Architekturvertrag

Hallo zusammen

Das Architektenhonorar ist hier ein Dauerbrenner im Forum. Selbstverständlich kommt es immer darauf an, wie komplex ein Ein- oder Doppeleinfamilienhaus, wie mühsam die Gemeinde in der man baut und wie kompliziert oder anspruchsvoll die Bauherrschaft ist. Da kann es sein, dass man, wenn alle drei Punkte positiv sind, mit einem Honorar x durchkommt. Wenn alle drei Punkte für den Architekten negativ sind, kommt man mit einem Honorar welches 50% höher ist, nicht durch. Normalerweise hat man als Architekt für ein individuell geplantes Einfamilienhaus einen Aufwand von mindestens 1'000 Std. oder mehr. Jetzt kann man sich noch überlegen, welchen Stundenansatz man für eine doch einigermassen verantwortungsvolle Arbeit als angemessen anschaut. Wenn also ein Architekt in obigem Beispiel von Goldlabel für CHF 25'000 offeriert hat, kannst Du davon ausgehen, dass dieser nicht alle Arbeiten gemacht hat. Im besten Fall würde er dann nämlich CHF 25/h verdienen. Da bezahlst Du Deiner Putzfrau mehr, oder nicht?

Ich gehe einmal davon aus, dass er nicht irgendwo sonst noch Einkünfte generiert hat (Kickback von Unternehmern etc.). Dies wäre nach den Standesregeln der Architekten nämlich verboten.

Habe auch vor einiger Zeit einmal ein Hausbau für einen solchen "Tiefflugspezialisten" in Ordnung und zu Ende bringen müssen.... No comment! Dazu gibt es aber einen interessanten Gerichtsentscheid. Der Bauherr klagte, weil sein Architekt nicht alle notwendigen Leistungen erbracht hat. Das Gericht vertrat beim Urteil die Ansicht, dass ein Bauherr bei offensichtlich zu tiefem Honorar nicht davon ausgehen kann, dass er alle Leistungen erhält. Es muss Dir also auch als bautechnischer Laie klar sein, wenn ein Angebot viel zu tief ist. Und, dass Du damit ein Risiko eingehst.

Das Modell des Prozenthonorars des SIA ist schizophren, dieser Meinung bin ich auch. Je mehr Du wegen optimierter Konstruktionsart und bei geschicktem verhandeln mit den Unternehmern für Deinen Bauherrn herausholst, desto weniger Honorar kriegst Du! Bravo! Das Pauschalhonorar ist insofern schon besser, weil Du als Architekt für den eventuellen Mehraufwand nicht auch noch bestraft wirst. Beim Honorar nach Zeittarif ist der Bauherr im Ungewissen, ob nicht unnötig Zeit auf seine Kosten "verbraten" wird, für Abklärungen und Arbeiten, welche gar nicht unbedingt nötig sind. Alle drei Modelle können ja eigentlich nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Es kommt wie oben beschrieben natürlich auch sehr darauf an, ob der Architekt alle Pflichten nach SIA 102 erfüllt. Oder, ob der Bauherr, wie z.B. Pit beim und für den Architekten mitarbeitet und so Stunden eingespart werden können. PS: Lustig finde ich, dass hier dann plötzlich Kubikmeter oder Flächenmasse okay sein sollten, nachdem diese andernorts schlecht geredet wurden.

Vielleicht noch ein Gedanke zu Pit's Vorschlag mit CHF 240'000 Verhandlungsbasis einzusteigen. Die 10'000 sind für den Architekten 4% seines Honorars. Wenn man von einem realistischen Gewinn von 5% ausgeht, wären das also 80% seines möglichen Gewinns. (Bei eher nicht reellen 10% wären es übrigens immer noch 40%). Auf den Anlagekosten des Bauherrn dürften dies umgekehrt ca. 4%o der Anlagekosten sein. Das spürt der Bauherr eigentlich fast nicht (inkl. Amortisation ca. CHF 600 Mehrbelastung im Jahr). Es sollte jedermann klar sein, dass der richtige Architekt ein Mehrfaches einsparen oder der "falsche Architekt" das x-fache des Betrages "verdummen" kann. Also, wähl in sorgfältig aus, aber würge Deinen Architekten nicht! Logisch: eine Frage ob dieser Betrag nicht möglich sei, ist natürlich erlaubt. Du merkst ja selber, wie Dein Gegenüber reagiert.

