Baumeister die 3.: Unfähig, Sichtbeton fehlerfrei herzustellen

Matty

Mitglied
28. Dez. 2008
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Hallo zusammen,

bei mir summieren sich so langsam die Probleme mit dem Baumeister. Hier schildere ich das dritte Problem, und zwar mit der Erstellung der Wände und Decken aus Sichtbeton.

Unser EFH wird an einem 25° steilen Südhang gebaut. Die Nord- und Ostfassade soll im EG und OG als Sichtbeton gebaut werden, auch innen (bleibt also "roh"). Die West- und Südfassaden bestehen komplett aus bodentiefen Fenstern, also im Prinzip Glas.

Ausgeschrieben war vom Bauingenieur die Herstellung der Innenwände und Decken als Sichtbeton Typ-4 mit Schalbrettern (N.B.: nicht mit glatter Schalhaut!!). Für die nicht Eingeweihten: Typ-4 ist in CH nichts anderes als eine Definition der zu verwendenden Schalhaut, Abdichtung etc.

Der Arch. hat vorher immer nur genickt, als ich ihn darauf hinwies (zum Glück auch schriftlich), dass der Sichtbeton in sehr hoher Qualität zu erstellen sei und dies beim Baumeister und der Kolonne die notwendige Erfahrung voraussetze. Alles gar kein Problem, habe er im Griff. Von keinem der Anbieter hat er sich allerdings Referenzobjekte zeigen lasen, und ich war so blöd, das nicht einzufordern.

Als die Vergabe getan war, kam der Arch dann zu mir und sagte, es sei an der zeit zu definieren, wie ich den Sichtbeton haben wolle und ich können mir ja ein aar Objekte mit dem Baumeister ein paar Objekte anschauen, die er erstellt hat. Ja, und dann kamm das böse Erwachen. Die doch sehr "rustikale" Handwerkskunst des Baumeisters passt nicht im entferntesten mit meinen Vorstellungen von Sichtbeton in hoher Qualität zusammen.

Zunächst haben wir dann definiert, dass keine Schalbretter (wie ohne Absprache mit mir ausgeschrieben worden war) sondern eine glatte Schalhaut zum Einsatz kommen muss. Und dass der Baumeister eine Referenzfläche erstellen muss. Das hat er dann getan, anhand der Wände des Kellerraumes.

Ja, und nach dem Ausschalen war dann klar, dass er es nicht kann. Anders als Schaltafeln verzeiht eine glatte Schalhaut keine Fehler. Da zeigt sich, wer wirklich betonieren kann. Die Mängelliste war 2 Seiten lang. Es wurde eine andere Schalhaut bestellt und weiter getestet und gebastelt, diesmal aber auf dem Betriebshof des Baumeisters. Jezt haben wir insgesamt 3 Versuchsflächen, und keine ist auch nur ausreichend, um als Referenz dienen zu können für alle weiteren Flächen.

Am liebsten würde ich den Baumeister in die Wüste schicken und einen neuen, kompeten suchen. Frage: geht das, und wenn ja, wie muss ich vorgehen? Oder welche Alternativen seht ihr dazu?

Gruss,

Ingo

 
traurige Story Matty:eek:/emoticons/default_sad.png

aber bitte mach nicht wegen jedem Mangel einen neuen Thread auf, geh auf "Antworten"...bei der Mängelliste braucht das Hausforum bald einen neuen Server!/emoticons/default_wink.png

 
Vielen Dank, jetzt hast du mir wirklich geholfen.
Dir kann man nicht helfen. Der Baumeister erfüllt Deine Ansprüche nicht und die anderen Gewerke werden es auch nicht tun.

Deine Zeilen sprechen für sich. Du bist der Best und erwartest nur top Qualität. Lass mich raten, Dein Rechtsanwalt steht für allfällige Mängel schon in den Startlöchern?

Unteranderem ein Grund, weshalb ich nicht mehr auf dem Bau arbeite.

