gerechtfertigtes Architektenhonorar???

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ivanita

Guest
Hallo zusammen,

uns würde eure Meinung zum folgenden Architektenhonorar interessieren:

Neubau Einfamilienhaus mit Doppelgarage an einer Hanglage (Haus ist 3-stöckig): Bauprojekt Total Fr. 1'110'000.-- (Land 310'000.--).

Als aufwandbestimmende Baukosten gibt der Architekt Fr. 560'000.-- (exkl. Mwst) mit prognostizierten Zeitaufwand von 975 Stunden an.

Er hat uns eine Honorarofferte gem. SIA-Ord. 102 gemacht und kommt auf stolze

Fr. 121'875.--, wobei er uns hier noch 15% Rabatt gibt und sonst noch Fr. 1'000.-- abzieht. Somit wären wir bei einer Honorarofferte von Fr. 103'000.--!!!!

Was noch zu sagen ist: wir haben bereits eine Anzahlung für das Vorprojekt (inkl. Terrainaufnahmen, wo wir mitgeholfen haben) bezahlt: ca. 10'000.--.

Deshalb weist er den Leistungsanteil auf der Honorarofferte mit 91% aus => und kommt so auf die Fr. 121'875.--.

Wenn man das auf 100% aufrechnen würde, käme man sogar auf ca. 134'000.--.

Wenn man dann von hier wieder die offerierten 15% sowie die Fr. 1'000.-- abziehen würde, käme man auf ca. Fr. 113'000.--.

Ist ein bisschen kompliziert, ich weiss. Hoffe, ihr versteht trotzdem was wir meinen... :)

Was meint ihr dazu??

 
Hallo ivanita

Die aktuell gültige Honorarversion erlaubt solches durchaus... hier wird das Projekt über Stundenaufwendungen und mittlerem Bürostundensatz berechnet. Bei der früheren Version ging es über prozentualen Anteil an der anrechenbaren Bausumme.. die lagen dann zwischen 15 bis teilweise 19 %....

Wenn man diesen Vergleich nun mit Deiner aktuellen Honorarofferte anstellt, käme man bei einem 100%-Honorar auf die schöne Zahl von fast 24% ...

Wobei dies ja noch lange nicht das Ende bedeuten kann...sofern die Summe mit den eigentlichen Baukosten mitsteigt... Fachplaner extern hinzukommen...und meist auch die Nebenkosten für Kopien/Plankopien u.s.w. noch hinzu kommen.

Wie Du siehst, ich habe Deine Frage verstanden..

 
Hallo Pfälzer

vielen Dank für deine speditive Antwort!

Ja, du hast recht: die Kopierkosten kommen noch dazu.... hier haben wir auch schon bereits ca. 1'300.-- bezahlt und dies waren ja erst die Pläne usw. für die Bewilligung.... also, da wird wohl noch so einiges folgen :-(

Was könntest du uns raten? Wir wären mit einem Honorar von ca. 80'000.-- - 85'000.-- (inkl. Kopien!!) einverstanden - das wären ja dann so ca. 15% von der aufwandberichtigten Bausumme.

Wir sind vom Architekten sehr überzeugt und finden ihn wirklich klasse, da er sich schon sehr für uns einsetzt. Ausserdem ist er wirklich ein sehr "pingeliger" und wird auch sehr häufig auf die Baustelle gehen. Dies ist uns wichtig und schätzen wir. Uns ist auch klar, dass dies etwas kostet, aber gerade soviel?!?

Er hat schon gesagt, dass wir über das Honorar noch sprechen können, dass ihm auch bewusst sei, dass es so zuviel sei & so weiter.... im gleichen Zug sagt er aber dann auch, dass er schon bereits einen tiefen Stundenansatz gerechnet hat (wenn man dies ausrechnet, kommt man auf ca. Fr. 106.--, was ja wirklich auch nicht soviel ist.....). Allerdings scheint mir auch die Stundenanzahl ziemlich hoch.

Seine Firma besteht nur aus ihm und seiner Frau (sie ist Bauzeichnerin).

Was würdest du uns raten?

 
Tja.. da ist guter Rat teuer.. verlangen kann er es..auch wenn es ihm irgendwie schon etwas peinlich vorkommt.. den Stundensatz wird er schon bei der Kalkulation tief gedrückt haben..sonst wäre das Honorar noch höher ausgefallen.. die Möglichkeit den Stundensatz zu ändern (dann sieht man im Programm direkt die Auswirkungen auf die Honorarsummen) ist ja vorhanden.

