Honorar eines Architekten

[Ritchie]

Hallo zusammen

wir stecken in der Vorprojektphase eines Einfamilienhauses. Wir haben den Architekten vor etwa 5 Monaten kontaktiert und stehen nun wieder am Anfang. Beim 1. Kontakt war alles OK. Wir wollten ein Minergiehaus in Festbauweise (also Backstein) und vielen Wünschen. /emoticons/default_biggrin.png Wir haben eine Liste voll Fragen erstellt um zu schauen ob der Architekt auf der gleichen Wellenlänge schwimmt, ohne gross zu verraten was wir genau wollten. Alles tönte wunderbar, er hat anscheinend schon Minergiehäuser gebaut, Holzhäuser möchte er nicht bauen, auch ist er sehr perfekt bis in die Details, was wir auch suchten.

Unser Problem ist nun, dass wir mit unserem Architekten nicht zufrieden sind. Das sind die Gründe:

Wir zeigten im einige selbstgezeichnete Pläne, so wie wir uns das Haus vorstellen und gaben im auch unser Budget bekannt. Sein 1. Entwurf war zum heulen Es entsprach gar nicht den Vorschriften (Haus quer zum Hang gezeichnet) und entsprach auch nicht unseren Vorstellungen. Der 2. Entwurf war schon um einiges besser. Nach 2 Änderungen haben wir dann zugestimmt, dass wir uns das vorstellen könnten. Wir baten ihn um eine Grobkostenschätzung. Uns haute es fast vom Stuhl. 60% über unserem Budget/emoticons/default_mad.png

Wir haben dann zusammen eine Lösung gesucht, die er dann umsetzen soll. Am gleichen Tag haben wir aber entschieden, dass wir das soooo nicht wollen. Ich schrieb ihm dann gleich am nächsten Morgen ein Mail, er solle noch warten mit dem neuen Entwurf, da wir uns zuerst vom Schock erholen und dann schauen wollten wie es weitergehen soll. Am nächsten Wochenende schickte er uns trotzdem die neuen Pläne./emoticons/default_confused.png

Ich zeichnete neue Pläne, die ich ihm am Montag vor einer Woche zuschickte mit der Bitte diese zu prüfen ob das Haus so gebaut werden kann und wieviel das kosten würde (grobschätzung). Termin wurde auf den Freitag gesetzt. Habe bis heute noch keine Antwort bekommen.

Unterdessen habe ich unter minergie.ch auch gesehen, dass er noch gar keine Minergiehäuser gebaut hat, obwohl er diese Frage aber mit JA beantwortete.

Wir möchten jetzt nicht mehr mit ihm weiterarbeiten, da wir nicht vom Fleck kommen und auch kein Vertrauen mehr haben. Doch haben wir ein bisschen Angst, dass da ne gewaltige Rechnung ins Haus flattern wird. Wir haben keinen Vertrag.

Was kann er verlangen? Und wie würdet ihr vorgehen?

Gruss

Ritchie

 

[Serge-CH]

Aus meiner Sicht befindest Du Dich immer noch in der Evaluations- und Offerteinholungsphase - also nichts, wofür Du eigentlich zahlen müsstest. Ich hatte in meinem Fall im Briefing klar erwähnt, dass die Offerten nichts kosten dürfen... Du hast diesen Punkt leider und anscheinend vergessen... Ich würde auf sein Feedback warten und ihm dann mit einer Danksagung mitteilen, dass Du aus obengenannten Gründen nicht mehr mit ihm "arbeiten" willst. Vertrauen ist das oberste Gebot beim Bauen. Wenn er professionell ist wird er sagen, "Schade, ich hätte gerne für Sie dieses Haus gebaut - aber verstehe Ihre Bedenken." Und wenn's ein Amateur ist, musst Du Dich auf eine kleinere Schlacht (wo Du aber im Recht bist) vorbereiten...

 

[Ritchie]

Vielen Dank für Deine Antwort.

Hoffentlich sieht das mein Architekt auch so./emoticons/default_rolleyes.gif

Aber Du hast recht. Ich habe im Briefing nichts davon erwähnt, dass die Offerte nichts kosten darf. Mein Fehler, aber man lernt daraus

Gruss

Ritchie

 

[baumanager]

Wenn Ihr einen Architekten beauftragt Grundrisse und Vorschläge zu erstellen und dazu Kostenschätzungen zu erstellen, dann ist damit ein Auftrag erteilt und er kann euch zurecht die angefallenen Kosten in Rechnung stellen, welche Ihr auch bezahlen müsst. Es handelt sich hier nicht um einen Handwerker der euch eine Offerte für z.B. einen Einbauschrank erstellt und Ihr dann entscheidet ob Ihr den haben wollt oder nicht. Sondern um einen Auftrag der nach Aufwand vergütet werden muss.

Ihr habt jedoch das Recht jederzeit die Beziehung abzubrechen ohne für weiterführende Arbeiten den Architekten zu entschädigen müssen. Jedoch die angefallenen Aufwendungen sind zu begleichen.

