Welche Heizung in den Bergen?

Anaxagore

New member
19. Apr. 2016
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Hallo zusammen

Ich setzte mich intensiv mit der Heizung für unser künftiges EFH auseinander. Folgende Rahmenbedingungen: Bauplatz auf ca. 1700 M.ü.M. Zufahrtstrasse der Gemeinde max. 2.4 Meter breit, mit max. 3.5 Tonnen belastbar (Bau erfolgt voraussichtlich mehrheitlich per Hubschrauber), sonnige Lage, ca. 1000m3, Bodenheizung, 1-2 Tage pro Woche wird niemand im Haus anwesend sein.

Wie würdet ihr am ehesten heizen? Meine Überlegungen:

  • Öl ist kein Thema / der Tankwagen könnte nicht zum Haus fahren / Umweltgedanke / Strenge Vorschriften vom Kanton
  • Die wenigen dauerhaft bewohnten Nachbarhäuser heizen mit elektrischen Zentralheizungen / diese Heiztypen werden über kurz oder lang auch verboten
  • Eine Wärmepumpe reicht im Winter wohl nicht aus, oftmals ist es -15° oder kälter
  • Erdsonde funktioniert dort oben nicht zuverlässig, ein Ferienhausbesitzer hat seine teuren Bohrerfahrungen gemacht…
  • Andere Ferienhäuser werden nur mit Kachelöfen geheizt / das ist sicher romantisch, aber auf die Dauer nicht sehr komfortabel / bei Abwesenheit schlecht praktikabel
  • So bleibt in meinen Augen am Ende nur die Möglichkeit einer Pelletsheizung, ergänzt mit einem Kachelofen für die Übergangszeit. Pellets müsste ich dann palettenweise mit dem Anhänger abholen und sackweise in den Tank schütten, der Lastwagen kann ja nicht zum Haus fahren
Hauptsächlich das Thema Pellets-Transport stösst mir noch sauer auf. Sehr ihr eine andere Lösung? Experimente möchte ich allerdings nicht eingehen. Bevor ich mit den Planern spreche, will ich gut vorbereitet sein und eine eigene Meinung haben.

Viele Grüsse

 
Möglicherweise wäre eine Holzschnitzelheizung eine Variante.

Aber nur wenn du ein grosses Haus baust.
 
Lieber @Anaxagore


Deine Frage ist nicht leicht zu beantworten. Ohne genau den Ort zu wissen, wird es schwierig sein, eine passende Lösung zu finden.

Wie ich gelesen habe, baut Ihr ein Neubau. Dies ist mal schon gut, denn wenn Ihr eine Fussbodenheizung plant, kann die Vorlauftemperatur tief gehalten werden, max. 30°C Vorlauf bei AT -10°C. Auch wird der Energieverbrauch sehr tief liegen, denn die Dämmung muss ja der Situation angepasst werden.

Als Heizungslösung kann man vielleicht eine Luft-Wasserpumpe vorsehen, denn diese können bis -20°C eingesetzt werden.

( nicht alle auf dem Markt befindlichen Produkte sind geeignet)

Kannst Du genauere Angaben zum Bauplatz mitteilen?

Herzlicher Gruss

 
In den Bergen hast du oft sehr viel mehr Sonneneinstrahlung in der Heizperiode als im nebligen Flachland. Wenn der Standort stimmt, wären das ideale Voraussetzungen um mit verhältnismässig kleinem Aufwand eine reine (oder 90%) Solarthermie-Heizung zu bauen. Die restlichen 10% kannst du ja mit Pellets überbrücken damit es komfortabel bleibt, und so müsstes du viel weniger schleppen :)  

 
Vielen Dank für eure Antworten, diese liefern mir sehr gute Gedankenstützen.

  • Thema Holzschnitzelheizung: Ich glaube das Haus wird für einen rentablen Betrieb zu klein.
  • Thema Luft-Wasserpumpe: An den Baumessen wurde mir davon in höheren Lagen abgeraten. Insbesondere in den Bergen und in Juratälern sei in der Nacht die Temperatur zu tief und somit der Stromverbrauch sehr hoch. Obwohl mir dieses System im Grundsatz doch sehr sympathisch ist… wäre toll, wenn es einen Strohhalm gibt.
  • Thema Solarthermie: Mindestens die Anschlüsse lasse ich so oder so aufs Dach ziehen. Wäre eine Kombination mit der Luft-Wasserpumpe möglich?
  • Thema Bauplatz: Er befindet sich im Wallis, Lötschental, nähe Lauchernalp, aber ein wenig tiefer als die Feriensiedlung gelegen (1700 Meter). Also beste Sonnenlage vom Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Im Winter sind jedoch 2 Meter Schnee auf dem Dach keine Seltenheit (Solarthermie?).  Durchschnittliche Einschneizeit 140 Tage.
Liebe Grüsse

 
Wir haben letztes Jahr zwei LW-WP Anlagen in Flims installieren lassen.