Wenn Du ihn grundsätzlich haben möchtest und keine Alternativen suchen möchtest, dann bleibt Dir nur das Gespräch und die Hoffnung. Aber selbst wenn er nochmals 3 % nachlassen würde.. damit kommst Du auch nicht spürbar auf eine angemessene Summe.

Und bei den Nebenkosten...dazu gibt es hier schon eine ältere Umfrage...kann das locker an, bzw. auch über die 5.000 gehen..

 
Warum macht ihr mit dem Architekten nicht ein festes Honorar ab? Diese Anbindung an die Baukosten halte ich einfach für einen uralten Zopf....

Bei industriellen Bauten ist man davon schon lange weg - mit Recht: Der Architekt hat ja mit einer solchen Abgeltung gar kein Interesse, Geld zu sparen!

Ich finde, ein Architekt muss doch sagen können, wie viel Aufwand er in etwa für einen Hausbau hat. Das Ausrechnen der Honorarhöhe ist dann ja eigentlich keine Hexerei. Ich würde da nie an eine Bausumme fixieren (obwohl offenbar öfters noch "üblich").

Macht ihm doch einen vernünftigen (Gegen)Vorschlag (Pauschale) und haltet fest, welche Leistungen mit dieser Pauschale abgedeckt sind.

 
Neubau Einfamilienhaus mit Doppelgarage an einer Hanglage (Haus ist 3-stöckig): Bauprojekt Total Fr. 1'110'000.-- (Land 310'000.--).

Als aufwandbestimmende Baukosten gibt der Architekt Fr. 560'000.-- (exkl. Mwst) mit prognostizierten Zeitaufwand von 975 Stunden an.
Ich bin Architektur-Laie (und SIA kenne ich nur von Tabellen aus Büchern), und kenne die Branchen-Kennzahlen nur als Bauherr und durch Selbststudium...:

-Honorarhöhe: Entweder ist er in der Premiumklasse tätig, oder dann macht er sämtliche Planungs- und Ingenieurarbeiten auch noch selbst (Spezialistenkosten können schnell mal 10-40k ausmachen).

...Oder er hat gutes Selbstbewusstsein bzw. genügend Projektanfragen :)

-Baukosten 560k finde ich eher tief (Hanglage, Doppelgarage, 3 stöckig)

-> Ist Kubatur eher tief?

Ich gehe davon aus, dass eher mit tiefen Budgetposten gerechnet ist?

-Zeitaufwand: d.h. der Architekt ist bei einer Gesamtprojektdauer von ~12Mt (8Mt Bau / 4 Mt Vorevaluation & Planung) quasi ein halbes Jahr Vollzeit nur mit eurem Projekt beschäftigt?

Mhhhh...!? Hallo...?

Die Rolle "Bauleiter" wird er ja nicht übernehmen (dieser muss nämlich auch noch bezahlt werden)

Ansätze:

Möglichkeiten, um Arch-Kosten nochmals zu diskutieren:

-1000h / 'halbes Jahr'-Thema:

Architekt fragen, wieviele Projekte er da parallel noch bearbeiten wird.

Nicht unüblich in der Branche, sich selbst etwas zu überbuchen...

Und dann kann es schnell mal dynamisch werden.

-Pauschale definieren, statt komplizierte SIA-Rahmenwerke

(ich kenne Fälle, wo die Erstofferte auch in einem so hohen Bereich war; später aber dann um 20-25% gedrückt werden konnte)

-Zweitofferten einholen

(das Vorprojekt gehört ja euch...?)

-Nach Einsparpotential fragen (Eigenleistung etc; wird zwar eher unmöglich sein)

-Vor dem Verhandlungsgespräch würde ich von ihm die Referenzen seiner letzten fünf Projekte geben lassen, und zumindest mit 2-3 von denen sprechen (Erfahrungen, Wiederempfehlung, Kalkulationstreue).

...Erst mit diesen Informationen nach-verhandeln!

 
Ui diese Disskussionen hatten wir auch! Unsere erste Offerte eines Architeckten war bei 130k, die 2. Dann bei 100k wir waren vom 2. fest überzeugt und konnten ihn mit biegen und brechen auf 90k drücken. Wir haben uns dann allerdings zu einem 3. Ortskundigen Architeckten entschieden dieser hat nach gesundem Menschenverstand gerechnet für gut 70k!