 

[Ritchie]

@ibo

Sorry, habe mich wohl nicht richtig ausgedrückt. Es sind natürlich schon Entwürfe, aber mit CAD gemacht.

Was meinst Du mit: Laut Minergie sollte bei uns auch keine Minergiehaus geben aber eine Architektin gibt an, dass sie bei uns ein Minergiehaus gebaut hat.?

Wenn ein Minergiehaus gebaut wird, dann wird meistens auch ein Zertifikat erstellt und das sollte man unter minergie.ch finden. Also müsste er beweisen, dass er schon ein Minergiehaus gebaut hat.

@bruenel

Ich befürchte eben auch, dass ne Rechnung kommt. Das Problem ist, wie kann ich prüfen wieviele Stunden er gebraucht hat? Er kann ja irgendwas verrechnen. 1 Entwurf haben wir nicht verlangt, den möchten wir auch nicht bezahlen und der 1. Entwurf zahlen wir auch nicht, da er die Vorschriften nicht gelesen hat.

Gruss

Ritchie

 

[john_w64]

Also ob und wie viel ihr bezahlen müsst ist sicher nicht so einfach zu klären. Grundsätzlich ist ein mündlicher Auftrag gültig. Nun kommt es auf den Wortlaut der diversen Gespräche an. Also immer Kostenfarge ansprechen bzw. abmachen dass er klar sagt ab wann es was kostet und bis wann es Offertphase ist. Ob die Skizzen auf CAD oder von Hand gemacht wurden hat darauf keinen Einfluss - ein mit CAD aufgewachsener Architekt skizziert eventuell lieber auf CAD da es für ihn schneller geht als auf Papier ein älterer oder einer der sich asl Künstler versteht arbeitet ev. mit Bleistift und Papier.

 

[Pfälzer]

ein mit CAD aufgewachsener Architekt skizziert eventuell lieber auf CAD da es für ihn schneller geht als auf Papier

Hallo Werner,

dem ist nicht so! Viele glauben dies zwar, aber die Vorteile von CAD liegen in anderen Bereichen. Auch in diesem frühen Stadium, weshalb sie meist für den Laien als Betrachter/Bauherr von Vorteil sind.

@ Richtie

Der Ausgang ist wohl schwer vorherzusagen, aber Du solltest die für Dich negativen Dinge halt hervorheben:

- falscher Entwurf

- Minergieerfahrung (ja/nein- gemogelt oder nicht?)

- Budgetvorgabe massiv überschritten

- trotz gegenteiliger Meldung nochmals neue Pläne erstellt und zugesandt

- somit mangelndes Vertrauen in die spätere, eigentliche Planung und Abwicklung.

Der Aufwand für die Grobkostenschätzung, so wie ihr dies in der Schweiz, in diesem Stadium bekommt, ist als sehr gering einzustufen. Eigentlich Minutensache. Länge, Breite, Höhe mal Fixpreis, das noch mit 20% Toleranz, fertig. Den Ausdruck macht in der Regel der PC, ggf. schon aus der CAD-Anwendung heraus.

Du solltest, wenn Du nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten möchtest, umgehend das Gespräch suchen und ihn darüber informieren, dass ihr die Zusammenarbeit einstellen möchtet. Wie er dann reagiert, wird man sehen müssen, aber dies ist immer noch besser, als weiterhin eine Planung voranzubringen, von der Du nicht überzeugt bist oder das Vertrauen in die Person fehlt.

Auf dieser Basis ist eine gemeinsame Bauabwicklung fast undenkbar.

Falls doch, oder Du aus Kostengründen die Arbeiten fortführen lässt, dann solltest Du Dir ggf. Gedanken darüber machen, Dir einen Baubetreuer zu nehmen. Dieser kann dann ggf. auf einer anderen Ebene das eine oder andere noch klären, retten oder wie auch immer.

Gruß vom Pfälzer

 

[Bauexperte]

Hallo Ritchi

Einmal mehr zeigt es sich, wie wichtig es für Bauinteressierte ist, dass Ihr mit dem Architekten (oder auch Genarlunternehmer) von der ersten Besprechung an, ganz klare "Leitplanken" setzt.

Es muss zwingend und ausdrücklich vereinbart werden, was ist sog. unverbindliche Beratung und Planung, ab wann kostet es, wieviel kostet es usw. ALLES ist schriftlich festzuhalten, sei es in einem Besprechungsprotokoll der Sitzung oder mit entsprechenden Vereinbarungen (Honorarverträge), nur keine E-Mail's, diese sind vor Gericht bereits problematisch.

Ein Architekt kann sich darauf berufen, dass er einen mündlichen Auftrag erhalten hätte... das OR lässt bekanntlich den mündlichen Auftrag als solchen zu. Wenn nichts sauber geregelt ist gibt es nachher einen Konflikt der dann vor dem Richter endet, das kostet dann so oder so Geld und der Aerger ist auch da.

Mein Rat: Wenn die andere Seite es nicht tut, so tut Ihr das, setzt Leitplanken...!

