Entscheidung welcher Architekt

[huebaus]

Liebe haus-forum User

Wir konnten in unserer Wohngemeinde ein Grundstück erwerben, auf dem wir unser Familien-EFH bauen möchten. Es wird ein Holzbau-Haus, die Holzbau-Firma steht schon fest.

Nach verschiedenen Treffen und Gesprächen stehen uns jetzt noch zwei Architekten zur Auswahl, bei denen sich Plus- und Minuspunkte in etwa die Waage halten. Mit beiden hatten wir bisher nur ein Treffen auf dem Grundstück, auf dem wir unsere Wünsche und Ansprüche sowie unser Budget mitgeteilt haben. Die Referenzobjekte sind ähnlich, beide scheinen sich den Wünschen der Bauherren anpassen zu können.

Da wir nicht nur aus dem Bauch heraus entscheiden möchten, brauchen wir noch weitere Angaben von den Architekten. Wie weit kann man da gehen, ohne dass es für uns kostspielig wird oder man "frech" wirkt? Kann ich eine skizzierte Idee oder ein grobes Konzept verlangen?

Vielen Dank für Eure Hilfe und Vorschläge!

huebaus

 

[isitom]

Hast du denn mit den Referenzen auch gesprochen?

 

[dave2]

Hi

Ich denke, fragen kostet nichts. Bedenken vor dem "frech" wirken hätte ich nicht.

I.d.R. ist das erste Gespräch kostenlos. Aber wenn ein Architekt zu mehr bereit ist - why not? Dann aber unbedingt unmissverständlich schriftlich festhalten, dass es sich um Arbeiten im Rahmen eines unverbindlichen Angebots ohne Kostenfolgen und Verpflichtungen handelt.

Noch ein Gedanke. Wenn sich ein Architekt auf solche "Gratisarbeit" einlässt, muss er den Auftrag wohl ziemlich nötig haben. Da würden bei mir möglicherweise gewisse Alarmglocken läuten...

Viel Erfolg!

Dave

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[tommuller]

Und wenn ein Architekt nicht kostenlos weitere Arbeiten erledigt, folgende 2 Ratschläge:

- Kostendach vereinbaren

- Bei Vertragsvergabe sollen diese Kosten angerechnet werden

Du hast ja auch etwas davon, wenn du Skizzen oder bereits ein Grobkonzept erhältst. Wenn du nun von beiden verbleibenden Architekten solche Vorschläge erarbeiten lässt, müsstest du zwar bei einem "draufzahlen", aber für die Entscheidung wäre es vielleicht sehr hilfreich.

Wie oben erwähnt, wäre die Kontaktaufnahme mit Referenzen sicher genauso hilfreich! Und mit Sicherheit kostenlos!

Gruss

Tom

 

[öx]

Hallo huebaus

Ich bin eigentlich gegen den Ansatz des "Pitchen", wie es z.B. in der Werbebranche gemacht wird. Darum bezahle ich nach dem Prinzip "Was nichts kostet, ist nichts wert" auch eine Vorstudie oder ein Konzept. Wenn vorher ein Kostendach vereinbart wird, ist das ja kein Problem.

Die richtige Wahl des Architekten ist wichtig und nicht trivial. Einerseits muss der Stiel des Architekten zu Euren Vorstellungen passen, andererseits muss es auch zwischenmenschlich harmonieren. Wir hatten ursprünglich bei einem Architekten eine Vorstudie in Auftrag gegeben, wie Tom empfiehlt mit Kostendach und Anrechnung bei Vertragsvergabe. Was dabei raus kam, war ziemlich unbrauchbar - leider! So haben wir die bittere Pille geschluckt und sind zu einem anderen Architekten mit genau demselben Auftrag. Die zweite Vorstudie war genau das, was wir uns vorgestellt hatten. So haben wir etwas Lehrgeld bezahlt, sind aber überzeugt mit dem für uns richtigen Architekten zu bauen.

Darum würde ich an Eurer Stelle aus dem Bauch heraus entscheiden, welcher der beiden Architekten die Vorstudie machen soll (Kostendach und Anrechnung bei Vertragsvergabe). Wenn ihr damit zufrieden seid, ist das Euer Architekt - Punkt. Wenn nicht, kriegt der zweite die Chance. Ich denke, beide würden das so umsetzen, wie Ihr Euch Euer Traumhaus vorstellt.

