Wir haben, wie oben bereits festgehalten worden ist, einen "Verkäufermarkt", das heisst, dass es mehr Interessenten als Kaufobjekte gibt - zur Zeit. Darum will der Verkäufer auch einen höheren Preis als es hedonische oder auf dem Ertragswert basierenden Schätzungen erlauben - der Verkäufer wird jedoch näher sein beim Marktwert, da sich in der heutigen Zeit bestimmt ein "statistischer Amokläufer" findet, der in Bezug auf ökonomische Bewertungen einen zu hohen Preis zu bezahlen bereit ist, und einer solcher Sorte genügt dem Verkäufer ja.
Somit ist der heutige Marktwert wo anders - höher - als es der ökonomische Aspekt - auch die Sichtweise der Bank - darlegt. Die Bank setzt erfahrungsgemäss einen langfristig höheren Kapitalisierungszinssatz beim Berechnen des Ertragswertes ein - basierend auf einer Hypothek von rund 4%, da dieser langfristig real ist - und schon ist der Wert weit tiefer als die Vorstellungen des Verkäufers, der von einer Basis von rund 2% Nettozinssatz ausgeht, was den Wert rechnerisch verdoppelt. Die "Spielerei" mit dem Kapitalisierungszinssatz ist recht subjektiv und ermöglicht eine Spannweite von mehreren zehn Prozent Abweichung, was an sich irrelevant ist, da der Verkäufer eh an den meistbietenden verkauft. Somit muss sich der Käufer einen individuellen Wert zugrunde legen, der sich ihm selber bezahlt macht.
Ich würde mal schauen was an dieser Lage der Mietwert solcher Objekte ist, das erfährt man z.B. auf Homegate, wo Netto- Mietwerte pro m2 Hauptnutzfläche und pro Jahr angegeben sind, sagen wir Fr. 200,- / m2, das Haus hat eine HNF von 150 m2, ergo ist der Mietwert der Immobilie Fr. 30'000,-, als Zinssatz würde ich die Finanzierung von 2% plus Rückstellungen und Betriebskosten ca. 1.5% nehmen, total Kapitalisierungszinssatz also 3.5%, ergibt Fr. 30'000,- : 3.5 * 100 = Fr. 857'142,-, gerundet Fr. 850'000,-, das wäre der Wert wenn die Immobilie technisch auf dem neuesten Stand ist, was jedoch nicht der Fall ist, also muss ich noch die Technische Entwertung abziehen, den Wert, der aufzubringen ist, um den technisch einwandfreien Zustand (ohne wertvermehrende Investitionen) zu erreichen. Dies festzulegen ist an sich die grösste Knacknuss, da die Kosten jemand bewerten sollte, der sich auf diesem Gebiet perfekt auskennt, also ein Bauleiter oder Bauökonom. Die Technische Entwertung TE kann also Fr. 250'000,- sein - der Marktwert also bei Fr. 600'000,- , sie kann aber auch bei Fr. 350'000,- liegen, was einen Marktwert von Fr. 500'000,- auslösen würde.
Das Finden des effektiven Marktwertes basiert wie man sieht auf einigen Zahlen, die stark subjektiv festzulegen sind, und auf einer Portion Erfahrung, vor allem bei den Sanierungskosten. Auf jeden Fall kann man davon ausgehen, dass Immobilien heutzutage grundsätzlich überzahlt werden, da der Zinssatz tief ist, der Zinssatz wird irgend einmal wieder anziehen und die Immobilienwerte rein aus mathematischer Logik wieder an Wert verlieren, da der Mietwert kaum nachziehen kann. Dieses Szenario wendet eigentlich die Bank an. Sie will wissen ob der Käufer die Immobilie auch finanzieren kann wenn der Hypozins auf 4% ist. Würde bei einem solchen Zinssatz der Markt mit Gebäuden überschwemmt, die nicht mehr finanziert werden können, würde der Markt zusammenbrechen und somit zum Käufermarkt werden, was früher oder später wohl auch zyklisch mit differenzierten Folgen eintreffen wird. Somit ist es für Leute, die Geld haben, besser, sie kaufen wenn die Preise unten sind (die Zinsen höher), denn wer heute kauft und der Zins steigt, verliert als Erstes sein eingelegtes Eigenkapital, 20% des Kaufpreises, der an sich im heutigen Stand als überzahlt gilt. Die Bank verliert nichts, da sie einen höheren Kapitalisierungszinssatz annimmt, wobei sie dann auf einen tieferen Wert kommt, den sie zu finanzieren bereit ist. Oder heute kaufen, aber auf der Basis eines langfristig realen Hypozinssatzes, was den Kaufpreis per se reduzieren und somit das Risiko von Verlust des Eigenkapitals minimieren würde. Ob da der Verkäufer mit macht, ist eine andere Frage. Da kommt es darauf an, ob ein Bieter kommt, den die wirtschaftlichen Aspekte überhaupt nicht interessieren und das Objekt "einfach haben will". Diese Gratwanderung muss jeder Käufer für sich selber und individuell seiner finanziellen Lage gemäss ausgestalten.
Viele Grüsse, bud /emoticons/default_additional/150.gif