An den 1000h für ein EFH halten sowieso alle fest, bei Architeckten die nach SIA offerieren wirst du nicht unter 90k kommen.

Ich würde ihm vorschlagen, effizient zusammenzuarbeiten und das Honorar auf 90k festzusetzen, ansonsten würde ich mal bei Baumeister vom Ort nach guten bezahlbaren Architeckten fragen.

Was bringt dir ein netter Architeckt wenn du dafür das Haus verkleinern musst?

Gruss

 
In meinen Augen, nee nicht gerechtfertigt, allerhöchstens, wenn da zusätzlich absolut keine Kosten dazukommen (Fachspezialisten, Pläne kopieren, Mehraufwand, nur weil der Backofen nun 300 Franken mehr kostet, etc.)

Ansonsten gilt es halt wie immer im Markt:

Informieren und mehrere Offerten einholen.

 
hallo ivanita

also das würden wir nur für den Archi nie bezahlen...

Wir bauen ein Minergie Haus, haben zig Mal die Pläne geändert BEVOR wir irgend einen Auftrag unterschrieben haben,

wir benötigten noch Hilfe bei einem Nähebaurecht, der Baubewilligung und statt GU wollten wir einen Architekten-Vertrag.

Unser Archi musste sich bis jetzt "den A..." aufreissen für uns und unser Haus.

Bezahlt wird er trotzdem brav nach Baufortschritt.

Also der "Lohn", der euer Archi will, finde ich echt übertrieben (würde sogar sagen frech?!).

An eurer Stelle würde ich einmal die Karten umdrehen; entweder euer Archi macht euch ein "faires Angebot" und dann auch ein "Fixpreis" oder ihr spatziert mit den bereits bezahlten Plänen davon... Holt euch unbedingt noch andere Offerten ein!

Lasst euch bitte nicht zu sehr davon überzeugen, was er verspricht (Kontrolle auf der Baustelle etc) sondern was er wirklich macht, bzw machen wird!!!

Un das könnt ihr ja erst zum Schluss des Hausbaus sagen, oder?!

Und vorallem; befragt andere Bauherren, die mit ihm gebaut haben.

Denkt daran: Ihr werdet ein Leben lang für diese Haus bezahlen, also "jeder Rappen zählt"!

Äxgüsi für die direkten Worte, aber zum Verhandeln solltet ihr so denken! Wenn er pingelig ist, dann seit es auch!

Toitoitoi!

Doris

 
Vielen Dank für all eure Inputs und Ratschläge.

Ich denke, wir werden nochmals ein paar Wörtchen mit dem A. reden.... und ihn auch sicherlich nochmals auf den hohen Zeitaufwand ansprechen! Wir werden definitiv auf eine Pauschale plädieren.... Ich hoffe, er kommt uns noch entgegen, sonst werden wir wohl Konsequenzen ziehen müssen.

Was ich noch gesehen habe: Der Architekt macht die Bauleitung selber, d.h. diese Kosten sind bereits im Honorar drin. (weist er mit 29% auf der Honorarofferte aus => also ca. 33k).

Sieht es in diesem Fall besser aus?

Wie war das bei euch? Hattet ihr einen separaten Bauleiter oder hat dies auch euer A. gemacht? Was habt ihr bezahlt?

 
Bei uns war das so:

Hanghaus mit Baugrubensicherung

Aufwandbestimmende Baukosten: rund 780k

Prognostizierter Zeitaufwand: rund 1'500h

Stundenansatz: 110.-

berechnetes Honorar: rund 167k

Pauschalangebot inkl. Bauleitung: 145k

- alles exkl. MWSt.

- exkl. Spezialistenhonorare

Da wir über 1 Jahr Bauverzögerung wegen Rekurs hatten und auch deshalb viel zusätzlicher Aufwand betrieben werden musste, sind wir trotz des schmerzlich hohen Honorars froh, dass wir unseren Archi engagiert haben.

Gruss von VanTor

 
Hallo ivanita

wir haben auch etwa ein Haus in Eurer Grössenordnung.

Wir bezahlten auch knapp über 100k. Darin enthalten ist auch die Bauleitung, die der Architekt machte. Auch hat er die ganze Minergie-Berechnung gemacht, kostet sonst auch extra. Sein vorher kalkulierter Stundenaufwand belief sich auch auf 975 Stunden. Gibt es da Regel dafür??

Wir fanden es auch teuer, aber schliesslich haben wir zugesagt. Und wenn man alles rechnet, ist's OK.

Gruss

Ritchie

 

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