Noch etwas Letztes zu den Unternehmern. Es wird mir auch hie und da vorgeworfen, dass ich oft mit den gleichen regionalen Unternehmern zusammenarbeite. Deswegen bin ich aber nicht mit diesen Unternehmen "befreundet", wie dies Pit beschreibt. Ein seriöser Architekt weiss, dass er zuerst immer die Interessen des Bauherrn zu vertreten hat. "Bauherr first...." um zeitgemäss zu sein. Es ist aber durchaus auch im Interesse des Bauherrn, wenn man solche Unternehmer wählt, welche der Architekt oder der Bauleiter kennt. Diese wissen was der Architekt/Bauleiter von ihnen fordert. Umgekehrt weiss der Architekt/Bauleiter, was der Unternehmer kann und was eben nicht. Dan können Leerläufe vermieden werden. Bei Nachbesesserungen und Garantiearbeiten hat der Bauherr mit Bestimmtheit die besseren Karten, als bei einem Unternehmer welcher genau weiss, dass er von diesem bzw. von dessen Architekten keine weiteren Arbeiten mehr erhält. Leuchtet doch ein, oder nicht?

OMG, der Post ist lang geworden. Aber ich hoffe, doch mit etwas Gehalt für Euch!

Schönen Abend und eine gute Woche! Urs

 
Mal eine Frage... mir erscheinen diese 1000 Stunden immer noch wahnsinnig für ein EFH, welches vom Grundaufbau und „dem Inhalt“ wohl immer in etwas dasselbe ist... Zudem Frage ich mich, wieviel geht da zusätzlich nochmals drauf, zB für den Elektroplaner, oder den HLKS Spezi...?
@Urs, wäre es dir möglich, diese 1000h mal so Handgelenk mal Pii auf einzelne Arbeitsschritte runter zu brechen, sodass es für einen Laien verstämdlich ist, für was da wie viel Zeit drauf geht?
Zusätzlich, was an reinen Planungsarbeiten (also alle/ ausser Ausführung vor Ort auf der Baustelle) noch für zusätzliche Kosten an externe vergeben wird?

Ich denke das würde bei diesem „Dauerthema“ vielen etwas mehr Licht ins dunkle/Verständnissbringen.


Gesendet von iPhone mit HausGartenLeben

 
Die 10'000 sind für den Architekten 4% seines Honorars. Wenn man von einem realistischen Gewinn von 5% ausgeht, wären das also 80% seines möglichen Gewinns
Na so kann man es natürlich auch rechnen. Ist in den restlichen Kosten nicht schon das Gehalt des Architekten mit drin? Das würde sonst im Umkehrschluss ja heissen, alle Kosten gehen für Fremdkosten drauf (Miete,EDV, Mitarbeiter,Versicherungen PW usw. Solch eine Firma wäre nicht überlebensfähig.

Oder habe ich etwas total falsch verstanden?

Gruss Pit

 
Lieber Pit

Selbstverständlich ist der Lohn des Architekten nicht mit dem Gewinn zu verwechseln. Wenn Du alles bezahlt hast, inklusive aller Löhne sollte am Schluss des Jahres noch 5% des Umsatzes übrigbleiben. Also bei einem Büro mit einem Umsatz von CHF 500'000 wären das dann CHF 25'000. Das wäre dann der Gewinn. Schön, wenn dies klappt. Es ist aber hoffentlich jedermann klar, dass nicht allzuviel schief laufen darf, ansonsten sieht dann die Bilanz schlechter aus.

Wenn man dann bedenkt, dass bei den Banken mit viel höheren Salären und ungemein viel höheren Umsätzen als in der Baubranche Gewinnerwartungen bei 20% und höher liegen sieht man, dass Architekten im Gegensatz zur landläufigen Meinung definitiv nicht Grossverdiener sind. Anders sieht es natürlich aus, wenn Du eben nicht Architekt sondern Bauträger, also Investor bist. Dort werden dann aber auch wieder grössere Risiken eingegeangen. 

Alles klar?

Schönen Abend, Urs

 
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Nichts anderes habe ich gesagt. Wollte es nur klarstellen.

Die 20% der Banken sind vermutlich nur das eine. Auch die Steuerbehörde wird stutzig, wenn man  Jahr für Jahr keine Betriebsgewinne ausweist.

Dennoch hat man die SIA nie angepasst, als die Baukosten stiegen. Wie gesagt, es liegt am Architekten ob er 10 oder 20% nimmt, oder nehmen kann. Nur der Kunde sollte es wissen. Etwas mehr allgemeine Transparenz würde bei diesen Beträgen sicher nicht schaden. Damit meine ich aber nicht dich.

Gruss Pit

 
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Lieber Chris

Da habe ich mir ja wieder einmal eine schöne Aufgabe selber eingebrockt..... Nun gut, Transparenz ist wichtig in der heutigen Zeit. Darum gibt es ja auch das Haus-Forum. Und, das ist gut so.

