habt ihr euch eigentlich alle gefreut?

HR

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07. Okt. 2008
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Wenn ich so hier durchklicke, scheinen sich alle werdenden Väter zu freuen.

Nun, bei mir mischt sich eine gewisse Skepsis rein: ich habe es doch fast 20 Jahre als Erwachsener ohne Kinder ausgehalten. Und nun ist also Nachwuchs unterwegs. Ist das was für mich? Und wenn nicht?

Natürlich ist da schon eine gewisse Freude da, v.a. weil damit der grösste Wunsch meiner Frau (bald 40) in Erfüllung gehen wird. Wir haben es jahrelang drauf an kommen lassen, dann eine Schwangerschaft verloren und uns dann dann im Kinderwunschzentrum helfen lassen.

Irgendwie kommt mir aber letzteres auch etwas surreal vor, schliesslich war es der Frauenarzt, der gezeugt hat, wenn auch mit meiner Spende. Dieses unromantische Verfahren habe ich nur für meine Frau auf mich genommen. Ich habe mir ein Leben ohne Kinder immer vorstellen können, obwohl (oder weil) ich beruflich mit Kids zu tun habe. Und nicht zuletzt der Egoismus: Für zwei DINKs liegt so viel mehr drin als für eine Familie.

Heute, 7 Monate vor der Geburt nährt sich meine Vorfreude ziemlich ausschliesslich aus der Freude meiner Frau. Ich kann mir noch schlecht vorstellen, dass ich an einem schreienden Neugeborenen grosse Freude haben werde. Später, wenn sie mal grösser sind, wenn man Eisenbahnen bauen, Zoos besuchen und zelten gehen kann, OK. Aber wickeln? Schoppen geben? Dauergeschrei?

Kommt halt auch dazu, dass man als Mann wochenlang nichts merkt von einer Schwangerschaft. Aber man(n) behauptet ja auch, dass das Kind dann schon lieben wird, wenn es mal da ist.

Bei den Frauen wird auf allen Seiten und Foren geschrieben, dass es natürlich ist, wenn sich der Mutterinstinkt nicht sofort einstellt. Wie steht das bei uns?

Tja, Männer: wer von euch war auch skeptisch und findet es heute GANZ EHRLICH wirklich toll zu wickeln, Schoppen geben und alles andere?

 
Hallo HR

Ich kann die Schilderungen deiner Gefühle sehr gut nachvollziehen. Bei mir war's zwar so, dass ich mir immer gewünscht hatte, einmal Kinder zu haben (aber lange auf die richtige Frau warten musste)....

Aber als es dann - ebenfalls nach einer misslungenen Schwangerschaft - endlich so weit war, stellten sich sehr gemischte Gefühle ein (ich war bei der Geburt des ersten Kindes dann 34): ich würde viele meiner Freiheiten einbüssen, die Beziehung zu meiner Frau war nicht mehr so intensiv, da ihre Aufmerksamkeit nicht mehr "ungeteilt" mir galt, sondern (schon während der Schwangerschaft, aber erst recht nach der Geburt) diesem kleinen neuen Wesen...

Die erste Tochter hatte Kolliken und hielt uns monatelang Tag und Nacht auf Trab - ich habe sie gehasst dafür! Und natürlich ist Windelnwechseln eklig (ich konnte dieses Thema jetzt nach 8 durchgehenden Jahren endlich abschliessen, weil die Kleine jetzt auf ihre Windeln verzichtet: wir machen jetzt ein Windelfest!!! Juhui!)

Aber - und jetzt kommt's: Dein Kind wird dir ganz viel abverlangen, aber es wird ihm auf zauberhafte Weise gelingen, dich um den Finger zu wickeln. Das kannst du dir heute noch nicht vorstellen (deshalb ist das in der Schwangerschaft für die Männer auch etwas schwieriger - die Frau kann sich besser - weil körperlich - darauf einstellen).

Das wird vielleicht sein tiefer wissender Blick sein, mit dem es tief in deine Augen blickt, das kann ein gewinnendes Lächeln sein, vielleicht ist es aber auch das Schniefen, nachdem du versucht hast, es zu trösten, vielleicht wenn es mit seinen winzigen Fingerchen deinen Finger umklammert,... wenn du das dann erst mal erlebt hast, werden dich solche Gedanken, wie du sie jetzt gerade mit dir rumträgst, ein wenig belustigen... aber auch nach acht Jahren wird es immer wieder ein Wechselbad der Gefühle sein. Mal wirst du entzückt sein von deinem Kind, dann wirst du dir deine kinderlose Zeit wieder zurückwünschen.

Das Thema, das ich jetzt nicht angeschnitten habe, ist die Verantwortung. Dieses Gefühl ist besonders stark und manchmal auch sehr belastend... aber darüber ein andermal - muss jetzt noch etwas arbeiten.

Es gibt übrigens einen tollen Song von Andrew Bond - der Text lautet sinngemäss: für dich reise ich ans Ende der Welt, für dich mach ich alles - für dich bleib ich sogar da!

Ich wünsche dir viel Mut und Freude für diese spannende neue Lebensphase - sieh es als Abenteuer.

PS. Ich denke, es spielt überhaupt keine Rolle, WIE das Kind gezeugt wurde - es ist ein kleiner neuer Mensch mit Körper, Herz und Seele... das ist ein Wunder der Schöpfung!

 

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