Tessinerpalme in kaltem Wintergarten überwintern?

Chriigel

Member
23. Sep. 2015
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Hallo zusammen

Wir möchten gerne für unsere Terrasse zwei Terssinerpalmen im Kübel kaufen.

Im Sommerhalbjahr wird die Palme draussen sein. -> Kein Problem.

Zum Überwintern würden wir die Pflanze dann in unseren mit Glas überdeckten und umrahmten Wintergarten nehmen. Das heisst: Kein Wind, Regen oder Schnee.

ABER: An einem schönen Wintertag kann es im  verglasten Wintergarten durchaus 30-35°C werden, sofern niemand zu Hause ist und die Seitenverglasung öffnet oder die Markise runterlässt. In der Nacht ist dann die Temperatur im Wintergarten ähnlich der Temperatur der Aussenluft. Stellt dieser extremen Temperaturwechsel für die Tessinerpalme während dem Überwintern ein Problem dar oder ist dies unbedenklich für die Palme?

Besten Dank für die Rückmeldungen.

Chriigel

 
Die sog. Tessinerpalme oder Hanfpalme (Trachycarpus fortunei) wächst im Mittelmeerraum, ist also subtropisch. Sie macht gerne eine Winterpause und verträgt deshalb die mediterrane Kälte besser als zu viel Wärme. Die winterliche Sonneneinstrahlung verträgt sie in dem Mass, wie sie im Mittelmeerraum üblich ist, aber nur bei genügend Feuchtigkeit.

Für Hanfpalmen im Kübel ist ein kaltes Gewächshaus ideal, beheizt zwischen Frostgrenze und bis max. 5-7°. Man kann Hanfpalmen mit leichtem Winterschutz auch ausgepflanzt im Garten überwintern.

Grundsätzlich schätzt jede Pflanze das gleiche Klima wie es in ihrem Herkunftsgebiet herrscht. Lässt man sie draussen, sind sie meist eingepflanzt besser geschützt als im Kübel. Das gilt auch für Hanfpalmen. Aber Palmen bergen bei fast jeder Überwinterung ein Risiko: Meine seit vier Jahren ausgepflanzten Hanfpalmen wurden im letzten März durch 14 Tage extrem kalter Bise und Bodenkahlfrost gekillt - ich hatte sie leider schon vollständig ausgepackt...
Die ausgepflanzte, nicht winterharte, aber eingepackte Phoenix canariensis (Dattelpalme) hingegen hat überlebt, dank Heizkabel und mit ein paar geopferten Wedeln. 

Bezüglich Wintergartenpflanzen ist die zentrale Frage, ob der Wintergarten im Winter als Wohnraum genutzt wird und deshalb beheizt ist; das wäre für die Trachys wohl eine Überforderung, vor allem mit noch zusätzlicher Hitze durch die Sonneneinstrahlung. Aber ihr könnt den Versuch wagen, mit dem Risiko, dass sie wegen der heissen Wintersonne immer wieder Wedel verlieren (die in der Regel aber wieder austreiben).
 

Vielleicht wäre es aber sinnvoller, sich bei den Sorten umzuschauen, die im Winter keine Pause machen, also eher tropische Gewächse. Die hingegen brauchen dann eine hohe Luftfeuchtigkeit und genügend Wasser, damit sie die Hitze aushalten. Zudem müssen sie viel Licht vertragen, was nicht bei allen Tropenpflanzen der Fall ist. Im Sommer können auch Tropenpflanzen draussen stehen, sofern die Temperaturen nicht langfristig unter 8-10° fallen, dann brauchen sie einen leichten Schutz.

Da ihr schon den Vorteil eines Wintergartens habt - um den ich euch beneide :)  -, würde ich mich an eurer Stelle beim Angebot der Wintergartenpflanzen umschauen. Es ist darauf zu achten, dass sie nicht zu gross werden (ohne Winterpause wachsen sie ohne Unterbruch weiter) und dass sie grössere Temperaturschwankungen gut vertragen, wenn ihr den Wintergarten nicht doch über Nacht ein wenig beheizen wollt..?

