Wo beginnt der total planlose Neuling eigentlich?

voon

Mitglied
19. Feb. 2012
73
0
6
Ich nehme mal an, die meisten haben den Hausbau mit Bekannten besprochen, geniessen Informationen aus tatsaechlichen Projekten usw. und koennen so aus einem soliden, echten Hintergrund heraus arbeiten.

Aber wo beginnt man, wenn das ein bisschen fehlt? Gibt es Webseiten, die aktuell sind, einem alles von Hypothek, ueber Bauland, Gesetze, haeufige Probleme und Stolperfallen, Fehlinformationen und hartnaeckige falsche Geruechte, Aufteilung der Gesamtkosten, finanzielle Grundlagen zum Bausparen, usw erklaeren, also "Hausbau for Dummies"? Und das natuerlich irgendwie unabhaengig, nicht, dass einem der Baenker, Architekt usw irgendwas aufschwatzt, was vor allem seiner Komission/eigenen Portemonnaie etc hilft. Im weiteren kompakt, so das man sich nicht gleich einen Wolf googelt?

Ich bin zwar noch nicht wirklich an der Schwelle zum Hausbau, aber doch sehr wissbegierig, was saemtliche Informationen drum herum angeht und finde die ganze Nestbauerei sehr spannend. Ich erwart jetzt nicht 500 Seiten Antwort von jemandem, aber ein guter Startpunkt waer nett ... einlesen kann ich mich dann schon selber, aber momentan ist das alles ein bisschen viel auf einmal. Vom Hausbau versteh ich ca folgendes: Has nocht da, Haus da. Alles dazwischen fehlt /emoticons/default_smile.png

 
Also zuerst einmal folgendes. Es braucht Kapital. Ich weiss nicht, wie die Bodenpreise in Deiner Nähe sind, aber bei uns ist es ganz schön teuer geworden.

Nehmen wir mal an, ein Einfamilienhaus samt Land kostet ca. 1.5 Mio., dann brauchst Du 20 % davon als Eigenkapital, also 300'. Dieses Geld kann in Form von Bargeld, Pensionskassenvorbezug oder Pfändung, Schenkung Deiner Eltern, Darlehen von Privatpersonen vorhanden sein. Von der Bank kommen normalerweise die anderen 80 %.

Diese 80 % müssen dann auch noch tragbar sein. Das heisst: bei einem durchschnittlichen, langjährigen Zins Dein persönliches Budget nicht so belasten, dass Du das Haus verkaufen musst.

Das ist m.E. der Anfang vom Ganzen.

Gruss

Urs

 
Jep .. das mit dieser Form der Hypothek Berechnung war noch das einfachere daran. 20% von 1.5 Mio zum Zins von sgane wir 3% .. ugh ... ganz schoene monatliche Belastung, da wuerde ich wohl billiger bauen muessen. Aber alles andere? Wie kamt ihr zB auf euren Architekten? Hoerensagen? Irgend eine Bewertungswebsite? Bekannte?

 
Hallo voon

Wir haben im 2010 Das Handbuch des Bauherrn von der CS geschenkt gekriegt. Es scheint ziemlich neutral und beleuchtet die wichtigsten Aspekte mehr oder weniger kurz. Das ganze Buch hat rund 600 Seiten und gibt einen guten Einstieg mit Checklisten etc.

Die Webung der CS beschränkt sich auf die letzten 20 Seiten. Ich habe den Eindruck, dass es das gleiche Buch auch von anderen Banken gibt, dann einfach mit anderer Werbung.

Gruss gulx

 
Abgesehen von der Kapitalfrage sollte man eine gewisse Vorstellung davon haben, was man will. Das betrifft weniger die Innenausstattung des Bades - das wissen die meisten - aber Fragen wie "in welchem Umfeld will ich leben, wie viel Zeit will ich mit Pendeln verbringen, wo gehen die Kinder zur Schule, möchte ich einen Garten usw." werden oft nicht explizit überlegt.

Da müsste mancher zum Schluss kommen, Mieter zu bleiben sei einfacher. Oder man könnte sich eine Eigentumswohnung kaufen. Oder eine Bestandesimmobilie. Oder eben neu bauen.

Überlegt man sich solche Dinge nicht, tut man, was alle anderen auch tun, und dementsprechend sehen die Quartiere auch aus.

Dann erst stellt sich die Frage, wie man mit dem, was man hat, zu möglichst viel von dem kommt, was man will.

Faustregel: Wir leben in einer Marktwirtschaft, d.h. es gibt NICHTS umsonst - die Kosten für den Prospekthochglanz und die Messepräsenz kommen durch die Aufträge wieder rein, ebenso wie die Kosten für den Overhead für "Produktmanager" und wie die Typen mit Krawatte alle heissen.

