Winterharte Feigen

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15. Nov. 2016
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Frucht aus dem Garten Eden
Adam und Eva nach der Vertreibung aus dem Paradies, mit nur sehr spärlich bedeckter Blösse – dies ist die wohl bekannteste künstlerische Darstellung des Feigenblatts. Nahezu paradiesische Zustände herrschen auch im Garten von Herbert Müller. Mehrere Feigenbäume bescheren dort in guten Jahren zwei Ernten.

Feigen zählen zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Sie werden seit Menschengedenken angebaut und sind heute im gesamten Mittelmeerraum verbreitet. Im Laufe der Zeit sind weit über 500 Sorten entstanden. Einige davon können nördlich der Alpen mit ihren grossen unverwechselbaren Blättern nicht nur mediterranes Flair versprühen, sondern auch fruchten. Bei Herbert Müller wachsen am Fusse der Schwäbischen Alb auf 400 m ü. M. meh­rere Feigenbäume am Spalier. Er selber schwört auf ‘Pfälzer Feigen’: «Diese werden schon seit Langem im Raum Speyer angebaut und sind daher gut an das mitteleuropäische Klima angepasst. Sie tragen früh und bringen grosse Früchte hervor.»







Früchte aus dem Schatten[COLOR= rgb(0, 0, 0)]Normalerweise benötigen Feigen einen vollsonnigen, warmen Standort. Umso mehr überrascht es, dass Herbert Müller selbst an der Nordseite seines Hauses unter dem Balkon einen Feigenbaum als Spaliergehölz kultiviert. «Auch ohne direkte Sonneneinstrahlung können die Früchte reifen. Wichtig ist vorrangig die Wärme – und die ist an diesem besonders geschützten Standort vorhanden. Im Schatten sind die Früchte noch saftiger als in der Sonne und mindestens genauso aromatisch, weil ihnen dort mehr Zeit zum Reifen zur Verfügung steht», lauten seine Erfahrungen.[/COLOR]

Komplizierte Bestäubung[COLOR= rgb(0, 0, 0)] [/COLOR][COLOR= rgb(0, 0, 0)]Aus dem Echten Feigenbaum (Ficus carica) haben sich zwei wichtige Kulturformen entwickelt: die Kulturfeige und die Bocksfeige. Botanisch betrachtet ist die Feige eine birnenförmige Scheinfrucht mit einem unscheinbaren Blütenstand auf der Innenseite. Bei der Bestäubung – eine der kompliziertesten im Pflanzenreich überhaupt – ist der Feigenbaum auf eine Gallwespe angewiesen. Das Insekt wächst in Gallen im Innern der Bocksfeige heran, was diese Feigenart ungeniessbar macht. Das befruchtete Weibchen verlässt die Frucht durch die kleine Öffnung, vorbei an den weiblichen und den männlichen Blüten. Mit Pollen behaftet, sucht sie eine weitere Feige auf. Kriecht sie in eine Kulturfeige mit nur weiblichen und langgriffeligen Blüten, ist eine Eiablage wegen der kurzen Legeröhre nicht möglich, aber die Blüte wird bestäubt. Nur in der Bocksfeige kann sich die Gallwespe entwickeln. Die in Mitteleuropa angebauten Sorten sind jungfernfrüchtig und somit auf keine Bestäubung angewiesen. Daher bilden sie im Gegensatz zu importierten Früchten nicht die winzigen Nüsschen aus, die beim Verzehr recht unangenehm sein können.[/COLOR]

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Nur ältere Exemplare auspflanzen[COLOR= rgb(0, 0, 0)]Die bei uns verbreiteten Feigensorten entwickeln sich zu 2 bis 3 m hohen, vieltriebigen und breitrunden Sträuchern. Ihre grossen, drei- bis fünflappigen Blätter sind sehr markant und dekorativ. Am besten gedeihen sie in einem leicht sauren bis alkalischen, humushaltigen Lehmboden. Die von Natur aus an trockene Standorte angepassten Pflanzen benötigen eine gute Drainage. Bei Staunässe, besonders während der Fruchtreife, können die Früchte vorzeitig abfallen und die nässeempfind­lichen Wurzeln im Winter leicht faulen. Zum Auspflanzen im Freien empfiehlt Herbert Müller nur ältere und damit robustere Pflanzen. Nur bei der Frühjahrspflanzung haben sie genügend Zeit, um im ­Boden zu wurzeln und sich zu akklima­tisieren.[/COLOR]

