Perimeterdämmung im Keller Ja / Nein

[Hausbauer2014]

Liebe Forumnutzer

wir brauchen mal wieder euren Rat und hoffen auf hilfreiche Inputs

Wir haben gestern den Baubeschrieb und die detaillierten Hauspläne (1:50) von unserem Archi bekommen. Leider hat er meine gewünschte Perimmeterdämmung im UG aus Kostengründen gestrichen. Mit der Begründung: Braucht man nicht, kann man später immer noch von innen dämmen.

Ein-wenig Hintergrundinformation:

Im Keller haben wir 2 Räume die Bodenheizungvorbereitung haben. 1 Raum wird in naher Zukunft ein Büro, der andere Raum wird langfristig ein Jugendzimmer. Der Rest ist "kalt" - Keller, Wäschraum, Technikraum, Treppe vom EG ins EG

Der Boden (Grund) ist sehr lehmig und hat eine schlechte  Versickerungsfähigkeit, keine Ahnung ob das für die Kellerdämmung eine Rolle spielt.

Nun habe ich die Pläne vor mir und frage mich als Laie:

• Wenn der Keller vorerst "kalt" gelassen wird, braucht es dann nicht eine Kellerdecke Dämmung im UG? Reicht die 6cm Wärmedämmung im Boden des EGs
• Wenn wir den Keller doch von aussen dämmen, braucht es dann die PUR Dämmung im EG überhaupt?
• Macht Perimeterdämmung ohne Bodendämmung (unter dem Fundament) Sinn? Habe ich dann eine Kältebrücke durch den ausseren Rand der Bodenplatte, Wand. Das hat zumindest der Archi behauptet. Deswegen sei die Dämmung von Innen eine bessere Lösung.
• Leidet das Raumklima im Haus nicht darunter wenn der Keller nicht gedämmt ist? Schimmel, Feuchtigkeit?
• Wenn wir die beiden bewohnten Räume im Keller nachträglich von innen dämmen, was hat man dann für Nachteile? Habe gehört man kann dann wirklich nichts mehr an die Wand hängen.
• Und zum Schluss meinte der Archi: Wenn Perimmeterdämmung im UG, dann nur um die beiden bewohnten Räume. Auf keinen Fall komplett ums Haus, es wäre viel zu teuer.

Das sind so die Punkte die mir spontan durch den Kopf gehen. Ich hoffe ihr könnte mit einem oder anderem Tipp helfen. Vielleicht sind auch meine Sorgen unbegründet.

Grüsse

Hausbauer

 

[scoutair]

[SIZE=10pt]Lieber Hausbauer[/SIZE]

[SIZE=10pt]Ich kann dir zwar aus baupysikalischer Sicht nicht wirklich behilflich sein, aber würde dir gerne meine Gedanken zum Thema mitgeben. Das sind wie immer persönliche Ansichten und Meinungen, die nicht immer von allen geteilt werden ;-)[/SIZE]

[SIZE=10pt]Vorerst zu meiner Situation: Wir haben vor nicht allzu langer Zeit gebaut – Minergie-P. Das ganze Haus ist aussen gedämmt, rundherum, vollständig. Also auch unter dem Keller. Unser Baugrund war auch sehr lehmig, der Baumeister hat dann unter die Dämmung eine Magerbetonschicht eingezogen, sodass das Wasser (hoffentlich) unter dem Haus durchfliest. Zudem haben wir eine Drainageleitung rund ums Haus herum (ist aber glaube ich nicht überall erlaubt).[/SIZE]

[SIZE=10pt]Nun zu deiner Situation: Ich bin der Meinung, dass wenn der Keller ausserhalb des Dämmperimeters ist, die Decke über UG gedämmt werden müsste. Wenn du gleich das ganze Haus einpackst, fällt die Dämmung über UG weg. Wir jedenfalls haben dort keine; unser Keller ist auch nur zur Hälfte mit Bodenheizung ausgestattet, die anderen Räum sind nicht „aktiv“ beheizt (sind aber an der KWL angeschlossen und haben auch jetzt im Winter angenehme Temperaturen). Wir haben auch im EG noch zwei Räume (Windfang, Réduit), die keine Bodenheizung haben. Bis jetzt haben wir mit diesem System keine Probleme was Feuchtigkeit/Schimmel o.ä. angeht. Und die Bodentemperaturen über den kalten Räumen unterscheiden sich nicht von jenen der warmen Räume.[/SIZE]

[SIZE=10pt]Ob Perimeterdämmung ohne Bodendämmung Sinn macht, weiss ich nicht. Aber ich denke, dass es, sofern man nicht das ganze Haus konsequent einpackt, immer irgendwo eine Wärmebrücke geben wird. Man hat da ja dann immer irgendwo einen Übergang von Aussen- zu Innendämmung.[/SIZE]

