Kupfer im Boden

tommuller

Mitglied
29. Dez. 2012
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Hallo zusammen

Mit "Freude" habe ich erfahren, dass mein Bauland mit Kupfer kontaminiert ist. Dies, weil dort früher Reben kultiviert wurden und biologisch mit Kupfer gespritzt wurden. Naja, hätte mich vielleicht vor dem Kauf informieren sollen, aber nun ists offensichtlich zu spät.

Die Konzentration des Kupfers kann ich noch nicht sagen, da erst mal der Nachbar am bauen ist und er die Bodenproben machen musste.

Hat jemand von euch privat oder eventuell beruflich mit der fachmännischen Beseitigung solcher "Kupfervorkommen" zu tun? Wird das eine Entsorgung à la Kölliken oder geht das locker flockig?

Bin für Hinweise extrem froh.

Grüsse

Tom

 
Lieber Tom

Wahrscheinlich alles halb so schlimm.

Bei uns im Kt. ZH heisst das "Bodenverschiebungsverfahren". Es geht darum, dass der Boden zwar soviel Kupfer enthält, dass er die «langfristige Fruchtbarkeit des Bodens» gefährdet und darum nicht einfach einem Bauern aufs Feld geführt werden darf.

Je nach Kupfergehalt ist der Boden wenig bis stark "verschmutzt". Verschmutzt in Anführungszeichen, weil es (i.d.R.) weder Kölliker Ausmasse hat, noch für Mensch und Tier gefährlich ist.

Wie die Bodenverschiebung im AG gehandhabt wird, kann ich Dir nicht sagen, ich bin nur Fachperson im Kt. ZH.

Die Folgen dürfte sich darauf beschränken, dass Du den vorhandenen Oberboden und Humus a) für die eigene Gartengestaltung brauchen darfst, oder /emoticons/default_cool.png es an ähnlich "kontaminierten" Orten wieder ausbringen darfst. Einfach, wenn Du es deponieren willst, wird es etwas teurer, da es auf eine Inertstoff Deponie gehört. Rechne 80.-- pro Kubik fest.

Falls die Verschmutzung tatsächlich gross ist, ist dann die Deponierung zwingend, da eine "Gesundheitsgefährdung nicht mehr ausgeschlossen werden kann".

Tip: Falls Du (wie in ZH) die Untersuchung selber veranlassen musst: Schau dass Du die Tiefe der Verschmutzung kennst. Dies bedingt zwar mehr Laborproben. Aber andernfalls wird (im Kt. ZH) die Verschmutzung auf dem ganzen obersten Meter angenommen. Was Erfahrungsgemäss zu viel ist.

In Züri wird die Beprobung normalerweise im Rahmen der Geologischen Untersuchung durchgeführt. Kostenpunkt typisch, je nach zu erwartender Verschmutzung: zwischen 1000 und 3500 Stutz, auch Abhängig, wann wie tief untersucht wird.

Grüsse

Haba

 
achja, hatte ich vergessen.

Im Kt. ZH ist heute ein grosser Teil der Parzellen im Kataster für die Bodenverschiebung drin. Da kommt ein Bauherr fast nicht mehr drum herum.

Nochmals Grüsse

Haba

 
Hi Haba

Danke dir für deine kompetente Antwort. Habe mir fast schon so etwas gedacht. Im www habe ich mal eine Weisung einer Behörde gesehen. Weis aber nicht mehr genau wo...

Worst case ist demnach der Mehrpreis der Deponie von CHF 80/m3. Das Einbringen der kontaminierten Humusschicht dürfte wohl für das Hinterfüllen nicht optimal sein. Eventuell kann ich in der Umgebungsgestaltung noch 1 oder 2 m3 brauchen.

Danke nochmals

Tom

 
Lieber Tom

Aus Interesse habe ich noch schnell gegoogelt. Im Gegensatz zum Kt. ZH wo es die FaBo (Fachstelle Bodenschutz) gibt, und ein richtiges "Verfahren", scheint das im AG etwas leichter gehandhabt zu werden.

Hier scheint alles unter der Bodenkundlichen BauBegleitung (BBB) zu laufen.

Humus (mit organischem Material) solltest Du nie für Hinterfüllung verwenden. Das beginnt zu faulen. Bei Stützmäuerchen usw. dürfte das zwar halbweg egal sein, aber wenn es stinkt...

