Solar für Warmwasser und/oder Heizung

manweiss

Mitglied
30. Nov. 2008
4
0
0
Servus,

ich komme gerade aus einer Diskussion mit meinem Architekten der in einem Minergiehaus eine Kompaktsolaranlage für die erwärmung des Brauchwasser eingeplant hat. Auf meine Rückfrage ob das System nicht geich erweitert werden könne um auch Wärme in die Heizung einzuspeisen hat er mich dem Argument das lohne sich aufgrund der Sonnentage nicht abspeisen wollen.

Könntet Ihr mir helfen.

1.) Ab wann lohnt es sich Wärme aus der Solaranlage in die Heizung einzuspeisen?

2.) Besteht grundsätzlich die Möglichkeit die "einfachere" Variante mit Erweiterungsoption zu installieren. Wer hat Erfahrungen?

Gruss

Manweiss:)

 
Berechnen lassen, das kann die Software von jeder Firma, die das offeriert.

Bei uns lohnt es sich deutlich, man merkt sehr gut beim Heizen, ob die Sonne scheint oder nicht. Wenn ihr Minergie habt, werden es sowieso Niedertemperaturheizungen sein, also kann die Sonne auch im Winter einiges bewirken.

Ich finde das System gut, wonach man einen Speicher hat, der geschichtet Wasser verschiedener Temperatur vorhält. Warmes Brauchwasser kommt aus einem Behälter oder Wärmetauscher im obersten Teil dieses Speichers.

Die Steuerung speist Wärme aus den Kollektoren oder der anderen Heizquelle ein, wenn der Speicherinhalt kälter ist als was diese liefert, und die andere Heizquelle läuft nur, wenn die Kollektoren es alleine nicht schaffen (im Winter oft, im Sommer nie). Es ist also die gleiche Warmwasserbereitung, und wir müssen auch nicht zwischen Sommer- und Winterbetrieb umstellen.

Ich frage mich eher, wie macht man nach der Idee eures Architekten das Warmwasser zum Duschen im Winter, und was machen die Kollektoren dann, wenn die Sonne draufscheint?

 
Mit der Demo-Version von GetSolar (Solarsimulationsprogramm GetSolar - Downloads) können beide Varianten berechnet werden.

Bei einer normaler Kollektorgrösse bringt die Heizungseinbindung tatsächlich nicht sehr viel. In unserem Fall mit 9 m2 Flachkollektoren wäre ein solarer Heizungsbeitrag von 1670 kWh möglich gewesen was bei einer Erdsonde-WP einer Einsparung von ca. 360 kWh Strom entspricht.

Durch den typischerweise verwendeten Kombispeicher ist jedoch eine höhere Vorlauftemperatur der Wärmepumpe erforderlich was den Wirkungsgrad der WP verschlechtert. Trotz Solarkollektoren wird in diesem Fall effektiv keine Einsparung erziehlt.

Bei einer grösseren Kollektorfläche (15 m2) wäre ein solarer Heizungsbeitrag von 2750 kWh möglich d. h. 600 kWh Strom könnten bei einer Erdsonde-WP eingespart werden. In diesem Fall wäre trotz schlechterem WP-Wirkungsgrad eine relativ geringe Netto-Einsparung möglich.

 
hat er mich dem Argument das lohne sich aufgrund der Sonnentage nicht abspeisen wollen.
Hallo Manweis,

eine solche Aussage kommt wohl dem sehr nahe, was Du emfpunden und geschrieben hast.

Entweder reichen die Sonnentage für Brauchwassererwärmung UND Heizungsunterstützung, oder sie reichen nicht. Dann aber auch nicht für das Brauchwasser, ist doch wohl einleuchtend, oder?

Das ganze hängt davon ab, wie Deine Dachausrichtung geplant ist. Befindet sich die Dachseite zwischen Süd-Ost, Süden und Süd-West, dann ist der Ertrag auch vorhanden.