Diese haben einwandfrei funktioniert.

http://www.viessmann.ch/de/wohngebaeude/waermepumpe/luft-wasser-waermepumpen/vitocal-300-a-rund.html

AWO-AC- 301.B11

Leistungsdaten Heizen nach EN 14511 (A–7/W35)
Nenn-Wärmeleistung kW 10,50
Elektr. Leistungsaufnahme kW 3.38
Leistungszahl ε (COP) 3,10

Anbei ein Link zu Klimadaten Lötschental aus dem Jahr 2008.

https://www.google.ch/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=8&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwjhqZ6F9avMAhUDB8AKHSP6C1AQFghMMAc&url=http%3A%2F%2Fwww.henzen.com%2Fgfx%2Flawd%2Fwinterberichte%2F08-winterbericht-web.pdf&usg=AFQjCNHZlq8q1P2GpzCIsBkgZeV1u0oxow&bvm=bv.120551593,d.d2s

Da war die tiefste Temperatur mal um -15°C, aber mehrheitlich weniger Kalt.

 
Erstmal das Haus gut dämmen und Komfortlüftung.

Dann würde ich im Wohnzimmer einen wassergeführten Stückholzofen mit genügend Leistung installieren. Dazu im Keller einen grosszügig dimensionierten Speicher (muss die zwei Tage Abwesenheit überbrücken können). Zusätzlich das komplette Süddach mit Solarthermie ausstatten. So solltest du genügend Wärme generieren und speichern können.

Dazu eine übliche Bodenheizung (Vorlauf möglichst tief). Warmwasser auch aus dem Speicher. Falls du im Winter gerne länger Ferien machst, dann wäre eine elektrische Zusatzheizung im Speicher eine Überlegung wert (sonst muss dein Nachbar bei dir alle zwei Tage ein Feuer machen und über ein paar Stunden halten).

 
Perfekt. Vielen Dank an alle! Die zwei Themen Viessmann oder wassergeführter Ofen verfolge ich aktuell weiter.

 
Zum Schnee: sobald Schnee liegt, liefert die Solarthermie tatsächlich Null Leistung. Das müsste beim Bau berücksichtigt werden, indem die Fläche mit den Kollektoren einen steilen Winkel hat damit der Schnee nicht liegen bleibt. Ein 20° Satteldach wäre hierfür sicher nicht geeignet.

Zur Kombination LW-WP und Solarthermie: die Firma Jenni hat dazu Versuche gemacht und auch Vorschläge publiziert, wie diese beiden Systeme am besten zusammengeschaltet werden können. Findest du sicher über Google.

 
Bei Solarthermie: Kollektoren steil stellen (60 Grad) und so, dass der Schnee nicht drauf liegen bleibt. Auf dem Dach dürfte das ohne Aufständern nicht gegeben sein.

Das geht aber, besonders wenn der First in Hangrichtung gebaut ist, aus ästhetischen Gründen nicht.

Der Schnee muss von den Kollektren abrutschen können, d.h. die steilgestellten Kollektoren sollen nicht mit der Unterkante auf dem Boden oder Dach aufstehen.

Oft werden die Kollektoren deshalb vor eine Böschung oder Hausfassade montiert.

Die Engpässe bei Solarthermie treten weniger bei sehr kalten Nächten auf (dann ist es klar und windstill und man hat tagsüber Sonne), sondern bei längeren Schlechtwetterperioden in der kühleren Jahreszeit.

Eine ganze Dachhälfte mit thermischen Kollektoren ausstatten ist Unsinn - man hat dann im Sommer noch mehr zuviel, und im Winter reicht es dennoch nicht immer zum Wohnen.

Bei einem auf üblichen Standard gedämmten Neubau dürften etwa 12 m2 Kollektorfläche reichen - der Solarheini kann das Optimum mit Simulationsprogrammen recht gut abschätzen.

Wenn der Speicher reichlich bemessen wird (> 1500 Liter), dann dürften zwei Tage problemlos zu überbrücken sein, vor allem weil dann ja kein Warmwasser verbraucht wird.

Wir haben ein Haus im VS auf 1500 m, Baujahr 1999, das wird mit 12m2 Solarthermie-Kollektoren, 60 Grad in Südostexposition, im Winter immer problemlos frostfrei gehalten, wenn oft über mehrere Wochen keiner da ist. Temperatur ging nie unter 8 Grad plus. Man muss dann aber im Hochwinter einige Stunden kräftig einfeuern, um das Innere wieder auf Wohntemperatur zu bringen.

Das kann auch eine Stückholzheizung machen. Die Gemeinden liefern gerne ofenfertiges Holz. Lager für 2 Jahres-Bedarf nicht vergessen!