Aufgrund der Honorarordnung SIA 102 teilen sich die Aufwendungen im "Normalfall", welchen es in Tat und Wahrheit und dem wirklichen Leben so natürlich gar nie gibt, so auf:

Vorprojekt: Da musst Du einmal mit der Bauherrschaft zusammen festlegen, was überhaupt gebaut werden soll. Dann ist es in Deinem ureigensten Interesse herauszufinden, was der Bau dann auch wirklich kosten darf. Ansonsten produzierst Du nur Makulaturpapier. Wenn das Raumkonzept zusammen mit dem Kostenrahmen klar ist, kannst Du Dich einmal daranmachen, den Bau zu entwerfen und mit der Bauherrschaft anhand der Vorprojektpläne 1:100 soweit zu bereinigen, dass Du danach ein Baugesuch einreichen kannst. Das Grundstück, die Aussicht, die Geschossigkeit, die Bauordnung und andere Faktoren sind dabei entsprechend den Ansprüchen des Bauherrn zu berücksichtigen. Die Kosten sollten auf +/-15% Genauigkeit geschätzt werden. 90 Stunden (eher knapp bemessen)

Bauprojekt: Das Projekt muss neben Projektplänen 1:100 mit den ganzen Formularen soweit ausgearbeitet werden, damit es der Gemeinde zur Bewilligung eingereicht werden kann und auch bewilligungsfähig ist, was in gewissen Gemeinden wirklich nicht einfach ist. Damit Du die Kosten genauer abschätzen kannst musst Du schon einige Detaillösungen im Massstab 1:20 / 1:10 / 1:5 ausarbeiten und zusammen mit dem Bauherrn einiges an Materialisierungen mal provisorisch festlegen. Die Kostengenauigkeit sollte nun bei maximal +/- 10% liegen. Damit Du dies hinbekommst, sind einige Massen- und Flächenberechnungen notwendig. 235 Stunden (eher gut bemessen)

Ausschreibung: Die provisorischen Werkpläne sind zu erstellen, damit man verbindliche und für alle neutrale Ausschreibungen erstellen kann. Mit dem Bauherrn legst Du fest, welche Unternehmer zur Offertstellung eingeladen werden. Mit diesem gehst Du in verschiedene Ausstellungen (Sanitär, Küche, Boden- Wandbeläge etc.) um ihn bei seinen Auswahlen zu beraten. Dann wird verhandelt, damit Du dem Bauherrn einen Vergabeantrag mit optimalem Preis-/Leistungsverhältnis stellen kannst. Dann müssen für alle Gewerke Verträge oder Auftragsbestätigungen erstellt werden. 190 Stunden (realistisch bemessen)

Realisierung: 

  1. Ausführungsplanung: Es sind die definitiven Baupläne (Werkpläne 1:50, Detailpläne für Badezimmer, Geländerpläne etc.)  zu zeichnen. 150 Stunden
  2. Ausführung: Die örtliche Bauleitung, d.h. die Qualitätskontrolle auf der Baustelle, das Kontrollieren der Rechnungen und Führen der Kostenkontrolle benötigt viel Zeit und Erfahrung. 290 Stunden (viel zu knapp bemessen)
  3. Inbetriebnahme: Für das Erstellen einer Dokumentation über den Bau ( Bundesordner mit DVD) die Leitung der Garantiearbeiten und das Erstellen der Schlussabrechnung benötigst Du auch noch einiges. 45 Stunden (realistisch bemessen)
Insgesamt kommst Du so auf 1'000 Stunden. Aufgrund langjähriger Erfahrung kann ich Dir sagen, dies wäre alles bei einem einigermassen entscheidungsfreudigen Bauherren zu erreichen. Ich sage immer, als bauherr musst Du zwei Sachen machen: "Entscheidungen treffen und Rechnungen bezahlen". Den Rest macht Dein Architekt. Das Bauprojekt sollte wie oben erwähnt mit etwas Erfahrung eher etwas darunterliegen. Jedoch die Bauleitung? Diese nimmt mit den höheren Ansprüchen der Bauherren und der abnehmenden Qualität der Unternehmer (wegen zuwenig ausgebildetem Fachpersonal) meist deutlich mehr Zeit in Anspruch. Dort reicht das Zeitbudget eigentlich nie.