Wenn ihr mehr zu den Trachys und anderen Palmen wissen wollt, kann ich euch dieses Forum empfehlen.

 
Danke für die Antworten.

Also ich muss ehrlich sein: Meine Frau "stürmt" schon lange für solche Palmen, aber ich war bis jetzt skeptisch, da wir auf 900m über Meer wohnen. Ok, die Winter sind nicht viel härter als im Flachland, aber es herrschen doch immer 2-3 Grad kältere Bedingungen als bei den Flachländlern :) Und jetzt hat sie genau das Angebot bei Aldi gesehen: Eine Tessinerpaleme für CHF 199.- Aber ich möchte nicht zwei Sück davon kaufen, um diese dann nächsten Winter schon entsorgen zu müssen weil sie eingegangen sind.

Der Wintergarten ist NICHT beheizt. Das heisst an einem schönen klaren Wintertag kann es bis zu 30 Grad heiss werden, wobei dann in der Nacht das Thermometer im Wintergarten ohne weiteres auf -7/-8°C fallen kann. Also eine Temperaturunteerschied von fast 40°C!

Vielleicht ist Wintergarten der falsche Begriff: Es ist eher eher eine mit Glas überdachte und ummantelte Terrasse.

Die zweite Überwinterungsmöglichkeit wäre die geschlossene Garage. Im Winter konstante 8-10°C, aber natürlich kein Sonnenlicht. Aber dafür natürlich stabilere Verhältnisse als im "Tropenhaus"-Wintergarten :) Wäre hier eine Überwinterung möglich bei "fast" völliger Dunkelheit?

 
Ohne Licht geht bei Palmen gar nicht, da gehen sie ein. Die Garage ist also keine Lösung.

Die Hanfpalme ist ja grundsätzlich robust, von daher wäre sie für eure Bedingungen sicher die beste Lösung. Bei dem Preis gehe ich davon aus, dass es sich um ältere Exemplare handelt, die sind weniger empfindlich. Kälte im Winter ist sogar besser, sonst werden die Palmen zu gross.

Ich würde das wagen, auch mit diesen Schwankungen - einfach mit Massnahmen in zwei Richtungen.
1. Kälte:
Temperaturen bis -8° sind ok, die Hanfpalme erträgt auch bis zu -15°, dann allerdings nicht langfristig. Die Empfehlung ist, dass 5° vor dem maximalen Tiefstwert die Temperatur gehalten werden muss. D.h., wenn die Palme -15° verträgt, sollte man bei der Ankündigung von Werten bei -10° mit dem Schutz beginnen. Dabei kann man sich an der Überwinterung für draussen orientieren. 
Bis 0° muss man gar nichts machen, danach würde ich in folgenden Schritten vorgehen: 

  1. Styroporplatte unter den Topf (Holz geht auch)
  2. Topf einwickeln und Erdoberfläche abdecken, ideal sind Kokosmatten, Luftpolsterfolien sind auch ok, müssen aber immer wieder entfernt werden
  3. Stamm einwickeln mit Kokosmatte
  4. Heizkabel um den Topf wickeln oder Gebläse aufstellen (dann giessen nicht vergessen)
In den heutigen normalen Wintern dürften diese Massnahmen nicht nötig sein, ein, zwei Frostnächte vertragen die Trachys schon.

2. Sonne bzw. Hitze
Bei Hitze ist das grösste Problem das Verbrennen der Wedel und das Verdunsten der Feuchtigkeit. Auch da macht ein Tag ohne Sonnenschutz noch nichts, wenn man mal durchlüftet und die Feuchtigkeit kontrolliert. Auch im Mittelmeerraum kann die Sonne zwischendurch unbarmherzig sein und auch da verlieren die Palmen mal einen Wedel. Die Vorsichtsmassnahmen, wenn doch nötig, wären: 

  1. Wenn ihr zuhause seid, schliesst die Markise
  2. Wenn ihr weg geht, legt ein Vlies über die Wedel 
  3. Bei andauernder Hitze unbedingt immer wieder lüften und regelmässig giessen (nicht nass! nur feucht)
  4. In sehr warmen Wintern die Palme auf Spinnmilben und Schildläuse überprüfen
Und:

Lasst die Palmen im Herbst so lange wie möglich draussen, das härtet sie ab. 

