Unterschied Architekten Haus vs. Fertighäuser

Smillley

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09. Juli 2018
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Hallo zusammen[SIZE=8pt][/SIZE]



Kurz eine Frage – es heisst immer Fertighausbauer und Architektenhaus – sind am Schluss etwas gleich teuer, wenn man „gleiches“ mit gleichem Vergleicht. Ich bin aktuell am bauen – der KV bezüglich den Baukosten (Haus inkl Keller) vom Architekten schätze ich als realistisch ein (NWF 162m2). Die Baukosten habe/konnte ich mit ähnlichen Projekten vergleichen (Referenzen vom Architekten).



Wenn ich aber die KV mit Beispielen von Swisshaus vergleiche (siehe Link: https://www.swisshaus.ch/de-CH/altea-montricher.html)– dann sind unsere Baukosten massiv höher( weniger als das doppelte).

Nun die Frage – wo ist genau der Unterschied vom Architekten zum Swisshaus? Liegt der Unterschied in der Bausubstanz (d.h. weniger Beton, weniger dickere Wände etc.)? Werden die Handwerker im Preis mehr gedrückt als beim Architekten? Ist der Link eine reine „Bauernfängerei“? Was kommt dann noch dazu?



Danke für eure Einschätzung und Antwort.

Beste Grüsse



 
Ich kann Garet nur zustimmen. 

Den Hauptgrund mit einem Architekten zu bauen sehe ich wie folgt: es passiert unglaublich schnell, dass man in der Ausführungsphase (oder schon vorher) irgendwas ändern oder hinzufügen möchte. Das ist mit einem Architekten sehr einfach und transparent.  Wir haben dies an unterschiedlichen Orten gemacht und es kann den Preis in beide Richtungen beeinflussen. 

Es gibt auch Gründe die für einen GU sprechen und wohl auch GUs welche andere Preise und Qualität verbauen als andere GUs. Kannst ja mal bei Renggli nach einem Komplettpreis nachfragen, vielleicht liegt der näher beim Architekten KV. 

 
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Lieber Smillley

Eine müssige Diskussion, welche in diesem Forum schon oft abgehalten wurde. Ist wie: Was war zu erst, das Huhn oder das Ei?
Die Frage von Garet kann ganz einfach beantwortet werden. Der Architekt war zuerst da! Er ist als eigenständiger Beruf aus dem Jahrtausende alten Bauhandwerk heraus entstanden. Die Bezeichnung kommt aus dem lateinischen "architectus", was seinerzeit der oberste Zimmermann oder Baumeister auf der Baustelle war. Wir Architekten bezeichnen immer gerne den römischen Baumeister Vitruvius als den "Urvater unserer Gilde". Er prägte die Wichtigkeit der Dreieinigkeit einer Baute: "Utilitas (Nützlichkeit), Firmitas (Dauerhaftigkeit) und Venustas (Schönheit). Ihm waren alle drei Punkte gleichbedeutend wichtig. (Sind wir ehrlich, viele Architekten kämpfen heut noch mit dem....) 

In der Gegenwart spielen aber weitere Faktoren eine nicht minder wichtige Rolle. So ist es für Dich als Bauherr fast das Wichtigste, dass Dein Bau auch bezahlbar ist. Zusammen mit all den heutigen Anforderungen aus baurechtlicher Sicht, ist der Architekt daher extrem gefordert. Zugegebenermassen sind Architekten damit hie und da auch überfordert, sonst gäbe es vermutlich ja auch kein "Haus-Forum". Als Architekt muss ich kreativer Gestalter, einfühlungsvoller Psychologe (gegenüber der Bauherrschaft), exakt arbeitender Planer, harter Verhandler gegenüber Auftragnehmern, scharf kontrollierender und fordernder Bauleiter, pingeliger Kaufmann (bei den Rechnungskontrollen) und noch einige andere Eigenschaften unter einem Hut vereinen. Super spannend, aber extrem fordernd. Und nicht jede Sparte wird von uns gleichermassen gekonnt gemeistert.

