Wir waren Helden

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13. Nov. 2004
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“Wir waren Helden. Wenn du nach 1978 geboren wurdest, hat das hier nichts mit dir zu tun.

Kinder von heute werden in Watte gepackt!

Wenn du als Kind in den 70er oder 80er Jahren lebtest, ist es zurückblickend kaum zu glauben, daß wir so lange überleben konnten!

Als Kinder saßen wir in Autos ohne Sicherheitsgurte und ohne Airbags.

Unsere Bettchen waren angemalt mit Farben voller Blei und Cadmium. Die Fläschchen aus der Apotheke konnten wir ohne Schwierigkeiten öffnen, genauso wie die Flasche mit Bleichmittel. Türen und Schränke waren eine ständige Bedrohung für unsere Fingerchen und auf dem Fahrrad trugen wir nie einen Helm.

Wir tranken Wasser aus Wasserhähnen und nicht aus Flaschen. Wir bauten Wagen aus Seifenkisten und entdeckten während der ersten Fahrt den Hang hinunter, daß wir die Bremsen vergessen hatten. Damit kamen wir nach einigen Unfällen klar.

Wir verließen morgens das Haus zum Spielen. Wir blieben den ganzen Tag weg und mußten erst zu Hause sein, wenn die Straßenlaternen angingen.

Niemand wußte, wo wir waren und wir hatten nicht mal ein Handy dabei!

Wir haben uns geschnitten, brachen uns Knochen und Zähne und niemand wurde deswegen verklagt. Es waren eben Unfälle. Niemand hatte Schuld außer wir selbst. Keiner fragte nach “Aufsichtspflicht”. Kannst du dich noch an “Unfälle” erinnern?

Wir kämpften und schlugen einander manchmal grün und blau. Damit mussten wir leben, denn es interessierte die Erwachsenen nicht besonders. Wir aßen Kekse, Brot mit dick Butter, tranken sehr viel und wurden trotzdem nicht zu dick. Wir tranken mit unseren Freunden aus einer Flasche und niemand starb an den Folgen.

Wir hatten nicht:

* Playstation

* Nintendo 64

* X-Box

* Videospiele

* 64 Fernsehkanäle

* Filme auf Video

* Surround Sound

* eigene Fernseher

* Computer

* Internet-Chat-Rooms

Wir hatten Freunde!!!

Wir gingen einfach raus und trafen sie auf der Straße. Oder wir marschierten einfach zu deren Heim und klingelten.

Manchmal brauchten wir gar nicht klingeln und gingen einfach hinein.

Ohne Termin und ohne Wissen unserer gegenseitigen Eltern. Keiner brachte uns und keiner holte uns.

Wie war das nur möglich?

Wir dachten uns Spiele aus mit Holzstöcken und Tennisbällen. Außerdem aßen wir Würmer. Und die Prophezeiungen trafen nicht ein: Die Würmer lebten nicht in unseren Mägen für immer weiter und mit den Stöcken stachen wir auch nicht besonders viele Augen aus.

Beim Straßenfußball durfte nur mitmachen, wer gut war. Wer nicht gut war, mußte lernen, mit Enttäuschungen klarzukommen. Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere. Sie rasselten durch Prüfungen und wiederholten Klassen. Das führte damals nicht zu emotionalen Elternabenden oder gar zur Änderung der Leistungsbewertung.

Unsere Taten hatten manchmal Konsequenzen. Das war klar und keiner konnte sich verstecken. Wenn einer von uns gegen das Gesetz verstoßen hat, war klar, daß die Eltern ihn nicht automatisch aus dem Schlamassel heraushauen. Im Gegenteil: Sie waren oft der gleichen Meinung wie die Polizei! So etwas!

Unsere Generation hat eine Fälle von innovativen Problemlösern und Erfindern mit Risikobereitschaft hervorgebracht. Wir hatten Freiheit, Mißerfolg, Erfolg und Verantwortung. Mit alldem wußten wir umzugehen.

Und du gehörst auch dazu.

Herzlichen Glückwunsch!

 
du machst mich nachdenklich, aber auch stolz /emoticons/default_icon/confused.gif/emoticons/default_biggrin.png

daddyoh

 
Hallo (echte) Jungs

Bei diesem Text kommt mir meine ganze Kindheit wieder hoch, mit allen Erfolgen und Pleiten /emoticons/default_icon/wink.gif !

