Vor- und Nachteile verschiedener Heizsysteme im Minergie-P-Haus

[paliman]

Ausgehend von untenstehender Frage möchte ich mit diesem Thread verschiedene Vor- und Nachteile der bekannten Heizsysteme im Minergie-P-Haus diskutieren.

Zitat/Frage aus einem anderen Thread von bergbauer:

"@verygood

Warum ist eine Bodenheizung im Passivhaus zu träge?

Dachte, Passivhäuser seien ohnehin sehr träge und halten eine mehr oder weniger konstante Temperatur.

Eine Niedrigst-Temperatur (25-30 Grad Vorlauf) Bodenheizung sollte doch dafür geradezu ideal sein."

 

[dannyboy]

Nur ein einfaches Gedanke dazu:

sagen wir mal über Nacht wird der Boden aufgewärmt. Am nachsten Tag scheint die Sonne, und wärmt damit durch die Fenster das Haus zusätzlich auf. Dann gibt der FBH die gespeicherte wärme noch ab, und es wird schell zu warm im Haus.

 

[paliman]

Zur Gegenüberstellung der verschiedenen Heizsysteme möchte ich folgende Grafik ins Forum stellen.

Quelle: Studie der HOCHSCHULE FÜR TECHNIK+ARCHITEKTUR LUZERN

"MINERGIE-PŽ- und Passivhaus Luftheizung und andere Wärmeverteilsysteme"

Hoffe, dass man es lesen kann.

Herzliche Grüsse

Paliman

 

[bergbauer]

Danke für die Informationen. Diese Bestätigen meine Überlegung, dass eine Fussbodenheizung mit sehr tiefer Vorlauftemperatur (und deswegen selbstregulierend) eigentlich ideal sein müsste für ein Passivhaus.

Wenn die Vorlauftemperatur 25 Grad beträgt, kann die Heizung nämlich gar keine Wärme mehr abgeben, wenn die Sonne in den Raum scheint und die Bodenoberfläche auf 25 Grad erwärmt. Eine solche Heizung braucht auch keine Einzelraumregulierung mit Thermostaten mehr.

So geht zumindest die Theorie. Hat irgendjemand so eine selbstregulierende Bodenheizung mit tiefer (25 bis max. 30 Grad) Vorlauftemperatur?

 

[bergbauer]

Hier noch Informationen von energie.ch - Schweizerisches Portal zu Energieeffizienz, Energie- und Antriebstechnik

Die selbstregulierende Bodenheizung

Das entscheidende Merkmal der selbstregulierenden Bodenheizung sind die sehr tiefen Betriebstemperaturen von max. 28/24°C bei sehr kaltem Wetter bzw. 26/22°C in der Übergangszeit. Die daraus resultierende mittlere Bodentemperatur von 24°C verhindert die Überhitzung: Sobald die Raumluft wärmer ist als der Boden, hört die Wärmeabgabe von selbst auf: Die Bodenheizung reguliert sich selbst.

Um mit diesen tiefen Heizungstemperaturen auszukommen, müssen erfahrungsgemäss folgende drei Voraussetzungen erfüllt sein:

? Wärmeleitende Bodenbeläge

? Hochisolierende Gebäudehülle

? Lufterneuerungsanlage mit guter Wärmerückgewinnung

 

[dannyboy]

Das macht Sinn! Werde mal mein Haizungsbauer darauf ansprechen.

 

[paliman]

@bergbauer

Wir haben ebenfalls eine Bodenheizung mit tiefer Vorlauftemperatur... wie übrigens 35% aller Minergie-P-Hausbesitzer. So falsch kann das gemäss obengenannter Studie und Referenzen, mit denen ich persönlich gesprochen habe ja nicht sein.

Allerdings kann ich persönliche Erfahrungen erst dann posten, wenn die erste Heizperiode vorbei ist. Bis jetzt gibt es keinen Grund zu Beanstandungen... denn in diesen Tagen läuft unsere Heizung nicht /emoticons/default_wink.png

Gruss Paliman

 

[ibo]

Hallo Paliman,

Der JPG Bild hat kleine Bildauflösung, es ist unlesbar, kannst du den Link hier stellen oder geht's als PDF?

Mich würde noch dein Heizkonzept sehr interessieren, es wäre nett, wenn du es kurz mit Eckdaten beschreiben könntest.

