Fragwürdiger Balken im Dachstock

juergs

Mitglied
17. Dez. 2007
5
0
0
Hallo! In unserer alten Mühle (Baujahr ca. 1850) findet sich aufm Dachboden liegend, der im Bild dargestellte, von der Funktion her soweit fragwürdige Balken. Dieser Balken verläuft parallel zum und genau unterhalb des Dachfirsts und endet in der Hausmitte. Er ist stirnseitig im Gemäuer sowie ca. alle 60cm mittels Schrauben im rechtwinklig dazu verlaufenden Bodengebälk verankert. Die Kontermuttern zu diesen Schrauben fehlen jedoch grösstenteils, das heisst, die Schrauben stecken eigentlich nur noch im Balken drin. Im darunterliegenden Stockwerk verläuft eine wahrscheinlich tragende Mauer genau unterhalb des Balkens, auf dessen gesamter Länge.. Der Balken ist einige Zentimeter nach unten durchgebogen.. Am Dachfirst oberhalb des Balkens lassen sich kaum Spuren einer im Zusammenhang mit dem Balken stehenden, irgendwann entfernten Konstruktion finden. Wozu dient/diente wohl dieser Balken? Ob er wohl entfernt werden könnte? Vielen Dank für Eure Ratschläge! Beste Grüsse aus Zürich! Jürg Schellenberg

balkenMitGiebel2.jpg

giebel2.jpg

balken2.jpg

loseSchraube.jpg

 
Hallo juergs,

dieser Balken (Schwelle) diente wohl als "Überzug", um die Kehlbalken (darunter horizontal liegend) abzufangen. Wenn er im Giebel einliegt und am anderen Ende auf einer darunter stehenden, tragenden Wand aufliegt, ist dies wohl die warscheinlichste Erklärung.

Ob die unter ihm verlaufendende, von Dir als vermutlich tragende Wand angesehen, tatsächlich tragend ist, sollte von einem Fachmann geprüft werden. Vielleicht wurde sie aber auch erst viel später, im Zuge von Renovierungsarbeiten oder einer neuen Zimmereinteilung, dort erstellt! Bei dem Entstehnungsjahr 1850 ist sicherlich von diversen Arbeiten im Gebäude aus zu gehen!

Dass die Muttern auf den Bolzen fehlen, muss nicht unbedingt bedeuten, das diese Bauteil überflüssig ist!

Die Durchbiegung des Balkens hat eigentlich nichts zu bedeuten, da dies meist durch die damalige Belastung (Mühle = Getreide=Säcke....) hervorgerufen wurde.

Ich nehme an, Du möchtest diesen Balken, wegen einem geplantem Dachausbau entfernen?

Gruß vom Pfälzer

 
Hoi Jürg, dieser Balken hat m.E. mit der Dachkonstruktion nichts zu tun, sondern dient wie Pfälzer schreibt, als (teilweiser) Überzug der darunterliegenden Balkenlage (Überzug ist das statische Gegenteil eines Unterzuges, wie z.B. ein Sturz über einem Fenster), und es kann sein, dass zuerst die Bodenbalken ohne Zwischen- Auflager von Außenwand zu Außenwand verlaufen sind, und dann wegen der großen Last (Getreide) ein Überzug notwendig war, weil man aus irgend einem Grund keinen Unterzug im darunterliegenden Geschoss machen wollte, und erst dann wurde irgend einmal die Wand im OG erstellt. Rein theoretisch könnte man anhand den fehlenden Muttern schließen, dass keine Zugbelastung mehr vorhanden ist - wenn die Bodenbalken in diesem Bereich auf der Mauer im darunterliegenden Geschoss aufliegen, und die Durchbiegung des Überzuges oder der Balkenlage kann daher kommen, dass die darunter stehende (Trag-) Wand nicht exakt bis UK Balken aufgemauert ist, was bei einem Einbau im Nachhinein leider gang und gäbe ist. Langer Rede kurzer Sinn - auf jeden Fall solltest du, bevor du irgend etwas "nur annähernd statisches" entfernst oder änderst, mit dem Statiker (Bauingenieur Hochbau) oder mit einem gewieften Zimmermann kurz das Problem vor Ort anschauen - in einer halben Stunde muss das ganze über die Bühne gelaufen sein und somit nicht "die Welt" kosten. Grüßle, budweiser

 
in einer halben Stunde muss das ganze über die Bühne gelaufen sein und somit nicht "die Welt" kosten. Grüßle, budweiser
Hi

Vorab: Will budweiser nicht an den Kragen. /emoticons/default_additional/115.gif

Ist schon richtig, das nicht unbedingt ein Architekt oder Statiker her muss. Aber schon mancher Bauherr hat böse Überaschungen erlebt, weil solche Abklärungen unprofessionell getätigt wurden und sich anschliessend das Gebäude gesenkt hat. Da nützt die Ersparnis von eingen 100.- nichts. Garantie kriegt man für die Aussage von einer Blitz Einschätzung nicht.

Da lohnt es sich, das ganze seriös anzugattigen. Allenfalls sogar die Balkenlagen und Stützmauern des Gebäudes aufzuzeichnen.

Dazu reicht eine 1/2 Stunde bestimmt nicht.

Turbo

 
Hallo Turbo,

schön dass du mir nicht an den Kragen willst, nur ich habe nicht geschrieben, dass "nicht unbedingt ein Architekt oder Statiker" her muss, sondern im Gegenteil, der Statiker muss oder sollte bei Änderungen im statischen System heran gezogen werden, und um festzustellen, ob ein horizontaler (halber) Balken ohne vertikale Kräfte von oben, der praktisch nur die statische Funktion eines Überzuges haben kann, statisch beansprucht wird oder nicht, genügt einem Statiker wirklich nur eine halbe Stunde - weist der Balken jedoch eine statische Funktion auf, und soll dieser ersetzt / versetzt / entfernt werden, dann muss man wohl das ganze Gebäude aufnehmen - inkl. Balkenlage - um das ganze statische System zu erfassen und zu berücksichtigen. Und das wissen die Statiker natürlich. Viele Grüße, budweiser

 

Statistik des Forums

Themen
27.524
Beiträge
257.866
Mitglieder
31.803
Neuestes Mitglied
BobderBauer