[SIZE=10pt]Ob es viel teurer käme, das ganze Haus zu dämmen als nur die Bewohnten Räume im Keller, weiss ich nicht. Aber ich denke, es ist einfacher und konsequenter, wenn die Dämmung gleich aussen ums ganze Haus geht. So hast du nicht im Keller eine Trennung von warm und kalt, welche du ja auch mit entsprechender Dämmung wieder „entkoppeln“ musst, und die ja auch nicht gratis ist. Rechnerisch dürfte es rein Quadratmetermässig der zu dämmenden Fläche nicht wahnsinnig viel ausmachen.[/SIZE]

[SIZE=10pt]Dies sind so meine persönlichen Inputs. Wir sind mit unserer Komplettlösung sehr zufrieden und würden es immer wieder so machen.[/SIZE]

[SIZE=10pt]Was du in deine Überlegung vielleicht auch noch miteinbeziehen solltest, ist, dass die Heiz- und Energiekosten in den kommenden Jahren vielleicht ansteigen werden. Dann ist es von Vorteil, wenn dein Haus so wenig Energie wie möglich an die Umgebung abgibt. Bedenke, dass du die Dämmung unter dem Haus nur jetzt machen kannst, und wenn man das ganze Haus von Anfang an gut einpackt kommt das allemal günstiger, als dies im Nachhinein tun zu wollen. Zudem verlierst du mit Innendämmung immer auch Platz im Gebäude selbst, den du vielleicht lieber anderweitig nutzen willst – diese Kubikmeter haben ja schliesslich auch Geld gekostet, demnach wäre es schade, sie mit Dämmung zu „verschwenden“, wenn man den Platz ausssen am Haus sozusagen gratis nutzen könntest. Weiter bleibst du flexibler, was die Nutzung der Kellerräume angeht; vielleicht willst du einen heute kalten Raum plötzlich zum Heimkino umbauen – da willst du dann auch nicht drin frieren.[/SIZE]

[SIZE=10pt]Also, ich persönlich würde lieber heute das Geld für die komplette Dämmung des Kellers einbringen und dafür zB bei der Ausstattung etwas zurückstecken. Diese kannst du später viel einfacher austauschen als den Keller nachträglich zu dämmen. Denn von einem gut gedämmten Haus wirst du ein Leben lang profitieren bzw. es allenfalls ein Leben lang bereuen.[/SIZE]

[SIZE=10pt]Die sich bei einer Innendämmung ergebenden Schwierigkeiten (korrekter Aufbau, Lasten, Schimmel etc.) kannst anderen Threads du in diesem Forum entnehmen.[/SIZE]

[SIZE=10pt]Du siehst, ich verfechte eine konsequente Komplettlösung. Denk daran, am Schluss muss es für dich stimmen, und nicht fürs Forum oder den Architekten. Bei Zweifel solltest du allenfalls auch eine Zweitmeinung einholen.[/SIZE]

[SIZE=10pt]Jedenfalls hoffe ich, dass ich dir in irgendeiner Form weiterhelfen konnte und wünsche dir viel Spass beim weiteren Verlauf deines Projektes.[/SIZE]

[SIZE=10pt]Liebe Grüsse[/SIZE]

[SIZE=10pt]scoutair[/SIZE]

 

[mmarkus]

Ich kann mich scoutair nur anschliessen.

Wir werden im UG auch 2 Räume beheizt haben, und den rest kalt. Für mich war wichtig dass die Dämmung ein durchdachtes Gesamtwerk ist. Den Dämmperimeter irgendwie Quer durchs Haus zu ziehen wäre für mich nur ein Flickwerk gewesen. Dazu kommt, dass die Gesamtdämmung (U Wert des kompletten Hauses im Verhältnis zum Volumen) besser wird, jeweniger Oberfläche das Gebäude hat. Eine Kugel ist schlecht möglich, aber ein Kubus ist immer noch besser als ein komplett verwinkelten Dämmperimeter.

Über die Kosten der beiden Varianten habe ich mir gar keine Gedanken gemacht, aber ich kann mir schlecht Vorstellen, dass es einen grossen Unterschied macht.

Gruess Markus

 

[isitom]

Wir standen damals genau vor dem gleichen Problem.

Im UG war ein Büro mit Bodenheizung vorgesehen.

Der Energiefachmann meinte dann, dass es kostenmässig nicht viel ausmacht ob man nun den ganzen Keller einpackt (auch unten) oder nur den einen Raum dämmt. Wir haben uns dann entschieden den ganzen Keller zu dämmen. Für mich ist dies die bessere Lösung. Nebeneffekt ist, dass der ganze Keller auch im Winter angenehm warm ist.

Es ist sicherlich möglich einen Keller auch nachträglich von innen zu dämmen. Da du aber eh schon beheizte Räume vorgesehen hast macht dies aus meiner Sicht keinen Sinn zudem du dann innen auch Wohnfläche durch die Dämmung verlierst.

Gruss,

Thomas

 

[0815?]

Nun habe ich die Pläne vor mir und frage mich als Laie:

• Wenn der Keller vorerst "kalt" gelassen wird, braucht es dann nicht eine Kellerdecke Dämmung im UG? Reicht die 6cm Wärmedämmung im Boden des EGs? Ja es braucht eine Dämmung gegen unbeheizt. Die benötigte Dämmdicke muss dem Energienachweis (Kant. Energiegesetz) entnommen werden. Die Dämmdicke von 6cm reicht üblicherweise nicht, ausser es wird durch ein anderes Bauteil rechnerisch kompensiert.
  
