Feinsteinzeug vs. Natursteinplatten Terrasse

Regenvogel

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09. Sep. 2017
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Wir haben uns eigentlich bereits für Feinsteinzeugplatten auf der Terrasse entschieden, welche uns sehr empfohlen worden sind wegen ihrer Optik und der "Unverwüstbarkeit" bzw. der Pflegeleichtigkeit. Nun gehen wir konkreter in die Gartenplanung über und haben mit einem möglichen Gartenbauer gesprochen, welcher sehr von Keramik abgeraten hat. 

Seine Argumente dagegen:

- Keramikplatten sind NICHT rutschfest bei Nässe und bei Frost (egal welche Rauigkeit gewählt wird)

- Keramikplatten sind gebrannt und deshalb ganz leicht durchgebogen, so dass sich das Wasser vereinzelt darauf sammelt und schlecht abfliesst bzw. austrocknet

- Keramikplatten müssen mit einer relativ grossen Fuge verlegt werden, wo sich vieles darin sammelt

- Falls Keramikplatten je ersetzt werden, müssen sie als Sondermüll entsorgt werden und können nicht in den natürlichen Kreislauf wieder eingeschleust werden wie Natursteinplatten, welche zertrümmert als Kieskoffer, als Sickermaterial verwendet werden könnten.

Seine Argumente FÜR Natursteinplatten:

- Bei korrekter Pflege (also KEIN KÄRCHERN oder abdampfen) unkompliziert und langhaltig schön

- Gefaste Kanten und so weniger Verletzungsgefahr beim Barfusslaufen

- Schmalere Fugen, wo sich weniger Schmutz darin verfängt

- Reciclierbar

Welche Erfahrungen habt ihr?

Regenvogel

 
Lieber Regenvogel

Demzufolge bist Du nun vom Holzdeck weggekommen ?....

Genauso wie Natursteinplatte nicht Natursteinplatte ist, ist auch Keramikplatte nicht Keramikplatte. Aber Folgendes ist allgemeingültig:

  • Grundsätzlich sind Feinsteinzeugplatten mit der entsprechenden Rutschfestigkeit von mindestens R10, jedoch besser noch R11-R13 sicher nicht schlechter als die meisten Natursteinplatten.
  • Grundsätzlich sind Feinsteinzeugplatten nicht schlechter vom Wasserabfluss wie Natursteinplatten. Beide Plattenarten sollten mit etwas Gefälle verlegt werden, damit sie schneller abtrocknen.
  • Grundsätzllich kannst Du gleichgrosse Platten auch mit gleichgrossen Fugenabstand versetzen. Kalibriert und rektifiziert ist bei guten Herstellern Standard. Daher sind die Fugen kein Thema.
  • Grundsätzlich sind Feinsteinzeugplatten beständiger als viele Natursteinplatten, da diese bei einer Wasseraufnahme von unter 0.03% (Glas unter 0.02%) sehr frostunempfindlich sind, was bei vielen Natursteinen nicht gegeben ist. Also eine FSZ-platte wird nie nass. Natursteine hingegen teilweise schon.
  • Feinsteinzeugplatten sind sicher kein Sondermüll! Also das ist nun wirklich eine Räuberpistole. Die Zusammensetzung sind zu 99% reine Mineralien, Kaolin, Feldspate, Ton. Diese kommen nach ihrer Lebensdauer in eine Inertstoffdeponie oder können gemahlen als Zuschlagstoff auch Wiederverwendung finden. Die Lebensdauer einer Feinsteinzeugplatte ist aber mit Sicherheit > 50 Jahre.....
  • Was bei allen Terrassenbelägen gut zu beachten ist, ist die Farbe. Zu dunkle Farben überhitzen gerne, besonders wenn Du diese nicht in Splitt sondern auf Stelzen versetzt. Zu helle Farben führen zu Blendwirkung.
Was der Gärtner stört ist vermutlich nur, dass das eine ein komplett von Menschenhand geschaffenes künstliches Produkt aus natürlichen Materialien ist, und der Naturstein "nur" ein von Menschenhand zugeschnittenes Naturprodukt. Aber, ob ein Granit aus China wirklich ökologischer und von den Arbeitsbedingungen (Kinderarbeit) her besser ist, als eine Feinsteinzeugplatte aus Italien oder Spanien wage ich einmal ernsthaft anzuzweifeln.

Ich wünsche Dir noch einen guten Schlussspurt bei Deinem Bau und eine gute Produktewahl, welche Dir jahrelang Freude bereitet.

Herzlicher Gruss, Urs

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wow, super hilfreich - danke vielmals für deine Ausführungen! Eigentlich hatten wir uns bereits für eine graue Feinsteinzeugplatte (Natursteinoptik) entschieden (R11), die uns gefallen hat. Die Platte wird ja so auf die Terrasse verlegt, dass sie mit leichtem Gefälle nach aussen hin liegen wird. Jetzt beim Involvieren eines ersten Gartenbauer-Kandidaten sind wir natürlich unsicher geworden, als er das FSZ derart infrage gestellt hat. 

