Lieber Cornchuleo
Gestrichelt heisst dritte oder vierte Lage, also obere Bewehrung. Wo Du eine Wand rausnehmen willst, benötigst Du natürlich untere Bewehrung (Wie Du ja richtig weisst.) Ich hatte die Signatur einfach auf dem Bildli nicht lesen können. Entweder verkleinert das Forum die Bilder automatisch, oder beim Upload produziert irgend eine Software unsinn - ich tippe auf ersteres. Wenn Du es genauer haben möchtest empfiehlt sich ein PDF anzuhängen. Aber... ich bin nicht sicher dass es notwendig ist.
Lasten. Und Sicherheitsfaktoren.
Früher war der sogenannt "globale" Ansatz (was Du tun möchtest) richtig / gemäss Norm. Man rechnet alle Lasten brutto um am Schluss einen Sicherheitsfaktor daraufzuhauen. Der globale SF im Bauwesen in der Schweiz wäre 2.0 (gewesen, mind. in der Geotechnik. Es kann sein, dass für Hochbau der Sicherheitsfaktor 1.50 war. wie gesagt, ist heute nicht mehr gültig).
Heute rechnet man mit Partitialsicherheiten (verschiedene kleinere Faktoren) welche das Tragverhalten besser abbilden. Das heisst fixe, bekannte Lasten x1.35, Nutzlasten (Von denen man nie wissen kann, ob jemand mehr draufbeigt) x1.50. Dafür wird auf der Widerstanddsseite (Also z.B. das Material) ebenfalls abgemindert, zwischen 1.05 (Stahlträger), 1.25 (Stahlverbindungen) bis 2.0 (Pfahlfundationen).
Lasteinzugsflächen.
So wie das aussieht, ist die Decke aussen nicht rotationsbehindert aufgelagert. Über Innenwänden schon. Wenn Du Dir nun vorstellst, welche Last wohin abgetragen wird (die Realität ist natürlich schon anders, aber man kann sich das so überlegen, Begründung findest Du in einer Stahlbetonvorlesung), ist klar: Beidseitig nicht behindert: in der Mitte ist die "Lastscheide". Beidseitig behindert: ebenfalls in der Mitte. (Logisch!), Falls Du nun eine Seite (Innenwand) rotationsbehindert hast und die andere nicht (Aussenwand) zieht die Innenwand durch die grössere Steifigkeit mehr Last an. Die Lastscheide lässt sich nur nummerisch lösen, aber setz' sie als Anhaltspunkt zwischen 60 und 80% an (also weiter weg von der Innenwand). So kannst Du das rauskonstruieren.
(MEhr verrate ich jetzt aber nicht, schliesslich wollen (wir) Ingenieure ja auch von irgend etwas gelebt haben.)
16cm: reicht locker als Betondecke.
(Die komische Bewehrungsführung war in meinen Augen nur komisch, weil ich das gestrichelte nicht erkennen konnte).
Früher hat man auch Balkone z.T. nur in 10cm betoniert. Da hat man dann einfach etwas weniger überdeckung gemacht, die Eisen sind gerostet, und darum sind das alles Sanierungsobjekte. Und dann gibt es noch die Isler-Schalen. [Für interessierte: Schalentragwerke mit Betonstärken von 7 bis 10 cm, welche bis knapp 50m überspannen, z.B. Autobahnraststätte Deitingen.]
16cm funktioniert schon, nur hat es halt keinen Platz für Lüftungsleitungen oder lange Abwasserleitungen mit Gefälle. Und für den Schallschutz ist es auch suboptimal, in einem EFH aber eher egal.
Lasten
Eigengewicht wäre (ohne SF) 0.16*25 = 4kN/m2
Auflast (Bodenheizung, Plättli) Annahme 5cm für BH und 2cm für P, Dichte würd ich, da vor allem Plättli und Mörtel auch 25kN/m3 nehmen, also
= .07*25kN/m3 = 1.75kN/m2
Nutzlast: SIA schreibt 2kN/m2 vor. Weniger ist nicht normgemäss.
(Logisch: Nur mit Personen kriegst Du das nicht hin, 200kg/m2, ist schon klar. Aber sobald Du irgendwo ein Buffet hinstellst, mit Geschirr drin; oder auch ein Büchergestell, hast Du schnell locker mehr. Gilt auch für Zimmerpflanzen mit grossen Kübeln.
Nebst der Tragsicherheit würde ein Ingenieur auch die Gebrauchstauglichkeit (Verformung, Schiefstehen, Schwingverhalten) anschauen. Aus eigener Erfahrung: Nimm einen Träger grösser. (Ich hatte als Student für einen Bergbauern eine, sagen wir mal halblegale, Brücke (eigentlich Brüggli) geplant. Der Förster war gar nicht erfreut, aber sie steht bis heute. Nun, weil dem Bauern der Stahl zu teuer war, haben wir die Sicherheitsfaktoren reduziert... Nun traut er sich nach dem Holzen nicht vollgeladen über die Brücke, er unterspriesst sie immer... weil sie zu fest schaukelt...)
Auflager:
Seitliches anbringen der Auflager an eine bestehende Wand ist recht unglücklich. Wände (Mauerwerk) mag keine Momentenbelastungen. Beim Auflager in der Mauer auf der rechten Seite (gem. Deiner Skizze) würd' ich unbedingt ein Teil der Mauer abbrechen um dort ein zentrisches Auflager zu schaffen. Bei der Aussenwand, welche zum einen sicher aus dem OG dauerhaft belastet ist (Normalkraft überdrückt den aus dem Moment resultierenden Zug auf de rAussenseite) könnte es funktionieren.
Trotzdem sei Dir bewusst, dass bis der Träger trägt, er eine elastische Deformation durchmacht. Diese Verformung wirkt wie eine Zwangsverformung für die Decke. Bedenke dabei das 30jährige Stahlbetondecken (insbesondere in Dicken von 16cm) nicht auf ein Schubversagen im Auflagerbereich bemessen sind. Darum ganz deutlich: Sprich mit einem Ingenieur darüber, den Du bezahlst und der auch dafür die Verantwortung trägt. Alles andere ist sicher abenteuer und möglicherweise aberteuer. (Ich lege hier ganz viel Wert darauf, dass ich Dein konkretes Projekt nicht kenne und alle Angaben reine Annahmen sind, welche vor Ausführung unbedingt von einer passend ausgebildeten Fachperson zu verifizieren sind. Da ich keinerlei Honorar für diese Beratung erhalte, stehen wir in keinem Auftragsverhältnis und damit lehne ich jede Verantwortung für das, was Leser mit diesen Annahmen machen, ab.)
So. Genug für Heute.
Bittebitte, zeig uns dann Fotos vom Umbau und vom Endprodukt. Wir sind nämlich gespannt.
(wir, uns: Das Forum)
Liebe Grüsse
Haba