 
Bei einem guten Lieferanten (trockenes Holz innert Tagen geliefert) kann der Lagerplatz auch kleiner sein.

Beim Ofen würde ich Modelle von Walltherm empfehlen. Eine Suche in Google hilft weiter. Diese Ofen haben ein fantastisches System mit "Nachbrenner", einen fantastischen Wirkungsgrad und sie eignen sich perfekt zusammen mit einem Speicher, da sie im Wohnzimmer nur wenig Wärme abgeben und einen hohen Anteil an den Speicher abliefern.

 
Bei einem guten Lieferanten (trockenes Holz innert Tagen geliefert) kann der Lagerplatz auch kleiner sein.

Beim Ofen würde ich Modelle von Walltherm empfehlen.

... da sie im Wohnzimmer nur wenig Wärme abgeben und einen hohen Anteil an den Speicher abliefern.
Ich weiss dass das Ansichtssache ist, aber:
Die Gemeinden liefern gewöhnlich waldfrisches, noch nicht ofentrockenes Holz. Dieses kriegt man oft nur umständlich und es ist deutlich teurer.

Bei einem Holzofen mit Wasserzirkulation sind die Modelle verschiedener namhafter Hersteller ähnlich gut, hohe Wirkungsgrade mit wenig Feinstaubabgabe werden sowieso schon von der Luftreinhalteverordnung vorgeschrieben.

Es lassen sich auch Zentralheizungskochherde verwenden.

Der Speicher sollte so aufgestellt werden, dass sich kurze Leitungswege ergeben und dass die Abwärme nicht verloren ist, insbesondere nicht den Vorratskeller aufheizt. Wärmetechnisch am sinnvollsten wäre, ihn zwischen Küche und Bad anzuordnen, das kostet allerdings einige Quadratmeter Wohnfläche.

 
Eine ganze Dachhälfte mit thermischen Kollektoren ausstatten ist Unsinn - man hat dann im Sommer noch mehr zuviel, und im Winter reicht es dennoch nicht immer zum Wohnen.


Das ist Ansichtssache, "Unsinn" finde ich ein starkes Wort. Wenn der Speicher entsprechend der Kollektorfläche auch grösser ist, kann man eben schon erreichen dass man im Winter wohnen kann. Und man muss viel weniger oft einfeuern und braucht weniger Holz. Es gibt sehr viele Häuser mit um die 50qm Kollektor und 10-15'000L Speicher.

 
Das ist Ansichtssache, "Unsinn" finde ich ein starkes Wort. Wenn der Speicher entsprechend der Kollektorfläche auch grösser ist, kann man eben schon erreichen dass man im Winter wohnen kann. Und man muss viel weniger oft einfeuern und braucht weniger Holz. Es gibt sehr viele Häuser mit um die 50qm Kollektor und 10-15'000L Speicher.
dann meinst du aber wohl PV, nicht thermische Kollektoren.

50m2 Solarthermie gibt dir im Juni maximal rund 50kW thermische Leistung.

1kWh sind ohne Verluste 860 Gradliter, d.h. ein voll sonniger Junitag mit 300kWh thermischer Ausbeute treibt dir den Speicher von 15'000 Liter um 300*860/15000 = 17 Grad nach oben - nach rund einer Woche Schönwetter kocht alles.

Im Januar hast du rund 1/8 davon, d.h. bei optimalen Bedingungen 2 Grad Temperaturerhöhung pro Tag. In der Praxis weniger, weil bei den dann tiefen Aussentemperaturen mehr thermische Verluste im Kollektor selber auftreten.

Der Faktor 10 hat mit dem Sonnenstand und der Tageslänge und der geographischen Breite des Standortes zu tun, daran kann man nichts ändern.

Deshalb legt man thermische Solaranlagen nicht für Autarkie übers ganze Jahr aus. Die Kollektorfläche würde dazu locker reichen, aber der Speicher sollte unwirtschaftlich viel grösser sein.

 
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Nein, ich meine durchaus thermische Kollektoren.  Die Kollektoren werden natürlich so positioniert, dass im Winter mehr Leistung und im Sommer weniger Leistung produziert wird. Bei einem Kollektorwinkel von 45° komme ich mit dem Simulationstool des Instituts für Solartechnik der Hochschule von Rapperswil auf einen Faktor ca. 4 zwischen der Monatsproduktion Januar und Juni, und nicht 10. Eine richtig dimensionierte Anlage kann allfällige Überschüsse im Sommer problemlos durch Rückkühlung in der Nacht ausgleichen, oder man kann die Nachbaren mit Warmwasser versorgen.

Ob man das will oder nicht ist wie gesagt Ansichtssache. Der Threadersteller schielt jetzt eher auf andere Lösungen. Ich finde die Ausdrucksweise "Unsinn" und "macht man nicht" unpassend, da es wie gesagt schon oft gebaut wurde und auch seit 30 Jahren so funktioniert.

 

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