Wenn ihr die Palmen im Sommer 'rausstellt, besorgt euch eine stabile Sackkarre ;)  

Zudem würde ich daran denken, dass der Topf alleine nicht zu schwer ist; die sind zwar meist schön, aber leider mit der Zeit kaum mehr zu bewegen. 

Edit: Wenn euch das zuviel Aufwand ist, dann schaut euch mal bei Gräsern oder Agaven um, die ertragen beinahe jede Temperatur und vor allem auch Schwankungen...

 
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Ok, ganz vielen lieben Dank für die ausführliche Beratung :.-)

Es handelt sich tatsächlich schon um etwas grössere Exemplare:

Denke wir werden es daher mal probieren.

Hier die Beschreibung aus der Werbung:

45 l Kulturtopf, Höhe: 200 – 230 cm, max. Wuchshöhe: 300 – 350 cm, Trachycarpus fortunei, gut verzweigte Krone, Alter: 7 – 8 Jahre, 50 – 60 kg,

 
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Ja, das sind schon richtige Prachtexemplare! Ich dachte es mir, kleine Trachys gibt es schon ab CHF 20...

Schafft eurer Wintergarten 350cm Höhe?

Edit: Hab mir das Angebot mal angeschaut. Der Topf ist eigentlich gut gross, aber wenn sie so aussieht wie auf dem Bild, würde ich vielleicht doch schon umtopfen...
Einfach drauf achten, ob die Wurzeln unten rauswachsen oder der Wurzelballen oben schon aus dem Topf schaut, dann umtopfen. Für die Drainage unten eine 5cm Schicht Blähton nicht vergessen.

Bei der Grösse würde ich entgegen der oben stehenden Aussage einen eher schweren, standfesten Topf wählen, damit sie nicht kippt. Keine konischen Kübel, sondern gerade Zylinder für eine möglichst grosse Standfläche. 
Unbedingt spezielle Palmenerde wählen; Palmen brauchen Quarzsand. Gedüngt wird mit einem Spezialdünger (z.B. Zitrus&Palmen), aber nur während der Vegetationszeit (ca. April bis Oktober). Flüssigdünger ist bei einem engen Kübel besser als fester.
 

 
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Würdest du vom Aldi Angebot abraten?
Nein, gar nicht, es ist ein gutes Angebot! So alte Exemplare kriegt man selten, vor allem beim Discounter. In der Grösse kann man sie bei uns auch auspflanzen, das ist zu begrüssen.

Ich denke eher, dass Palmen in der Grösse nicht überall passen, zumal sie ja auch noch grösser werden. Im Topf allenfalls nicht, aber ausgepflanzt ziemlich sicher, wenn der Standort passt. 
Das Gewicht ist auch nicht zu unterschätzen, wenn man sie bewegen muss. Meist kommen sie auch in einen dekorativeren Topf, also zusätzliches Gewicht.

Wie gesagt, wenn's passt, dann ist es ein sehr gutes Anbot. Aber man muss es sich gut überlegen, bevor man zuschlägt :)  

 
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Nein, gar nicht, es ist ein gutes Angebot! So alte Exemplare kriegt man selten, vor allem beim Discounter.
Wie gesagt, wenn's passt, dann ist es ein sehr gutes Anbot. Aber man muss es sich gut überlegen, bevor man zuschlägt :)  
Man sollte bei solchen Angeboten in der Tat genauer hinschauen... Fachpersonal dafür hat es dort (verständlicherweise) nicht. Als alter Bonsai-Freund (solche bieten sie ja auch ab und zu an) konnte ich an keinem der Exemplare etwas finden um mein Kaufinteresse zu wecken... das hatte jeweils nichts mit einem echten Bonsai zu tun (wenn man mal die Schalen wegdenkt) und beim obligatorischen Anhebetest fielen alle glatt durch.