Natürlich habe auch ich mir selbst schon viele Gedanken gemacht, was für eine Kindheit mein Nachwuchs haben soll. Das hängt einerseits von der Erziehung ab (solange er noch nicht auf der Welt ist, muss er noch nicht erzogen werden /emoticons/default_icon/wink.gif ), andererseits leben wir in einem +/- vorgegebenen Umfeld.

(Achtung: Ich will nicht Trübsal blasen! Und ich bin auch nicht depro.)

Wir können nicht beeinflussen, ob in diesem Umfeld U-Bahnen und Busse in die Luft fliegen. In einem gewissen Rahmen können, sollen und müssen wir Eltern dieses Umfeld gestalten. In jenem Bereich des Umfelds, den wir beeinflussen können, stellt sich die Frage, ob bzw. wie wir ein Kind mit der "Realität" konfrontieren müssen, oder ob wir ihm "heile Welt" bieten wollen. Wie wollen wir es in einem "heilen" Umfeld auf das "harte Leben" vorbereiten? Schicken wir es in eine Steiner-Schule? Welche Erfahrungen soll es selbst (auf der Strasse) machen? (Wir waren ja auch viel auf der Strasse und unterwegs, aber das waren noch Zeiten...)

Ich hab also -4 (in Worten: minus vier) Wochen Erziehungserfahrung /emoticons/default_icon/wink.gif . Ich stelle mir vor, dass diese Gedanken einen wesentlichen Teil des Elternseins ausmacht.

...oder sind diese Gedanken vielleicht fast etwas zu tiefgründig /emoticons/default_icon/confused.gif

Gruss, almostDaddy

 
Ich hab also -4 (in Worten: minus vier) Wochen Erziehungserfahrung /emoticons/default_icon/wink.gif . Ich stelle mir vor, dass diese Gedanken einen wesentlichen Teil des Elternseins ausmacht.
...oder sind diese Gedanken vielleicht fast etwas zu tiefgründig /emoticons/default_icon/confused.gif
Vielleicht geht es gerade darum sich nicht allzuviele Gedanken zu machen und auf sein Gefühl vertrauen (taten das nicht auch unsere Eltern?). Und was unsere 'unschöne' Welt angeht: Die ist nun mal Realität und ein Kind muss in dieser realen Welt zurechtkommen können, also warum sollte man das Kind überall von äusseren Einflüssen und Gefahren abschotten. Ich denke mit einer stabilen Basis (Eltern, die für das Kind da sind, wenn es sie braucht) kann das Kind ruhig seine eigenen Erfahrungen machen.

Thema böse Welt. Heute sind es die 'Islamisten'... Doch waren da nicht Dinge wie IRA, ETA, RAF oder die Bélier (um nicht nur ins Ausland zu schauen)?

Vielleicht sollte wir uns alle wieder auf die unbeschwertheit der Kindheit besinnen und Kinder nicht wie kleine Erwachsene ansehen und vielleicht lassen sich sogar Themen wie ADS, HKS oder POS aus einer anderen Perspektive sehen...

 
red

Du hast natürlich in jedem einzelnen Punkt recht. Es ist genau so - eine gute Ergänzung zu meinen Ausführungen. Was unterm Strich bleibt, ist meine riesige (Vor-)Freude und mein Stolz, die Verantwortung für einen kleinen Menschen übernehmen zu dürfen - mit allem, was dazugehört.

almostDaddy

 
@ red

amen Bruder! /emoticons/default_laugh.png

Hat schon was, das ganze. Heute sind Eltern teilweise derart paranoid und super ängstlich das sie ihre Kinder nicht mehr:

-auf dem Boden rumkrabeln dürfen (dreck und bakterien und und und)

- nicht mehr ohne Handy aus dem Haus (muss ja erreichbar sein im Notfal)

- freundschaftskämpfe sind nicht angebracht, dafür dürfen sie japanischer zeichentrick Müll anschauen bei denen es immer um Mord und totschlag geht.

- schlägt Dein Kind ein anderes oder umgekehrt, redet man schon von einem Psychologen welcher sich der Sache annehmen sollte.

Lehrer sind Machtlos weil Kinder genau wissen das sie überhaupt nichts mehr ausrichten dürfen. Sollte sich trotzdem einmal ein Lehrer ein Kind vornehmen und ihn bestraft, stehen schon die "alten" in der Tür und schreien etwas von brutalität und Psychologischer Terror.

Auf der Strasse begegnen Dir Kids, bei manchen musst Du froh sein wenn sie Dir nichts nachwerfen oder beschimpfen.

