Erdsonde und Sonnenkollektoren: Sinnvoll?

davidov

Mitglied
18. Feb. 2010
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Wir bauen ein Haus mit zwei Wohnungen: 6.5 Zimmer und 3.5 Zimmer. Im Minergiestandart.

Unser Architekturbüro empfiehlt eine Erdsonden-WP-Heizung und Sonnenkollektoren für das Warmwasser. Aufgrund dessen, was ich schon in diesem Forum gelesen habe, bin ich mir aber nicht sicher, ob das die ideale Kombination ist. Warmwasser kann auch über die Wärmepumpe gewonnen werden. Im Sommer müsste man halt mit der vorgeschalgenen Variante die WP nicht anwerfen. Aber macht diese Investition längerfristig tatsächlich Sinn?

 
Die Kombination WP und Solaranlage ist nicht wirtschaftlich.

Gemäss dem BFE Dokument 'Kosten und Nutzen von Solarenergie

in energieeffizienten Bauten' (Seite 123) belaufen sich die Jahreskosten bei einem Minergie EFH mit Luft/Wasser WP auf 2'228 CHF; mit zusätzlicher solarer Heizungsunterstützung und Warmwasser belaufen sich die Jahreskosten hingegen auf 3'758 CHF.

Die Planer, Gerätehersteller und Installateure verdienen an solchen Kombinationsanlagen natürlich einiges mehr.

 
Die zitierte Studie erschien 2005 die Daten stammen aus dem Jahr 2000.

Auf dieser Seite 123 wird eine Anlage mit Flachkollektoren und Heizungsunterstützung verglichen. Klar ist bei dieser Konfiguration der Jahresertrag niedrig.

Also ist diese Studie nicht mehr t.q. anwendbar.

Ich würde als Minimallösung die Installation einer Solaranlage baulich vorbereiten, noch niemand weiss, ob jemals neue KKW gebaut werden. Und selbst mit solchen werden die Energiepreise steigen.

In der selben Studie werden bei fossilen Brennstoffen Kosten von 59 Rappen/kWh angegeben. Hatten wir mal.

Bei der Solaranlage der selben Studie wurde eine Nutzungsdauer von 20 Jahren angenommen. Funktioniert sie länger, sieht die Rechnung anders aus.

Ausserdem ist es ein anderes Feeling, mit solarerwärmtem Wasser zu duschen.

Also sicher kein Speicher in Minimalgrösse und ein Leerrohr ins Dacheschoss. So kann eine Solaranlage fürs Warmwasser einfach nachgerüstet werden.

Gruss, Fred

 
Ich würde nur eine Gasheizung installieren. Solar vorbereiten ist klar ein Muss. Mal sehen was Minergie verlangt. Am Anfang werde ich nur soviel Solar installieren, wie ich muss.

Gruss Walter

 
Vielen Dank für die Antworten. Weiss jemand, ob es aktuellere Zahlen gibt? Oder um wie viel würde sich nach neustem Standart verändern preislich.

Ich muss nicht 100% sicher sein, ob sich die Kollektoren finanziell lohnen. Wenn aber von allem Anfang relativ klar ist, dass sich die Investition nicht einmal ansatzweise lohnen wird, dann werde ich auf die Kollektoren verzichten. Nur wegen dem Feeling beim Duschen, werde ich es nicht tun.

 
Hallo davidov

Das ist schon sehr sinnvoll, denn dein Architekt schlägt Dir ja eine Variante mit Erdsonde vor. Der zitierte Vergleich ist für eine Luft/Wasser WP. Diese haben bei warmen Temperaturen ihren besten COP. Somit ergibt sich eine gewisse gleich-wirkung. Wenn die Sonne scheint und es warm ist, dann hat die Luft/Wasser WP eben auch einen guten Wirkungsgrad. Fakt ist das besonders Firmen die diese Geräte Verkaufen oder Installieren dann sehr schnell von Solar abraten, da sonst Ihre JAZ in den Keller geht. Es ist auch nur die Warmwasserbereitung betrachtet worden. Wenn man Solar macht, dann ist eine Heizungsunterstützung immer sehr sinnvoll. Also dein Architekt schlägt schon was Sinnvolles vor. Die Details der Anlage muss man jedoch prüfen, damit es wirklich gut und evektiv ist.

