Hallo
Ich habe sehr viel Verständnis dafür was Bauherren durch einen Hausbau durchmachen. Als Elektro Servicemonteur komme ich erst manchmal zu Kunden wenn die Situationen etwas schwerer sind. Ich glaube das ich mit den Leuten ganz gut zurecht komme weil ich mich auch in Ihre Situation versetzen kann.
Tun wir hier doch mal das gleiche und versetzen uns in die Situation eines Handwerkers. Oft ist es so, das so ein Gebaeude eins, zwei oder mehr Jahre geplant und Gezeichnet wird. An dieser Stelle hat man noch alle Zeit der Welt und ein Monat laenger oder weniger lang macht keinem recht was aus.
Faengt der Bau dann an, muss jedoch alles sehr schnell gehen. Weil die Planer moeglichst schnell alles "durchdruecken" wollen, gibts einen recht engen Terminplan, der kaum platz für Unvorgesehenes bietet. Dazu gehört nicht nur das mal was kaputtgeht oder der eine Handwerker nicht kann. Oft sind es auch Dinge wie zusatzarbeiten die nicht geplant waren, Dinge die schon ausgefuehrt wurden oder kurz vor der Ausfuehrung standen und dann abgeaendert werden. Zeig mir mal ein Bauherr der nichts mehr geaendert hat waehrend dem Bau.. ich kenne keinen einzigen Bau. Das ist als Handwerker schon zermuerbend manchmal. Da Planen die "Bueroheinis" das zeug 2 Jahre lang, und am Schluss merken die Bauherren das noch was fehlt oder was nicht gefaellt. Das waere eigentlich deren Job gewesen das zu vermeiden. Der Terminplan muss trotzdem eingehalten werden.
Auf dem Bau ist vieles aufeinander abgestimmt... ein Arbeitsschritt muss nach dem anderen erfolgen. Wenn einer in der Kette mal etwas laenger hat wirkt sich das auf die ganze Kette aus... am Schluss ist dann der der Boese Handwerker der als letzter noch dran ist und "Den Termin nicht eingehalten hat".
So ein Handwerker wartet nicht in der Firma, bis das Telefon vom Bauherr/GU kommt das man jetzt weitermachen kann. Der hat auch noch anderes zu tun. Heutzutage rufen bei uns die GU/Bauherren/Maurer etc morgens an und meinen das in ner Stunde einer da sein muss um das Dach einzulegen. Und am Schluss wundert man sich dann wenn keiner kommt...
Wo gearbeitet wird, da passieren Fehler, das duerfte jedem einleuchten. Das es sich gehoert sich zu melden wenn was passiert ist versteht sich von selbst. Ist dann ein schaden vorhanden pochen viele Bauherren auf seine volle Beseitigung. Weiter oben wurde es angetoent. Da wird von Verhaeltnismaessigkeit gesprochen. Ich finde Verhaeltnismaessigkeit sehr gut - auf beiden Seiten. Die Seite der Bauherren kenne ich gut, ich kann die Bauherren auch gut verstehen, aber ich moechte hier darstellen was wohl der Handwerker manchmal denken mag.
Oft pochen Kunden bei den kleinsten Kleinigkeiten auf eine vollstaendige Behebung. Beispiel? Ich habe mal einen kleinen Hick in einem neuen Holztisch verursacht, war ein anscheinend recht teures Ding das einige Tausender gekostet hat. Der Bauherr hat frisch gebaut und war mit den Nerven schon zimlich am Ende. Er wollte sogleich schon garnichtmehr mir mir ueber eine Loesung sprechen, mein Chef musste her. Der Hick musste unbedingt wieder aus dem Tisch heraus, und selbst wenn man den Tisch austauschen muss.
Nebendran spielten die 3 Kinder der Bauherren mit Kloetzen und schlugen diese gegen den Boden etc. Wie viele Hicks wird es wohl nach einem Halben Jahr in diesem Tisch geben, von den Kindern, von Tellern und Pfannen, von Besteck und Gebrauch? Vermutlich waere mein kleiner Hick garnicht mehr aufgefallen..
Schlussendlich konnte der Schreiner den Hick entfernen und die Sache war gegessen.
Manchmal hat man das Gefuehl das die Leute alles bis ins Detail Perfekt haben wollen, dabei sind es oft Dinge, die bei normalem Gebrauch auch entstehen können und das auch tun.
Ein anderes Thema ist der Preisdruck. Ich kaufe ja auch keinen Fiat, will dann aber Leistung wie beim Porsche. Beim Bau wird der Preis jedoch gedrueckt wo es nur geht, immer weniger Zeit steht bereit um noch einigermassen Rentabel zu sein, oder moeglichst wenig verlust zu machen. Da geht es natuerlich schneller wenn man den eigenen Muell nicht wegraeumt. Frueher war es bei den Handwerkern noch ein miteinander Arbeiten, heute (muss) jeder sein Ding so gut wie moeglich durchbringen.
Mir ist klar das dies ein Beitrag eher gegen die Bauherren ist, aber ich kann jedem versichern ich kenne auch die andere Seite bestens. Ich wollte hiermit ein paar Gedanken beim einen oder anderen Anregen, um Handwerker vllt etwas besser zu verstehen
Gruss