Da Du ein Minergiehaus planst, wirst Du wohl auf eine WP als Grundheizung zurückgreifen. Ob es sich dann > f i n a n z i e l l < rechnet, ist eine andere Frage. Dies hat Hausi zuvor ja schon aufgegriffen. Aber die Aussage hinsichtlich der Sonnentage ist völlig daneben.

Die Grundkosten sind allemal vorhanden. Die Erweiterung um x m? Kollektorfläche (hier geht man je nach Personenzahl und Südausrichtung, bei 4 Personenhaushalten von mind. 12 -17 m? aus) ist dann nur noch ein Zusatzbudget. Der Boiler sollte dann allerdings größer und besser noch als Sichtenspeicher ausgeführt werden. Hier erfolgt die Brauchwassererwärmung im "Durchlaufprinzip" womit die Auf- bzw. Hochheizung hinsichtlich der Legionellen-Beseitigung bei der WP entfällt, was hier wiederum Kosten einspart.

Am Ende ist es nur eine Willens- oder Kostenentscheidung, aber dafür solltest Du diese zumindest kennen. Die Entscheidung dafür oder dagegen ist dann immer noch zu treffen.

 
Wenn ihr eine Wärmequelle habt, die problemlos 60 Grad oder mehr liefern kann (alle ausser WP), dann solltet ihr einen Schichtenspeicher mit integriertem Warmwasserbereiter wählen, und den Speicher so aufstellen, dass die Abwärme nicht verloren ist (ideal wäre zwischen Küche und Bad, das gibt auch kurze Leitungswege). Wenn ihr nur eine Wärmepumpe habt, besteht das Problem, dass diese bei Temperaturen von 60 Grad (soviel sollte sie fürs Warmwasser bringen) schlechte Arbeitszahlen hat. Dann kann es lohnend sein, das Warmwasser in der Heizperiode anders aufzuheizen, weil ein Schichtenspeicher halt ein ziemlich grosses Volumen hat. Bedeutet aber Zusatzkosten, da Zusatzinstallation, und Umschalten von Sommer- auf Winterbetrieb.

Wir stellen bei uns einfach fest, dass wir bei einem Frosttag mit Sonnenschein (typisches Skiferienwetter) wesentlich weniger Holz brauchen, um den Speicher hochzubringen, als bei einem trüben, aber weniger kalten Tag.

Ich kann nicht ganz nachvollziehen, dass man bei der Heizung, welche für ein Lebensdauer von 30 Jahren ausgelegt ist, mit dem ganz spitzen Bleistift rechnet und nur die aktuellen Energiepreise zu Grunde legt, beim Auto (wie auch bei Badreinrichtungen usw.) aber sehr oft Kaufentscheide trifft, die wirtschaftlich alleine nicht zu begründen sind - bei ähnlichen Gesamtkosten, aber nur 10 Jahren Nutzungsdauer. Bei der Heizung sind über die mögliche Lebensdauer hochgerechnet die Kosten für Heizmaterial grösser als die Anfangsinvestition, deshalb sollte geringer Verbrauch auch das Hauptkriterium bei der Auswahl sein.

 
In diesem Beitrag wurde mit 10 bzw. 13 Rappen pro kWh Strom gerechnet. SEHR optimistisch. Macht die gleiche Rechnung mal mit 40 Rappen pro kWh (das passt schon besser), dann lohnt es sich plötzlich ...

Die Tatsache, dass die Sonne immer scheint, d.h. dass die Heizkosten viel weniger von "betriebswirtschaftlichen Überlegungen" oder "vom Weltmarkt", lies Gewinnoptimierung des Stromproduzenten, abhängen, ist mir auch einiges wert.

 
@Emil

So pauschal kann man dies nicht sagen. Bei uns würde es sich auch bei einem Strompreis von 40Rp/kWh nicht rentieren. Wenn man das WW via WP aufheizt.

 

Statistik des Forums

Themen
27.484
Beiträge
257.644
Mitglieder
31.769
Neuestes Mitglied
Josven