Problem mit Architekt

NiklasAG

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23. Sep. 2019
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Wir haben ein Problem mit unserem Architekten und ich würde gerne mal die Meinungen dazu abfragen (wir sanieren ein EFH komplett).

Wir warten seit Wochen auf den Vertrag, bisher hat er einfach mit Akontozahlungen (pauschal für Bauabschnitte) gearbeitet.

Wir haben von Anfang an immer Abläufe und Termine vereinbart, die er dann konsequent nicht eingehalten hat.

Das Baugesuch wurde ein Monat zu spät eingereicht, Offerten zu spät angefordert, falsche Namen der Bauherrenschaft darin, Fotos für die Handwerker vom falschen Haus usw.

Wir verlieren also, nur weil er seine Arbeit nicht rechtzeitig macht, bereits 2 Monate. Ohne, dass irgend etwas ab Baubeginn schief laufen oder sich verzögern würde. Was ja utopisch ist.

Wenn ich ihn per Whatsapp oder Email an Termine erinnere, ignoriert er das und kommt dann mit Verspätung kommentarlos mit einer Email die er mir im cc schickt an, oder geht tagelang auf Tauchstation.

Wir haben schon mit ihm das Gespräch gesucht und ihn auch gefragt, ob er nicht mehr für uns arbeiten will oder kann, was er verneinte. Es wurde dann auch besser, aber eben nicht nachhaltig.

Grundsätzlich sind wir mit seiner Arbeit (die die er abgibt) zufrieden. Er hat gute Ideen, engagiert sich phasenweise auch (zumindest vordergründig) sehr bei der Findung der Machbarkeit und geht auf unsere Ideen und Einwände ein (auch wenn er das dann manchmal vergisst bis zum nächsten Termin).

Meine Idee wäre nun gewesen, im eine Deadline zu setzen, bis wann er sich zu entscheiden hat, ob er wirklich für uns arbeiten will oder nicht (1 Woche). Er steht halt schon bei der Bank und im Baugesuch als Architekt drin.

Wenn er sich dafür entscheidet, nur noch mit Vertrag mit klar definierten Kosten und auch mit einer Konventionalstrafe, sollten wieder Fristesten nicht eingehalten werden, ohne dass da eine Begründung/Entschuldigung vorliegen sollte.

Für die bisherigen 2 Monate Verzögerung ein Abzug bei der nächsten Zahlung in der Höhe zweier Monatsmieten zur Kompensation.

Künftig Zahlung nach erfolgtem Arbeitsschritt und keine Akontozahlung mehr. Vielleicht eine Klausel die eine Vertragsbeendigung inkl. Konventionalstrafe vorsieht, sollten mehrfach Verzögerungen unbegründet entstehen?

Das Ganze ist für uns etwas schwierig, weil neben dem Ärger und dem Energieaufwand, wir ja nicht einfach weitermachen könnten, wenn wir ihn nicht weiter beschäftigen und einen Ersatz suchen müssten. Wir wollen ihn ja grundsätzlich eigentlich nicht loswerden, sondern einfach anständige, termingerechte Arbeit und eine klare Kommunikation. Ist das bei einem Architekten zu viel erwartet?

Was meinen die die sich auskenne zu so einer Situation?

 
Lieber @Urs Tischhauser, hier findet sich der Ursprung für den Unmut.

Vielleicht hast du als Profi einen Tipp, wie mit der Situation umzugehen ist? 

 
hier findet sich der Ursprung für den Unmut.

 
Nicht nur, sondern auch.

Aber es ist doch nicht untypisch, dass sich da jemand vom Fach nicht dazu äussert, nicht wahr?

Meine Lösung war die:

über einen Freund habe mit einem andern Architekten sprechen können. Mit diesem anhand der Emails whatsapp usw. überprüft, ob ich nicht da im Schilf stehe und mich verrannt habe und als er mir bestätigte, dass dem nicht so war, das weitere Vorgehen besprochen:

Schriftliche Aufforderung an den Architekten mit Deadline (per A-Post+) sich zusammen zu reissen und seriös zu arbeiten. Zeitverzögerungen die durch seine Bummelei entstehen gehen zu seinen Lasten, definiert wie kommuniziert wird und welche Fristen eingehalten werden müssen. Dazu die Option gelassen, sich zu verabschieden wenn er nicht mehr interessiert ist. Abrechnung nach getaner Arbeit.

Seither läuft das gut, er ist engagiert, hält die Termine ein und bespricht unsere Anliegen auch wenn sie sich nicht mit seinen Ideen decken und erklärt, warum er was wie machen würde usw.. So wie man sich das so vorstellt.

Aufgrund meines Ärgers habe ich mich natürlich im Bekanntenkreis umgehört, wer ähnliche oder ganz andere Erfahrungen gemacht hat.

Und (leider) ist es so, das nur 1 von 6 absolut zufrieden war. Zu hohe Rechnungen, unzuverlässig, Diva, praxisfernes Denken und und und.

Man kann nun natürlich anmerken, dass 7 Fälle nicht repräsentativ seien, was auch korrekt ist, aber es handelte sich dabei um 7 verschiedene Baustellen mit 7 verschiedenen Architekten. Und nein, keine GUs.

 
Lieber Niklas

Puuuuhhhh, was soll man dazu sagen...... Also, ich versuche es mal.