Gruss Bauprofi

 
Es lohnt sich nicht, in Kombination mit Erdsonde sowieso nicht, da diese noch effizienter ist als eine L/W-Wärmepumpe. Wenn du was für die Umwelt machen willst, dann montiere diese Kollektoren. Wenn es dir ums Portemonnaie geht, dann lass es bleiben.

Übrigens lohnt sich auch Minergie finanziell nicht. Wenn es dir wirklich ums Geld geht, dann Bau einfach ein Haus gemäss Baugesetz mit L/W-Wärmepumpe und mach das Warmwasser über die Wärmepumpe. Alles andere ist Ideologie/Umweltgedanke/Gutes Gefühl/Komfort (Lüftung).

vgl. auch:

http://www.haus-forum.ch/elektrisches-technische-geraete/10583-sonnenkollektoren-fuer-brauchwasser-unrentabel.html

http://www.haus-forum.ch/elektrisches-technische-geraete/3785-solare-wassererwaermung-lohnt-sich-nicht.html

http://www.haus-forum.ch/hausplanung-bauland/10854-solar-warmwasser-oder-warmwasser-mit-heizungsunterstuezung.html

Mit Empfehlungen des Architekten sowieso vorsichtig sein, sofern sein Honorar in % der Bausumme berechnet wird.

Beispielrechnung:

Wir nehmen man an, dass die Gebäudehülle die gleiche bleibt und hier durch Minergie in dieser Beziehung keine Mehrkosten entstehen (Theorie):

Mehrkosten Minergie (Basis L/W-WP mit WW):

Lüftung: 15'000 Franken

Haustechnikingenieur/Fachplaner: 10'000 Franken

Erdsonde: 14'000 Franken

Sonnenkollektoren: 12'000 Franken

Zertifizierung: 1000 Franken

Minderpreis Wärmepumpe: -2000 Franken

-------------------------

Total: 50'000 Franken

==============

Verzinsungskosten p.a. (3%): CHF 1'500/Jahr

Energieverbrauch/m2a ohne Minergie: 48 kWh/m2a (Muken 2008)

Energieverbrauch/m2a mit Minergie: 38 kWh/m2a

Energieverbauch bei 200 m2 ohne Minergie: 9'600 kWh/Jahr od. ca. 100 g Uran/Jahr

Energieverbrauch bei 200 m2 mit Minergie: 7'600 kWh/Jahr od. ca. 80 g Uran/Jahr

Einsparung durch Minergie: 2'000 kWh/Jahr

Einsparung bei Energiepreis 0.20 CHF/kWh: 400 / Jahr

Verzinsungskosten - Energiekosteneinsparung: 1'100 CHF Mehrkosten pro Jahr durch den Minergie-Vorschlag des Architekten

Amortisationszeit: nicht amortisierbar

Du kannst auch den Energiepreis auf 0.40 CHF/kWh verdoppeln, es rechnet sich nicht.

Ich finde den Vorschlag deines Architekten, um Minergie zu erreichen, nicht besonders gut.

Bei deinem Haus werden die Mehrkosten sowieso höher liegen, da du zwei Wohnungen hast und die Lüftung getrennt haben solltest. Da würde ich mal mit 25'000 Franken für die Lüftung rechnen.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
@ Mycroft

Du hast die Subventionen vergessen. Kanton 5000.-, Kanton 1000.- (für Zertifikat), Bank 5000.-

Gruss Walter

 
@ Mycroft

Du hast die Subventionen vergessen. Kanton 5000.-, Kanton 1000.- (für Zertifikat), Bank 5000.-
So viel Förderbeiträge gibt es nicht in jedem Kanton, zudem nicht bei jeder Bank und möglicherweise eben gerade nicht bei der Bank, welche das Beste Angebot macht.

Er wohnt in St. Gallen, da gibt es 2000 Franken für die Sonnenkollektoren.

Selbst wenn du all die genannten Subventionen einrechnest, lohnt es sich bei weitem nicht.

Die maximalen Netto-Mehrkosten für Minergie dürften 8'000 Franken nicht übersteigen, damit dies innert 50 Jahren amortisiert werden kann!

 
Finde diese Diskussion sehr spannend.

