Maiensäss renovieren, Insb. Frage zu Heizung

rmaier

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12. Jan. 2020
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Hallo zusammen

Wir haben vor kurzem ein sehr renovationsbedürftiges Maiensäss im Wallis erstanden. Nun meine Frage hier ins Forum, ob jemand Erfahrungen mit einer Renovation eines Maiensässes hat? Insbesondere bei der Auswahl einer Heizung sind wir unschlüssig (und haben auch nur laienhafte Erfahrung hier...). Aktuell gibt es, ausser einem Holzofen keine Heizung. Wir möchten das Maiensäss so umbauen, dass wir auch im Winter für ungefähr 5 Tage pro Monat dort Zeit verbringen möchten. Wir gehen aktuell davon aus, nur ein Holzofen zu wenig ist. Das Haus kühlt damit im Winter ja komplett aus und es dauert dann Stunden/Tage bis es dann wieder angenehm warm ist. Warmwasser möchten wir natürlich auch... 

Weiss jemand, was man in einem nicht-ganzjährig bewohnten Haus auf ungefähr 1400m so für Heizungen verbaut bzw. hat jemand Erfahrung mit so etwas?

Danke und Grüsse

Ralph

 
Hallo Ralph

Gratulation zu Euem neuen Wochenendhaus. Aber klar, mit dem Holzofen allein werdet Ihr vermutlich nie glücklich werden auf der Alp.

Erste Fragen:

  • Wo steht das Haus distanzmässig zur Zivilisation?
  • Hat es eine - zumindest im Sommer - befahrbare Zufahrt?
  • Ist eine Erschliessung mit Strom, Wasser und Abwasser möglich und bezahlbar?
  • Ist das Haus massiv, also mit dicken Steinmauern oder ist es ein Holzbau?
Bei ersterem stellt sich bei Eurer Nutzung die Frage, ob es nicht sinnvoll wäre, nur einen Teil auszubauen, gut zu dämmen und nur diesen dann zu beheizen... Bei einem alten Haus mit Steinmauern, schlechter Verglasung und nicht richtig isoliertem Dach benötigt Ihr sonst viel zuviel Energie. Das geht dann richtig ins Geld.

Also etwas mehr Info von Deiner Seite würde helfen Ratschläge zu erteilen, welche in die richtige Richtung zielen.

Schönen Abend

Urs Tischhauser

 
Hallo Urs

Danke für die ausführliche Antwort. 

- Unser Haus steht am Ende eines Dorfes mit ca 200 Einwohnern.

- Es ist nicht direkt an einer Strasse. Die ist ungefähr 50 m vom Haus weg, man kommt nicht mit einem Fahrzeug bis zum Haus.

- Erschliessung sollte möglich sein, wenn auch aufwendig. Strom ist vorhanden, Wasser und Abwasser aktuell noch nicht. 

- Es ist ein Holzbau, ca. 250 Jahre alt aus Walliser Lärchenholz. Hier muss einiges gemacht werden. Dämmung ist noch nicht vorhanden und das Dach muss neu gemacht werden. Fenster usw. müssen ebenfalls neu gemacht werden. Wohnfläche ist nicht viel, ca. 50 m2. Ein Teil ist im Hang gebaut, dort müssen die Steinmauern ersetzt werden.

Uns ist bewusst, dass es einiges Geld kosten wird und das möchten wir auch investieren. Die Idee ist, dass wir aus bisher 2 Stockwerken plus Estrich ein Hauptstockwerk plus ein halbes Stockwerk als Schlafzimmer (als Galerie) ausbauen. Es soll eine vollständige Küche und WC/Bad eingebaut werden. Vom Standard her soll es minimalistisch werden, aber nicht im Stil von damals, sondern modern mit viel Holz. Aber eben nicht "barock". :)  Also viel Platz und nicht zugestellt. 

Bzgl. Heizung stellen wir uns vor, dass wir ein System brauchen, welches sehr niedrig eingestellt ist, wenn wir nicht da sind und dann aber bei Anwesenheit recht schnell verhältnismässig gut Wärme abgibt. Wärmepumpe wird nicht funktionieren, da wir ein Hanggrundstück haben. Und dann kommt wohl auch recht schnell Fels. 

