Gastgewerbe und Schwangerschaft

lawlesslizard

Erfahrener Benutzer
14. Jan. 2005
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Eigentlich gehört mein Beitrag eher in die Klönecke. Ich wollte aber doch einmal wissen, ob Ihr resp. Eure Partnerinnen auch Probleme mit dem Arbeitgeber wegen der Schwangerschaft hatten oder nicht.

Wir mussten nun schon zweimal negative bis sehr negative Erfahrungen machen.

Obwohl das Gesetz und der Gesamtarbeitsvertrag GAV genau vorschreiben wie es ablaufen soll, klappt es nie.... Die gelackmeierte ist immer die Frau. Insbesondere wenn sie kein Durchsetzungsvermögen hat.

1. Der Arbeitgeber fühlt sich verarscht und ignioriert die Angestellte oder provoziert sie so lange bis sie mit den Nerven am Ende ist und künden will.

2. Der Frauenarzt hält sich aus dem ganzen raus, da es ein Problem der Industrie ist und nicht von dem Gesundheitswesen.

3. Gute Ratschläge bekommt man an vielen Stellen und Behörden, aber einer (oder eine) der/die sich für die Angestellte voll einsetzt findet man nie....

4. Hatte es eine Katastrophe gegeben, als ich mich eingeschaltet hatte. Solche Probleme und Umgangsformen kenne ich in meinem Industriezweig einfach nicht.

Meistens geht bei dem ganzen Hick-Hack wegen der Schwangerschaft so viel kaputt, dass von einer weiteren Zusammenarbeit nach der Geburt gar nicht mehr zu denken ist!! /emoticons/default_icon/evil.gif

Was habt Ihr für Erfahrungen gemacht? Ist es normal, dass man (Frau) immer um jeden Zentimeter Recht kämpfen muss???

Ich bin gespannt auf Eure Erfahrungen.

Liebe Grüsse

LawlessLizard

 
bei uns war es so, dass simi gerne mit reduziertem pensum weiter gearbeitet hätte. der arbeitgeber wollte aber nicht darauf eingehen, kündigen der arbeitgeber auch nicht. naja, eigentlich durfte er das nicht (kündigungsschutz bei schwangerschaft) und daher musste simi von sich aus kündigen (da sie keine möglichkeit gesehen hat weiterhin 100% zu arbeiten).

nicht, dass es damit zu ende war: nein! beim arbeitsamt gäbe es natürlich saftig einstelltage, weil sie ja selber gekündigt hat... glücklicherweise kams dann aber nicht so schlimm und das arbeitsamt zeigte sich einsichtig und entgegenkommend...

aber alles in allem: ja, die frau ist trotz allen gesetzlichen 'schutzmechanismen' die leidtragende... und die neue mutterschaftsversicherung machts auch nicht wirklich viel besser.

 
aber alles in allem: ja, die frau ist trotz allen gesetzlichen 'schutzmechanismen' die leidtragende... und die neue mutterschaftsversicherung machts auch nicht wirklich viel besser.
Genau...

Insbesondere die Tage VOR der Geburt sind gar nicht clever geregelt. Oder ist das normal, wenn die Frau bis zu den Geburtswehen arbeiten muss weil der Mutterschaftsurlaub erst NACH der Geburt geregelt ist??? /emoticons/default_ohmy.png

LG

LL

 
Hallo

Also ich kann jetzt nur gute Erfahrungen mit Arbeitgeber und Frauenarzt mitteilen.

Nadja wurde 2 Monate vor Geburt auf 50% Krankgeschrieben und ein Monat davor auf 100% Krankgeschrieben.

Von ihrem Arbeitgeber (JuliusBaer) gabs 17 Wochen Mutterschaftsurlaub.

Nicht einmal erfuhr sie negativ eingestellte vorgesetzte oder bekahm irgendwie Schwierigkeiten. Im Gegenteil, Sie wurde wo es geht unterstützt.

Jetzt arbeitet Nadja nur noch 90%, sie will vielleicht mal noch auf 80% runter.

Das heisst, die ersten 2 Freitage arbeitet sie normal, also 5 Tage Woche, die letzten zwei Wochen hat sie jeweils Freitag frei.

Insbesondere die Tage VOR der Geburt sind gar nicht clever geregelt
Ja das ist leider so. Ich hörte von Frauenärzten welche nicht gerne die Schwangere vor Geburt krank schreiben, nur im alleräussersten Notfall.

Anderen wiederum ist es egal, die schreiben ruck zuck ein Zeugnis /emoticons/default_wink.png

Auch der Arbeitgeber kann schwierig werden, wenn er nicht einsehen will das man evt. schon vor der Geburt Krankgeschrieben wird. Mobing und anderes wird dann betrieben um die Schwangere herauszu ekeln.

Meiner Meinung nach müsste es generell 15-17 Wochen Mutterschaftlurlaub geben. Und für den Vater ebenso mind. 2 Wochen damit er mit anpacken kann. Aber dass ist meine Meinung, wie seht ihr das?