Gruss

Bauexperte

 

[Ritchie]

Vielen Dank an alle.

@Pfälzer

Ja, diese Punkte werde ich sicher angeben. Einen Bauberater in diesem Stadium macht keinen Sinn denke ich. Wenn das Vertrauen nicht mehr da ist, dann kann ein Bauberater da auch nichts mehr ändern. Im Gegenteil. Falls wir schon am bauen wären, würde das Sinn machen. Hier ist das Beste: CUT. So schnell als möglich.

@Bauexperte

Wir haben eben eine Fixpauschale abgemacht (mündlich). Zusätzlich habe ich das in einem Protokoll festgehalten. Der Architekt hat das aber nicht unterzeichnet, da wir das Protokoll mehr für uns machen damit wir wissen was gesagt und abgemacht wurden. Aber ich denke das wird vor Gericht auch nicht akzeptiert.

Wenn e-mail nicht akzeptiert wird, dann muss ich jedes Mal wenn ich mit einem Architekten oder einem Handwerker korrespondiere einen eingeschriebenen Brief schreiben?? /emoticons/default_mad.png Das kanns ja auch nicht sein, da bin ich in 5 Jahren noch am bauen.

Wir waren eben überzeugt das wir den richtigen Architekten gefunden haben und wir wollten das Projekt auch mit ihm durchziehen. Ich weiss nicht aber da kann man am Anfang schlecht fragen was das bis dahin kostet, sonst denkt er schon, dass wir nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten möchten. Ach ist das immer kompliziert./emoticons/default_confused.png

Gruss

Ritchie

 

[Ritchie]

@ibo

ich suche nicht nach Ortschaften, sondern nach einem Architekten.

Wenn ich z. B. nach einen Architekt Meier in der ganzen Schweiz suche, so sollten doch alle Häuser aufgelistet werden die ein Architekt Meier gemacht hat. Oder liege ich da falsch?

Gruss

Ritchie

 

[Ritchie]

Soooooo, jetzt möchte ich doch noch erzählen, wie die Sache ausgegangen ist.

Wir haben dem Architekten einen eingeschriebenen Brief geschickt in dem wir schrieben was uns nicht passt, analog zu Pfälzers Formulierung. Und dass wir nicht mehr mit ihm weiterarbeiten wollen. Wir haben es dann so formuliert, dass ER quasi kein Interesse mehr hat und wir uns darum genötigt sehen die Zusammenarbeit zu beenden. /emoticons/default_biggrin.png

Postwendend kam dann auch ein Telefon. Er betonte ausdrücklich, dass er gerne weitermachen wolle und hochmotiviert sei./emoticons/default_rolleyes.gif

Wir entschieden uns dann, dass wir nochmals zusammensitzen wollen. Schliesslich wollen wir ja auch fair bleiben.

In dieser Sitzung habe ich mich natürlich vorbereitet und ihm einige Massnahmen vorgeschlagen um die Kommunikation zwischen uns zu verbessern. Unter anderem habe ich gefordert, dass ich wöchentlich einen Bericht über den Fortschritt erhalte, bei jedem Mail ein Feedback bekomme, dass er seine Pläne vor der nächsten Sitzung schickt damit wir uns schon mal einige Gedanken für die nächste Sitzung machen können, dass ich bei jeder Sitzung ein Protokoll schreibe :142:und er das bei wichtigen Punkten auch unterschreiben muss, etc.

Zusätzlich habe ich einige Milestone aufgeschrieben um ihn ein bisschen unter Druck zu setzen. Und man glaubt es kaum, er war mit (fast) allem einverstanden und hat dieses Protokoll unterschrieben. /emoticons/default_additional/126.gif:126:/emoticons/default_additional/126.gif

Und seit diesem Tag geht es weiter mit diesem Architekt. /emoticons/default_wink.png Erstaunlich, ab sofort zeichnet er genau das, was wir wollen. Seine Pläne und unsere Pläne sind beinahe identisch. Da kommt Freude auf.

Wir sind voll im Zeitplan und können demnächst unsere Baueingabe machen. Und das natürlich Dank dem Forum und ihren wertvollen Tipps./emoticons/default_additional/148.gif

Schon bald werde ich ein Tagebuch eröffnen, so könnt Ihr unser Hausbau mitverfolgen.

Gruss

Ritchie

 

[Pfälzer]

Hallo Ritchie,

das freut mich doch zu lesen, dass und alles seinen Gang geht und ihr ein schönes Stück vorangekommen seid.

Manchmal ist es halt notwendig, klare Angaben zu machen und Standpunkte zu vertreten. Wenn dann der "Gegenüber" dies so erkennt, dann ist ihm auch bewusst, wen er gegenüber hat und kann sich entsprechend darauf einstellen.

Gruß vom Pfälzer

 

[Ritchie]

@Pfälzer

Ja, da hast Du recht. Ich bin halt manchmal zuuu lieb.

Aber wir freuen uns nun wieder auf unser Abenteuer Hausbau. Und das ist auch nötig.

Gruss

Ritchie