Am letzten Wochenende habe ich mir nun doch selber eine Drohne (oder Kopter) gegönnt, um nicht weiter Zeit zu verlieren (hat sich vom Timing als goldrichtig herausgestellt).
Ich habe mir sicher nicht den besten Kopter, aber für Anfänger wie mich das beste "Ready-to-fly"-Set gekauft, nämlich die sehr bekannte DJI Phantom 2 Vision+ V3.
Kostenpunkt: ca. CHF 1'200.- (inkl. Steuerung, 14 MP Videokamera und zusätzlichen 2. Akku).
Am Mittwoch habe ich den Kopter erhalten und zuhause alles mal studiert. Auch wenn man zum Glück nichts zusammenbauen muss, so gibt es doch einige Dinge zu lesen und zu beachten. Das Fertig-Set und die einfache Bedienung lassen einem etwas vergessen, dass es schlussendlich doch ein komplexes, technisches Gerät ist, bei dem der Erfolg vom perfekten Zusammenspiel aller Einzelkomponenten abhängen kann.
Durch das schlechte Wetter (Sturmböen!) und Dunkelheit am Abend blieb mir nichts anderes übrig, als Trockenübungen durchzuführen (Motoren ohne Propeller starten) und viele Youtube-Video zu schauen. /emoticons/default_tongue.png Eine Mischung aus grosser Vorfreude und Respekt vor Fehlbedienung/Crashes machte sich breit.
Am Donnerstag erhielt ich dann von unserem Architekten überraschend die Meldung, dass er den Abbau der Bau-Profile in Auftrag gegeben hat, da es während der Baugesuch-Publikation keine Einsprachen gegeben hat. Eigentlich toll, doch bin ich davon ausgegangen, dass die Profile sicher noch bis Mitte Februar auf unserem Grund stehen würden und ich noch genügend Zeit hätte, diese dann aus der Luft zu filmen.
Glücklicherweise war die Firma nicht ganz so schnell, denn die Profile standen auch am Freitag Nachmittag noch auf unserem Grund. Somit war mir klar, dass ich eigentlich nur noch dieses Wochenende die Chance erhalten würde, die Profile mit meinem neuen Kopter filmen zu können. Aber den Erstflug grad auf unserem Baugrund (leichte Hanglage, umliegende Bäume und Häuser) durchzuführen? Und wie wird das Wetter sein? Bei dem Wind der letzten Tage wäre ein Flug undenkbar (für mich als blutiger Anfänger sowieso).
Immerhin war das Wetter aber heute perfekt. Sonnenschein und praktisch kein Wind. Blieb also nur noch das Problem mit der "Null-Erfahrung". Aber ich musste es wagen.
Also habe ich es heute Nachmittag gewagt. Eine einigermassen noch ebene Stelle auf dem Grundstück gesucht, Start-Checkliste durchgegangen, Motoren gestartet...und meinen allerersten Start mit einem Kopter durchgeführt!
Und ich muss sagen, es war super easy. Von Vorteil ist, dass der Kopter von alleine mehr oder weniger cm-genau (abhängig vom Wind) an der Stelle schwebt. Somit kann man sich jeden Schritt ganz bewusst vorbereiten. Bisschen nach rechts...ok funktioniert. Bisschen nach links...ok, geht auch. Dann ab in die Höhe, drehen an der gleichen Stelle. Alles völlig harmlos. Solange man also den Kopter nicht in Hollywood-Manier einem Auto auf geschlängelten Passstrassen verfolgen möchte, kann das wirklich jede und jeder!
Als mein Vertrauen langsam gestiegen war, begann ich mich nach ein paar Minuten mit dem Videobild zu beschäftigen. Schliesslich war das ja eigentlich der Hauptzweck dieser Anschaffung. (Obwohl meine Erwartungen diesbezüglich beim Erstflug natürlich sehr klein waren. Wichtig waren für mich ein sicherer Flug ohne Crash.)
Das Live-Videobild der Kamera wird zusätzlich per WLAN auf das Handy übermittelt. (Es wird aber auch auf einer SD-Karte in der Kamere noch gespeichert.)
Leider ist ein Handy-Display im Tageslicht (vorallem bei Sonne) schwer abzulesen, deshalb brauchte ich einige Zeit, bis ich den Kamerawinkel einigermassen gut ausrichten konnte. (Man kann die Kamera via Fernbedienung in der Höhe variieren.)
Auch hier war es natürlich ein Segen, dass der Kopter mehr oder weniger alleine stabil seine Position hält, während man sich um einen guten Aufnahmewinkel kümmert. Hätte ich das vor ein paar Jahren mit einem Modellhelikopter machen wollen, hätte ich vermutlich 1-2 Jahren Flugpraxis benötigt, um dasselbe erreichen zu können.
Ich habe ein paar Fotos (Auflösung 4384 x 3288 Pixel, RAW-Format) und natürlich Videos (in FullHD) erstellt. Leider kann man nicht beides gleichzeitig machen. D.h. man muss die Videoaufzeichnung per Handy-App stoppen (während des Flugs möglich) und dann ein Foto machen und anschliessend wieder die Videoaufzeichnung starten.