 
Meiner Meinung nach müsste es generell 15-17 Wochen Mutterschaftlurlaub geben. Und für den Vater ebenso mind. 2 Wochen damit er mit anpacken kann. Aber dass ist meine Meinung, wie seht ihr das?
Eeehi... Wo kann ich unterschreiben???

Das wäre doch einmal ein Ansatz... gerade wo ja auch vom Staat her Nachwuchs gewünscht ist. Die Wirtschaft sieht da warscheinlich wieder Verluste 'in Milliardenhöhe', wenn Mütter ausfallen und Väter noch mit Urlaub 'belohnt' werden...

Doch wie sagt man so schön....., wer ernten will muss zuerst sähen...

LG

LL

 
Die Arbeitgeber im Gastgewerbe sind tatsächlich meist überfordert, wenn es um Personalpolitik geht. Das rührt wohl daher, dass meist ein Druck auf ihnen lastet. Die Mitarbeiter chrampfen was das Zeug hält, die Gewinnmarge liegt aber (wenn überhaupt) im Schnitt lediglich bei 1 - 2%. Die Beizer stehen daher ständig unter dem Druck, Umsatz zu erzielen und gleichzeitig darauf zu zählen, dass alle Mitarbeiter bedingungslos mitmachen.

Ich möchte hier nicht die Wirte in Schutz nehmen (ich bin bald selber einer...). Veraltete Mitarbeiterführung - vorallem wenn es um Rechte der Mitarbeiter geht - ist auch im Gastgewerbe inakzeptabel. Das Problem liegt an der mangelnden Flexibilität der Branche. Die "klassische" Gastronomie hat ausgedient, aber das sehen viele Wirte nicht und boxen ihr Schnipo-Konzept durch. Sie setzen mehr auf Convenience, weils günstiger im Einkauf ist, sehen aber nicht, dass dadurch Gäste vergrault werden (Halb-Convenience ist ok, wenn richtig eingesetzt). Dadurch bleibt der erhoffte Umsatz aus und der Wirt drückt sich, den GAV einzuhalten - da er dort vermeintliche Möglichkeiten zur Kostenoptimierung sieht.

Ich habe 20 Jahre gastgewerbliche Erfahrung und habe mich immer über das Gejammer der Wirte aufgeregt, die sich nicht auf wirklich innovative Ideen eingelassen haben. Eine 4-jährige Abstinenz und ein Schnuppern in anderen Dienstleistungs-Branchen haben mir gezeigt, dass Mitarbeiterführung auch anders geht.

Eine Spur Idealismus sollte wichtiger sein als eine "Spargel-Spezialitätenwoche" im Mai als umsatzsteigernde Massnahme.

Kostenoptimierung soll dort stattfinden wo es Sinn macht. Einsparungen auf Kosten von Mitarbeitern sind und bleiben langfristig die schlechteste Lösung. Gastgewerbler sprechen nicht von Mitarbeitern sondern von "Personal", Servicemitarbeiterinnen sind trotz langer Bemühungen für die meisten immer noch "Serviertöchter". Bei den Begriffen muss ein Wirt ja die Mitarbeiter als Sachen betrachten und nicht als Menschen die auch Rechte haben.

@lawlesslizard: Falls rechtliche Probleme auftauchen, wende Dich an die Hotel & Gastro Union, der selbsternannten gastgwerblichen Gewerkschaft, die auch den GAV ausgearbeitet und verhandelt hat. Dort gibt es einen Rechtsdienst, der sich genau mit diesen Themen befasst.

Gruss

proinnsias

 
@proinnsias

Hallo proinnsias

Ich danke Dir für den rechtlichen Hinweis, aber ich denke bei uns hat sich das Problem zurzeit gelöst oder zumindest verschoben.

Was ich allerdings nicht verstehe, weshalb viele junge Leute nach wie vor in das Gastgewerbe wollen, wenn doch der Druck so hoch ist und die Gewinnmarge so schlecht ist. Es gibt andere Branchen wo man für weniger Aufwand (nicht Sonntags und nicht nachts arbeiten) mindestens gleichviel oder sogar mehr verdienen kann?

Es gibt viele Berufe wo man auch mit Menschen in Kontakt kommen kann. Was ist es denn? Oder hat der Spruch ' Wer nichts wird, wird Wirt' doch was Wahres? Das kann ich nicht glauben.

Bis jetzt dachte ich immer, dass die Personalführung in der Wirtenschule vernachläsigt wurde oder ist es einfach nur Ignoranz?

Wäre präventive Ausbildung im Bereich Personalführung und Coaching nicht viel besser als Schlichtungsstellen und Rechtsabteilungen?

Bis jetzt habe ich erst ein einziges mal gehört das ein Wirt mit seinen Angestellten ein Coaching durchgeführt hatte. Warum das?

Zu oft habe ich den Spruch von Angestellten gehört; 'Blos nichts sagen, sonst kommst du noch in die Schusslinie. Es hilft doch sowieso nichts'.

Das kann doch nicht wahr sein, oder?

Ich wollte das eigentlich nur mal loswerden, da ich das aus meiner Branche nicht kenne.

Vielleicht kann mir da jemand die Augen öffnen, damit ich das verstehe.

Besten Dank und liebe Grüsse

LawlessLizard

 

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