oder auf eine Wiese, wo sie niemanden stören. Wo man sich unter sie setzen kann und die Landschaft genießen darf. Gegen einen kleineren Hausbaum habe ich nichts, den habe ich auch in meinem Garten, einen Hartriegel, der, wenn er zu mächtig wird, beschnitten wird.

Wir hatten Jahrzehntelang 3 Riesenbäume als Ansicht in Nachbars Garten. Eine Birke direkt am Hang, die uns Sonne, Licht nahm und Würstchen, Laub und Äste hinterließ, wenn es Winter wurde, Herbst und Frühjahr. Pollen inklusive. Unter unserem Teppich im Wohnzimmer lag jedes Jahr eine gelbe Pollenschicht. Niesanfälle, Dauerschnupfen waren Programm bei uns.

Dieses Jahr im Frühjahr fielen die 3 Schmutzbäume, 2 Schwarzkiefern und die Birke. :) Auf diesen Tag habe ich sooo lang warten müssen, unsere Nachbarin war ja selbst nicht von den Schwarzkiefernadeln betroffen und auch nicht von dem Laub der Birke im Herbst und die unzähligen langen dürren Äste, die überall hingen, vom Dach runter, in den Büschen, auf der Straße etc. Irgendwann beschwerten sich auch noch andere Nachbarn über die Kieferzapfen und den Birkenwürstchen und dann fand die Besitzerin Gehör. ........So schön diese Bäume sind, sie gehören definitiv nicht in einen Hausgarten, sondern in den Wald. Seitdem diese Bäume nicht mehr da sind, vermisst sie niemand. Die Büsche und Sträucher am Hang erholten sich wunderbar und der Hang ist jetzt im Hochsommer dicht. Davor wuchs fast nichts, außer Unkraut und Disteln am Hang. 

Wer seinen Nachbarn nicht leiden kann, pflanzt ihm eine Birke vor die Nase. Unter einer Birke wächst nichts mehr, weil sie das Wasser im Erdreich für sich beansprucht. Ich würde niemals meinen Nachbarn einen Baum vor die Nase setzen, was ich selbst nicht vor der Nase haben will, mute ich auch keinem anderen Menschen zu.

Bilder von der Fällung der Bäume

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also, dass unter einer Birke, ich habe 9, nichts mehr wächst stimmt nicht.

Sorry stimmt in meinem Garten nicht.

wunderbare symbiose mit 3 Birken und rhodos, wildrosen die an der Birke hochwachsen mit Geissblatt und und und...

 
Andreas, deine Lage ist privilegiert, was da von den Bäumen fällt, stört niemand, auch Äste über der Grenze nicht...

Ich glaube, eine Birke als Nachbarbaum würde mich nicht stören - wenn sie nicht gerade in der Aussicht stehen :D  Aber ich bin auch nicht Allergikerin bzw. ich bin es nicht mehr und war auch nicht speziell sensibel auf Birke.

Die passende Baumsorte hängt vom Grundstück ab. In einen grossen Garten passt auch ein grosser Baum. Bei meiner Mutter steht ein Silberahorn, der ist inzwischen riesig, früher gab's auch eine Esche und einen Nussbaum. Fand ich immer sehr schön als Kind. Ich kenne einen sehr schönen alten Garten mit drei riesigen Linden, wunderbar! Die sind auch geschützt. 

Es braucht halt Platz für grosse Bäume, wenn sie nicht nach ihrem Habitus wachsen können, ist das einfach schade. Meine Nachbarin hat eine Buche im Garten, die ist aber inzwischen zu gross geworden, jetzt schneidet sie die Buche klein und rund wie ein Apfelbaum - sieht doof aus :)  

Gar nicht in Frage kommen für mich Nadelhölzer - aber einfach, weil ich die im Garten nicht mag, die gehören für mich definitiv in den Wald. Im Garten eines befreundeten Nadelholz-Fans steht nur Tanniges in jeder Sorte und Grösse, es sieht furchtbar aus :D  Unten drunter wächst nichts mehr und im Haus ist es dunkel wie in einer Gruft. Gar nicht meins :)  

 
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meine grossen bäume stehen nahe an der grundstücksgrenze aber da ist dann ein fussweg und danach wiese.

nach jedem sturm habe ich auch diese kleine birkenzweige aber die sammle ich, gibt anfeuerholz und die dachkännel putze ich vor dem winter und dann im frühjahr wieder oder eben bei regen wenns überläuft oder nicht mehr ablaufen will.

mit dem anfallenden laub hinterfülle ich irgenwelche löcher, aber das meiste bläst eh der wind irgenwo in die gegend.

ich habe ja ein langgestrecktes grundstück da gibts ausser den 3 birken keine waldwirkung.

die grossen bäume da habe ich immer wieder die untersten äste weggeschnitten daher ist der schattenwurf gering, wie man sehen kann wächst viel blumiges und co...

 
Ja, das meine ich mit privilegiert, was der Wind verbläst, stört bei dir keine Nachbarn...

Ich muss allerdings sagen, dass ich mit den direkten Nachbarn auch wenig Probleme bezüglich Pflanzen habe. Wenn etwas stört, dann teilen wir das rechtzeitig mit und machen nicht "die Faust im Sack", bis das Verhältnis nicht mehr zu retten ist und weit über die Bepflanzung hinaus geht. 

Aber meist heben sich die Sünden gegenseitig auf, die einen stört der Kirschlorbeer und die anderen die Rosenblätter in der Einfahrt - da sagen wir einfach nichts, das hält sich die Waage  ;)  

Ein bisschen peinlich war es, als das Grundstück neu vermessen und neue Grenzsteine gesetzt wurden: Jahrelang hatte die Nachbarin auf ca. 130qm unseres Grundstücks Gehölz und Stauden gepflanzt und Obst geerntet :D  

Aber wir wussten es ja auch nicht besser, ich hab immer nett gefragt, ob ich einen Apfel haben kann - vom eigenen Baum ;)  

Dumm war nur, dass die Obstbäume schon sehr alt waren; als sie nun wieder uns gehörten, mussten wir sie fällen, weil sie sonst auf den Liegeplatz der gleichen Nachbarin gefallen wären :eek:  (Das führte dann zu Mauerbau und Hangsanierung). Eigentlich dumm gelaufen  :D  

Tja, Bäume, juristisch...

 
ja, unser grundstück ist schon eine art insel mit nur wenigen metern zur nachbarin, die sich ob den blumen freut die zu ihr rüberwachsen, doch ihr haus steht ca. 150 meter weiter weg.

ist ja alles auf den bilder ersichtlich....

 

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