Wir möchten natürlich auch vermeiden, dass wir bei Leerstand viel Kosten verursachen. Vorstellbar ist auch, dass wir ein System wählen, wo wir halt dann doch die Wasserleitungen entleeren und eine gewisse Zeit ertragen müssen, bis es warm wird. 

Wir haben mal von von einer Ganzhausheizung mit Holz gelesen (https://www.biofire-cheminee.ch/ganzhausheizung/). Das klingt noch gut und scheint auf unseren Einsatzzweck gut zu passen.

Konnte ich das ganze so ein wenig beschreiben? Danke für jede Hilfe :)

Grüsse

Ralph

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hast Du mal mit der örtlichen Behörde geschaut, was überhaupt zulässig ist? Könnte mir vorstellen, dass ein Ausbau, dass das Objekt dann ganzjährig genutzt wird, gar nicht zulässig wäre.

Allenfalls Pelletheizung, braucht halt Platz und ich weiss nicht ob die aus der Ferne gestartett werden kann, Ziel von Dir wäre ja, die Heizung so einen 1 Tag vorher. Ist dann halt auch nicht ganz billig.

 
Hallo hilfi

Danke für deine Info. Das Haus steht Gott sei dank nicht in einer Landwirtschaftszone. Aber wir sind auch grad am Abklären.

Grüsse

Ralph

 
Hallo Ralph

So wie ich dies aus Deinem Beitrag entnehme, wird das Objekt dann wohl lediglich für 1-2 Wochenenden im Monat genutzt.

Strom wäre ja vorhanden, was einen zeitlich passenden Start der Heizungsanlage ermöglichen würde.

Falls auch ein schönes Holzfeuer, gerade im Winter willkommen wäre, würde sich ggf. auch ein entspr. Kombigerät anbieten. Ein Ofen mit Stückholzbereich und daneben für Pellet´s.

Auf dem Profil von User @muskat findest Du oben einen Beitrag, wo ein solcher Ofen auch abgebildet ist.

Im Bautagebuch sollten weitere Informationen zum Ofen/Hersteller zu finden sein, ggf. auch in der Foto-Galerie.



Soweit mir noch bekannt, war das ein Produkt der Fa. Lohberger. Der dortige Pelletvorrat reicht für mehere Tage und könnte somit, frisch gefüllt, via Fernstart für passende Wärme sorgen.

Eine Wasserführende Heizung, bei dem geringen Bedarf, würde ich eher vermeiden. Wenn Du im Winter nicht vor Ort bist, die Heizung ausfallen würde, hätte der Frost (gerade bei der Höhenlage) wohl leichtes Spiel und Du ein sehr grosses Problem.

Für den Warmwasserverbrauch an den wenigen Tagen würde ich persönlich eher auf einen Durchlauferhitzer setzen. Bei Bedarf direkt warmes Wasser parat, ansonsten (Restzeit) entstünden keine Kosten.

Ist natürlich alles Geschmacksache... aber ggf. eine weitere Überlegung wert.

 
Hallo Ralph

war noch mit meinem Team an der Swissbau, darum hat es ein bisschen gedauert....

Da kann man sicher ein kleines Bijou oder auf gut neudeutsch ein hypes "Tiny House" daraus machen ?.

Wenn Ihr nur einen offenen Raum und 50m2 Wohnfläche habt, würde ich wirklich darauf schauen, dass ihr dieses Volumen sehr gut gegen Wärmeverlust dämmt. Die neuen gutisolierenden Fenster kann man mit gedämmten Jalousieläden bei Abwesenheit verschliessen, sodass der Energieverbrauch wirklich minimal ist, wenn ihr nicht vor Ort seid. Wenn Ihr innen als Oberflächen in erster Linie Holz verwendet, ist das Luftvolumen von ca. 150m3 blitzartig erwärmt, wenn ihr ankommt. Ich gehe auch einmal davon aus, dass das Häusschen als Maiensäss ja etwas höher gelegen ist, sodass Masse für den sommerlichen Wärmeschutz nicht so gefragt ist, wie dies im Mittelland immer mehr zum Thema wird.