Auf den ersten Blick sieht das nach viel Stunden aus, aber wenn Du Deine Arbeit seriös machst, liegst Du in dieser Grössenordnung. Klar gibt es immer wieder "Berufskollegen", welche sich die Arbeit einfach machen und wegen einem Unterangebot bei der Honorarofferte auf vieles "verzichten". Der Geprellte ist aber immer der Bauherr. Denn wenn Du nun in der Rolle als kostenbewusster Bauherr CHF 30'000 beim Architekten einsparst, kostet Dich der Bau am Schluss sicher 100'000 mehr, als bei einer seriösen Planung. Wobei ich nicht ausschliessen möchte, dass es auch solche gibt die bei gutem Honorar ihren Job nicht standesgemäss erledigen... Also, Referenzen einholen!

Puhh, hoffe ich habe zur Aufklärung einen Beitrag leisten können.

Schönen Abend, Urs

 
Wie gesagt, es liegt am Architekten ob er 10 oder 20% nimmt, oder nehmen kann. Nur der Kunde sollte es wissen. Etwas mehr allgemeine Transparenz würde bei diesen Beträgen sicher nicht schaden. Damit meine ich aber nicht dich.

Gruss Pit
Lieber Pit

Da Du ja nicht mit mir gebaut hast, wäre dies auch fast ein bisschen vermessen.... :-D :-D :-D Schönen Abend, Urs

 
Hut ab Urs das hast du bestens gemacht, APPLAUS dir !!!

Logisch, nachvollziehbar und sogar in einer realistischen Relevanz...

Relevanz (lat./ital.: re-levare „[den Waagebalken, eine Sache] wieder bzw. erneut in die Höhe heben“) ist eine Bezeichnung für die Bedeutsamkeit und damit sekundär auch eine situationsbezogene Wichtigkeit, die jemand etwas in einem bestimmten Zusammenhang beimisst. 

 
Urs, besten Dank für deine Auflistung.

Mich persönlich dünkt das immer noch extrem hoch, ich meine, bei 1000 Stunden liegen wir bei fast 24 Wochen Arbieten a 42/h Woche - dies notabene zu einer 100% Auslastung/Verrechenbarkeit in dieser Zeit, was eigentlich kaum ein Dienstleister kann...

Korrekt gerechnet, könntest du mit diesem Ansatz/Aufwand, wohl noch maximal 1.5 Häuser pro Jahr bauen...

Was ich aber auch aus deiner Auflistung herauslese, dass du eher von einem "Voll-Service" ausgehst... und ein Bauher relativ einfach viele Stunden durch Eigeninitiative abenhmen kann, insbesondere, wenn er schon mal gebaut hat - und sei es auch nur mit einem GU.

Ich gehe daher logischerweise von der Ansicht/Einschätzung von mir selbst ein, falls ich in den nächsten Jahren noch ein zweites mal bauen würde.

Vorprojekt:

da möchte ich z.B. von einem Berater/Architekt aufgezeigt bekommen, was ich auf dem Grundstück maximal bauen kann/darf (Grenzabstände, Höhen, Hausform etc.) - wenn ich diese Infos habe, würde ich die Grundrisspläne mal selbst, z.B. in Visio zeichnen

Bauprojekt:

auch hier, wenn ich sehr genaue Vorstellungen habe, was ich will, sowie bereits Erfahrung habe mit Hausbau und Rennovation, dürfte das doch einfacher gehen

Ausschreibung:

in Ausstellungen etc. gehen kann ich selbst, z.B. Küchen, Badezimmer, da benötige ich keine Unterstützung eines Beraters/Architekten - höchstens vor Unterschrift nochmals das geplante kurz durchsehen, ob ich irgendwo nen massiven Überlegungsfehler gemacht habe

Realisierung:

- Ausführungsplanung, dürfte eigentlich nur noch eine Sache sein, von "meinen Zeichungen/Vorstellung" in eine Form zu bringen, wie es die Bauleute brauchen

- Ausführung, jap, hier brauchts den Berater/Architekt, jedoch würde ich bei einem zweiten Bau selbst versuchen, jeden Tag auf die Baustelle zu gehen - oder zumindest mehrmals die Woche

- Inbetriebnahme, ok

Ich weiss halt nicht, ob ich das komplett "schief" sehe - aber unmöglich ist es definitiv nicht. So hat z.B. ein Kollege von mir (aus der IT Branche) bei einem Abriss/Neubau eines Reiheneckhauses auf einen Architekt/Bauleiter verzichtet, und nur wo nötig externe Hilfe beigezogen (z.B. Statiker), jedoch alles bemasst. etc. in Visio geplant/gezeichnet und war selbst extrem viel auf der Baustelle - sprich, da gab es keine Detailpläne, wie viele cm von links und rechts der Watschtischunterschrank montiert wurde, sondern da war er direkt, wenn der Sanitär die Sachen montierte (oder einzeichnete zum montieren), vor Ort (wir haben bei unserem Bau !! 6 !! Versionen der Pläne für die Nasszelle bekommen, bis endlich alles korrekt eingezeichnet war und/oder korrekte Mase drauf hatte, wir kopierten immer nur wieder die erste Auflistung/Mail und markierten darin, was noch fehlt... und trotzd absolut perfekten Plänen, wurde dann bei der Ausführung mehrfach "geschluderet"... - beinahe dasselbe beim Elektroplaner...)