Wünsche Dir viel Erfolg bei Eurem Projekt.

Gruss Walter

 
Lieber Walter,

nur damit ich dich richtig verstehe: meinst du ich soll die Schlamperei mit dem Baugrubenaushub und mit dem Überstand der Kellerwand als "üblich" und insgesamt für nicht beanstandenswert erachten?

Wenn du das bejahst bin ich froh, dass du nicht mehr auf dem Bau arbeitest. Da bleibt manchem Kunden viel Ärger erspart.

Die Sache mit dem Sichtbeton ist eine heikle. Ich habe mich auf den Arch. verlassen und selbst nicht hinterfragt, dass er evtl. eine völlig andere Definition von Sichtbeton im Kopf hatte als ich. Ursprünglich wollte ich das OG in Holzständerbauweise fertigen lassen. Aus diversen Gründen hat der Arch. mich dann auf Sichtbeton gebracht.

Mein Fehler war es, vor Vergabe an den Baumeister nicht die Besichtigung von Referenzobjekten verlangt zu haben (obwohl, ist das nicht auch die Aufgabe des Arch.?). Dann wäre klar gewesen, dass der Baumeister es nicht kann und er wäre nicht zum Zuge gekommen.

Ich habe zwischenzeitlich Gespräche geführt mit anderen Bauunternehmern, die sich auf Sichtbeton spezialisiert haben. Das muss man können. Und für gute Qualität bin ich auch bereit, mehr zu bezahlen. Ich bin kein Preisdrücker.

Gruss

Ingo

 
Hallo Matty

Also das was man da von Dir liest ist nicht erfreulich. Es ist sicher kein guter Start in das Bauvorhaben. Ich denke wichtig ist, dass der Baumeister zumindest Muster herstellt und nicht am Bau selber Bastelt. Die Frage ist nun, hat er sich denn bei der Mustererstellung weiterentwickelt und die Ergebnisse verbessert? Wenn ja, dann bekommt er es eben mit viel Lehrgeld für Ihn, noch hin.

Bei der Bodenplatte, ist die Frage ob die Statik beeinflusst ist oder nicht. Wenn nicht könnte man mit einfachen Lösungen reparieren.

Ich würde alle Beteiligten an eine Tisch holen und alles Punkt für Punkt durchsprechen. Ein entsprechendes Protokoll dieser Besprechung wird von allen Unterschrieben und ist Grundlage für die weitere Zusammenarbeit.

Wenn dann einer abspringt oder die Punkte welche Besprochen wurden nicht erfüllt kann dann vom Vertrag zurücktreten, bzw. entzogen werden. Dies natürlich ohne Folgekosten für den Auftraggeber.

Gruss Bauprofi

 
Danke für deine Antwort, Bauprofi

Der Baumeister durfte 2 weitere Testwände auf seinem Betriebshof hochziehen. Leider hat er es nicht geschafft, auch nur eine einzige Fläche mit durchgehend (nicht nur stellenweise) passablem Ergebnis zu erstellen. Mal stimmt die Fugenabdichtung, mal die Verdichtung, mal der Trennmittelauftrag nicht. Da wird ziel- und planlos rumprobiert. Das Vorgehen mit der Ausbildung der inneren Schalhautecken ist dafür symptomatisch: die Schnittkanten der beschichteten Pressspanplatten sind nicht glattgearbeitet und bilden sich im Beton natürlich ab, als rauhe 21mm breite Fuge mit Nase. Die Mängelliste ist lang ...

Er könnte natürlich so lange probieren, bis er es schafft. Aber das wird er wohl kaum machen wollen.

Das mit der Kellerwand ist sehr heikel. Die liegt später ca. 4m im Boden (Garage versetzt darüber), man käme nur noch mit extrem hohen Aufwand ran, im Falle einer Undichtigkeit oder Rissbildung. Dort mit SIKADUR etc. zu flicken, wie es jetzt der Bauingenieur vorschlägt, halte ich für sehr riskant.