Die integrierte Kamera hat ein sehr starkes Weitwinkelobjektiv, dass den typischen "Fischaugen-Effekt" verursacht. Man sieht zwar viel mehr auf dem Bild, aber leider gibt es auch eine sehr starke Krümmung, welche nicht bei jedem Motiv gut aussieht.
Glücklicherweise kann man dies mit geeigneten Programmen auf dem Computer wieder korrigieren (für Fotos ist z.B. Lightroom sehr gut geeignet und für Videos Adobe Premiere oder günstiger das ProDrenalin).
Ich muss aber sagen, dass die Foto- bzw. Videoqualität nicht an eine Semipro-Kamera (z.B. einer auch viel schwereren Spiegelreflexkamera) heranreicht, auch wenn die Auflösungsdaten dies etwas suggerieren.
Vorallem an den Randbereichen ist durch die Verzerrung doch eine sichtbare Unschärfe zu erkennen, die auch die Korrektur nicht verbessern kann. (In der Bildmitte ist das Bild jedoch sehr scharf)
Für normale, private Zwecke reicht die Qualität jedoch längstens aus. (Es ist einfach faszinierend, wenn die Kamera in luftiger Höhe stabil wie auf einem Stativ einen Rundumschwenk durchführt...einfach genial!!)
Ich möchte nicht verheimlichen, dass so ein Erstflug auch gehörig Stress auslöst. Ich war ständig unter Anspannung und wenn das Teil in grosser Höhe kaum noch erkennt werden kann, dann wird einem schon etwas mulmig, ob "der da oben" wirklich noch unter meiner Kontrolle steht.
Und am Ende hatte ich fast noch etwas Glück. Denn ich liess den Kopter wieder heruntersinken und auf halber Höhe der Profilstangen schweben (ca. 4-5 m Höhe). Dann wollte ich auf der Smartphone-App mal schauen, wieviel Akkuleistung eigentlich noch verbleibend war. (Die Zeit verging wortwörtlich wie im Fluge)
Plötzlich blinkte da in grossen Lettern "Return to Home in 10 Sekunden"!! Eigentlich eine Notfallschaltung, dass bei Ausfall der Bedienung oder kurz vor Ende des Akkus ein automatischer Rückflug zum Startpunkt eingeleitet wird. Dies dann natürlich ohne jegliche Kontrolle durch den Piloten!
Zwischen dem aktuellen Standort der Drohne und dem Startpunkt standen jedoch eine Profilstange und ein Obstbaum mit ausladenden Ästen! Meine erste Befürchtung: Der Kopter wird beim Notfallflug etwas berühren und dann natürlich zu Boden gehen.
Glücklicherweise wird zuerst auf eine Mindestflughöhe aufgestiegen, dann erst horizontal zum Startpunkt geflogen und am Ende eine recht saubere Sink-Landung eingeleitet. Ich war sogar erstaunt, wie sanft die Drohne auf der leicht schrägen Wiese landete, ohne dass sie am Ende irgendwie noch umstürzte. Wer weiss, vielleicht wäre ich selber nie so gut gelandet! /emoticons/default_biggrin.png (Obwohl ich auf den Adrenalin-Kick durch diese Notfallrückkehr gerne verzichtet hätte.)
Ich habe das erste Video auf Youtube hochgeladen. Es ist eine korrigierte Version, also ohne starkem Fischaugen-Effekt. Die Schärfe des Videos ist im Original natürlich wesentlich besser, da Youtube das Video beim Hochladen konvertiert.
Bitte vergesst nicht, dass es wirklich mein absoluter ERSTFLUG war. Deshalb sind halt auch ein paar zu schnelle Bewegungen und Fehlsteuerungen enthalten. /emoticons/default_rolleyes.gif
http://youtu.be/_5S8EW2XI5U
Und hier noch zwei Videos, wie es von aussen ausgesehen hat.
http://youtu.be/SQAvFGMi03Y
http://youtu.be/VcJ0nd2kc2k
Anbei auch noch ein paar Fotos, welche ich während dem Flug erstellt habe. Auch diese Fotos wurden bereits korrigiert. (Auch wenn man es kaum erkennt, auch die letzten beiden Bilder sind im Flug...auf ca. 2 m Höhe)
Fazit: Auch wenn nicht alles perfekt ist, so bin ich doch sehr fasziniert von den Möglichkeiten, die sich aus diesem Set ergeben. Wer also Freude an schönen Luftaufnahmen hat, dem kann ich sowas nur wärmstens empfehlen. Aber dran denken...es ist kein Spielzeug! Wenn nicht alle verantwortungsvoll damit umgehen, wird es wohl früher oder später zu gesetzlichen Einschränkungen kommen, welche leider dieses schöne Hobby bald verunmöglichen oder zumindest stark beeinträchigen werden.