Da hat sich auch gezeigt, dass der Handwerker, welcher am wenigsten Pläne hatte - der Plattenleger, er wusste nur welcher Typ Platten wo und Verlegemuster, weitaus am besten/perfektesten gearbeitet hatte. Nur war ich für diesen gesamthaft 5mal auf der Baustelle zwecks "Sicherstellung" welche Platten wo, Ausrichtung, Verlegemuster, Fugenfarben etc. - jedoch total weniger als 2h! - und wir können heute sagen, es ist/war der einzige Handwerker, welcher bei unserem Haus absolut perfekte Arbeit geleistet hat und es nichts zu bemängeln gab! Er war aber auch der einzige, der so direkt mit uns als Käufer sprach...

Wir hätten so viel weniger Probleme und Ungereimtheiten gehabt, wenn auch der Küchenbauer, der Stromer, der Sanitär etc. mit uns gesprochen hätten... - obwohl diese ja alle "perfekte Pläne" hatten...

 
Wir hätten so viel weniger Probleme und Ungereimtheiten gehabt, wenn auch der Küchenbauer, der Stromer, der Sanitär etc. mit uns gesprochen hätten... - obwohl diese ja alle "perfekte Pläne" hatten...
Wie schon geschrieben, Pläne ist das eine....

Gespräche was oft ganz anderes und billiger auf jeden Fall...

Ich habe auf jeder meiner Baustellen immer zuerst das Gespräch gesucht, danach haben oft Zeichnungen oder gar Skizzen gereicht.

Behörden brauchen Pläne, das weiss ich auch...  B)

 
ChrisL, bin genau deiner Meinung: wenn man bereits „Bauerfahrung“ gesammelt hat oder in der Baubranche tätig ist, kann man dem Architekten viel Arbeit abnehmen:

Ich mit meinem Projekt (MFH, 4 Wohnungen, 3700m3 nach SIA 416) stehe kurz vor der Baueingabe und habe vorgängig folgende Unterlagen besorgt / Arbeiten erledigt:

3 Dienstbarkeitsverträge mit der Nachbarschaft, organisieren von Werkleitungspläne, Vorprojekt mit Grundrissen, Fassaden und Schnitte, Baubeschrieb mit Raumbuch, Abklärung Sonderbewilligung wegen Unterschreitung vom vorgeschriebenen Bachabstand beim Amt für Raumplanung, Bauanfrage an die Gemeinde, Lärmschutzgutachten, elektronische Drucksondierung inkl. Bericht, Altlastenprüfung vom bestehenden Haus, Minergienachweis, Branschutznachweis, Kanalisationsplan, Organisation von drei Bauingenier-Offerten inkl. Vergabe, Baugruben- und Fundationsplan, Durchflussnachweis der Pfähle, Energiepfahlplan….

Ursprünglich hatte ich vier Architekten für eine Offerte angefragt. Mit meinem Favoriten bin ich so verbleiben, das er ein Kostendach für die Planungsetappen erstell hat, abgerechnet wird aber nun über die geleisteten Stunden. Ich denke das ist für beide eine Win-Win Situation. Das Ganze ist natürlich für mich seeehr aufwändig und arbeitsintensiv, wird aber die Kosten markant senken!

 
Liebe Alle

Vielen Dank für eure Gedanken! Eine Frage noch, vielleicht für Urs: 

2000 Stunden gibt ja quasi ein Jahr Arbeit zu 100 % für eine qualifizierte Person. Das scheint uns als Laien schon arg hoch. Du hast die Faustregel von 1000 Stunden für ein EFH erwähnt, die Herleitung ist plausibel...müsste es denn da nicht gewisse Skaleneffekte geben bei einem DEFH? Einen Teil der Offerten muss man da ja bloss einmal einholen. 

Generell: 

Besteht denn erfahrungsgemäss eine Chance, dass das Ganze günstiger wird, wenn man das Projekt von der Baueingabe an einem GU überträgt? 

Ich stelle mir da diese Vorteile vor: 

- Kostensicherheit, der eventuelle Anreiz für teure Lösungen fällt weg

- Vermutlich weniger hoher Ansatz für Bauleitung

Nachteile: 

- Honorierung des Architekten für die bisherigen Schritte auszuhandeln

- GU rechnet wohl einen Risikozuschlag ein

- „Viele Köche verderben den Brei“...