  • So braucht es bei Abwesenheit eigentlich nur einen Frostschutz braucht, damit die Temperatur im Winter nicht unter 5°C fällt. Bei der Grösse des Hauses und einer Gebäudehülle von ca. 200m2 mit einem U-Wert von 0.12W/m2K würde ich schätzen bei -15°C, dass dafür eine 500W Heizung ausreicht. Also, jeder handelsübliche Heizlüfter bringt zumindest das Vierfache...
  • Dann würde sich bei Anwesenheit das Häusschen problemlos allein mit einem kleinen Specksteinofen (z.B. von Tonwerk Lausen, Baselland) wohlig warm beheizen lassen.
Wäre noch das Thema des Warmwassers. Die Idee von Pfälzer mit dem Durchlauferhitzer ist sicher überlegenswert. Gibt Warmwasser à discretion. Nur mit Strom braucht dieser enorm viel teure Energie und einen Gasanschluss werdet ihr dort nicht haben. Ein mittlerer Wärmepumpenboiler reduziert die Kosten deutlich gegenüber der Direkterwärmung auf eine Drittel. Allenfalls betriebst Du diesen mit einer kleinen Solaranlage auf Deinem Dach. Die Abwärme des Boilers hilft das Haus bei Abwesenheit über dem Fostpunkt zu halten, sodass die Verluste desselben eigentlich gar keine sind.....

Ich hoffe, dass ich Dir einige Inputs geben konnte. 

Herzlich, Urs

 
Hallo Urs und Pfälzer. 

Danke für eure Tipps und euren Input. Das hilft uns sehr weiter. Wir waren das Wochenende über mit Ausräumen des Hauses beschäftigt und haben auch die nächsten Schritte mit dem Baumanager besprochen. Den schon vorhandenen Specksteinofen werden wir, je nach Restaurationsaufwand, weiterhin verwenden. Und das Thema Wärmepumpenboiler in Kombination damit ist sehr interessant. 

Schönen Abend 

Ralph

 
Hallo Ralph

Bitteschön... und viel Erfolg bei der Umsetzung.

Da wir solche Projekte immer wieder einmal im Forum haben, wäre es interessant auch weitere Informationen, ggf. Bildmaterial für die User/Leser hier einzustellen. Würde mich sehr freuen.

 
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Hallo

Man hat hier gar nicht über eine Gasheizung besprochen, hat dies einen Grund. 2 grosse Gasflaschen, und Heizungen wie beim Wohnmobil. Natürlich von Fachmann eingebaut. Oder natürlich eine "richtige Heizung" mit Gastank, wenn möglich unterirdisch. Dazu für den Frostschutz während der nichtbewohnten Zeit,eine kleine Elektroheizung, wie bereits erwähnt.

Gruss pit

 
Oder natürlich eine "richtige Heizung" mit Gastank, wenn möglich unterirdisch.
Hallo Pit

Das wird ggf. etwas schwieriger sein..  wie er oben schreibt gibt es keine Zufahrt zum Haus und es kommt recht schnell "Fels" zum Vorschein. Gut, die Zufahrt wird sich ja evtl. für/während der Umbauarbeiten ergeben oder anlegbar sein? Man kann aber natürlich auch einen Tank in ein Nebengebäude (gedämmt und belüftet) andenken. Wir kennen hier leider die tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort nicht.

 
Hallo zusammen

Ja, das mit der Zufahrt ist sehr schwierig. Das wird auch für den Umbau noch ein grösseres Problem werden. Eine Gasheizung kommt für uns aber nicht in Frage. Wir möchten möglichst mit erneuerbaren Energien arbeiten. Ich denke, wir setzen hier auf den vorhandenen, renovierungsbedürftigen Specksteinofen und auf einen Warmwasserboiler in Verbindung mit Solar. Fehlt nur noch eine Art "Grundheizung" um das Haus in der unbenutzten Zeit nicht auskühlen zu lassen. Da sind wir noch am Schauen...