Spez. Dank für alle Bemühungen

Ibo

 

[paliman]

Hallo ibo

Wenn ich die Grafik insgesamt 3x anklicke, wird sie zumindest bei mir vergrössert und knapp lesbar... aber gerne poste ich hier den Link zur gesamten Studie:

http://www.fws.ch/dateien/Studie_Luftheizung_HTA_061219.pdf (S. 33 ff)

Eckdaten zu unserem Haustechnik-System

Wir haben ein Kombigerät von Stiebel-Eltron "LWZ 303 sol".

Grundfunktionen: Lüften, Heizen und Warmwasser-Aufbereitung

Zentrales Zu- und Abluftsystem mit Kreuzgegenstrom-Wärmetauscher. Luftqualität im Haus begeistert mich!

Heizverteilung: Bodenheizung mit max. Vorlauftemperatur von 28°C. Sämtliche Zimmer wurden als separate Heizkreise verlegt. Somit wird einem Zimmer, in dem eine etwas tiefere Temperatur erwünscht ist, zumindest über die Bodenheizung keine zusätzliche Wärme zugeführt (wenn ich den Heizkreis abschalte).

Solaranlage kann bei entsprechendem Gerät (Sol statt Integral) integriert werden. Dies wurde bei uns auch so gemacht und lieferte seit wir im Haus wohnen den allergrössten Teil des Warmwassers. Die Wärmepumpe musste kaum nachhelfen bis heute. Speicher ist für meinen Geschmack etwas klein geraten (200l). Ist bei diesem System nunmal leider so... hier liegt noch einiges an Potenzial. Auch Heizung wird bei Bedarf durch Solaranlage unterstützt.

Das Kombigerät steht bei uns im Keller und kann ganz einfach per "Knopfdruck" vom EG den Bedürfnissen entsprechend eingestellt werden. Die Bedieneinheit kann vom Gerät als Fernbedieneinheit abgekoppelt werden.

Herzliche Grüsse

Paliman

 

[rmaurspam]

@bergbauer

Wir haben ebenfalls eine Bodenheizung mit tiefer Vorlauftemperatur... wie übrigens 35% aller Minergie-P-Hausbesitzer.

Gruss Paliman

Und was haben die restlichen 65%? Kann mir kaum vorstellen dass 65% die KWL als Heizung nutzen ...???

 

[paliman]

@rmaurspam

Selbstverständlich nicht!

Anteile der Wärmeverteil-Systeme auf sämtliche Minergie-P-Häuser in der CH, gemäss HTA-Luzern:

35% Bodenheizung

15% Bauteilheizung

35% Luftheizung

11% Heizkörper

14% Kombination

Um die Anteile der Energieträger auch noch aufzuführen:

52% Wärmepumpen

32% Holz

5% Fernwärme

4% Gas

4% Solar

4% Elektro

1% Wärme-Kraft-Kopplung

(Quelle: Minergie-P, Das Passivhaus nach Schweizer Art, Zürich, Faktor-Verlag, 2008)

P.S. Ergibt zwar bei beiden Angaben keine 100%, wurde aber von genannter Quelle so veröffentlicht...

 

[turbo]

Hallo

Nur so als kurze Ergänzung.

Heute wird auch im Mehrfamilienhausbau vermehrt nach Minergiekriterien gebaut.

Also kontrollierte Lüftungen etc.

Was dabei vernachlässigt wird, respektive dem Käufer nicht auf die Nase gebunden wird sind die laufenden Kosten.

Häufig hat jede Wohnung ihre eigene kontrollierte Lüftung. Diese Lüftung muss regelmässig kontrolliert werden. Der Filterwechsel muss gemacht werden. auf den Unterhalt der Verteilung gehe ich jetzt nicht ein.

Anstelle nur eines Heizungsraums müssen zusätzlich oft acht oder mehr Lüftungszentralen gereinigt werden.

Dies Unterhaltsarbeiten erfordern häufig nicht ein hohes Fachwissen. Müssen aber gemacht und bezahlt werden.

Dies sollte einem bewusst sein,

Turbo

 

[ibo]

Fortlaufende Kosten! wie sieht das mit einer Peletheizung aus, ist es Wartungsfrei? (ausser Asche!)

@ Paliman

Was denkst du, kannst du deine Kombispeicher erweitern, in dem du eins nebenan stellst, je nach Serie oder Parallel anschliesst oder musst du es komplet ersetzen, was macht mehr Sinn?

PS. Frischluft macht Freude, das merkt man in deinen Zeilen!