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Sehr durstige Kübelpflanze[COLOR= rgb(0, 0, 0)]In raueren Lagen können Feigen sehr gut im Kübel gehalten werden. Dunkle Pflanzgefässe müssen vor grosser Erwärmung ­aufgrund der Sonneneinstrahlung durch Einsenken oder durch einen Übertopf geschützt werden, sonst nehmen die Wurzeln Schaden und werfen als erste Reaktion die Früchte ab. Kulturfeigen müssen während der Vegetationszeit reichlich mit Wasser und Nährstoffen versorgt werden. Den besten Ertrag verspricht eine dreimalige Düngung – Ende März, im Mai und im Juni – mit organisch-mineralischem Langzeitdünger. Als Kübelpflanze ist sie im Sommer besonders durstig und darf niemals trocken stehen. Allerdings verträgt sie weder Staunässe noch stehendes Wasser im Untersetzer.[/COLOR]

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Zweimal ernten und schneiden [COLOR= rgb(0, 0, 0)]Um ein stabiles, lockeres Grundgerüst zu erhalten, werden im Frühjahr frostgeschädigte, zu dicht stehende und sich kreuzende Äste entfernt. Nach der ersten Ernte wächst die Feige immer noch weiter und bildet mit jedem neuen Blatt eine neue Frucht aus. Jedoch kann in unserem Klima nur noch ein kleiner Teil der Früchte ausreifen. Daher kürzt Herbert Müller die Neutriebe auf Scherenlänge ein, damit sich die wenigen verbliebenen Früchte besser entwickeln können. Es sollen aber noch genügend ungestutzte Kurztriebe an der Pflanze verbleiben, denn sie garantieren die Sommerernte im nächsten Jahr. Unvollständig entwickelte Früchte sollten im Herbst entfernt werden. Denn wenn sie nicht vom Strauch abgestossen werden, ergeben sie minderwertige und ungeniessbare Früchte, die ausserdem unnötig Energie verbrauchen.[/COLOR]

Schnittverträgliche Pflanze[COLOR= rgb(0, 0, 0)]Im Kübel kann die Feige nach einigen Jahren zu gross werden. In diesem Fall befürwortet Herbert Müller, sowohl die oberirdischen Triebe als auch das Wurzelwerk im gleichen Verhältnis einzukürzen und die Pflanzen mit frischer Erde einzutopfen. Feigen sind sehr gut schnittverträglich und treiben wieder sehr gut durch. Ein Hautkontakt mit dem beim Schnitt austretenden Milchsaft sollte vermieden werden, denn dieser kann Allergien aus­lösen.[/COLOR]

Winterschutz empfehlenswert[COLOR= rgb(0, 0, 0)]Damit Herbert Müller auf 400 m ü. M. zuverlässig Feigen ernten kann, dürfen die im Herbst vorgebildeten Scheinfrüchte keinen Frostschaden erleiden. Als Spalierpflanzen direkt an der Wand stehen sie nicht nur besonders geschützt, sondern lassen sich auch einfacher winterfest machen. Der Obstbauer packt sie mit handelsüblichem Isoliermaterial, Kokosfaser- und Schilfrohrmatten regelrecht ein. Der Aufwand lohnt sich für ihn. Und wenn es nach einem extrem kalten Winter dennoch zu Frostschäden kommt, nimmt es Herbert Müller gelassen: «Eine Feige geht nie kaputt. Sie treibt immer wieder aus dem Wurzelstock aus, nach ein bis zwei Jahren hat sie sich wieder neu aufgebaut.» Herbert Müller lässt seine Kübel-­Feigen möglichst lange im Garten, damit das Holz gut ausreifen kann. Als Überwinterungsgäste sind sie unproblematisch. Sie werfen ihre Blätter ab und können in einem dunklen Raum bei 2 bis 5 °C überwintert werden. Von einem Vortreiben im Frühjahr rät er dringend ab, da der Austrieb sehr frostempfindlich ist und ein grosser Teil der Früchte für die Sommerernte abfallen könnte.[/COLOR]
 

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Vom Baum in den Mund[COLOR= rgb(0, 0, 0)]Die in Mitteleuropa wachsende Feige ist eine reine Tafelfrucht. Im reifen Zustand sind die Früchte auf der Sonnenseite violett gefärbt und weich. Sie sind saftiger, süsser und schmackhafter als importierte Früchte. Feigen enthalten viele gesunde Mineral- und Ballaststoffe und lassen sich zu Desserts und Marmeladen zubereiten. Sie fördern nicht nur die Verdauung, sondern werden immer häufiger als Schlankfrucht genossen. Aufgrund des hohen Zucker- und Saftanteils können Feigen nicht gelagert werden. Die Früchte reifen nach und nach und sind daher besonders zum Sofortverzehr und zum Naschen geeignet.[/COLOR]

Unproblematische Kinderstube[COLOR= rgb(0, 0, 0)]Herbert Müller zieht jährlich viele Jungpflanzen aus Stecklingen heran. Sobald die Knospen seiner Kübelpflanzen im Februar anschwellen, schneidet er 20 bis 30 cm lange Triebstücke ab und stellt sie in ein Glas mit 5 cm Wasserstand auf die warme Fensterbank als ersten Frühlingsgruss. «Innerhalb von drei bis vier Wochen wurzeln sie.»[/COLOR]

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