Mehrpreis: Je nachdem wie Du baust, ist das nicht wenig. Überleg Dir: Fläche deiner Parzelle x 1m Tiefe x 80.-- ergibt mit einer Parzellengrösse von 300m², Annahme 2/3 abhumusiert: 200*1*80 = 16'000.--

Der Durchschnittsbauherr hier im Forum wird sich bereits bei Mehrkosten von 5'000 Stutz schon am Kopf kratzen. Was man alles dafür kaufen könnte... Und dann erst noch für etwas, das man nicht sieht.

(Okay, die 80Stutz können je nach Deponiestandort und Unternehmer noch deutlich billiger werden. Aber ... unbdingt im LV drin haben. Als Nachtrag ist es mit GARANTIE teuer.)

Haba

 
Top, danke dir für diese Zusatzinformationen.

Ich hätte den Humus ohnehin nicht zum Hinterfüllen gebraucht. Lediglich eventuell für die Umgebungsgestaltung.

Die Baugrube ist im hinteren Teil etwa 6 - 7 Meter im Boden. In der Kostenschätzung hatten wir immer mit einer Nagelwand für ca. 100'000 gerechnet. Mein Nachbar hat nun angefangen zu bauen. Baugrube hält trotz dem extrem "trockenen" Sommer super (Mergel). So wie's ausschaut kann ich evtl. auf Nägel verzichten und maximal mit der Gunnitiermaschine den Hang vor dem Ausspülen zu sichern. Geologe und Ingenieur müssen das jedoch beurteilen...

Insofern hätte ich wieder Luft für Mehrkosten der Deponie... /emoticons/default_additional/149.gif

Besten Dank auf jeden Fall schon mal wegen der Aufnahme in das LV! /emoticons/default_additional/114.gif

Gruss

Tom

 
Lieber Tom

... kommt immer auf den Mergel an...

Mit einer Nagelwand-Neigung von typisch 5:1 nützt die reine Spritzbeton-Abdeckung (bzw. Gunit) ähnlich viel wie eine bessere, steife Plastikfolie. (Oder deutsch und deutlich: statisch ist es unsinnig) Aber es sieht nach mehr Sicherheit aus. Die Alternative wäre wennschon eine Baumeister-Rühlwand. (Geröllbeton mit Stahlträger (oder Holz, aber eher nicht bis 7m Höhe) in einen Schlitz gestellt). Das kann der Aushübler selber machen ohne Spezialist.

Wenn es nicht hält, ist der Ärger vorprogrammiert. Überleg Dir vor allem, was passiert, wenn der Hang dann trotzdem kommt. Wenn ein paar Kartoffeln von Bauers Feld nicht geerntet werden können, ist es ärgerlich. Wenn Nachbars Swimmingpool baden geht... wird es teuer. Wenn auf der Kantonsstrasse ein Velofahrer wegen einem Spalt stürzt und sich die Hand bricht: Trariiiiitraraaaaa, ganzes Rösslispiel.

Aus meiner Sicht: Schadenfälle sind immer spannender als eine ordentliche Baugrube. Nein, Spass bei Seite. Es kann möglicherweise durchaus okay sein, auf die Sicherung zu verzichten. Dazu gehört nach meinem Ermessen eine gut durchdachte Risikokalkulation mit was-wäre-wenn Überlegungen. Und mit genügend finanziellem Spielraum. (Ohnehinkosten zahlt immer der Bauherr, Aufräumen nach einem Schadenfall ist teuer.)

Und: 100k? Mit bis 7m Höhe. Ist ein tolles, langes Ding. Scheint ein grosses Haus zu geben. (Oder war das einfach die Kostenschätzung vom Archi?)

Viel Erfolg

Haba

 
... und eine kleine Korrektur am Rand.

Eine «Baugrube hält» GAR NIE «super». Entweder sie hält, oder sie hält nicht. Und wenn ein Zwischending, dann hält die Baugrube zwar, aber die Verformungen bei Nachbars sind [vernachlässigbar, markant, etwas hoch, hoch, erschreckend, übel, wir haben einen Baustop].

Schönen Abend

Haba

 
Wenn der Hang nicht hält, bin ich der einzig Betroffene... Das einzige was oben abrutscht ist mein eigenes Rebland (daher auch das Kupfer...).

Ich hoffe da auf Unterstützung durch den Geologen/Ingenieur/Geotechniker...

Jup, die Baugrube wird ca. 23m breit und wie gesagt ca. 7m (an einigen Stellen ca. 6m) hoch. Das Haus ist 14m breit und anschliessend noch eine 7.2m breite Doppelgarage... :)

 
und gleich nochmals ein NAchtrag.

Aufpassen mit dem Weglassen der Sicherung. Ohne Sicherung oder mit einer offensichtlich ungenügenden Sicherung darf der Baumeister seine Leute nicht hinter die Schalung schicken. Es kommt vor: Der Baumeister lässt Dir via SUVA die Baustelle einstellen. nicht gerade hübsch.