Merci und schönen Abend, lg zaza

 
Lieber Chris

Ich arbeite ja auch nicht allein in meinem Büro.... Aber es ist schon so, dass bei mir pro Person sicher nicht mehr als 1.5 Häuser/Jahr entstehen. Weil ich weiss, dass ich am Schluss die Verantwortung dafür trage, liegt gar nicht mehr drin. Deine Vorstellung von "Voll-Service" ist nämlich das, was eigentlich in der SIA 102 als Pflichten des Architekten vorgegeben ist. Alles andere müsste dann anders vereinbart werden.

Ob das Modell, wie Du es beschreibst wirklich zur Zufriedenheit von allen Beteiligten funktioniert, wage ich einmal in den meisten Fällen anzuzweifeln. Wir haben ja nicht umsonst eine Ausbildung welche einige Jahre dauert und die Erfahrung von einigen Jahren Arbeit in diesem Metier. Es stellt sich aber natürlich auch die Frage, was für Ansprüche Du an Dein künftiges Heim hast. Ziemlich sicher würdest Du jedoch bei Deinem Modell Sachen akzeptieren, bei welchen Du Deinen Architekten am Strick aufknüpfen würdest.

Wie Du richtig schreibst, braucht man Pläne welche den anerkannten Regeln genügen und dann noch die "Faust" des Bauleiters, welcher dafür verantwortlich ist, dass sich die Unernehmer auch danach richten und am Schluss auf der Baustelle alles möglichst perfekt zum Passen kommt. Ich muss immer schmunzeln, wenn Laien das Gefühl haben, dass sie vor allem zweiteres besser können als die Profis. Aber es gibt natürlich auch da Profis und "Profis".

Wenn ich anschaue was mich ein IT-Mitarbeiter von meinem Supporter in der Stunde kostet, gehst Du sinnvollerweise in Deinem Job arbeiten und überlässt die Arbeit für und auf  dem Bau dem wirklichen Profi. Das ist unter dem Strich nervenschonender für Dich und andere Beteiligte, aber auch die bessere Lösung in finanzieller Hinsicht. Davon bin ich eigentlich überzeugt.

Aber, "chacun à sa façon", wie der Franzose zu sagen pflegt.....

Gruss, Urs

 
Liebe Zaza

Zuerst einmal wegen dem Wiederholungseffekt.... Dies kann durchaus sein, wenn die Häuser identisch, bzw spiegelverkehrt sind. Meist ist es jedoch so, dass jede Bauherrschaf sehr individuelle Wünsche hat. Aber dieser Punkt kann einen kostensenkenden Einfluss haben. Diskutiere dies mit Deinem Architekten.

Du stellt mir die Gretchenfrage, mit welcher ich mir hier schon viele "Feinde" geschaffen habe. Schau mal in alten Post zu diesem Thema nach.... Aber, ich wiederhole hier einmal mehr, dass Generalunternehmen gewinnorientierte Unternehmungen und nicht karitative Organisationen sind. Richtig, der GU rechnet einen Risikozuschlag ein. Denn er übernimmt natürlich für gewisse Risiken (insbesonders Kosten und Termine) auch die Verantwortung. Dieser offen ausgewiesene Zuschlag, ist aber eben nur die halbe Wahrheit.

Frage einmal einige beliebige ausführende Unternehmungen in Deiner Gegend, was eine Ware direkt eingekauft kostet und was sie kostet, wenn ein Generalunternehmer diese für Dich einkauft. Du wirst - vielleicht mit Erstaunen - feststellen, dass bei zweiterem teilweise frappante Preissprünge nach oben vorkommen. Wenn ein Architekt einen "Kickback" annimmt, verstösst er gegen die Standesregeln. Ein Generalunternehmer kennt da weniger bzw. keine Hemmungen. Das gehört zum Geschäftsmodell. Darum gibt es eigentlich nie Minderkosten, sondern höchsten begründete Mehrkosten gegenüber dem einmal abgeschlossenen Vertrag. Frage an Dich: Wieso sollte ein GU seinen Bauleiter Dir günstiger in Rechnung stellen? Diese beziehen meist höhere Saläre, als diejenigen im Architektubüro.

Der guter Architekt ist sicher nicht bestrebt Dir teure Lösungen anzubieten. Ein optimales Preis/Leistungsverhältnis ist das, was beiden Seiten - also Bauherr und Architekt - einen Nutzen beschert. Es gibt natürlich auch unter den Architekten (viele) schwarze Schafe. Dopingsünder gibt es ja auch viele, obwohl alle fairen Sport wollen.... Also, darum prüfe, wer sich binde.