Er meinte halt, Keramik sehe zwar sehr gut aus, aber man bräuchte einen Wasserschaber, um nach dem Regen nicht darauf auszurutschen. Er hat von Stürzen mit Schulterfrakturen erzählt und davon, dass alle modernen Terrassen mit Keramik belegt werden, weil's chic aussehen soll, es soll sich aber bereits nach wenigen Jahren eindeutig nicht bewähren. Naturstein-Kunden seien hingegen viel zufriedener, er müsse praktisch nie einen Natursteinboden ersetzen, weil er sich nicht bewährt habe.

Ja - unser Haus kommt voran. Letzten Mittwoch wurde aufgerichtet!!

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Lieber Regenvogel

Ja, mit einer R11 bist Du gut beraten. Nimm eine Musterplatte mit nach Hause und leere mal Wasser darauf aus. Du wirst sehen, das gibt keine Frakturen. Sicher haben die anderen Platten für den innenbereich verlegt, welche zuwenig Grip hatten.

Die Decke sieht recht spannend aus! Ist das einfach eine Akustikdeckenverkleidung oder habt Ihr Decken aus Brettstapeln?

Weiterhin viel Erfolg mit Eurem Bau. Ist noch nicht ganz so weit, wie ich mir aufgrund der Fragestellung gedacht habe ?.

Gruss, Urs

 
Die Decke ist eine LignoTrend Akustikdecke. In diese sind wir gerade richtig verliebt! Und ja - wir haben noch etwas Weg vor uns. Einzugstermin ist voraussichtlich Ende September. Mal sehen, ob das hinkommt ;-)  Bis dahin gibt es noch Entscheidungen zu treffen und kleine und grössere Schritte im Bauprozess zu gehen.

Wir haben eine Musterplatte zuhause, allerdings konnten sie uns nur eine FSZ-Platte R10 migeben, denn die werden wir für die Wände der Nasszellen brauchen. R11 für die Bodenbereiche und die gleiche Platte dann draussen, einfach dicker (2cm?). 

IMG-5813.jpg

 
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Reaktionen: Urs Tischhauser
Wir haben graue FSZ-Platten rund ums Haus, würden wir sofort wieder tun.

Ich habe die bisher nicht als besonders rutschig empfunden. Ja, etwas Wasser bleibt nach dem Regen liegen, das trocknet aber ab ohne dass irgendwelche Flecken zurück bleiben. Fugenabstand ist ca. 3-5mm.

Sieht so aus bei uns:

Platten.jpg

 
Hallo @el-nino

Sieht gut aus Dein Sitzplatz! Wieviel Gefälle haben denn Deine Platten? Sicher ist es auch so, dass Natursteine (auch Granite) wesentlich anfälliger auf Fleckenbildung sind als Feinsteinzeug. Die diesem kannst Du mit Kärcher oder sogar leichten Säuren alles wegputzen.

Ich wünsche Dir einen schönen Sommer im Garten!

Gruss, Urs

 
Wir haben auch Feinsteinplatten, in Holzoptik. Mit den Platten sind wir super zufrieden (manchmal bleibt auch ein Stücken Wasser am Rand hängen, das trocknet aber schnell). Mit der Verlegeart liegend auf Kies sind wir aber nicht so happy, deswegen kommt diesen Sommer Beton drunter und die Platten dann verklebt.

 
Hallo @Matia

Da leuchten bei mir die Alarmlampen und läuten die Alarmglocken....... Hatte vor einigen jahren einmal bei einem Objekt mit 4 Terrassen einen Schaden von ca. CHF 70'000. Obwohl wir alles nach den Richtlinien geplant hatten. Das waren bei mir definitiv die letzten Terrassen mit geklebten Platten und vermörtelten Fugen...... Seither habe ich bei mir bürointern die Weisung herausgegeben, dass im Aussenbereich Platten nur noch mit offenen Fugen auf Stelzlager oder in eine minimal 4cm starke Splittschicht verlegt werden dürfen.

Das Fugenmaterial führte zu folgendem Schaden: "Bei starker Sonneneinstrahlung trat durch die Fugen eine leicht schäumende Feuchtigkeit aus, welche durch die Schuhe aufs Parkett übertragen dort zu nahezu irreversiblen Farbveränderungen sorgte". Der Vertreter des durchaus namhaften und bekannten Herstellers des Klebers und Fugenmaterials meinte dann, man müsse sich nur strikte an die Verarbeitungsvorschriften halten, dann sei alles kein Problem! Im Klartext: Keine Sonneneinstrahlung, keine Feuchtigkeit und kein Wind bei der Verarbeitung! Meine sarkastische Bemerkung, dass wir Terrassen ja immer im Labor bauen, verstand er gar nicht!

An Deiner Stelle würde ich also den Systemwechsel noch einmal überdenken! Es kann durchaus sein, dass Du ein kleines Problem (Setzungen?) durch ein viel grösseres ersetzt.

