Der gefrässige Dickmaulrüssler

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15. Nov. 2016
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Ein Dauerbrenner


Fast alle Haus- und Gartenbesitzer kennen den Dickmaulrüssler. Die fast schwarzen Käfer und weissen Larven verursachen alljährlich bei Zier- und Nutzpflanzen enorme Schäden. Mit dem Einsatz von Nematoden und dem Fördern von anderen Nützlingen lässt sich dieser Vielfrass auf umweltschonende Weise in Schach halten.


Nachtaktive Kletterkünstler


Wer einmal mit dieser Tierart zu tun gehabt hat, wird sie nicht so schnell vergessen. Überall zerfressene Blätter, im Wachstum stockende oder gar eingehende Pflanzen und hie und da auch die 1 cm langen Käfer. 

Eigentlich sind sie nachtaktiv, doch die flugunfähigen, dunklen Dickmaulrüssler tauchen gerade im Vorsommer auch mal tagsüber in Wohnräumen auf, da sie auch senkrechte Fassaden mühelos überwinden. Auf diese Weise gelangen sie leider auch auf Terrassen oder Balkone, wo sie sich an den Pflanzen gütlich tun.


 



Eldorado Einfamilienhausquartier


Dickmaulrüssler werden sehr oft in Einfamilienhausquartieren und anderen dichtbebauten Siedlungen zum Problem. Einmal eingeschleppt, können sie sich ohne grosse Schwierigkeiten ausbreiten und finden überall einen gedeckten Tisch. Unsere Gärten sind ja geradezu mit Nahrungspflanzen gefüllt: 

Rhododendren, Kirschlorbeer, Forsythien, Primeln, Bergenien, Erdbeeren... sie alle gehören zu den Leibspeisen dieser Käfer! Zusätzlich gibt es in den dicht besiedelten Gebieten sehr viele Katzen, welche die natürlichen Feinden des Dickmaulrüsslers, z.B. die Spitzmäuse, dezimieren. Ein diskret in einer Gartenecke angelegter Asthaufen hilft nicht nur diesen winzigen Säugetieren sondern z.B. dem ebenfalls nützlichen Igel.
 

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Ein Volk von Frauen


Die Käfer schlüpfen ab Juni bis in den August hinein. Sofort klettern sie auf die Pflanzen und deren Blattränder und fressen die typischen halbrunden Frassbuchten heraus. Dieser sogenannte Reifungsfrass dauert mehrere Wochen, und es werden darauf pro Weibchen bis zu 1000 Eier gelegt. Pikantes Detail: Die Käferpopulationen bestehen meist nur aus Weibchen. Diese können unbefruchtete Eier legen, was die rasante Vermehrung begünstigt.
 


Schlimmer als der Käfer: Die Larven


Die aus den Eiern schlüpfenden Larven sind weit schädlicher als die Käfer, denn sie nagen am Wurzelwerk. Ältere Larven fressen manchmal die Rinde des ganzen Wurzelhalses weg, was zum sofortigen Absterben der Pflanze führt.Der Schädling überwintert als mittelgrosse Larve und verpuppt sich erst im Folgejahr.

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Bekämpfung mit Nematoden


Die Bekämpfung der Dickmaulrüssler mit chemischen Produkten ist ökologisch nicht unbedenklich, gerade auch weil die Bekämpfung oft regelmässig wiederholt werden muss. Eine umweltfreundliche und biologische Bekämpfungsmethode ist der Einsatz von Nematoden, welche auch Fadenwürmer oder Älchen genannt werden und in unseren Böden in kleineren Mengen auch natürlich vorkommen. Sie sind für uns Menschen, andere Tiere wie z.B. Regenwürmer und Pflanzen völlig ungefährlich und töten nur die Larven der Dickmaulrüssler und einiger nah verwandter Arten.

Nach der Anwendung mit Wasser suchen die Nematoden die schädlichen Larven aktiv auf, dringen in sie ein und infizieren sie mit Bakterien, weshalb die Larve kurz darauf abstirbt. In den toten Überresten vermehren sich nun die Nematoden und schwärmen nach zwölf bis vierzehn Tagen aus, um neue Dickmaulrüssler-Larven zu suchen. Finden sie keine Larven mehr, sterben auch die Nematoden.
 


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Voraussetzungen für den Erfolg


Für einen erfolgreichen Einsatz von Nematoden müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein. Vorab muss der Schädling als Larve vorhanden sein, was im Freiland von September bis Juni der Fall ist. Zusätzlich muss die Bodentemperatur mindestens 10°C betragen, weshalb für die Bekämpfung mit Nematoden nur die Zeitperioden Ende April bis Anfang Juni und September bis Mitte Oktober in Frage kommen. 

Auch muss der Boden eine genügend hohe Feuchtigkeit aufweisen, um den Nematoden eine aktive Fortbewegung zu ermöglichen. Deshalb ist es wichtig, vor und nach der Applikation den Boden gut zu benetzen. Wichtig ist zudem, dass die Nematoden nicht bei starkem Sonnenlicht ausgegossen werden, da sie sehr empfindlich auf UV-Strahlen sind.
 

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Dickmaulrüssler sind sehr mobil !


Dickmaulrüsslerkäfer können über relativ weite Strecken wandern. Deshalb ist es wichtig, dass die Larven möglichst überall bekämpft werden, wo sie auftreten. Von Mauern und Zäunen lassen sich die Dickmaulrüssler in der Regel nicht beeindrucken. Die Frassbuchten an den Blättern geben einen Hinweis auf die Aktivität der Käfer und sagen das Auftreten der Larven recht zuverlässig voraus. 

Auch Tröge, Kisten und Töpfe werden besiedelt. Vorsicht also, wenn Topf- und Kübelpflanzen zum Überwintern ins Haus genommen werden! Auch bei relativ kühlen Temperaturen im Keller können sich im Frühling beim Zügeln der Pflanzen bereits Käfer in den Töpfen befinden.

Auch gelangen Dickmaulrüssler und deren Larven mit gekauften Pflanzen in den Garten. Die Wurzelballen dieser Pflanzen sollen deshalb vor dem Pflanzen auf Befall kontrolliert werden. Schlussendlich ist eine Kombination der verschiedenen Massnahmen auf alle Fälle zu empfehlen, da sich sonst ein paar Käfern bald wieder zu Tausenden Larven wandeln können.


Video - Dickmaulrüssler bekämpfen




https://player.vimeo.com/video/56523271









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