Schönen Abend, Urs

 
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Wenn ich anschaue was mich ein IT-Mitarbeiter von meinem Supporter in der Stunde kostet, gehst Du sinnvollerweise in Deinem Job arbeiten und überlässt die Arbeit für und auf  dem Bau dem wirklichen Profi. Das ist unter dem Strich nervenschonender für Dich und andere Beteiligte, aber auch die bessere Lösung in finanzieller Hinsicht. Davon bin ich eigentlich überzeugt.
naja, dem ist leider nicht wirklich so... weil was der Arbeitgeber des Mitarbeiters kassiert, und was der Mitarbeiter effektiv erhält, sind leider 2 verschiedene Dinge... Glaube mir, die Löhne in der Branche sind auch nicht mehr so, wie es vor 10 Jahren war... :(

Generell zum Thema, ich denke man muss das schon sehr differenziert betrachten - klar hast du in vielen Punkten recht - vorallem eben auch wenn ich sehe, wie "stark" (oder eben rein gar nicht) sich gewisse Häuslebauer für die Materie interessieren... Ich denke hier im Forum haben wir mal nur schon grundsätzlich vorallem solche, die sich auch etwas tiefer mit der Materie befassen.

Ich sehe/erlebe das wunderbar durchgehend in unserer Überbauung, bestehende aus 30 DoppelEFH - was halt eben ein GU Bau war... ich würd jetzt mal sagen, 25-26 von den Bauherren, haben aber absolut gar keine Idee, oder sich mal etwas tiefer mit etwas beschäftigt... (Beispiel, ja nein, wir haben doch eine super KWL Anlage, das sei eine sehr moderne und gute Anlage (wurde einem gesagt...), meine Recherche hat ergeben, dass das Modell bereits End of Life ist, und nicht mit der neuen Steuerung, welche Verntzung ermöglichen würde - bedienbar ist...).

Die meisten sind glücklich und zufrieden, wenn sie:

- Bei Sabag ihre Bad zusammen stellen konnten

- beim Küchenbauer die Küche individuell anpassen

- beim Bodenleger den Parkett auswählen konnten

- beim Elektroplaner sich anhören, wie durchdacht doch das alles sei was er da geplant hat, und mal da und dort noch ne zusätzliche Steckdose wünschen können

--> und das alles jeweils verbunden mit saftigen Mehrpreisen...

Aber wehe, sie hätten sich nur schon mit mehreren möglichen Lieferanten auseinandersetzen müssen... das wäre to much gewesen...

Und ja, ich gehöre dann halt zu jenen, welche auch mal mehrere Stunden investieren und vergleichen, welche Waschmaschiene/Tumbler will ich, welche Küchengeräte mit welchen Funktionen...

Oder sich damit befassen (wenn wir dann hätten können), welche Storen, welche Markiesen von welchem Lieferanten, welche Heizung mit welchen Funktionen etc. und und und...

Weil eben, ich will am schluss was wirklich gutes haben, etwas, worüber ich mich informiert hatte und im klar war, und nicht von irgendwem vorererzählt bekam, "ja das sei tiptop und viel besser als alles andere..."

 
Lieber Chris

Nebenbei, dass eine gewisse Gesundung in der IT Branche eingesetzt hat, ist ja vielleicht auch nicht schlecht....

Ja, ich schrieb ja schon, dass es DEN Normalfall gar nie gibt. Hatte vor einigen jahren gleichzeitig zwei Dr. Ökonomen als Bauherren. Ich dachte, gleiches Studium, gleiche Hochschule, okay: die Ticken in etwa gleich. Doch weit gefehlt... Der eine arbeitete als Berater in einem bekannten weltweit tätigen Beratungsunternehmen. Der andere war Chef Rechnungswesen bei einem schweizerischen Grossverteiler.

Der erste sagte mir bildlich gesprochen: "Urs, lauf Richtung Süden!" Wenn ich Richtung Südosten oder Richtung Südwesten unterwegs war war das für ihn okay denn es war ja immer noch Richtung Süden und er gewährte mir eine ziemlich lange Leine.

Der Zweite sagte genau gleich: "Urs, lauf Richtung Süden!" Er legte mir einen roten Faden in Richtung Süden aus und wenn ich einen Zentimeter Richtung Osten oder Westen davon abwich, musste ich mich erklären. Wenn ich ihm eine Begründung dafür liefern konnte, war er meistens nach einer Diskussion damit zufrieden.