Gruss,

Ingo

 
Das kann ja wohl nicht angehen, dass der Baumeister auch nach dem x-ten Versuch die Wand nicht vorgabegerecht hinbekommt. Entweder hat er wirklich keine Ahnung, oder die beteiligten reden alle von etwas anderem vom Schalungstyp 4 die rede ist.

Sei so gut und poste ein paar Fotos damit man mal etwas Vorstellung bekommt was dir nicht passt.

Dann klappts auch mit den Antworten.

 
Hier also ein paar Fotos der Sichtbetonflächen, die bisher erstellt wurden.

Fläche 1: Kellerwand.

Da wurde eine 6mm glatte Schalhaut verwendet, die unter der Kunstharzbeschichtung Verwerfungen aufweist, die sich im Beton abzeichnen.

Dann wurde am Sockel mit einer "Betonvorlage" gearbeitet um Kiesnestern vorzubeugen. Das erzeugt dann schöne "teigartige" Falten. Die scharfen Kanten sind allesamt nicht gelungen. Ausserdem wurde mit unterschiedlichen Betonchargen gearbeitet, und die Schlahautfugen wurden nicht gut abgedichtet. An den Innenecken wurde die Schnittkante der Schalhaut, die am Beton anlag, nicht mit Kantenlack berabeitet und nicht richtig abgedichtet.

Fläche 2+3: auf dem Werkhof angefertigt, ohne Armierung (Die Fläche 3 ist vollkommen missraten, auf die gehe ich gar nicht ein)

Eine 21mm Pressspanplatte mit Kunstharzbeschichtung wurde verwendet. Oberfläche ist ok, allerdings wieder keine saubere Ausbildung der Innenecken. Es wurde ein Kantenumleimer mit rauher oberfläche auf die Schnittkante geklebt, die sich im Beton sehr deutlich abzeichnet. Wieder Problem mit der Abdichtung der Schalhautfugen, besonders an den Aussenecken, wo Zementleim austrat.

Insgesamt sind die Ergebnisse extrem unterschiedlich. Wir haben insgesamt 300m2 Sichtbetonfläche an Wänden, und nochmal 300m2 an den Decken. Ich kann nicht riskieren, ein Patchwork an unterschiedlichen Qualitäten zu bekommen. Das sieht dann so verschissen aus, dass ich hinterher Betonspachtel oder Weissputz aufziehen muss.

Der Baumeister will sich auch nicht auf eine Vereinbarung einlassen, welche Qualität er zusichern kann. Im Prinzip will er alles offen lassen.

Fläche1-Vorlage-Streifen.JPG

Flaeche1-Betonchargen.jpg

Flaeche1-Innenecke.jpg

Flaeche1-Fuge.jpg

Fläche2-Innenecke.jpg

Flaeche2-Aussenecke.jpg

 
Hallo Matty,

ich bin gelernter Maurer und arbeite jetzt als Betonproduzent.

Nach meiner Meinung nach bist du viel zu heikel und hast zu grosse Ansprüche an den Beton. Dieser ist immer noch ein Natuprodukt und ein Sichtbeton braucht Erfahrung was die Fotos beweisen das der Handwerker Ahnung hat! Das was du bemängelst sind DETAILS!

Ich in deiner Lage würde auf einen anderen Baustoff ausweichen oder auf Betonelemente ausweichen. Die können in ihrer Herstellung besser auf diese Details achten. Aber für normalen Transportbeton mit Sichtschalung ist das beanstandete föllig legitim und als Unternehmer würde ich in deinem Fall auch nichts festlegen.

Ein Tipp, wenn der Unternehmer noch gewillt ist Versuche zu machen, bestellt von einem qualifiziertem Betonhersteller SVB oder englische Abkürzung SCC.

Wäre auch noch eine Möglichkeit, aber bei diesem Beton sind Vorversuche notwendig!

Wünsche in deinem Sichtbetonbauvorhaben so nur viel Glück.

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Gruss Baulümmel

 

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