Grüsse

Ralph

 
Ja, das mit der Zufahrt ist sehr schwierig. Das wird auch für den Umbau noch ein grösseres Problem werden
Hallo Ralp

Das wäre aber natürlich in Bezug auf die Baukosten schon ein gutes Argument eine solche herstellen zu können.... wenn auch einfach.

Falls nicht, erinnert mich das an ein Projekt am Luganer See.... Bericht ist hier im Forum eingestellt, ca. 2008/2009 ...  da wurde auf dem alten Kellergeschoss (einfache, kleine Ferienwohnung) ein neues, schönes und grösseres Holzhaus (CH-Hersteller...glaube es war Furter) dann letztlich via "Heli" transportiert/montiert. Dort gab es zwar eine kleine Strasse durch den Ort, aber der Engpass war so schmal, dass kein LKW durch kam.

 
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Hallo Ralph

Habe gerade nochmals nachgedacht....  da der User ja bei mir unter "Freunden" parat war, war er nun auch leicht zu finden, auch wenn es nun mehr als 11 Jahre zurück liegt.

Bei Interesse einfach auf sein Profil gehen... da hat es die Beiträge und Bilder im Album.... inkl. Heli

https://www.hausgartenleben.ch/profile/351-lassie1/

 
Meine Erfahrung mit dieser Art Gebäude (meins ist auch in VS, auf 1700m):

- Die lokalen Behörden sind sehr verunsichert mit dem was man bezüglich Umbau nach Lex Weber und neuem RPG darf und was nicht. Alles, was nicht in der ordentlichen Bauzone liegt (auch Zone des Mayens), geht an die Commission cantonale des constructions.

Instandhalten darf man, Renovieren oder Umbauen möglicherweise nicht ...

Mach ein Bauvoranfrage mit dem grob umrissenen Projekt und was davon bewilligungsfähig ist.

Ein im Winter theoretisch bewohnbares Gebäude, da voll heizbar, kann als neue Zweitwohnung aufgefasst werden, wenn es vorher ein Maiensäss, also eine reine temporäre Sommerwohnung war, und ist dann nicht bewilligungsfähig, falls die Gemeinde bereits über 20% Zweitwohnungen hat.

Wasser und Abwasser sollte man auch überdenken. Ohne gesicherte Wasserversorgung macht ein frostfreies Haus wenig Sinn - wo kommt im Winter das Wasser her, wenn es keine frostsicher verlegte Wasserversorgung gibt? Frostsicher verlegen wird teuer, da es für diese Höhe tiefe Verlegung braucht. Ohne wintersichere Wasserversorgung klappt es aber mit dem Bolier nicht.

Bei guter Wärmedämmung hast du die Hütte mit einem Holzofen in wenigen Stunden auf Wohntemperatur. Für den Schlafraum gibts die guten alten Steinsäcklein. Wenn Strom anliegt, kannst du das mit einem fernkommandierten Pelletsofen per Handy machen, bevor du dort bist. Allerdings ist dann die Holzfeuerromantik weg.

Ausser den Wasserleitungen muss ja nichts frostsicher sein. Also reicht es, nur eine kleine Nasszelle frostfrei zu halten (da, wo die Wasserleitung rein kommt, wenn es sie denn einmal gibt). Die Leitung zur Küche baust du mit Gefälle und Entleerung ein, dann hast du in der Küche mit zwei Handgriffen Wasser, wenn du kommst. Es macht keinen Sinn, deswegen den ganzen Wohnraum frostfrei zu halten.

Allgemein zur Renovation möchte ich bemerken, dass man als zivilisationsverwöhnter Mensch heute Ansprüche hat, die man früher weder hatte noch vermisste. Der Charme dieser Maiensässe geht verloren, wenn man da all den Komfort hat, was man zu Hause auch hat. Deshalb wäre ich mit Renovieren eher zurückhaltend und deshalb koche und heize ich in meinem Maiensäss nur mit Holz.

Für die Winternutzung braucht ihr viel Abstellraum (für Skis, Schlitten, Brennholz ...) also nicht alles in Wohnraum verwandeln, falls das zulässig wäre. Denkt auch daran, dass man manchmal zuerst den Zugang freischaufeln muss.

Ansosnten viel Erfolg und vor allem Ausdauer mit Eurem Projekt!

 
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