Ich kahm vor einer Woche von der Süd-Türkei zurück. auf der Fahrt vom Hotel an den Flughafen (Türkei) gab es ein Kind welche sage und schreibe 20 min. voll Terror gemacht hat, es kriegte schon fast keine Luft mehr weil es dermassen "getäubelt" hat. Was machten die Eltern??? Schauten zu und sprachen mit ruhigen, fast ängstlicher Stimme dem Kind zu. Doch dieses hörte das gejammer der Eltern gar nicht, es stampfte und boxte weiterhin an die Sitze und schrie aus vollem Leib.

Das gab mir echt zu denken. Ich will jetzt nicht die gute alte Zeit loben an welchen Väter ihre Gürtel gezogen haben. Aber mein Vater hätte mich mit bestimmtheit zu bereuhigen gewusst. Und wenn ein klaps auf den Allerwertesten notwendig war.

Man erlebt immer mehr verwöhnte und verzogene Kids. Ich hoffe nur ich habe die "Macht" mich gegen solche Probleme zu wapnen.

Es ist ja schwieriger geworden weil Dir andauernd selbst ernannte Psychologen und möchte gern Perfekt Eltern Dir weiss machen wollen wie man Dein Kind erzieht. All die Phädagogen welche glauben mit einm 5 Jährigen über Gott und die Welt zu sprechen, damit es aufhört, die will ich mals sehen wenn sie selbst ein Kind haben welches glaubt mit Kreisch attacken ihr Ziehl zu ereichen.

 
red,

ein wunderschöner Text, das ist mir wie von der Seele geschrieben.

Wider die Hysterie und für gesunden Menschenverstand.

Hundert kleine Geschichten aus der eigenen Kindheit fallen einem wieder ein. Wer hat das geschrieben?

Ich habe mit meiner Partnerin viel über die Sicherheitshysterie und den Hygienewahn gespottet. Solange man kein Kind hat, ist es leicht sich darüber lustig zu machen. Aber sobald man für ein Kind verantwortlich ist, ist es nicht mehr so einfach ... Was ist die richtige Balance von Sicherheit und Freiheit?

Klar, mein Kind soll kein "couch potato" werden, aufgeschlagene Knie, Raufereien, allerlei unhygienisches ausser Sichtweite der Eltern, das alles gehört dazu. Auch (Vor)lesen, Zeichnen, Musik machen, ...

Aber Computer und Internet gehören heute auch dazu. Ich habe ja tatsächlich zu Beginn meiner Ausbildung das erste mal einen Computer bedient. Das wird mein Sohn sicher sehr viel früher und sehr viel unverkrampfter mitbekommen. Und das wird er höchstwahrscheinlich auch für sein Leben brauchen.

Schlussendlich wird er sich selbst aussuchen, was ihn interessiert. Den Eltern bleibt wohl vor allem die Aufgabe für ausreichend Bewegungsfreiheit zu sorgen, die Kinder vor den allergröbsten Dummheiten zu bewahren und Ihnen helfen das nötige Selbstvertrauen zu entwickeln.

 
Hundert kleine Geschichten aus der eigenen Kindheit fallen einem wieder ein. Wer hat das geschrieben?
das weiss ich leider nicht... der text flatterte irgendwann in meine mailbox und irgendwie hatte ich das gefühl, der passe hier gut hin.

Aber Computer und Internet gehören heute auch dazu. Ich habe ja tatsächlich zu Beginn meiner Ausbildung das erste mal einen Computer bedient. Das wird mein Sohn sicher sehr viel früher und sehr viel unverkrampfter mitbekommen.
hier ist vermutlich 'unverkrampft' DAS stichwort... und so sollte man auch an das kind herangehen, oder?

Schlussendlich wird er sich selbst aussuchen, was ihn interessiert. Den Eltern bleibt wohl vor allem die Aufgabe für ausreichend Bewegungsfreiheit zu sorgen, die Kinder vor den allergröbsten Dummheiten zu bewahren und Ihnen helfen das nötige Selbstvertrauen zu entwickeln.
eben, unverkrampft... /emoticons/default_icon/wink.gif

 
“Wir waren Helden. Wenn du nach 1978 geboren wurdest, hat das hier nichts mit dir zu tun.
Hi Red

Dein Text hat mir sehr zu denken gegeben. Ich bin ein mit60er und habe in vielen Details meine Kindheit gesehen. Obwohl, mich wundert die Abgrenzung vom Jahrgang 78..... Alles in allem war es ein langer Prozess der immer weitergeht und keiner weiss wohin. Es liegt unter anderem in unseren Vaterhänden...

