Die gleichen Gedanken hatte ich damals auch.
Ich behaupte, du wirst nie beide Kinder gleich lieben können... die wenigsten werden das zugeben, aber schliesslich sind es zwei verschiedene Menschen - und kannst du behaupten, dass du zwei deiner Freunde genau gleich liebst. Beim einen liebst du diese Eigenschaften, während dich andere nerven, beim anderen Freund bist du von anderen Eigenschaften angetan - und doch wirst du beide Freunde lieben...
Als Tochter Nr. 2 eintraf, war naturgemäss die enge Bindung zwischen Mutter und Baby ein Grund, warum ich als Vater mich intensiver um die "vernachlässigte" Tochter Nr. 1 kümmerte (ist vermutlich auch fast überall das gleiche...), was unsere Bindung noch mehr verstärkte.
Manchmal betrachtete ich das Baby mit einem ganz schlechten Gewissen, weil ich dachte, zu ihm würde ich nie die gleiche intensive Bindung aufbauen können.
Heute - nach 4 Jahren - kann ich sagen, ich habe zu beiden eine intensive auf Liebe begründete Beziehung, aber halt komplett verschieden. Auf die Grosse bin ich immer wieder mächtig stolz, weil sie zögernd und unsicher immer wieder Mut beweist und ihre Ängste überwindet. Die Kleine nimmt's viel lockerer, kann eigentlich mehr, macht sich einfach keinen Kopf darum - sie macht einfach und es fällt ihr leicht - lustigerweise bin ich auf ihre Leistungen nicht besonders stolz, aber sie liebe ich einfach wegen ihres sonnigen Gemüts...
Ist schwierig so in Worten zu erklären, aber ich hoffe, du kannst dir daraus etwas nehmen für dich...
Ich bin ganz einfach der Meinung, man muss sich gar nicht diesem gesellschaftlichen Mythos unterwerfen "man muss seine Kinder gleich lieben" - natürlich sollst du sie fair behandeln und nicht das eine gegenüber dem anderen abwerten, aber du darfst sie durchaus ihrem unterschiedlichen Charakter entsprechend unterschiedlich behandeln.