Lieber Haba,

"Klugscheissermodus an" Rein statistisch betrachtet ist Deine Aussage natürlich richtig. Bei den Erdbeben ist es aber vermutlich etwas komplizierter, da deren Auftreten nicht rein statistisch und zufällig ist. Wenn wir von zwei Platten ausgehen, die aneinandervorbeidriften und sich da etwas verhaken, dann baut sich kontinuierlich eine Kraft auf, die dann bei einem Erdbeben dazu führt, dass die Platten plötzlich und schnell eine grössere Distanz aneinandervorbeirutschen, eben ein Erdbeben. Nach einem starken Erdbeben ist diese Spannungskraft erst mal wieder auf 0 gesetzt, und es braucht wieder eine Zeit (z.B. 1000 Jahre), bis sich wieder eine Spannung aufgebaut hat. Deshalb galube ich nicht, dass die Wahrscheinlichkeit im Jahr 1 nach einem "big one" gleich gross ist wie 1000 Jahre später, wenn die Plattendrift als konstant angenommen wird. "Klugscheissermodus aus".

Ob wir daraus allerdings schliessen können, dass hier bald wieder ein grösseres Erdben auftreten wird, glaube ich auch nicht. Es kommt halt stark auf die geologische Aktivität an. Und im Moment scheint südlich der Alpen da mehr zu laufen als nördlich davon. Es sei denn, "the big one" (analog zu Basel 1356) belehrt uns bald eines Besseren.

Grüsse roeka

 
Richtig, lieber Roeka

Die ganze Erdbebenmechanik ist natürlich kompliziert. Nach einem Bebem weiss man nämlich nie, ob das jetzt "das" Beben gewesen ist oder einfach das Vorbeben dazu war, was noch kommt.

Meine Aussage hat sich eigentlich auf die allgemeine Auffassung von Jährlichkeit bezogen. Es gibt genügend Leute welche glauben, dass ein 100 jähriges Hochwasser (oder Erdbeben, oder Regenfall, oder...) mindestens 50 Jahre zu warten hat, bis es wieder kommt. Was so einfach nicht stimmt. Und ein 1'500 Jähriges Beben ist nicht demnächst zu erwarten, nur weil das letzte "big one" 700 Jahre her ist.

Dass die Alpen nach wie vor "wachsen" ist immerhin ein Hinweis darauf, dass die afrikanische Platte nordwärts drängt. (jaja, ich höre schon wieder die Sonnenuntergangspartei die diese Migranten einfach nicht haben will.)

Haba

 
Ein Erdbeben mit der Wiederkehrperiode von 1500 Jahren hat für nächstes Jahr immer eine Eintretenswahrscheinlichkeit von 1/1500 = 0.067%
Das stimmt so nicht ganz. Die Eintretenswahrscheinlichkeit wird fürs nächste Jahr immer grösser und von neuem Berechnet wenn ein Ereignis im aktuellen Jahr nicht eingetreten ist.

Aber das ist natürlich so oder so schlecht in die Praxis zu übertragen. ;-)

 
Dass die Alpen nach wie vor "wachsen" ist immerhin ein Hinweis darauf, dass die afrikanische Platte nordwärts drängt. (jaja, ich höre schon wieder die Sonnenuntergangspartei die diese Migranten einfach nicht haben will.)

OT

Dass Immigranten ausgerechnet im Herzen der Schweiz sind wissen die wenigsten Leute.

Es sind die Mythen, ursprünglich penninische Klippen aus dem (heutigen) Mittelmeerraum.

Soviel ich weiss, sind die Mythen (Kalkgestein) älter als die Unterlage, auf der sie stehen.

/OT

Gruss, Fred

 
Die Risikokarte von tosci gefällt mir nicht, denn ich wohne in der Mitte von einem tiefroten Fleck (der wegen der seismischen Aktivität, nicht wegen dem Schadenpotential, so rot ist ... )

Immerhin hat unser Haus das Beben von Visp 1855 überstanden sowie das hier stärkere von Sierre 1946, das gar nicht weit von hier einen Bergsturz ausgelöst hat, der einige Dutzend ha Alpweide überschüttet hat.

Offenbar sind diese Holzstrickbauten gar nicht so schlecht.

Ein grosses Problem ist der Baugrund - hier sind offenbar Lockersubstrate deutlich schlechter als massiver Fels. Gerade solche Flächen, die man früher als Baupaltz gemieden hat, weil sie auch überschwemmungsgefährdet waren, sind in den letzten Jahrzehnten grossflächig überbaut worden.

