Nachfolgend ein Beschrieb zu einer möglichen Art des Verputzens auf Porenbeton. Vorab muss ich bemerken, dass ich als Maler gelegentlich auch Verputzarbeiten ausführe, bei Renovations- und Sanierungsarbeiten zum Teil aber andere Systeme anwende, als Maurer und Gipser dies im Neubau tun. Der Unterschied liegt darin, dass ich teurere Materialien verarbeite und die Arbeitsschritte teilweise aufwendiger sind. In der Regel lasse ich zwar befreundete Gipser an die Sache ran, und die nachfolgend beschriebenen Tipps stammen denn auch aus der Gipser-Praxis.
Aufgeschreckt durch Pfälzers Hinweis, keinen Kalk-Zementmörtel zu verwenden, habe ich dann mal kurz gegoogelt und herausgefunden, dass die Firma Ytong (ist quasi zum Synonym für Porenbeton geworden) in Deutschland z.T. andere Verarbeitungshinweise vorhält als Ytong in der Schweiz.
Zementputze (Putzmörtelgruppe III) sind natürlich zu hart, Kalk-Zementputze sind in diesem Merkblatt jedoch ausdrücklich erlaubt und in Feuchträumen sogar vorgeschrieben, siehe hier:
http://ytong.ch/downloads/swi/broschuren/pb_verputz_de.pdf
Offenbar wird in Deutschland viel häufiger mit Kalk- und Gips-Kalkputzen gearbeitet als bei uns in der Schweiz.
Darüber hinaus gibt es eine Vielfalt von möglichen, jeweils herstellerabhängigen Beschichtungsystemen für Porenbeton, z.B. Dünnputz, Leichtputz zweischichtig nass in nass, Grundputz und Deckputz in zwei Schichten usw. Dazu ist bei den einen ein Voranstrich (Aufbrennsperre) nötig, bei anderen genügt Nässen, wieder andere können in zwei Schichten aufgetragen werden und müssen erst dünn vorgespritzt werden usw.
Je nach Anforderung an die Oberflächenqualität kann Porenbeton auch nur gespachtelt werden (nur vergütete Spachtelmassen verwenden, welche Wasserrückhaltemittel und Haftzusätze enthalten).
Es ist selbstverständlich situationsabhängig, welches System bzw. Produkt man wählt, spätestens aber bei Grundputzen, die in Schichtdicken von 10mm bis 20mm aufgetragen werden müssen, werden wahrscheinlich die meisten ungeübten Verarbeiter, so auch ich, in arge Not geraten.
Ich bzw. meine befreundeten Gipser arbeiten bei kleinen Objekten oft mit Renovations- bzw. Saniersystemen. Die Materialien dafür sind zwar meist deutlich teurer, was auf kleinen Flächen wie einem einzigen Raum aber keine grosse Rolle spielt, dafür sind sie einfacher zu handhaben und bewähren sich in der Praxis. Untergründe müssen trocken, sauber und staubfrei sein.
Putzaufbau:
1. Netzeinbettung mit diesem Gips-Kalkputz
http://www.granol.ch/docs/produkte_pdf/Renogran_60.pdf direkt auf Beton und Porenbeton (ohne Vornässen oder Grundieren). Der Renogran bindet schnell ab und ist nur ca. 20-30 Minuten verarbeitungsfähig. Auftragsstärke bei Netzeinbettung insgesamt ca. 5mm.
2. evtl. Grundierung und Deckputz (z.B. Weissputz, mineralischer Putz oder Kunststoffabrieb)
Andere Möglichkeit:
1. Quarzhaftbrücke auf Beton bzw. Aufbrennsperre (wasserverdünnbarer Grundfestiger, z.B. Kombi-Haftbrücke oder Hydrosol-Tiefgrund) auf Porenbeton
2. Netzeinbettung mit einem geeigneten Einbettmörtel (Armierungskleber, d.h. Kalk-Zementmörtel mit Haftzusätzen). Der Armierungsmörtel sollte vor der Deckbeschichtung ca. 10 Tage ruhen können.
3. evtl. Grundierung und Deckputz (z.B. Weissputz, mineralischer Putz oder Kunststoffabrieb)
Die Netzeinbettung bietet zusätzliche Sicherheit betreffs Rissen, ist aber nicht zwingend erforderlich, d.h. beim Porenbeton nur bei Materialwechseln auf gleicher Fläche (z.B. Porenbeton an Backstein oder Beton) bzw. bei statischer Belastung der Wand sowie an den Ecken von Öffnungen. Beim Beton kann das Netz auch weggelassen werden, eventuell ist es aber eine Hilfe betreffs Materialauftragsstärke.
Die Netzeinbettung hat aber m.E. besonders für den Laien den Vorteil, dass der Putzauftrag in geforderter Schichtstärke erfolgen und leichter geglättet werden kann, um einen optimalen Untergrund für den Deckputz zu bieten. Der Nachteil sind natürlich die höheren Materialkosten für Armierungsnetz und Spezialmörtel.
Die Wahl von kunstharzverstärkten Putzen hat den weiteren Vorteil, dass sie genügend Klebkraft aufweisen und sicher haften. Zudem können sie auch in geringen Schichtdicken aufgetragen werden, z.B. mindestens 2mm beim Renogran bzw. bis auf Kornstärke bei gewissen Kombi-Putzen (immer technisches Merkblatt beachten!), was die Arbeit wesentlich vereinfacht, wenn nicht Mindestauftragsstärken von 6mm, 10mm oder mehr eingehalten werden müssen.
Wie gesagt sind diese Renoviersysteme nicht die einzig mögliche Beschichtung. Ich würde jedoch dringend davon abraten, im Baumarkt einen normalen Kalk-Zementgrundputz als Sackware zu kaufen und x-beliebig auf Wände aufzutragen. Im Zweifelsfall lässt man sich am besten vor Ort von einem Gipser oder Maurer beraten.
A propos: Glasson unterhält in Corminboeuf eine grosse Verkaufsstelle, allerdings wage ich zu bezweifeln, ob man da lange und ausführlich beraten wird, denn die liefern eigentlich an Betriebe. Materialverkauf an Private ist aber wahrscheinlich schon möglich, wenn man weiß, was man braucht.
Nur noch kurz zu erwähnen: falls keine grossen Anforderungen an die Oberflächengüte (z.B. im Kellerraum) bestehen, kann man sich die Putze sparen und den Beton auch einfach nur grundieren und streichen, den Porenbeton spachteln, grundieren und streichen. Einfach, schnell und kostengünstig.
Gutes Gelingen
Knurri Murri