 
Ja, Vorsicht ist bei Pflanzen beim Discounter immer angebracht - wie bereits erwähnt:
 

...mit leider meist mässiger Kenntnis und Beratung ;)  
Aber bei den robusten und auch nicht besonders exotischen Hanfpalmen gibt es eigentlich nur drei mögliche Risiken:

  1. Sie wurden schon so gross eingeführt und tun sich schwer mit unserem Klima, vor allem im Winter. Da nun der Frühling beginnt und die Eingewöhnungszeit milde ausfallen wird, sehe ich da kein Problem.
  2. Sie haben den kleinen Topf bereits vollständig durchwurzelt, es fehlt an Substrat, Dünger und Wasser. Dem kann man mit Umtopfen, neuer Erde und passendem Dünger begegnen, wie bereits erklärt.
  3. Die Wedel sind aus oben genannten Gründen bereits staubtrocken und werden im Sommer verbrennen - v.a. wenn es so heiss wird wie letztes Jahr. Das ist aber bei gesunden Palmen nicht weiter tragisch, sie machen neue Wedel.
Bonsai ist natürlich eine andere Kategorie, die würde ich auch nicht im Discounter kaufen - aber das muss ich dir als Liebhaber ja nicht erklären :)  

 
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Kurzes Update zur Aldi-Palme.

Haben seit zwei Wochen zwei Exemplare bestellt und auch bezahlt, aber bis jetzt leider noch nicht geliefert.

Mal schauen wie lange das noch geht, melde mich dann wieder  mit einigen Bildern.

Chriigel

 
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Macht nix, wenn es noch dauert, dann könnt ihr sie gleich draussen hinstellen (mit Vorsicht und Angewöhnungzeit...).

 
Gut ?
Was das Rausstellen angeht: Vorsicht mit der kalten Bise zurzeit, die hat meine Hanfpalmen nach und nach ruiniert. Und die Phoenix musst aus dem gleichen Grund ihr Blattvolumen um zwei Drittel reduzieren ?
Es bringt sie nicht um, aber es sieht nicht gut aus ?

 
So, haben gestern die zwei Palmen vor Aldi erhalten. Sind ganz schöne Brocken, können nur zu zweit umhergetragen werden, wiegen ca. 80kg....

Haben diese im Moment in den Wintergarten gestellt, da diese Palmen aus Spanien heute morgen ansonsten schon ihren ersten Schnee gesehen hätten :)

Jetzt die Frage an die Spezialisten: Würde ihr diese wirklich umtopfen oder kann man diese so sein lassen (natürlich in einem etwas schönerem Topf. Ich bin überhaupt nicht böse, wenn die Palmen nicht mehr grösser werden ;-)

Palme.jpg

 
Wow, die sind wirklich gross ? Aber prächtig sehen sie aus.
Aber ein Terracotta-Kübel ist da nicht zu empfehlen, den bewegt man nicht mehr ?

Für dieses Jahr sollte es mit diesem Topf noch gehen. Ich sehe allerdings nicht, ob da noch Substrat vorhanden ist oder nur noch Wurzeln...?
Wenn du sie zum Transport ein wenig kippen musst, kannst du auch schauen, ob unten Wurzeln rausschauen, dann müsste der Topf gewechselt werden.

Ein Übertopf würde allenfalls noch ein wenig mehr Standfestigkeit geben. Mal abgesehen davon, dass er natürlich auch ein wenig dekorativer wäre ?

In der Grösse muss man die Palmen auch höchstens alle drei bis fünf Jahre umtopfen, das Wurzelvolumen wächst zu Anfang schneller an als bei älteren Exemplaren.
 

 
So, die Palmen sind umgepflanzt und machen sich definitiv gut auf der Terrasse. Etwas Karibikfeeling gibt es schon :)  

Heute Abend müssen diese aber wieder für einen kleinen Moment in den Wintergarten, da die nächsten Tage der Winter wiedereinkehr hat, was aber kein Problem darstellt -> habe die Töpfe mit kleinen Rollen versehen.

Besten Dank allen für die Beratung und Hilfe.

Tessinerpalme.jpg

 
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