Ich glaube nicht, dass die Versicherungen bei wirklich grossen Erdbeben etwas nützen, denn wenn die Schadensumme zu gross wird, ist einfach kein Geld mehr da. Wenn in einer Agglomeration sehr viele Gebäude kaputt sind, darf man als Privathäuslebesitzer warten, bis die wichtigen Gebäude instandgestellt sind - was auch in Ordnung geht - und wenn dann der Bauunternehmer wieder freie Kapazität hat, kommt er zu dir.

Ob dann der Swimmingpool des russischen Oligarchen, der sein Geld in der Schweiz in Sicherheit gebracht hat, vor dem Häuschen des Arbeiters repariert wird oder nachher, wäre dann auch noch eine spannende Frage.

Da wir seit einigen Jahrzehnten nur noch von Nachbarländern, aber nicht mehr von potentiellen Feinden umzingelt sind, wäre auch die Erdbebengefährdung ein Grund, einmal ernsthaft über ein international zusammengesetztes und professionell agierendes Katastrophenhilfskorps nachzudenken - das wäre ein aktiver Beitrag zur Friedenssicherung und würde allen mehr nützen als neue Kampfflieger (die ja auch konsequenterweise abgelehnt worden sind).

 
Lieber Emil

Es ist gar nicht so erstaunlich, dass ein altes Haus das überstanden hat.

Zum einen sind Holzbauten (i.Ggs zu Beton und besonders (Back-)steinbauten) sehr duktil, heisst, sie können Bewegung aufnehmen, ohne zu kollabieren. Zum anderen sind Holzbauten, besonders alte, wesentlich leichter als die neuen Betonbauten mit mind. 25cm Betondecken (damit man die Lüftungskanäle reinkriegt). Und bei einem grossen Schüttler spielt es eine Rolle, ob der oberste Boden eine Horizontalkraft von 3tonnen auf das Gebäude bewirkt oder nur eine.

Der Untergrund kann nicht einfach als besser oder schlechter bewertet werden, da es ein dynamisches Problem ist. Fels gibt alle Bewegungen 1zu1 weiter, da er (im wesentlichen) starr ist. Weicher Boden kann die Bewegung dämpfen, oder auch verstärken. Entsprechend sind nach Norm abhängig vom Baugrund verschiedene Schwingzeiten und Intensitäten zu beachten. ("Antwortspektrum").

Was wir in der Schweiz nur sehr wenig haben, ist "soil liquefaction" bzw. "Bodenverflüssigung": Mächtige feinsandige Bodenschichten können sich durch den Aufbau von Porenwasserspannungen verflüssigen. Ja, Verflüssigen heisst, es ist eine Flüssigkeit! Da schwimmen dann ganze Gebäude weg - falls sie nicht einfach umkippen.

Haba

 
Lieber Emil

Der liebe Tosci kann doch nichts dafür, dass Ihr Walliser so "rot" seid. Das kommt schon eher von den Tomaten, welche Ihr immer die Rhone runterschwimmen liesset. /emoticons/default_additional/145.gif :145: /emoticons/default_additional/145.gif

Ja, ein Holzstrickbau ist eine ganz gute Sache. Da kannst Du sicher ruhiger schlafen, als mancher in einem nicht nach Erdbebensicherheit dimensionierten Massivbau der letzten 100 Jahre! Gut ist, dass Holzbauten wieder vemehrt geschätzt und gebaut werden. Es gibt ja viele gute Sachen, welche unsere Urväter kannten, dessen Wissen aber über Jahrzehnte und Jahrhunderte brachgelegen ist und wir nun wieder mühsam erlernen müssen. Aber, wir arbeiten daran.....

Herzliche Grüsse vom Zürichsee ins schöne Wallis, Urs

 
Hallo Zämme

Wir haben heute ein Schreibern erhalten der BLKB das besagt, dass ab 1. Okt. 14 für alle BLKB neu- und Bestandeskunden automatisch eine Erdbebenversicherung (bis 5 Mio/Haus) mit dabei ist. OK das mit dem Liegenschaftswert von 5 Mio. kommt bei uns grad noch so knapp hin ;-)

Auf jeden Fall kann man den Erdbebenzusatz, den man evtl. bereits bei einem der bestehenden Anbieter hat per dann sistieren. Macht bei uns immerhin 880 CHF/Jahr.

Und wir sind nun mal in einem Erdbebenrisikogebiet.

Grüsse

booker

 
Aus aktuellem Anlass...

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