Es gibt noch viele weitere Lösungsansätze als die klassischen Kombinationen. Bei unserem Haus haben wir eine Vollkostenrechnung auf 20 Jahre gemacht, wie sich unsere Solar- / Holzanlage rechnet. Interessant: Es spielt bei uns kostenmässig keine Rolle, ob wir noch mehr auf Holz oder Solar setzen. Wenn wir mehr Panels aufs Dach setzen brauchen wir weniger Holz, dafür höhere Investitionskosten. Umgekehrt: Tiefere Investitionskosten und dafür höhrere laufende Kosten.

Mit den Subventionen bezahle ich noch ca. 300.-- / m2 für unsere Röhrenkollektoren, was deutlich weniger ist als in der Vollkostenrechnung berücksichtigt. Damit wird die Solarvariante günstiger.

Eine Idee:

Unter Bodenplatte ein Teil vom Erdreich thermisch aktivieren (mit Solar aufladen im Sommer) und im Winter mit einer kleinen WP wieder zurück holen.

In meinem Bautagebuch gibt es dazu ein Video. Habe nicht ausgerechnet, ob sich das auch rein wirtschaftlich rechnet. Kann es mir aber gut vorstellen, weil die Bodenheizungsrohre kosten fast nichts.

Auch die nötige Isolation kostet wenig. Wärmepumpe wird günstiger. Der Wirkungsgrad der Pumpe ist viel höher. --> Tiefer Stromverbrauch.

--> Dafür mehr Panels installieren, was den Ertrag auch im Winter erhöht.

Hoffe es gibt immer mehr Bauherren, die sich getrauen auch unkonventionelle Wege zu gehen.

En liebe Gruess

Patrick

 
Vielen Dank für die Antworten. Weiss jemand, ob es aktuellere Zahlen gibt? Oder um wie viel würde sich nach neustem Standart verändern preislich.

Ich muss nicht 100% sicher sein, ob sich die Kollektoren finanziell lohnen. Wenn aber von allem Anfang relativ klar ist, dass sich die Investition nicht einmal ansatzweise lohnen wird, dann werde ich auf die Kollektoren verzichten. Nur wegen dem Feeling beim Duschen, werde ich es nicht tun.
Die in der Studie erwähnten Daten sind haben sich auch im Jahre 2010 im grossen ganzen noch gültig:

- Die Investitionskosten der thermischen Solaranlage düften im Jahre 2010 höher liegen

- Der Deckungsgrad und Effizienz der Solaranlage haben sich nicht wesentlich verändert

- Der Strompreis liegt je nach Gemeinde etwas höher oder sogar tiefer als die in der Sudie erwähnten CHF 0.186/KWh

- Auch wenn die Solaranlage eine Lebensdauer von 40 Jahre hätte, wären die Jahreskosten immer noch 36% höher.

- Auch bei einem 9 mal höheren Strompreis lohnt sich die Kombination WP und Solar nicht.

Eine Investition von über CHF 18'000 um Stromkosten von CHF 166 pro Jahr einzusparen rechnet sich realistisch gesehen nie.

Es gibt wirklich bessere Investitionen um die Umwelt zu schonen. Fakten lassen sich nicht durch Wunschdenken ersetzen.

 
Wir haben das bei uns auch durchgerechnet und sind zum Entschluss gekommen, dass sich beides zusammen nicht lohnt.

Wir haben ein Minergiehaus mit Erdsonden WP. Diese produziert auch das Warmwasser.

Momentan bezahlen wir für den Strom der WP (incl. WW) ca. Fr. 600.- im Jahr. 1/5 davon wird wohl für das WW benötigt. Das Solarpanel mit Installation und allem drumherum wurde auf über Fr. 10'000.- offeriert. Also müsste ich die Solar-Anlage 100 Jahre in Betrieb haben, damit sie amortisiert wird./emoticons/default_confused.png

Wir haben einfach ein Leerrohr vom Keller in den Dachstock montieren lassen. So können wir später immer noch etwas montieren.

Gruss

Ritchie

 
Ein Argument, das ich auch schon hörte für die Kollektoren ist folgendes: Im Sommer kann die Erdsonde zum kühlen genutzt werden. Das geht aber nur, wenn damit nicht Warmwasser produziert wird (das Warmwasser also mittels Kollektoren gewonnen wird).

Ich weiss nicht genau, wie stark ich dieses Argument gewichten soll. Was bringt das Kühlen im Sommer mit der Erdsonde? Hat hier jemand Erfahrung?

@Mycroft: Unser Architekt bekommt einen Fixpreis, es kann ihm also Wurst sein, wie teuer am Ende das Ganze wird.