Haba

 
Und schon wieder etwas dazugelernt... /emoticons/default_additional/180.gif

Schauen wir mal... Im Februar/März 2015 ist es dann soweit. Dann kann ich meine Erfahrungen zu, Thema Kupfer und Hangsicherung hier allen zugänglich machen.

Gruss und schönen Abend

Tom

 
Lieber Tom

Bei den heutigen Rohstoffpreisen von Kupfer bist Du ja direkt zu beneiden.....

Nein, Spass beiseite. Bei uns am rechten Zürichseeufer ist es oft so, dass noch freie Parzellen oder auch solche, auf welchen wir Ersatzbauten erstellen, im ehemaligen Rebbaugebiet liegen. Es ist aber für Dich zu hoffen, dass dort dann wirklich nur Rebbau gemacht wurde. Kupfer, Blei und Cadmium sind die unschönen Andenken an die krankheitsanfälligen Stöcke des "Oktobertees". Diese Schwermetalle befinden sich wie Haba richtig festgestellt hat, eigentlich immer in den obersten 15-20cm, der sogenannten Humusschicht, da sie sich nicht auswaschen und auch nicht wandern.

Wir hatten unlängst dann aber den unschönen Befund, dass der Boden bis auf 60cm kontaminiert war, was mich durchaus irritierte. Meine Abklärungen haben anschliessend ergeben, dass der liebe Bauer nach den Reben dort eine Tomatenkultuur betrieben hat und den ganzen Boden mit einem grossen Pflug umgrub. So waren wir gezwungen dann 60cm Boden herauszunehmen und in der Deponie für Inertstoffe zu deponieren. Kosten in diesem Fall doch stattliche CHF 30'000. Da hätte man sich doch als Bauherr sicher noch das eine oder andere Feature im Haus leisten können.

Ich wünsche Dir einen erfolgreichen Baustart und dass es bei Dir doch unter CHF 10'000 Mehrkosten bleibt.

Herzlicher Gruss, Urs   

 
Danke Urs, für die Ergänzungen. Als ich vom Kupfer hörte, dachte ich eben auch, dass ich überbrückungsweise eine Miene installieren könnte... /emoticons/default_additional/163.gif

Soweit ich weiss, wurden ausser Reben nie andere Nutzpflanzen auf der Parzelle kultiviert. Zur Zeit ist dort eine Magerwiese. Wenn es tatsächlich nur 20 cm betriifft, wären die Mehrkosten bei rund 6k bis 10k. Das würde mich ungemein freuen.

 
Lieber Urs, Lieber Tom

Die Erfahrung zeigt, dass die Kupfer-Konzentration meist bei 40cm aufhört. Meine Erfahrung. Bis 60cm ist aber auch keine Seltenheit.

Problematisch wird es vor allem dann, wenn die Vorpächter des Rebbergs in grossem Stil Spritzmittel gemischt, umgefüllt, und z.T. auch überreste einfach weggeschüttet haben. Aber. Das ist dann ein lokales Problem.

Ich hatte in einer Probe auch schon 3000mg Cu / kg TS (also 3Gramm!). Hat sich dann herausgestellt, dass genau dort der aktuelle Nutzer seine Gartenbeleuchtung gekürzt hat. Wir hatten Drahtresten in der Probe...

Haba

 
Lieber Haba

Wir haben aktuell ein Grundstück in Stäfa, wo wir uns schon überlegten eine Zinkmine zu eröffnen. Aber es war genau wie bei Dir so, dass genau dort wo der Geologe eine Probe genommen hat scheinbar verzinkte Rohre abgelängt wurden und so Sägespäne in den Untergrund gerieten. /emoticons/default_smile.png

Gruss, Urs

 
Was ist bei der Bodenprobe herausgekommen? :)

Auch unsere Parzelle ist in dem Kataster als "belastet" eingetragen, weil bis circa in die 50er Jahre oberhalb des Grundstücks ein Rebberg war.

Wir lassen nun den Boden untersuchen und hoffen, dass kein Kupfer gefunden wird. Falls doch hätten wir immerhin das "Glück" dass zwei Dörfer weiter eine Deponie ist, wo das Material entsorgt werden kann. Preis CHF 47.-/to.

 
Hallo Blondie

Fazit: Keine Bodenprobe und Material wurde bloss zwischendeponiert und anschliessen (zumindest grösstenteils) wieder bei uns auf der Parzelle verbaut.

Insofern keine neuen Tatsachen...

Gruess

Tom

 

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