Ibo

 

[turbo]

Fortlaufende Kosten! wie sieht das mit einer Peletheizung aus, ist es Wartungsfrei? (ausser Asche!)

Ibo

Hallo kommt auf das System an. Asche hast Du ja schon erwähnt. Kaminfeger ist auch klar. Was noch dazu kommen kann ist der Unterhalt für die Fördereinrichtung der Schnitzel-/Pelets. (kann schön ins Geld gehen) Steuerung, Pumpen, Motorventile etc, wie bei den 08:15 Bodenheizungen. Aber bei Kleinanlagen fehlt mir die Erfahrung um wirklich mitreden zu können.

Gruss Turbo

 

[paliman]

@ibo

Die Frage habe ich mir auch schon gestellt wegen einem zusätzlichen Speicher. Ich denke schon, dass das gehen würde, kommt bei uns heute aber noch nicht in Frage. Werde aber nachfragen, wenn ich das nächste Mal mit dem Support von Stiebel-Eltron telefoniere. Hab da nämlich immer wieder so Fragen die mich brennend interessieren... und gehöre bestimmt schon zu den Stamm-Anrufern /emoticons/default_smile.png

 

[ibo]

Hallo Turbo,

Danke für dein Antwort, im Moment sehe ich den Pellet als zweite Wahl. Wenn ich so von verbrennen höre, dann kommt es mir Feinstaub, Russ, Rauchgas und Brennerservice im Sinn. Ich habe bis jetzt den Pelletsystem nicht richtig einstudiert, ich muss irgendwie nach holen. Bekanntlich nach Unterlagen sieht alles Genial gut aus.

Ibo

 

[wellingtonia]

Hallo

Bei geringer Raumhöhe werden Speicher oft in Serie aufgestellt und mit entsprechender Steuerung, die Schichtung in beiden Speichern, mit unterschiedlichem Temperaturniveau erbracht.

Andy

Fortlaufende Kosten! wie sieht das mit einer Peletheizung aus, ist es Wartungsfrei? (ausser Asche!)

@ Paliman

Was denkst du, kannst du deine Kombispeicher erweitern, in dem du eins nebenan stellst, je nach Serie oder Parallel anschliesst oder musst du es komplet ersetzen, was macht mehr Sinn?

PS. Frischluft macht Freude, das merkt man in deinen Zeilen!

Ibo

 

[verygood]

@Paliman

Zur Trägheit der Fussbodenheizung: unser Haustechnikplaner hat uns damals von der Fussbodenheizung abgeraten. Im Nachhinein müssen wir sagen: richtig gewählt! Das Passivhaus reagiert dermassen schnell auf die Sonneneinstrahlung. Innerhalb von wenigen Minuten steigt die Temperatur um ein paar Zehntel an. Die Fubo-Heizung merkt dies erst spät. Anders ist es bei der Betonkerntemperierung, wo die Vorlauftemperatur bei ca. 26 Grad liegt.

Ich finde, dass die Speichermasse im Passivhaus überbewertet wird. Die Aussage bezieht sich aber auf meine persönliche Erfahrung aus drei Heizperioden. Bald beginnt ja auch bei uns die vierte Heizsaison. Wir haben immer noch 22 Grad Haus und waren die gesamte letzte Woche in den Ferien.

 

[wellingtonia]

Hallo Rolf

Nur eine Frage zum technischen Verständnis:

Dein Grundofen mit Heizregister ist vom Prinzip her eine Wandheizung (Wärmeregister).

Rein physikalisch funktioniert das wie eine Fussbodenheizung.

Die Trägheit ist somit die selbe ??

Nur ein Cheminé- oder Pelletofen mit geringer Speichermasse und Wärmetauschregister hat eine bessere Reaktonsfähigkeit.

Die Frage stellt sich dann noch zur Wärmetauscherausführung der Wärme aus dem Pufferspeicher.

Andy

 

[verygood]

@Andy

Die Aussage stimmt so. Wir heizen jedoch am Abend. So haben wir keine Nachtabsenkung. Wenn die Sonne im Winter gegen Mittag in Stube scheint, ist die Ofenwand nur noch schwach temperiert. Zudem ist die Fläche mit 4,5 m2 viel kleiner. Der Rest des Ofens bleibt kalt, da er gedämmt ist.

Man muss das Ganze zuerst einmal ausprobieren. Im ersten Jahr haben wir noch vieles "falsch" gemacht. Heizen mit dem Grundofen muss auch zuerst erlernt werden. /emoticons/default_rolleyes.gif