Massives Satteldach

geezer

New member
26. Juni 2020
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Hallo miteinander

hat von Euch jemand Erfahrung mit einem Massivdach, ausgeführt als Satteldach?

Mein Grundgedanke ist: Ein konventionelles Satteldach eines Hauses mit beheiztem Dachgeschoss ist ja im Prinzip ein Wetterschutz , also ein gedecktes Dach (Kaltdach) welches so lange modifiziert wurde, bis es in seinem thermischen Verhalten und Schallschutz einer Aussenwand ähnelt.

Warum also nicht gleich zwei Aussenwände schräg in Form eines Satteldachs aufstellen?

Mit dem Massivdach bekommt man:

- wenig manuellen Arbeitsaufwand (aber Kran). Manuelle Arbeit ist teuer und irgendetwas wird auch bestimmt falsch gemacht werden

- gute Werte für Wärmedämmung und zugehörige Phasenverschiebung (je nach Dichte)

- guten Schallschutz (je nach Dichte)

- kein den Innenausbau behinderndes Dachgebälk (da selbsttragend)

- relativ schlanker Dachaufbau (mehr nutzbares Raumvolumen)

- gute Tragfähigkeit (Solarthermie, Photovoltaik oder Schneelast)

- da monolithisch vermutlich weniger Probleme bezüglich korrektem Aufbau der Dachschichten

- je nach Dichte kann man genau den gewünschten Mix der oben genannten Eigenschaften bekommen (es gibt ja verschiedene Porenbeton Dichten)

Gerade als ich mir Sorgen machte, wie ich all das Geld das ich damit verdienen würde denn nur ausgeben könnte, belehrte mich Google, dass Porenbeton Massivdächer schon seit mindestens 60 Jahren erstellt werden...

Die Kosten sollen etwas höher sein als beim konventionellen Dach, aber man hat weniger Arbeitsaufwand. Und es ist wohl auch üblich dass der Hersteller die Bauelemente exakt zuschneidet und die Statik günstig mitliefert.

Warum ist dieser Dachaufbau die Ausnahme und nicht die Regel? 

Gruss Geezer

 
Ein Betondach ist massiv schwerer als ein Dachstuhl aus Holz. Du benötist eine entsprechende Statik. Zudem benötigst du wahrscheinlich eine Abdichtung analog einem Flachdach. Da ist ein Ziegeldach ebenfalls deutlich einfacher und wohl auch günstiger. Ich sehe ehrlich gesagt die Vorteile eines Massivdaches nicht.

Zudem muss immer darauf hingewiesen werden, dass Beton zwar massiv aber nicht dicht ist. Insbesondere ist eine Dachgrosse Betonscheibe immer eine gerissene Struktur. Deshalb musst du rinen entsprechend grossen Aufwand bei der Abdichtung betreiben. 

 
Hallo @geezer

Eine interessante These, welche Du oben aufgestellt hast.

Wie @rauchi7 aber schreibt, ist das Massiv-Steildach nicht ganz trivial. Sinn macht es durchaus, wenn Du zum Beispiel in der Anflugschneise eines Flughafen wohnst. Dort ist der Schallschutz gegen Luftschall enorm wichtig und fast lebensnotwendig. Das ruft nach viel Masse. Dort kann ein Massivdach durchaus Sinn machen. Oder, wenn Du unter einer Brücke wohnst über die Güterzüge verkehren. Oder, unterhalb einer Autobahn.....

Ein Dach in Beton generell, Porenbeton im speziellen würde ich ohne Schutz vor der Witterung aber nie machen. Dies führt innnert weniger weniger Jahre zum Desaster, da Beton "ein gerissener Baustoff" ist. Die Wasserschäden sind vorprogrammiert. Also, normalen Beton für den erhöhten Schallschutz verwenden ist durchaus noch okay. Wärmedämmung darauf oder je nach Architektur darunter und zuoberst die Dachhaut oder -eindeckung. Leider bist Du dann aber dimensionsmässig am selben Ort, wie mit dem ganz konventionellen Dach mit einem hölzernem Dachstuhl. Und, von den Kosten her jedoch mit Sicherheit höher.

Aber, wie Dich Google belehrt hat, warst Du nicht der erste der diese Idee hatte. Es wurde von den "Baumeistern" schon sehr viel erfunden im Laufe der Geschichte. Wenn Du einmal in Rom bist, besuche dort das Pantheon. Dieses wurde unter Kaiser Hadrian gebaut und um ca. 125 unserer Zeitrechnung fertiggestellt und hielt mit seinem Innendurchmesser von fast 44m unglaubliche 1700 Jahre (!) den Rekord für die grösste Kuppel auf unserer Welt. Dieser Bau hat effektiv ein massives Betondach!  Aber aus obigen Gründen hat es sich einfach nicht allgemeingültig durchgesetzt.