 
Hallo Zusammen

die Diskussion ist echt gut, ich finde es auch spannend wie alle die Wirtschaftlichkeit errechnen. Es gibt jedoch einen Fakt der nicht von der Hand zu weisen ist. Wenn wir die Klimaziele für 2050 oder auch vorher das Kyoto Protokoll erfüllen möchten, so kommen wir nicht umhin 75% der Energie des heutigen Gebäudebestandes zu reduzieren. Somit ist MuKEN oder Minergie nur ein kleiner Schritt. Wer etwas tun kann, der sollte es tun. Natürlich nur im Rahmen seiner Finanzen. Jede Energie welche nicht verbraucht ist oder von der Natur kommt ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Gruss Bauprofi

 
die Diskussion ist echt gut, ich finde es auch spannend wie alle die Wirtschaftlichkeit errechnen. Es gibt jedoch einen Fakt der nicht von der Hand zu weisen ist. Wenn wir die Klimaziele für 2050 oder auch vorher das Kyoto Protokoll erfüllen möchten, so kommen wir nicht umhin 75% der Energie des heutigen Gebäudebestandes zu reduzieren. Somit ist MuKEN oder Minergie nur ein kleiner Schritt. Wer etwas tun kann, der sollte es tun. Natürlich nur im Rahmen seiner Finanzen. Jede Energie welche nicht verbraucht ist oder von der Natur kommt ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Genau, der Umweltgedanke spielt hier mit. Die Wirtschaftlichkeit ist aber auch beim Umweltschutz eine relevante Kennzahl.

Wenn ich folgende Wahl habe:

[ ] CHF 50'000 Mehrinvestition in ein Haus für tieferen Energieverbrauch, gesparte Energie pro Jahr: 2000 KWh/Jahr

[ ] CHF 50'000 Investition in ein neues Elektroauto, gesparte Energie bei 15'000 km/Jahr: 6000 KWh/Jahr

Was ist dann die bezüglich Klimaziele bessere Investition?

Die Sache ist nicht so einfach, wie sie häufig dargestellt wird.

 
Ein Argument, das ich auch schon hörte für die Kollektoren ist folgendes: Im Sommer kann die Erdsonde zum kühlen genutzt werden. Das geht aber nur, wenn damit nicht Warmwasser produziert wird (das Warmwasser also mittels Kollektoren gewonnen wird).

Ich weiss nicht genau, wie stark ich dieses Argument gewichten soll. Was bringt das Kühlen im Sommer mit der Erdsonde? Hat hier jemand Erfahrung?
Wir haben ein Minergie-Haus mit einem Minergie-P konformen Energieverbrauch. Im Sommer kühlen wir sowohl die Zuluft als auch den Fussboden über die Erdsonde. Die daraus resultierende Kühlung bzw. Komfortgewinn ist gut spürbar.

Bei einem Haus ohne Lüftungsanlage (Fenster im Sommer geöffnet) und guter Dämmung dürfte jedoch die Kühlwirkung nur gering sein. Ob sich da der Aufwand lohnt ist fraglich.

Im Sommer verbessert die Aufheizung des Warmwassers mittels WP sogar die Effizienz der Kühlung geringfügig. Zusätzlich verbraucht die WP weniger Strom wegen der höheren Erdsonden-Temperatur.

 
Im Bezug auf:

"Im Sommer verbessert die Aufheizung des Warmwassers mittels WP sogar die Effizienz der Kühlung geringfügig. Zusätzlich verbraucht die WP weniger Strom wegen der höheren Erdsonden-Temperatur."

Ist das tatsächlich so? Das Kühlen im Sommer ist auch möglich, wenn gleichzeitig Warmwasser mit der Erdsonden-WP produziert wird? Oder sogar noch besser, als wenn das WW von den Kollektoren kommt, und die Erdsonde nur kühlt? Habe ich das richtig verstanden?

Zum Umweltargument: Jedem, der in energiearme Systeme investiertm gilt mein Kompliment. Für mich gilt aber (leider) zudem: Es darf ökonomisch kein absoluter Flopp sein. Wenns sich im Endeffekt nicht ganz lohnt, dann kann ich mich mit dem Klimaargument anfreunden, zu krass darf das Minus dann aber auch nicht sein. Schlicht, weil die Mittel fehlen (rsp. lieber anderswo eingesetzt werden)

 

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