Benötigte Unterlagen für Ausschreibung

xpontr

Mitglied
30. Apr. 2012
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Hallo zusammen!

Vielen Dank schon mal vorab für all die guten Tipps, welche ich bereits in diesem Forum gefunden habe...

Wir haben den Zuschlag für ein Grundstück erhalten und wollen nun die Architekturleistung (getrennt von der Bauleitung) ausschreiben. Wir hatten gedacht mindestens 6 Architekten in der Gegend anzuschreiben und um eine unverbindliche Offerte anzufragen.

Meine Frage nun dazu: Könnte mir jemand sagen (vielleicht auch einer der Architekten) welche Unterlagen benötigt werden, damit der potentielle Architekt eine brauchbare Offerte erstellen kann?

 
Der erste Schritt wird die Erarbeitung eines Vorprojketes sein. Hierzu solltest du ein Pflichtenheft erstellen mit den Anforderungen, die du an das Projekt stellst. Wieviele Zimmer brauchst du, wie gross sollen die sein, Was ist das Budget. Spezialtäten gehören auch hinein, Schwimmbad, Weinkeller, Sauna ect....Bestehst du auf hypermoderne Beton-Flachdacharchitektur oder eher klasisch-Landhaus.

Ebenso notiert sollte sein, dass das Vorprojekt bewilligungsfähig sein sollte. ist zwar eigentlich klar, darauf sollte aber hingewiesen werden. Eine schöne Idee die nicht den Reglementen entspricht ist wertlos.

Mit dem Pflichtenheft kann ein potentieller Architekt schon mal abschätzen, wie gross der Aufwand für das Vorpprojekt sein wird. Für diesen ersten Schritt der Vorprojektierung gibt es keine "normbasierte" Auschreibung.

Anhand der Angaben wirst du für diese Vorprojektphase genau eine Summe erhalten. Mit ziemlicher Sicherheit werden hier bei den einzelnen Architektenofferten grosse Unterschiede sichtbar sein.

Mit der Offerte solltest du noch ein paar Referenzen einholen, damit du erahnen kannst, wie der Architekt baut, bzw. was seine bevorzugten Sile sind. Ist nicht ganz unerheblich.

Passt dir ein Preis, passt dir der Stil musst du dich entscheiden. Achtung: gibt der Architekt das Vorprojekt ab und änderst du noch wochenlang die Studie generiert dies Mehraufwände. Also immer vorher klären was weitere Arbeiten und Änderungen bedeuten. Der Auftrag für ein Vorprojekt bedeutet nicht Änderungen bis zum Abwinken zum Nulltarif durchzusetzen.

Ebenso verpflichtet die Auftragserteilung zum Vergüten der Lesitungen. Nur weil dir eventuell das Projekt nicht passt, heisst das nicht, dass es auch nichts kostet. Die ganze Sache ist eindeutig auch eine Frage des Vertrauens.

Es ist eigentlich ein Unding, aber des öftern offeriert dir ein Architekt das Vorprojekt gratis - wenn er die Planung und Ausführung machen darf. Ich empfehle aber diese Verknüpfung im vornherein auszuschliessen. Einerseits kannst du die Ausfühung objektiv und ohne Altlasten separat ausschreiben, andererseits hat ein Vorprojekt (wenn es denn auch die Anforderungen des Pflichtenhefts erfüllt) eindeutig einen Wert der vergütet werden darf.

Die restlichen Leistungsteile (Bauprojekt, Ausführungsplanung, Bauleitung) kann man sehr vergleichbar ausschreiben. Hierzu gibt es akzeptierte Standarts.

Das Trennen von Vorprojekt und den restlichen Leistungen hat in meinen Augen nur Vorteile. Es gibt zuhauf spezailisierte Architekten und Bauleiter, die ihre Stärke in der Ausführung haben, aber Design-mässig eher schwach sind.

Mit Gruss

Vetruv

 
hat ein Vorprojekt (wenn es denn auch die Anforderungen des Pflichtenhefts erfüllt) eindeutig einen Wert der vergütet werden darf.
Hallo xpontr

Vetruv hat Deine Frage ja bereits perfekt beantwortet... zum dem Auszug möchte ich allerdings noch etwas hinzufügen (auch wenn er es letztlich bereits so gemeint hätte)... wenn das Ergebnis völlig daneben liegt, dann würde ich diese Leistung natürlich auch nicht bezahlen. Auch das sollte man dann bereits zur Anfrage ausführen. Wenn der angeschriebene Architekt nicht Deinen Wünschen folgen möchte, weil es gerade überhaupt nicht in seinen bevorzugten Stil passt (es gibt ja einige, die ausschliesslich ihren eigenen Stil/Geschmack durchsetzen wollen), dann hat er gegen Deine Vorgaben gehandelt. Zudem wäre dies dann am Ende auch nicht wirklich eine gute Verbindung und brächte in der Planungs- und Ausführungsphase mehrt Frust und Stress als Vorfreude aufs zügeln....