Kostendach würde ich übrigens im Bereich CHF 2'500 ansetzen. Natürlich ist das nämlich nach oben immer offen. Unsere erste Vorstudie hat 4'500 gekostet (plus 70.- für Kopien und Ausdrucke), die Zweite hätte 2'500 gekostet (wird jetzt aber angerechnet)

Viel Erfolg und Grüsse!

 

[bluecloud]

Hallo öx

Ich finde Dein Vorgehen sehr vernünftig. Ich musste nur schmunzeln: Wenn ich Dich richtig verstehe, hat der erste Architekt nicht nur ein unbrauchbares Projekt geliefert, sondern dafür auch noch fast doppelt soviel verlangt wie der 2.? Dann fährt Ihr wohl jetzt wirklich in jeder Hinsicht besser!

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[öx]

Hallo öx

Ich finde Dein Vorgehen sehr vernünftig. Ich musste nur schmunzeln: Wenn ich Dich richtig verstehe, hat der erste Architekt nicht nur ein unbrauchbares Projekt geliefert, sondern dafür auch noch fast doppelt soviel verlangt wie der 2.? Dann fährt Ihr wohl jetzt wirklich in jeder Hinsicht besser!

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Ja genau, "Was nichts kostet, ist nichts wert" lässt sich leider nicht umkehren. Nicht alles was viel kostet, ist seinen Preis auch wert. Ich hatte keine Erfahrung, was ein Vorprojekt etwa kostet oder kosten darf. Wir waren darum auch erstaunt, als der zweite Architekt viel tiefer lag. Dann nochmals, als er das Projekt vorgestellt hat. Da lagen Welten dazwischen! Der erste Architekt hat praktisch keine unserer Vorgaben einbezogen (Budget, Garage, Räume), der zweite konnte alles mehr oder weniger unter einen Hut bringen.

Vom ersten Architekten hatten wir 3 Tage nach Präsentation des Vorprojekts bereits die Rechnung und eine weitere Woche später nochmals eine Rechnung über Ausdrucke und Kopien die er sich intern verrechnet hat. Interessant war auch, dass er schon fest mit der Auftragsvergabe gerechnet hatte. Als meine Absage kam, war er enttäuscht und wollte wissen warum. Das habe ich dann auch gerne erklärt.

Als wir unserem Architekten zugesagt haben, hat der sich richtig gefreut. Und das nicht, weil er zu wenig Arbeit hat. Er ist sogar momentan etwas überlastet, was er bzgl. Zeitplanung anfangs erwähnt hatte und was ich eher als gutes Zeichen werte. Zudem hinterfragt er kritisch unseren Input, zeigt Dinge auf, die zu bedenken sind, bringt seine eigene Meinung in Vorschlägen ein, setzt aber auch unsere Vorschläge um. Genau so habe ich mir das vorgestellt. Eine konstruktive Zusammenarbeit.

 

[Urs Tischhauser]

Lieber Huebaus

Die Auswahl des Architekten ist wie schon die Vorschreiber dies richtig bemerkt haben nicht trivial.  Ich setze noch einen drauf und sage, es ist DIE wichtigste Entscheidung, welche ihr bei Eurem Bau treffen werdet. Denn ein guter Architekt wird zu verhindern wissen, dass ich nachher gravierende Fehlentscheidungen treffen werdet. Ein schlechter kann demgegenüber durch weitere Fehler und Fehlentscheidungen ein kleines Vermögen "verbraten".

Ein guter Architekt FÜR EUCH hat schon Häuser gebaut, welche Euch gefallen (Referenzen). Denn ansonsten werdet Ihr zu etwas vergewaltigt, das nicht zu Euch passt oder der Architekt wird durch Euch vergewaltigt, was genauso wenig zum gemeinsamen Glück beiträgt. Dann sollte Euer Bauchgefühl sagen, dass er von seiner Persönlichkeit gut zu Euch passt. Man muss sich bewusst sein, dass er für die Zeit von zwei bis zweieinhalb Jahren die Person sein wird, mit der Ihr am meisten Entscheidungen zu beraten und zu treffen habt. Wenn die Chemie nicht stimmt, dann kommt's nicht gut heraus. Das sage ich mit meiner Erfahrung von über hundert Bauten.