Den Zeitaufwand, welchen ich für den zweiten Bauherren aufbringen musste war ungemein viel höher. Er hat sich vordergründig viel mehr für das Detail interessiert wie der Erste. Man kann aber das auch anders ausdrücken. Der Erste hatte in Vornherein mehr Vertrauen zu meiner Arbeit. Ich darf heute sagen: beide sind komplett zufriedene Bauherren. Also, eigentlich das gleiche Resultat..... Nur, beim Zweiten habe ich mehr als die Hälfte mehr Stunden aufwenden müssen, um letztendlich ans (gleiche) Ziel zu kommen.

Welcher Bau am Schluss ökonomisch gesehen für mich besser war, muss ich wohl nicht mehr erläutern. Ich gebe gerne einen Teil meines Wissens an einen Bauherrn weiter. Aber am Schluss muss ich ja auch schauen, dass Ende des Jahres einige Franken in der Kasse liegenbleiben. Wenn Du Dein Wissen anderswo als von Deinem Architekten holst, okay. Aber die Klärung der Schnittstelle, damit es keine Konflikte gibt bei Sachen die dann nicht klappen, ist in Deinem Modell auch nicht ganz ohne... Denn Du bist der Laie und der Architekt der Profi. Somit ist er der Hängemann!

Schönes Wochenende, Urs 

 
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Ja Urs, das ist klar das es da dies und das gibt... und wie du sagst, Vertrauengehört dazu...

Als Beispiel, Böden, Plattenleger, Fugenfarbe, wir hatten uns für eineentschieden, vor Ort brauchte es dann keine 5min und es wurde so gemacht, wie es derPlattenleger empfahl - genauso mit dem Verlegemuster.

Auch wenn ich der Laie bin, behaupte ich jetzt mal, relativ schnell einschätzen zu können, ob das Gegenüber nur mehr Geld machen will, oder wirklich im Sinne des Kunden denkt - dazu habe ich selbst auch genügend Jahre in der Dienstleistungsbranche, direkt für den zahlenden Kunden gearbeitet.


Beispiel, würde ich mit meinen Plänen zu dir kommen, und du sagst, ne, die Treppe, macht dir 30cm breiter als diese Standard 90er, überleg dir mal wie du mit einem 60-70cm breiten Wäschekorb rauf/runterläufts - dann wars das schon.
Wenn du aber mit abenteuerlichen, bautechnischen und fachchinesischen Gründen kommst, dauert die Diskussion dazu ca. 4mal so lange - hoffe du verstehst was ich meine? :)




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Beispiel, würde ich mit meinen Plänen zu dir kommen, und du sagst, ne, die Treppe, macht dir 30cm breiter als diese Standard 90er, überleg dir mal wie du mit einem 60-70cm breiten Wäschekorb rauf/runterläufts - dann wars das schon.
Lieber Chris

Ich würde Dir vorschlagen: Kauf einen schmaleren Wäschekorb. Das ist deutlich kosteneffizienter  :-D   :-D   :-D
Schönes Weekend!, Urs

 
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naja, es ist ja nicht nur der Wäschekorb ;)  Nerve mich jedes mal wenn ich mit einer Rako-Kiste rauf oder runter muss, oder, oder oder... :(

Ich will nur sagen, das ist jetzt so ein klassisches Beispiel... Im Elternhaus hatten wir eine relativ grosse, offene Treppe - die "Platzverschwendung" dafür leuchtete mir nie wirklich ein... (klar, macht's Zügeln einfacher, aber man Zügelt maximal einmal raus, und einmal rein, und nen neuen Schrank/Bett/Pult gibt es auch nicht jede Woche)

Bis eben jetzt (ok, wir hatten eh keine Wahl, da es so vorgegeben war, daher hätte man eh nichts ändern können ;)) - aber hättest du mir als Architekt gesagt, eben lauf mal mit einem Wäschekorb eine 90cm breite Treppe rauf/runter - im Vergleich, eine Türe ist normalerweise 80 breit... - dann leuchtet es mir sofort ein, weshalb der Architekt eine Änderung Vorschlägt, oder es eben anders machen würde...

Und das wäre genau die Art und Weise, die Empfehlungen, die ich von einem Architekten bei einem Hausbau erwarten würde - an der Praxis orientiert anhand von "RealLife-Beispielen".

Ich habe nun eine Erfahrung gemacht, falls ich nochmals baue, wird die Treppe sicherlich breiter als 90 werden - aber das ist "eine Erfahrung", der Architekt sollte ja "hunderte" solche haben.

Beispiel, ich plane den Lichtschalter an Position X, nun sagt der Architekt, nein, mache ihn besser an Position Y, aber warum? Wenn dann die Antwort kommt, "weil wir das immer so machen" - naaaaja, dann Frage ich mich dann schon... ;)

 

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