Seltene Erdbeeren

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15. Nov. 2016
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[COLOR= rgb(0, 0, 0)]Die Vielfalt an Erdbeersorten ist in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Heute versucht man, alte Sorten wieder aufzuspüren, um dadurch nicht nur wieder neue Geschmacksnoten zu erhalten, sondern mit diesen gesunde, ertragreiche und natürlich schmackhafte Sorten für die Zukunft zu züchten.Noch bis ins 18. Jahrhundert ging man in den Wald, um Erdbeeren zu sammeln, denn in der Natur gab es ausreichende Mengen davon. Erste kultivierte Beerensorten kamen aus Frankreich, England oder Amerika zu uns und wurden in den Hausgärten zur Selbstversorgung angebaut. Aufgrund des Wandels, Erdbeeren im Laden zu kaufen, ging die Sortenvielfalt stark zurück, denn es mussten ertragreiche,haltbare Sorten her, die die langen Transportwege gut überstehen konnten.Der Hauptaugenmerk wurde auf Sorten mit festem Fruchtfleisch gelegt, und die Früchte mussten natürlich schön aussehen,der Geschmack war dabei eher zweitrangig.[/COLOR]


Engagement für die Beerenvielfalt


Der Trend zu Bioprodukten, nachhaltiges Handeln und der wieder vermehrte Selbstanbau im Garten hat dazu geführt, dass alte Sorten wieder gefragt sind. Sie stellen ausserdem wertvolles Ausgangsmaterial für zukünftige Züchtungen dar und somit ein Garant für unsere zukünftige Nahrung. Ebenso treten immer wieder neue Krankheiten auf, denen neue Sorten gerecht werden müssen. Die Stiftung ProSpecieRara setzt sich für die Erhaltung der genetischen Vielfalt von Pflanzen und Tieren in der Schweiz ein. Im Schaugarten in Riehen werden seit 1998 alte und seltene Beerensorten gesammelt und gesichtet.

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Erdbeeranbau in der Schweiz


Erdbeeren sind eine begehrte Frucht, süss,schmackhaft und kalorienarm. In der Schweiz werden die roten Früchte auf über 470 Hektaren angebaut, wobei die Ostschweiz mit 36 % (171 ha) das grösste Anbaugebiet darstellt. Die gewerbliche Ernte erfolgt meist nur in den Monaten Juni und Juli . Ein Anbauer ist der Bio-Betrieb der Familie Reller im beharrlichen Berneck. Beat Reller,studierter Agronom und Familienvater von sechs Kindern (fünf Töchter und einen Sohn), hat seit über elf Jahren den Betrieb übernommen und baut auf einer Fläche von 30 Aaren Bio-Erdbeeren an.Dabei greift er auf bekannte Sorten wie ‘Peco-Petrino®’ oder ‘Wädenswil’ zurück,aber ebenso auf lokale wie ‘Berneck 1’ bis ‘Berneck 6’. Die letztgenannten Sorten stammen vom Züchter Ernst Niederer aus Berneck, ein Landwirt, der als erster Erdbeeren züchtete und noch heute aktiv ist,trotz Pensionierung und Aufgabe seines kleinen Obst-, Beeren- und Rebbaubetriebes.Auf dem Sonnenberg, zwischen Mohren und Marbach, widmet er sich immer noch der Erdbeerzucht. Dabei achtet er darauf, dass die Pflanzen resistent gegenüber Krankheiten und Schädlingen sind. «Rot und leuchtend müssen die Früchte sein, die Nüsschen, also die Samen auf der Aussenhaut, dürfen nicht zu tief sitzen, sonst werden die Erdbeeren leicht mussig. Sitzen sie zu weit aussen, wird die Frucht leicht hart», erklärt Ernst Niederer.Die Sorten von Ernst Niederer hat auch Beat Reller angebaut, denn für diese muss er keine Lizenzgebühren zahlen, da die Züchtungen frei vermehrt werden dürfen.Der Züchter achtet bei seinen neuen Kreationen darauf, ob das Fruchtf leisch knackig und nicht mehlig ist. Beim Aroma sind vorwiegend Früchte mit Walderdbeer- Aroma angesagt, dies bestätigen seine Testpersonen, die die neuen Sorten degustieren dürfen. Reller verkauft sowohl Früchte (ca. 3 Tonnen im Jahr) wie auch Erdbeerpflanzen aus biologischem Anbau. Er strebt dabei 1 kg Früchte auf einem Quadratmeter an, je nach Wetterlage, Blütenbefruchtung und der Witterung im Herbst schwankt diese Menge. Geerntet wird zwischen 5 und 7:30 Uhr am Morgen, da dann die Festigkeit der Früchte ideal ist.