Falls wir Architekten alles Supermänner (und auch Architektinnen Superfrauen) wären, hätte dies ja für alle Zeiten gereicht. Warum konnten sich aber dann General-, Totalunternehmer und Fertighausanbieter überhaupt etablieren? Weil die Architekten eben (meist) nicht Überirdische sind, sondern Menschen welche auch Fehler machen. So waren einige in die Schönheit ihrer Häuser verliebt und ordneten alles dieser unter. Termine wurden nicht eingehalten und das Budget des Bauherrn gesprengt, um die eben unrealistischen Träume des Bauherrn zu verwirklichen. So entstanden in der Folge Terminplaner, Kostenplaner usw. als eigenständige Berufe. Diese haben bei einem Grossprojekt durchaus Ihre Berechtigung. Aber bei einem Einfamilienhaus? Ich sage zwei reichen. Ein Architekt welcher gut plant und ein Bauleiter welcher gut umsetzt. Einer? Ist vermutlich nicht mehr zeitgemäss....

Etwas anderes spielt in der Psychologie aber oft eine wichtige Rolle. Vorurteile! Ich stelle immer wieder fest, dass es viele Bauwillige gibt, welche völlig irrational das Gefühl haben, bauen mit einem Fertighausanbieter oder mit einem Generalunternehmer sei billiger. Und, da "Geiz ist geil" heute das Bauen mehr denn je prägt, fallen diese eben auch hie und da auf Schlangenfänger herein.  Dass wir uns klar verstehen: Schlangenfänger oder schlicht Unfähige gibt es in allen Berufen und in allen Branchen, wie wir heute wissen, ja sogar auch bei den Ärzten. Da schliesse ich Architekten natürlich nicht aus. Wichtig ist, dass Du genau hinschaust, bevor Du Dich bindest. Dann kriegst Du am Schluss das Optimum für Dein hart erarbeitetes Geld. Und schonst Deine Nerven und Gesundheit. In diesem Sinne: Viel Glück!

Schönen Sommerabend

Urs Tischhauser

 
Hallo Urs

Natürlich war der Architekt zu erst da, mir ging es bei meinem Beispiel eher darum zu umschreiben, wie mühsam und unendlich diese Diskussion sein kann. Du hast dies ja bereits ziemlich umfangreich geschrieben.

Die Kunst ist es, einen vertrauenswürdigen, seriösen und fähigen Partner zu finden. Egal ob Architekt oder GU/TU. Oftmals sollte man auf das Bauchgefühl hören und sich nicht Honig um den Mund streichen, oder sich von bunten Homepages blenden lassen. Fordert verschiedene Referenzen an, geht vorbei, schaut euch diese Häuser an, sofern möglich. Wir haben von unserem GU eine 5-Seitige Liste mit Referenzobjekten bekommen, welche wir frei und ohne Begleitung des GUs kontaktieren und besichtigen konnten. Dies hat uns schlussendlich auch überzeugt. 

 
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Hallo Smilley

Wir wollten zuerst mit einem GU bauen, haben uns danach aber für den Architekten entschieden. Gründe waren wie folgt:

- Architekturbüro in der Umgebung konnte uns besser im Baugesetz der Gemeinde beraten (und das war sehr nötig da wir eine schwierige Bauverwaltung haben in der Gemeinde)

- Kontakt/Besprechungsmöglichkeiten der Pläne vor Ort zum Architekt war jederzeit schnell möglich, GU musste immer lange Fahrtwege auf sich nehmen und war deshalb nicht so flexibel was Planbesprechungen anbelangte

- jede kleine Abweichung zum Original generiert beim GU sehr schnell Mehrkosten

- keine Auswahl vom eigenen Dachdecker, Schreiner, Baumeister, Fensterbauer, Sanitäreinrichtungen… da diese fix im Vertrag festgehalten worden wären oder mit Mehrkosten verbunden wurden (darum sind die Preise beim GU günstiger)

- schlussendlich mit allen Änderungen vom Originalhaus zu unserem Traumhaus (und es waren nicht viele) war der Kostenvoranschlag gleich hoch wie das ganz individuelle, auf uns ausgerichtete Haus vom Architekten, mit unseren gewünschten Bauarbeiter aus der Umgebung

Falls jedoch das Haus im Original ohne Abweichung eines GU genau das ist was ihr wollt, so wie er es anbietet und es egal ist welche Handwerker auf der Baustelle sind, so ist das GU sicherlich eine sehr gute und kostengünstigere Sache

 
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