Du sagst er wolle für Euch arbeiten. Woher kommt dann die liederliche Haltung? Ich sehe drei Möglichkeiten. Hat er zuviel Arbeit? Ist er mit der Aufgabe überfordert? Oder hat er grundsätzlich eine schlechte Arbeitshaltung? Dies gilt es zuerst klären.

Wie weit seid Ihr mit dem Projekt? Wäre allenfalls der Beizug eines "toughen" Bauleiters möglich, der ihn auf der Ausführungsseite entlastet? Denn wenn dies schon in der Projektierung so harzt, möchte ich an Deiner Stelle gar nicht wissen, wie es dann erst in der Ausführung zu und her geht.

Grundsätzlich regelt der Architektenvertrag ein Auftragsverhältnis. Dieses kann jederzeit gekündigt werden (ausser zu Unzeit). Was bedeutet dies für Dich als Bauherr? Du kannst auf das Ende einer Phase hin den Vetrag künden. Untenstehend die Aufteilung zwischen Architekt (grün) und Bauleiter (grau), wie ich dies bei einigen durch mich realisierten Projekten schon gemacht habe.

[SIZE=11pt]Ordnung SIA 102 (2003)[/SIZE]

[SIZE=12pt]Phasen Teilphasen[/SIZE]

[SIZE=10pt]3 Projektierung[/SIZE][SIZE=9pt]             [/SIZE]Vorprojekt                           Studium von Lösungsmöglichkeiten und

[SIZE=9pt]                                         [/SIZE]                                              Grobschätzung der Baukosten                                             3%

[SIZE=9pt]                                         [/SIZE]                                              Vorprojekt und Kostenschätzung                                          6%                                          [SIZE=10pt]9%[/SIZE]

[SIZE=9pt]                                         [/SIZE]Bauprojekt                           Bauprojekt                                                                             13%

[SIZE=9pt]                                         [/SIZE]                                              Detailstudien                                                                           4%

[SIZE=9pt]                                         [/SIZE]                                              Kostenvoranschlag                                                                4%                                         [SIZE=10pt]17%[/SIZE]

[SIZE=9pt]                                         [/SIZE]Bewilligungsverfahren        Bewilligungsverfahren                                                                                                          2,5%


[SIZE=10pt]4 Ausschreibung[/SIZE][SIZE=9pt]          [/SIZE]Ausschreibung,                  Ausschreibungspläne                                                            10%

[SIZE=9pt]                                          Offertvergleich,                  A[/SIZE]usschreibung und Vergabe                                                8%                                         [SIZE=10pt]10%[/SIZE]

[SIZE=9pt]                                         [/SIZE]Vergabeantrag
[SIZE=10pt]5 Realisierung[/SIZE][SIZE=9pt]               [/SIZE]Ausführungsplanung          Ausführungspläne                                                                 15%

[SIZE=9pt]                                         [/SIZE]                                              Werkverträge                                                                          1%                                         [SIZE=10pt]15%[/SIZE]

[SIZE=9pt]                                         [/SIZE]Ausführung                          Gestalterische Leitung                                                           6%

[SIZE=9pt]                                         [/SIZE]                                              Bauleitung und Kostenkontrolle                                          23%                                          [SIZE=10pt]6%[/SIZE]

[SIZE=9pt]                                         [/SIZE]Inbetriebnahme,                 Inbetriebnahme                                                                     1%

[SIZE=9pt]                                         [/SIZE]Abschluss                             Dokumentation über das Bauwerk                                   0.5%

[SIZE=9pt]                                         [/SIZE]                                              Leitung der Garantiearbeiten                                           1,5%

[SIZE=9pt]                                         [/SIZE]                                              Schlussabrechnung                                                               1%                                        [SIZE=10pt]0,5%[/SIZE]
[SIZE=9pt]                                         [/SIZE]                                         [SIZE=10pt]Total Grundleistungen Phasen 3, 4 und 5       [/SIZE]                                                        60%

Also, es wäre ja durchaus möglich, wenn er überlastet und/oder überfordert ist, dass er froh ist wenn er nicht alles machen muss. Denn wenn es ja so schlecht klappt ist ja wirklich der Wurm drin. Habe vor Jahren einmal auch eine Bauleitung übernommen von einem Überforderten. Heute bin ich froh, enn ein junger mit Biss für mich Bauleitung macht.

Drücke Dir die Daumen, Urs

 
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Danke für die Angaben Urs Tischhauser. Wir haben diese Aufteilung auch so im Vertrag.

Wie gesagt, seit dem Ultimatum und dem Erreichen der 4. Phase, ist er wie ausgewechselt. Engagiert, diskussionswillig, aufmerksam, hält die Abmachungen und Termine ein etc.

Vielleicht hatte er noch andere Projekte die ihn auslasteten? Vielleicht war ihm unser Projekt nicht interessant genug. Wer weiss das schon.

Mit den Einschränkungen wegen Corona hat ihm wohl auch ein grosser Kunde das Projekt storniert, vielleicht braucht er auch einfach nur Geld. So lange er motiviert ist soll's mir egal sein.

 
Hallo Niklas

Dann bin ich froh für Dich, dass es sich zum Guten gewendet hat.

Vermutlich hatte er zu viel Arbeit im Haus. Es ist ja oftmals als Architekt schwierig mit den Aufträgen die richtige Balance zu finden. Entweder hast du zuviel oder zuwenig Arbeit. Genau richtig gibt es fast nie.

Hoffen wir, dass es nun bis zum Bauende mehr oder weniger reibungslos klappt. Ganz ohne Probleme, geht es selten.

Schönes Wochenende, Urs 

 
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