Wünsche Dir einen guten Entscheid.

Herzlicher Gruss

Urs Tischhauser

 
Ohne nachzumessen sind es ein paar cm auf ein paar m ?

Ist genau so, dass am Rand der Platten manchmal etwas Wasser "hängen" bleibt. Unsere sind auch auf Splitt verlegt, bisher keine Beanstandungen (ist jetzt 2 Jahre alt). In den Ecken sind so Gummikreuzdinger drin um die Fugen konstant breit zu halten.

 
@ el-nino: Sehr schön, deine Terrasse! Unser Farbton wird etwa derselbe sein (wenn auch mein Foto oben gelblich wirkt...). Wie habt ihr es denn mit der Hitze? Sind die Platten betretbar, wenn die Sonne darauf scheint oder schmelzen einem die Flipflop-Sohlen weg?

Wie viel Gefälle haben denn eure Platten? Wie viel ist sinnvoll, ohne dass man dies beim Betreten der Fläche zu bewusst spürt?

 
Ja, das aktuelle Problem sind Setzungen. Laut Gärtner müssten die Platten gemäss aktueller Norm geklebt werden, da die Platten zu leicht auf die Grösse sind um einfach auf Kies gelegt zu werden. Ob sie auch verfugt werden oder nur geklebt, werde ich noch abklären. 

 
Habe kurz gemessen: es sind 8cm Gefälle auf 4m Länge, also 2cm pro Meter. Davon merkt man überhaupt nichts. Wir haben einen Tisch auf dem Sitzplatz an dem wir oft essen, das Gefälle ist uns dabei noch nie aufgefallen.

Wenn die Sonne voll drauf knallt werden die Platten warm. Das kann auch soweit gehen, dass man barfuss nicht mehr stehen bleiben kann. Das ist allerdings bei den Betonplatten des Nachbarn auch so. Von daher für mich kein Kriterium nicht FSZ zu verlegen.

 
Hallo zusammen

@Matia zu leicht? Sind die Platten zumindest 2cm dick oder eben weniger? Dann sind diese schlicht und einfach nicht für den Gartenbereich geeignet. Und eben, keramische Platten wie auch Betonplatten solltest Du in ein Splittbett legen und nicht direkt auf einen Kieskoffer.

@el-nino 2% Gefälle ist in Ordnung und wie Du richtig schreibst merkt man das fast gar nicht. Für die Temperatur ist der Hellbezugswert massgebend. Wenn Du helle Platten wählst hast Du mit der Hitze weniger ein Problem, da diese mehr Energie reflektieren.

"En Guete", Urs

 
Kann man den Setzungen entgegenwirken, indem man eine Betonbasis schafft und auf dieser das Splittbett erstellt?

Ich bin unentschlossen zwischen Stelzlagern und Splittbett.

 
Kann man den Setzungen entgegenwirken, indem man eine Betonbasis schafft und auf dieser das Splittbett erstellt?
Naja, wenn du eine Betonbasis machst, kannst du die Platten auch gleich verkleben. Wichtig ist, dass der Untergrund aus min 60cm Kies o.ä, besteht, und gut verdichtet ist. Mit einem Geofliess kann man die "Lasten" etwas verteilen, und es verhinder eine Durchmischung. Alternativ kannst du auf der Kiesoberfläche, vor dem Verdichten, etwas Zement unterarbeiten. Stelzlager wie auch Splitt benötigen einen stabilen Untergrund, also ist es von der Vorarbeit eigentlich egal.

Gruss Pit

 
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Naja, wenn du eine Betonbasis machst, kannst du die Platten auch gleich verkleben.
Unser Architekt hat gesagt, wir sollen nicht verkleben, da das früher oder später zu Schäden führt (bspw. Frost). Daher entweder komplett nur Beton (ich mag es aber nicht so gerne, da sich Risse bilden, Fettflecken dauerhaft bleiben etc. (haben wir heute). Daher hätte ich gerne einen Stein oder Holz (Tendenz zu Stein).

Ich möchte aber einen ebenen Zugang vom Wohnzimmer auf die Terrasse und nicht in ein paar Jahren durch Setzungsverhalten unschöne Unebenheiten zu haben. Daher die Überlegung das mit Beton als Basis zu machen. Unser Architekt hat uns Stelzlager vorgeschlagen, allerdings weiss ich nicht, ob das die beste Lösung ist.

 
@Ben. @Regenvogel Darf ich fragen, was ist es nun schlussendlich bei Euch geworden ? FSZ oder etwas anderes ? Auf Splittbett oder Stelzlager und wie seid Ihr mit dem Resultat zufrieden ?

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Bei niedrigen Aufbauhöhen oder hohen Aufschüttungen raten wir immer zur losen Verlegung. Aus unserer Erfahrung und Kundenrückmeldungen (Österreich / Steiermark) ist die lose Verlegung von Betonplatte oder Feinsteinplatten (min. R11) aus Splitt (Kies) die beste und günstigste Möglichkeit für Terrassen und Balkone. 

 

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