Hoi Hünenberger
Ich kann Deinen Unmut gut verstehen, jeder will Transparenz und Konsistenz, gerade wenn es um die Kosten geht.
Liegt das Problem aber nicht (auch) am Prinzip des GU? Ich bin da kein Experte, aber ich denke dass ein GU durch eine grössere Auftragsdichte bessere Preise erhält, als wir Normalsterblichen. Also als Beispiel, die Plättli, die im Fachgeschäft für uns mit 100.-/m2 angeschrieben sind, kriegt der GU für 80.-/m2. Weiter schlägt er sich aber eine Marge drauf und verrechnet dem Kunden 120.-/m2. Der Kunde besichtigt jetzt ein/das Fachgeschäft und will dann aber Plättli, die dort mit 140.-/m2 angeschrieben sind, für die der GU u.U. sogar schlechtere Konditionen erhält, als für die ursprüngliche Materialauswahl. Für eine Position, die sich der GU mit 80.-/m2 berechnet hat, soll er nun 120.-/m2 gutschreiben. Das macht er natürlich nicht (gerne), würde ja seinen Gewinn schmälern. Also offeriert er für die Plättli, die mit 140.-/m2 angeschrieben sind und welche er für 130.-/m2 bekommt, einen Aufpreis von 40.-/m2 (also 170.-/m2) um seinen Gewinn gleich zu halten. Das passt jetzt natürlich dem Kunden wieder nicht, wieso soll dieser 170.-/m2 für Plättli zahlen, die ja offensichtlich für jeden für 140.-/m2 zu haben sind?
Dieses Beispiel soll rein plakativ sein, ist frei erfunden und alle Zahlen sind fiktiv. Ein GU muss aber so oder so ähnlich rechnen, er muss ja einen Gewinn erzielen. Jede Position birgt somit für den GU ein Risiko, kann Gewinn oder Verlust schreiben. Einiges kann sich gegenseitig kompensieren und wenn sich die Änderungswünsche in Grenzen halten, kann der GU wahrscheinlich auch einiges quersubventionieren und bei seiner Gewinnrechnung bleiben. Zudem ist jede Änderung ist für den GU ein Aufwand, der irgendwie verrechnet werden muss. Eine Änderung heisst ja Abweichung vom Standardfall und damit erhöhtes Risiko von Nacharbeit, Problemen, Schäden, Garantien, etc.
Wenn wir dies jetzt aber auf alle Bodenbeläge, alle Badezimmer und die Küche anwenden, dann noch hier und da was an Rohbau, Fenstern und Elektrik, kann es schon eng werden für die Kalkulation des GU. Das sind ja Geschäftsleute, die möglichst viel Ertrag machen wollen mit möglichst wenig Aufwand. Je mehr Aufwand für denselben Ertrag, desto schlechter (für die).
Klar wäre es einfacher, würde ein GU die Kosten offen legen für jede Position: Materialkosten + Lohnkosten Vertragnehmner + Gewinn GU. Würde dann aber nicht jeder Kunde kommen und fragen, wieso der GU jetzt hier auch wieder einen Gewinn will? Und dann noch so viel?
Ich will Deinen Fall hier nicht schön reden sondern versuchen, die Vorgehensweise aus Sicht eines GU zu erklären. An Deiner Stelle wäre ich ganz genau gleich frustriert und würde mich über den Tisch gezogen fühlen. Ob ich aber dem GU positionsweise hier und da ein Paar % zuviel bezahle oder am Schluss einem Architekten mit Bauleitung 120'000.- pauschal bezahle, kommt in etwa auf dasselbe raus. Wenn ichs auf dem einzelnen Plättli sehe, nervt es mich vielleicht einfach mehr, als wenn ich von Anfang an weiss, mit was die betreffende Leistung komplett zu Buche schlägt...