Ein Computer und ein Baumhaus müssen nicht in Konkurenz sein, sondern können sich ergänzen. Wer heute nicht bits und Bytes kennt ist out, doch wo bleibt das heimliche 'Niele' rauchen, der Rest unserer letzten(möglichen) Freiheit?

Man kann nie wieder so frei sein wie als Kind. Geben wir unsren Kinder diese Freiheit...

Denkt darüber nach...

Ich glaube, dies ist ein Thema welches sehr heikel ist, oder?

Liebe Grüsse

LawlessLizard

 
red,ein wunderschöner Text, das ist mir wie von der Seele geschrieben.

Wider die Hysterie und für gesunden Menschenverstand.

Hundert kleine Geschichten aus der eigenen Kindheit fallen einem wieder ein.

...

Entschuldigt, hatte in der Eile gar nicht unterschrieben,

Ja, unverkrampft ist wohl gutes Stichwort zur Erziehung.

Gruss, gonzo
 
Wie kann man 'unverkrampft' erziehen, wenn man im Geschäft zu 100% oder mehr angespannt ist? /emoticons/default_icon/rolleyes.gif

LG

LL

 
Ja, ich weiss. Es ist vielleicht eine etwas ketzerische Bemerkung, aber ich glaube das es etwas ungesund ist, wenn man unausgeglichen oder verspannt nach Hause kommt.

Der Druck in der Arbeitselt und in der Erziehung wird auf die dauer eher nicht weniger...

LG

LL

 
Lieber Lawlesslizard

"unverkrampft" meint hier nicht "ungestresst", sondern einfach unverkrampft an Sachen herangehen, sich von keiner Hysterie anstecken lassen, die Dinge sehen als das was sie sind und nicht künstlich verkomplizieren. Das braucht vor allem gesunden Menschenverstand. Ich habe genug posts von Dir gelesen, dass ich mir da keine Sorgen um Dein Kind mache... /emoticons/default_smile.png

Stressig wird's mit einem Kind gelegentlich sowieso. Wir "Heldenkinder" haben unsere "Heldeneltern" ja auch ordentlich auf Trab gehalten.

Aber Beruf und Kind ist auch ein wichtiges Thema und eigentlich ein eigenes Thema im Forum wert. Gibt's da noch nichts?

Gruss, gonzo

 
unter "Sorgen und Kummer -> Familie & Arbeit" gibts schon was in diese Richtung - wenigstens eine Schublade /emoticons/default_icon/wink.gif Die Frage ist, ob "Beruf & Kind" grundsätzlich Sorgen und Kummer bereiten muss /emoticons/default_icon/rolleyes.gif

almostDaddy

 
/emoticons/default_icon/confused.gif

kann euch nicht folgen was für sorge ihr habt oder seht /emoticons/default_icon/confused.gif

das erste post ist ja wohl als joke zu sehen, ein solches könnte von jeder generation gemacht werden. man ändere einfach die anforderungen und schon ist es für eine andere generation gültig.

LG

Ghost

 
@ghost

Ich geb ja zu, dass nicht alle Post's von mir immer alzu ernst gemeint sind. Aber im Zusammenhang mit der Arbeit und der Familie gibt es bei mir schon einige Punkte die mich beunruhigen.

Viele 'schon Papis' haben mir auch bestätigt, dass nach der Geburt sich auch meine Einstellung zur Arbeit ändern wird. (Kann ich nur hoffen für mich...)

Gestresst zu sein heisst nicht zwingend auch verkrampft zu sein, aber es liegt doch auch nahe zusammen, oder nicht?

Liebe Grüsse

LawlessLizard

 
hallo mitnostalgiker

kennt ihr das buch "generation golf" ? hier ein kleiner ausschnitt:

Mir geht es gut. Ich sitze in der warmen Badewanne, und zwischen meinen Knien schwimmt das braune Seeräuberschiff von Playmobil. Nachher schaue ich "Wetten daß ...?" mit Frank Elstner, dazu gibt es Erdnußflips. Niemals wieder hatte ich in späteren Jahren solch ein sicheres Gefühl, zu einem bestimmten Zeitpunkt genau das Richtige zu tun.

habe es leider noch nie gelesen aber habe nur gutes gehört.

 
......Ja genau so wars,die gute alte Zeit...*schmoll /emoticons/default_smile.png

Aber dann könnte ich ja gar nicht an diesem tollen Forum teilnehmen /emoticons/default_laugh.png :Aber irgendwie ist es schon eine komische Zeit geworden..

 

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