Dann gibt es noch die Regel, wonach, wer zu billig kauft, meistens zweimal kauft. Bei einem Velo oder Staubsauger ist das ärgerlich, beim Bau des Eigenheims ist es meist eine Katastrophe.

Durchsuche dieses und andere Foren nach Stichworten wie "Pfusch am Bau" oder "Ärger mit Generalunternehmer". Willst Du danach immer noch bauen, dann baue.

 
Eine vorzügliche und neutrale Wissensbasis gibt es natürlich hier... http://www.haus-forum.ch/news/14802-b-u-s-e-m-i-n-r-2012-a-new-post.html

Zudem kann man hier auch gleich nachfragen wenn man etwas nicht verstanden hätte... ein stilles Buch setzt voraus, dass die dortigen Begriffe, speziell auch deren Tragweite bei falschen Entscheidung, vom Leser auch verstanden werden. Die Dunkelziffer derer, die glauben, da sie nun ein Buch gelesen haben, daher nun über alles bescheid wissen...die ist hoch.

 
Hallo

Wie ich es gemacht habe? Eigentlich sehr wenig vorbelastet. Als ich (damals noch wir) den Entscheid zum Bau gefällt hatten, hatten wir in etwa soviel Ahnung wie Du. Ich habe mir erst mal Gedanken über die Finanzen gemacht, mich etwas schlau gelesen und auch auf meiner Hausbank einmal einen unverbindlichen Termin gebenlassen zur Eigenheimfinanzierung. Dazu habe ich ein Dossier zusammengestellt mit meinem Vermögen, meinen Einkünften und Lebenshaltungskosten. Relativ nackt ausgezogen würde man sagen. Was natürlich im Dossier gefehlt hat, waren konkrete Zahlen einer Hausplanung, welche ja noch nicht stattgefunden hatte. Ich wollte einfach von meiner Bank einmal wissen, bis zu welchem Betrag sie mitziehen würden und was realistisch ist und habe mich als "Dummy" wie Du so schön sagst, geoutet.

Dieses Spielchen habe ich noch mit einer zweiten und dritten Bank gemacht, um einen relaistischen Vergleich zu bekommen, was einem da die Banken so erzählen.

Schlussendlich habe ich von der Summe welche mir die Banken nannten (diese waren ähnlich mit ausnahme von einer) einen Betrag abgezogen welcher mir allenfalls als Sicherheit im Falle von Kostenüberschreitungen eine Reserve bilden sollte. Es entstand ein Liegenschaftspreis 850'000.- den wir uns leisten konnten (plus Reserve). Da wir damals noch mit einer Familienplanung zugange waren, berücksichtigten wir die Tragbarkeitsrechnung stets nur mit meinem Lohn, da meine Frau eine gewisse Zeit lang dann nicht gearbeitet hätte, bzw. wir uns das leisten hätten wollen.

Mit diesem Preis im Sack gingen wir auf Bauland- und Architektensuche. Und sind fündig geworden. Da wir in derselben Gemeinde bleiben wollten (und wir muss man sagen Glück hatten), war dies eine relativ kurze Sache und wir bekamen unser mehrmalig besichtiges Land zu einem absoluten Superpreis.

Auf diesem Land war bereits einmal ein Projekt geplant. Wir haben uns für diesen Architekten auch entscheiden können und das bestehende Projekt mit unseren eigenen Skizzen "aufgebauscht", abgeändert etc. bis wir das Haus hatten, welches wir uns wünschten, möglichst ohne Kompromisse. Das gelang auch recht gut.

Mit dem Vorprojekt und Kostenvoranschlag gingen wir wieder mit demselben, aktualisierten Dossier bei den Banken hausieren. Schlussendlich haben wir jedoch nicht unsere Hausbank gewählt, sondern eine unabhängige, welche uns ihre Kooperation zusicherte und zudem eine absolute Topberatung geboten hat. Mit dieser bauen wir nun auch, bzw. sind kurz vor dem Abschluss.

Unsere Vorsichtigkeit betreffend Kostenberechnungen sollte sich auszahlen, so ging unsere Ehe unterdessen leider in die Brüche und wir wohnen nun getrennt - nicht wegen des Hauses wie bei vielen anderen - das waren andere Gründe. Nun bewohne ich unser Haus welches sich in der Endphase befindet alleine und wir bauen dieses "gemeinsam" zu Ende, ehe wir uns entgültig scheiden werden.