• Wenn wir den Keller doch von aussen dämmen, braucht es dann die PUR Dämmung im EG überhaupt? Nicht unbedingt. Wenn Du keine Dämmung anbringst beheizt du die unbeheizten Pufferräume um Untergeschoss mit. Du hast dann in diesen Räumen eine Raumtemperatur von ca. 17°C. Wenn Du diese Räume nicht so stark mit beheizen möchtest kannst Du eine Wärmedämmung anbringen um den Wärmetransport nach unten zu minimieren.
• Macht Perimeterdämmung ohne Bodendämmung (unter dem Fundament) Sinn? Habe ich dann eine Kältebrücke durch den ausseren Rand der Bodenplatte, Wand. Das hat zumindest der Archi (Anfänger!) behauptet. Deswegen sei die Dämmung von Innen eine bessere Lösung. Bei der Innendämmung ergeben immer Wärmebrücken. Am besten macht man den Dämmperimeter aussenseitig lückenlos. Auch unter der Bodenplatte. 
• Leidet das Raumklima im Haus nicht darunter wenn der Keller nicht gedämmt ist? Schimmel, Feuchtigkeit? Nicht wenn richtig und genug gelüftet wird und keine Zugerscheinungen (z.B. undichte Kellertüre) auftreten.
• Wenn wir die beiden bewohnten Räume im Keller nachträglich von innen dämmen, was hat man dann für Nachteile? Platzverlust, Wärmebrücken, Risiko von Bauschäden u.s.w.Habe gehört man kann dann wirklich nichts mehr an die Wand hängen. Je nach System nicht korrekt.
• Und zum Schluss meinte der Archi: Wenn Perimmeterdämmung im UG, dann nur um die beiden bewohnten Räume. Auf keinen Fall komplett ums Haus, es wäre viel zu teuer. Die Mehrkosten lohnen sich aus bauphysikalischer und energetischer Sicht.
• Ich empfehle Dir das Merkblatt "Untergeschosse besser dämmen" von Energie Schweiz.
• Gruss 0815?

 

[Hausbauer2014]

Danke für die vielen und auch hilfreiche Antworten.

Was würde eine ordentliche Perimeterdämmung in etwa kosten? Ich habe mal irgendwo etwas zwischen 12-15k CH (ohne Dämmung der Bodenplatte) im gelesen. Realistisch?

 

[habaUgeot]

Lieber Hausbauer

Schweizerischer Baupreisindex Okt 2013:

364.323.124     Wärmedämmschicht XPS mm 240     ca. 60.--/m² (47 bis 61)

Angabe ohne MwSt

Untersuchte Menge 500m², für ein EFH dürfte es deutlich weniger sein, der Preis entsprechend grösser...

Natürlich kommt dann noch dieses und jenes dazu... Aber als Grössenordnung hilfts.

Dämmung unter Bodenplatte dürfte ähnlich teuer sein, etwas günstiger als Misapor-Schotter-Schüttung. Bei Dämmung unter der Bodenplatte kommt abe rnoch der eine oder andere Kubik Mehraushub dazu.

Aber vielleicht hat Urs noch irgendwo eine Elementkostengliederung mit Preisen und kann es genauer angeben...

HTH

Haba

 

[Guest]

Mach die dämmung jetzt! Kostet weniger und ist durchdachter. Ich habe auch einen raum bei mir nachteäich innenisoliert. Kostete 4000.-

Aufgerechnet kommst du mit der perimeterdämmung sicher günstiger und durchdachter weg.

 

[verygood]

Lieber Hausbauer

Es ist mir unverständlich, wie man als Fachmann solch unqualifizierte Aussagen betreffend Kellerdämmung gegenüber einem Bauherren machen kann.

Ich habe vor 10 Jahren ein Minergie-P Haus gebaut, eines der ersten im Kanton. Schon damals musste man darum kämpfen, dass das gesamte Haus in den Dämmperimeter einbezogen wird. Heutzutage lagern wir doch keine Tonnen von Kartoffeln mehr im Keller, geschweige denn andere verderbliche Waren.

Gerade bei stark lehmhaltiger Bodenbeschaffenheit sehe ich die Dämmung auch als zusätzlichen Schutz für den Keller (Dichtigkeit).

Die Mehrkosten sind vernachlässigbar.

Und hier meine ganz persönliche Meinung punkto Verteilung der Hausbaukosten. Ich investiere lieber mehr Geld in die Gebäudehülle, was sich auf die Dauer bezahlter macht. Eine teure Küche oder ein teures Bad wird bei einem Hausverkauf meist nicht mehr berücksichtigt, da dies immer Geschmacksache ist. Wenn aber die Gebäudehülle in 1A-Qualität gebaut wurde ist dies ein effektiver Mehrwert.

Und jetzt wünsche ich dir viel Erfolg bei den Verhandlungen mit dem Architekten. Du bist mit deiner Einschätzung schon auf dem richtigen Weg.

Viele Grüsse

Verygood