Klar gibt es immer wieder Innovationen. Die sind immer wieder faszinierend und verändern die Architektur über die Jahrhunderte. Darum ist ja Bauen auch so spannend und anregend.

Schönes Wochenende

Urs Tischhauser

Bildlegende: Schnittdarstellung der Rotunde des Pantheon, James Ferguson, A History of Architecture in All Countries, London 1893 Panteón_de_Roma_alzado.jpg

 
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Hallo rauchi7

Vielen Dank für Deine Hinweise. Ich hatte nur an relativ leichten Porenbeton gedacht.

Ausserdem habe ich mich nicht klar ausgedrückt: Eine Dachhaut oder Eindeckung ist auf jeden Fall nötig, da Porenbeton ja selbst an senkrecht stehenden Wänden einen Witterungsschutz benötigt. Und das örtliche Bauamt schreibt wohl auch oft die Materialien für die Dachoberfläche vor.

Gruss Geezer

 
Hallo Urs

Danke für die Blumen. Meine Hoffnung war, sehr gute Wärmespeicherung und ein gutes Raumklima mit nur wenigen Materialien plus Dachhaut selbsttragend zu erreichen. 

Meine These zielte nicht auf extreme Lagen (Einflugschneise, unter Brücke) ab, sondern auf die mögliche Vorteilhaftigkeit unter den speziellen Umständen (in Rechnung gestellte Stundensätze) in der Schweiz.

Wenn drei Betonbauer und ein Kran an einem Tag  das selbsttragende Dachgeschoss mit Innenwänden errichten könnten, hoffte ich mit dem geringeren manuellen Arbeitsaufwand die höheren Materialkosten auszugleichen.

Die Firma in Deutschland die ich bei Google fand, hat einen eigenen Geschäftszweig Porenbeton-Steildächer für EFH. Mit sehr professionell gestalteten PDF Dokumenten und dem gesamten "Rezept": genaue Skizzen für den Dachaufbau mit oder ohne Dachüberhang bis hin zu Checkliste (z.B. Kommt der Schwerlast LKW dort hin?).

Ich glaube nicht, dass eine Traditionsfirma solchen Aufwand betreiben würde, wenn da kaum Umsatz zu machen wäre. Und wenn es sich (manchmal) im grossen Kanton rechnet, müsste es doch hier noch besser aussehen.

Bei meinem Bauprojekt wird es wohl beim althergebrachten Dachaufbau bleiben. Ich bin nicht vom Fach (Elektroniker auf Abwegen) und hoffe, dass diese Alternative vielleicht anderen helfen könnte.

Ja, das Pantheon in Rom habe ich bewundert. Und ich bin sehr dankbar, dass die Kuppel nicht nach heutiger Standardbauweise aus armiertem Beton mit einer geplanten Lebensdauer von 80 Jahren erschaffen wurde...

Gruss Geezer

 
Ich glaube nicht, dass eine Traditionsfirma solchen Aufwand betreiben würde, wenn da kaum Umsatz zu machen wäre. Und wenn es sich (manchmal) im grossen Kanton rechnet, müsste es doch hier noch besser aussehen
Hallo Geezer

Ich kenne solche Dachelemente schon seit Anfang 1980.... früher von Hebel-Haus (ja selbst Hersteller der "Hebel"-Porenbetonsteine)...  Massenware wurden sie aber nicht.

Üblicher sind sie im Segment Industrie- bzw. Gewerbebau....

Die Transportkosten, inkl. Schwerlastabgabe CH, sind allerdings nicht zu unterschätzen...inkl. Aufwand für die Einfuhr. Wichitger wäre aber zudem die Frage, wie die Statik (bzw. die Befestigung im Traufbereich) mit dem üblichen Schweizer Mauerwerk, 15er Backstein als tragendes Teil harmonieren würde?

In Deutschland liegt (oder lag auch 1980 schon) die Aussenwanddicke bei 36,5 cm bzw. heute eher bei 42,5 cm.... darauf gab es einen Ringbalken, darauf dann die Elemente.

Spätere Einbauten wie z.B. Dachgauben/Lukarnen sind dann fast unmöglich ohne massiv in die Statik eingreifen zu müssen. Solche Details, falls gewünscht, müssten von Beginn an geplant werden.

Vom Prinzip her funktionieren solche Dachaufbaue natürlich schon.

 
Hallo Pfälzer

Danke für Deine Antwort. Genau, die Firma Hebel hatte ich auch im Sinn. Da nahe der Grenze zu D. gelegen erschien mir der Transport als machbar.

Als Hauptvorteil hatte ich eine deutliche Reduzierung der geschriebenen Stunden - erkauft mir höheren Bauelementekosten/Transportkosten/Krankosten erhofft.

Nochmals vielen Dank.

Gruss Geezer

 

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