Zudem würde ich noch anraten, klare Vorgaben über das Objekt zu machen..... also Standard....Holzbau...Beton-Backstein (Achtung bei Sichtbetonwünschen...da weichen viele Wünsche sehr weit von der tatsächlichen Ausführung ab).... MINERGIE...oder gar P....eco....

Um die persönlichen Wünsche / Vorstellungen ggf. klarer vorgeben zu können, ist es auch dienlich ggf. Bilder von solchen Objekten oder Details mitzuliefern.

Daraus ist dann auch direkt erkennbar, in welcher Richtung ihr als Bauherren denkt und euch das Traumhaus vorstellt. Wenn der angeschriebene Architekt dann diese "Richtung" nicht möchte, wird er wohl auch direkt absagen....was dann am Ende eine gute Entscheidung darstellen würde. Ihr hättet ansonsten wohl wenig Freude bei der eigentlichen Umsetzung.

Grundsätzlich ist es, nun unabhängig vom Vorprojekt ratsam, sich als angehender Bauherr frühzeitig Gedanken über das Projekt zu machen. Wenn man dies erfolgreich umgesetzt hat, kann man auf evtl. Fragen/Rückfragen auch schnell und leicht die richtige Antwort geben. Hilfreich dazu ist immer ein "Raumbuch"... in dem man sich die einzelnen Räume mit der gewünschten Ausstattung vermerkt. Dazu kann man vorab (später müsste man dies ja eh machen) schon bei Unternehmen....Sanitär...Parkett...Fliesen...u.s.w. umschauen und Vorentscheidungen treffen..

Wer dies nicht macht, hat dann später bei der Kostenaufstellung ggf. seine Problemchen......wenn alles nur geschätzt ist... nach Standard, wie immer der aussähe... und erst später die korrekten Bemusterungen erfolgen und echte Kosten zum Vorschein kämen.

 
Hallo Vetruv, hallo Pfälzer

Vielen Dank für eure detaillierten Antworten!

Ich habe nun die Unterlagen zur Vorprojekt-Offertanfrage zusammengestellt und eure Ratschläge natürlich berücksichtigt.

Das Paket besteht aus den folgenden Teilen:

Deckblatt

Objekt, Bauherren, Leistungsumfang des Vorprojekts, Inhalt der abzugebenden Offerte

Ausgangslage und Ablauf (Seite 1)

Ausgangslage, geplantes Vorgehen, Details zum Grundstück, Budget und Zeitlicher Ablauf

Pflichtenheft (Seite 2)

Allgemeine Beschreibung des Baus (Bauweise, Stil, Heizung, etc.), detaillierte Beschreibung der drei Stockwerke mit indikativen Angaben der Raumgrössen und Kommentaren zu speziellen Wünschen

Anhänge (Seiten 3-6)

Anhang 1 - Plan zur möglichen Anordnung von Schlafen/Ankleide/Bad als Vorschlag

Anhang 2 - Architektur- und Stilbeispiele (Fotos)

Anhang 3 - Situationsplan (Katasterplan)

Anhang 4 - Mögliche Platzierung der Gebäude im Gelände als Vorschlag

Ich hoffe dies wird den potentiellen Architekten reichen um eine Offerte für das Vorprojekt zu erstellen.

Es stellt sich mir nun noch die Frage, was ich genau vom Vorprojekt erwarten darf. Wir haben unsere Bedürfnisse auf dem Deckblatt festgehalten, sind uns aber nicht sicher ob dies alles so enthalten ist.

Der Leistungsumfang wurde folgendermassen definiert:

Beratungsgespräch zur Bedürfnisformulierung

Mögliche Lösungsstrategien

Auswahl und Definition des Vorhabens

Platzierung der Gebäude im Gelände

Raumaufteilung

Kostenschätzung Gesamtprojekt

Zeitbedarfsschätzung Gesamtprojekt

Seht ihr hier auf der Liste noch Sachen die fehlen oder vielleicht Dinge, die noch nicht ins Vorprojekt gehören?

Als Zeitvorgabe hatten wir 2 Monate eingeplant von der Mandatierung des Architekten bis zur Fertigstellung des Vorprojekts. Ist dieser Zeitrahmen realistisch?

Besten Dank nochmals für die sehr hilfreichen Tipps!

 

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