Natürlich sage ich auch, dass Gratisarbeit niemandem Freude macht. Ein Entgelt für ein Vorprojekt sollte so um die CHF 3'000 sein. Dies ist eine Vorinvestition, welche Ihr machen sollt. Falls Ihr dann das Projekt weiterzieht, ist dies am Honorar anzurechnen. Auch da schliesse ich mich meinen Vorschreibern an..... Scheinbar werde ich langsam altersmilde. Also fragt von den zweien einmal den an, der Euch vom Bauch her sympatischer ist und schaut, was er Euch - nachdem Ihr ihm Euer Raumprogramm und Euer Budget angegeben habt - als Projektidee präsentiert.

Herzliche Grüsse, Urs Tischhauser
 

 

[huebaus]

Vielen Dank für die vielen Ratschläge!

Wir haben es so gemacht: wir haben von den zwei Architekten, die bereits das Grundstück besucht hatten und über unsere Vorstellungen informiert waren, eine Projektidee mit Ideenskizzen verlangt. Es wurde freigestellt, ob es sich dabei um Aussenansichten oder Grundrisspläne, um massstabgetreue Pläne oder Handskizzen handelt. Der Aufwand wird dem "Verlierer" mit 600 Fr. vergütet (= 4-5 Stunden Arbeit). Beide haben 2 Wochen Zeit bekommen.

Wir wollten damit eine Grundlage für ein zweites Gespräch erhalten und einen Eindruck bekommen, wie stark sich der Architekt bemüht und einsetzt.

Beide Kandidaten waren sofort mit dem Vorschlag einverstanden und konnten einen fristgerechten Termin abmachen.

Heute haben wir die Resultate bekommen und sind völlig zufrieden! Unsere Vorgaben wurden kreativ umgesetzt, einmal als Grundrisspläne (ohne Ansicht) und einmal als Aussenansichten (nur mit Grundriss ohne Raumaufteilung). Einiges ist fast identisch, anderes ist völlig unterschiedlich. Aber die Hauptsache: wir sind in unserer Entscheidung - auch unter Berücksichtigung von anderen Faktoren wie z. B. Standort des Architekten - schon viel weiter gekommen und werden uns in den nächsten Tagen entscheiden.

Referenzen haben wir verlangt und bereitwillig erhalten - einmal sogar mit dem Vorschlag, dort doch gleich einen Besuch zu machen.

Nochmals vielen Dank für Eure Tipps und bis zur nächsten Frage!

huebaus

 

[dave2]

Noch ein Gedanke aus unserer Erfahrung des ersten Hausbaus (aktuell steht der zweite an).

Wir hatten damals einen super Architekten, stark in Entwurf und Design, mit dem für uns besten von 3 Vorprojekten. Leider war der Bauleiter nicht auf demselben hohen Niveau, teilweise (aber nicht nur) aufgrund der relativ grossen geographischen Distanz. Ich musste mehrmals "Ersatzbauleiter" spielen, damit schlussendlich alles optimal rauskam.

Aus dieser Erfahrung lernend haben wir beim jetzigen Architekten für das neue Haus auch stark darauf geachtet, dass die Bauleitung optimal abgedeckt ist (Referenzen - Bauherren und Handwerker, Persönlichkeit, Werdegang, Praxiserfahrung, Auslastung, Fahrraddistanz).

Also, Vorprojekt ist sicher ein sehr wichtiges Kriterium, aber ich schätze heute den Aspekt Bauleitung genauso hoch ein. Man könnte natürlich Planung und Ausführung trennen, aber ich denke bei EFH wäre der Reibungsverlust zu gross.

Gruess

Dave

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[öx]

Wenn sie kein Vorprojekt nach Deinen Wünschen und Bedürfnissen gemacht haben (also quasi direkter Auftrag), musst du da genau garnichts bezahlen! Grundstückbesichtigungen macht jeder Makler, das gehört zum Job. Das Vorprojekt wurde sicher marketingtechnisch erstellt, um Interessenten anzulocken und zu zeigen, was machber ist. Wäre ja noch schöner, wenn sie das dann jedem Interessenten verrechnen könnten...