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In Stroh gebettet


Herrlich ländlich gelegen befindet sich der grosse Erdbeeracker hinter dem Wohnhaus der Familie Reller in Berneck. Dort stehen die Erdbeerpf lanzen in Reih und Glied und jeweils mit Stroh abgedeckt. «Das Stroh sorgt dafür, dass die
Früchte nicht faulen, sauber bleiben, dass man die Früchte besser ernten kann, dass weniger Unkraut aufkommt und dass sie von Schnecken nicht so leicht angefressen werden können.» Beat Reller benötigt keine Etiketten oder Namen der Sorten, die erkennt der Fachmann an Blatt, Wuchs und der Farbe sowie Form der Früchte. Frühe Sorten sind beispielsweisedie alte Schweizersorte ‘Wädenswil 6’ oder die neue Züchtung ‘Petrino®’ von Peter Hauenstein aus der Schweiz. Von Ernst Nieder stammen mittelfrühe Sorten wie ‘Sorma 54’, ‘Berneck 1’ und ‘Berneck 3’,späte Sorten sind ‘Berneck 4’, ‘Berneck 5’ sowie ‘Sorma 59’. Eine Spezialität ist die immertragende ‘Immi 11’, eine mittelstarke robuste Pflanze mit roten, grossen Früchte von gutem Aroma und mittlerer Festigkeit. Wichtig zu erwähnen ist bei allen modernen einmaltragenden Erdbeeren,dass sie Selbstbefruchter sind. Ältere Liebhabersorten wie die sehr aromatische, späte ‘Mieze Schindler’ oder die mittelfrühe ‘Königin Louise’. Für dieBestäubung der Blüten ist eine zweite Sorte in der Umgebung notwendig.


Weisse Erdbeeren


Ungewöhnlich bei Erdbeeren sind Früchte mit weisser Farbe.Zu Rellers Liebhabersorten zählt die mittelfrühreife weisslich-blassrosa ‘Weisse Ananas’.
Eine kleine bis mittelgrosse,rundliche Erdbeere mit weissem, weichem Fruchtfleisch und pfirsich-ananasartigem,süss-säuerlichem Geschmack.Eine ähnliche Frucht bringt die mittelspäte ProSpecieRara Sorte ‘Louis Gauthier’hervor. Sie stammt aus Frankreich und wurde aktuell in nur zwei Hausgärten in der Schweiz gefunden. Eine noch weissere Frucht als die beiden genannten Sorten hat die Pro-SpecieRara-Sorte ‘Weisse Solemacher’,eine immertragende Kulturform der einheimischen Walderdbeere, die bereits ab Mitte Mai bis zum Frost Früchte trägt. Leider ist sie nur im ersten Jahr ertragreich und anfällig gegen Wurzelkrankheiten, Mehltau und Viren, vom Geschmack her verhält sie sich überwiegend süss und aromatisch.

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Dunkelrote Früchte


Gerade im Gegensatz zu den weissfrüchtigen Erdbeeren stehen beispielsweise die dunkelrote ‘Corpe’, ‘Direktor Paul Wallbaum’ oder die auch als ‘Schwarze Ananas’ bekannte ‘Hansa’. Letztere, eine ProSpecieRara- Sorte, bildet lange Ausläufer.Ihre dunkel- bis braunroten Früchte sind mittelgross und rundlich, ihre Nüsschen sind sehr breit und hell, das Fruchtfleisch ist weich und blutrot. Sie schmeckt sehr aromatisch mit süss-säuerlichem Geschmack und ist heute nur noch selten in alten Hausgärten zu finden. Noch in den 1920er-Jahren war sie als Marktsorte bekannt.

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Moschus- und Walderdbeeren


Teilweise noch als guter Bodendecker im Ziergarten zu finden ist die Moschus- oder Zimt-Erdbeere (Fragaria moschata). Sie wächst viel höher als die Gartenerdbeere (bis 40 cm). Auffallend ist nicht nur ihre Zweihäusigkeit, d. h. es gibt männliche und weibliche Pflanzen, sondern auch ihr süsser, aromatischer Geschmack, der an Muskat, ähnlich der der Muskattraube, erinnert.Von Natur aus wächst sie entlang von Waldrändern und liebt feuchte sowie geschützte Standorte. So zählte die Moschuserdbeere zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Deutschland zur häufigsten im Garten vertretene Erdbeere, welche dann von ertragreicheren Züchtungen aus dem Ausland verdrängt wurde. Eine aus Grossbritannien stammende Sorte der Moschuserdbeere ist ‘Capron Royal’. Sie wächst locker und bildet früh im Jahr starke Ausläufer. Die dekorativen Früchte, die über dem Laub sitzen und grösser als die der Walderdbeeren sind, sind klein, konisch geformt und rosaviolett gefärbt. Die sonnenabgewandte Seite ist lange hell, ihr Fruchtfleisch ist auffällig weiss, ihr Aroma würzig und aromatisch süss. Kauft man Monatserdbeeren, so sind dies Walderdbeeren (Fragaria vesca), welche ab April blühen und sogar bis zum Frost regelmässig schmackhafte, kleine Früchte ausbilden.


Erdbeeren als Zierpflanze


Sowohl die Moschus- als auch die Walderdbeeren können als Bodendecker verwendet werden. Ökologisch besonders interessant sind Erdbeerwiesen (ideal an Kinderspielplätzen) mit bodendeckenden grossfrüchtigen Sorten wie ‘Florika’ oder
der ähnlichen ‘Spadeka’. Beide Sorten kann man nach der Ernte mit dem Rasenmäher oder einer Sense abmähen, damit sie wieder einen schönen Laubteppich bilden. Als Bodendecker ist die Trugerdbeere (Duchesnea indica, syn. Potentilla indica) bekannt, deren roten Früchte jedoch geschmacklos sind, oder die für den Gehölzrand geeignete Chilenische Ziererdbeere (Fragaria chiloense ‘Chaval’). Neu auf dem Markt sind Erdbeerpflanzen mit rosafarbenen Blüten (z. B. ‘Camara’), welche von Mitte Juni bis zum Frost zuckersüsse Früchte bilden, da bleibt es spannend, was die Zukunft noch alles bringt.

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