Unsere Baukosten haben sich unfreiwillig erhöht, da sich der Bauplatz (Hanglage) als weniger stabil als angenommen herausgestellt hat. Nun waren wir um unsere Reserven dankbar und konnten mit dem während dem Bau zusätzlich gesparten Eigenkapital relativ locker unseren Baukredit aufstocken.

Unsere Anlagekosten belaufen sich aufgrund Massnahmen zur Hangfestigung auf 960'000.- , die Tragbarkeit liegt bei mir gerade bei 33.5% mit einem 5% Modellzins der Hypotheken und 1% Nebenkosten jährlich. Damit drin ist auch indirekte Amortisation und die Versicherungen. Die Bank spielt weiterhin mit und die Auszalung meiner Noch-Ehefrau ist auch geregelt, damit sie zu ihrem Recht kommen wird und sich aus dem Vertrag zurückziehen kann, wie sie das möchte.

Mein Fazit als ehemaliger "Dummy". Nehmt euch Zeit, zu Beginn ist das Bauen ein ungewisses Abenteuer wenn man das erste Mal baut. Man fühlt sich oft komisch, weil die Summen mit welchen man "rumspielt" ungewohnt hoch sind, über viele Dinge entscheiden muss, von welchen man fachlich nicht viel Ahnung hat oder man sich nicht sicher ist was optimal ist. Sucht euch eine Bank, welche euch zu jederzeit berät, genauso wie einen Architekten, welcher sich für Euch Zeit nimmt und euch begleitet.

Was ich heute anders machen würde? Wir haben seinerzeit die Bauleitung dem Architekten übertragen. Das mag als Neuling ganz praktisch erscheinen. Jedoch hat dann der Architekt nebst euch das das volle Sagen auf der Baustelle. Im Falle von finanzieller und auch bautechnischer Probleme seid ihr nur zwei Parteien auf der Baustelle und eine davon hat in der Regel bautechnisch nicht viel Ahnung, sprich lässt sich vom Architekten und Bauleiter rumkriegen oder überzeugen. Habt ihr einen unabhängigen Bauleiter, sprechen zwei Fachmänner miteinander, welche unabhängig voneinander von Euch beauftrag wurden. Somit unterliegt die Kostenkontrolle allen drei Parteien und nicht nur dem Architekten und Euch. Das war bei uns manchmal ein heikler Punkt. Denn was will ich als Bauherr entgegnen, wenn mir der Architekt als Bauleiter sagt "es geht nicht anders?".

Ich habe mir relativ schnell abgewöhnt, täglich auf der Baustelle nach dem rechten zu sehen. Manchmal entstehend dort Probleme oder Defizite, welche die Handerwerker mit dem Architekten oder Bauleiter untereinander lösen. Als Bauherr brauch ich dort nicht intervenieren oder nachfragen. Viele Probleme oder Unschönheiten haben sich so bei uns von alleine gelöst, ohne mein Zutun. Ich habe mich auf offensichtliche Dinge beschränkt - von denen gab es einige wenige - und auf wesentliche Dinge, wie was wo gemauert werden soll, elektrische Anlagen und Wünsche, Änderungen während der Bauphase etc. Zum Schluss des Innenausbaus natürlich auch verarbeitungstechnische Sachen, welche entweder nicht zufriedenstellend ausgeführt wurden oder noch nachgebessert werden müssen. Es gibt immer wieder Dinge, welche man nicht gerade sieht und man erst erkennt, wenn man so wie ich drinnen wohnt.

So jetzt habe ich ziemlich viel geschrieben über meine Bauzeit, die noch nicht ganz abgeschlossen ist, aber langsam ihre Endformen annimmt. Ich hoffe ich habe Dir etwas aufzeigen können, wie ich es gemacht habe. Aber ein effektives Richtig oder Flasch, gibt es wohl nicht. Jeder macht es etwas anders und schlussendlich muss es für Euch vorallem stimmen.

Mir scheint einfach wichtig, dass Ihr auf keinen Fall trotz tiefer Zinslage mit zu tiefen Zinsen rechnet. Es scheint verlockend, sich jetzt ein grosses Haus aufzustellen mit diesen tiefen Zinsen. Aber denkt auch daran, dass die nächste Immobilienblase irgendwann wieder platzen wird und die Zinsen sicherlich eher wieder steigen denn noch mehr sinken werden. Rechnet daher immer unbedingt mit Modellzinsen von 5 oder 5.5% für Tragbarkeitsberechnungen. Alles was günstiger kommt, ist "geschenktes Geld" im Moment und die Reserve für spätere Zeiten oder eine mögliche zusätzliche Amortisation.

Gruss,

Oliver

 

Statistik des Forums

Themen
27.484
Beiträge
257.643
Mitglieder
31.769
Neuestes Mitglied
Josven