Liebe Stella 1980
Ich schreiben weder für noch gegen die SH. Sondern bringe einfach nur einige Überlegungen aus der Warte eines Architekten ein, welcher sich als Treuhänder seiner Bauherren versteht und deren Interessen wahrt. Da wir auch schon öfters Häuser geplant haben, welche durch GU's ausgeführt wurden, haben wir natürlich auch unsere Erfahrungen mit diesen Marktteilnehmern. Und, für uns und unsere Bauherren die Lehren daraus gezogen!
Grundsatz: Bei jedem Unternehmer, bei welchem Sie als Bauherr einen Vertrag unterschrieben haben, kostet das Gleiche danach logischerweise eher mehr als weniger. Wieviel, das hängt von der Seriosität des Unternehmers und den Marktmechanismen der jeweiligen Branche ab. Also: Alles was nach Vetragsabschluss neu aufgenommen oder geändert wird, kostet mehr! Klar?
Im Gegensatz zum individuellen Bauen mit zeitlich gestaffelten Einzelverträgen für jede Arbeitsgattung gibt es beim GU nur einen Vertrag über alles. Also: Bis zur Unterschrift müsste alles geklärt sein! Wie wahrscheinlich ist dies? Eher unwahrscheinlich, da dies im Vorfeld bei allen Beteiligten einen grossen Stress verursachen würde. Aber: Mehrkosten ohne Ende bedeuten noch viel mehr Stress, daher sollten Sie diesen Punkt wirklich soweit wie möglich beherzigen! Überlegen Sie sich, wenn Sie Laie sind und mit einem TU bauen (wie Swisshaus) eine vertrauenswürdige Fachperson beizuziehen, welche Ihre Interessen wahrnimmt. Dies kann durchaus sinnvoll eingesetztes Geld sein.
Änderungen bedeuten höhere Kosten beim Architekten. Logisch, da sich der Architekt in Ihrer Konstellation als Subunternehmer des GU mit einem bescheideneren Honorar als üblich begnügen musste. So muss er ja jede Änderung verrechnen können.... Minderkosten bedeuten den Verlust von 15% des Budgetspreises. Dies ist bei den GU branchenüblich. Nicht nur im Wallis, sondern auch bei uns in Zürich, da der GU ja das Pauschalhonorar des Architekten so oder so dafür bezahlen musste. Dies ist zumindest die Begründung, welche er Ihnen dafür liefert....
Was kann man in gutem Treu und Glauben weglassen, damit man im persönlichen Budget bleibt? Grundsätzlich alles, was nicht mit viel Mehrkosten nachher verbunden ist und was nicht zum Bezug des Hauses unbedingt erforderlich ist. Sind zum Beispiel alle Nasszellen von Beginn weg erforderlich? Ist ja unter Umstanden nur Luxus, oder? Wenn die Kinder noch klein sind, brauchen sie noch kein eigenes Bad. Sind alle Räume mit Bodenbelägen zu versehen? Bei einem Kind sind noch nicht alle drei vorgesehenen Kinderzimmer fertig auszubauen. Kann man bedürfnisgerecht nachrüsten. Billigere Türen sind für mich jedoch bei den Schlafräumen Unsinn! Sobald man nicht als Einsiedler ein Haus bewohnt, ist die Lärmbelastung ein Punkt, welcher mit Garantie zu Konflikten führen wird. Und, Sie werfen im Austausch dann etwas fort, was Sie bezahlen mussten, also Fenster zum Geld hinaus.
Was mir zugegebenermassen bei SH aber zu Denken gab, sind die Mängel bei xyz80. Gerade bei schon mehrfach aufgestellten Typenhäusern dürften solche Dinge eigentlich nicht mehr vorkommen. Dies sind ja keine Prototypen, wie sie Architekten üblicherweise bauen. Da wurden entweder aus Fehlern der Vergangenheit keine Lehren gezogen oder es wird noch schlimmer eindeutig zulasten der erforderlichen Qualität gespart. Zweifachisolierverglasungen sind definitiv nicht mehr zeitgemäss und bedeuten einen deutlich schlechteren Wert der Gebäudehülle (führt zu höheren Heizkosten) und einer Minderung des Komforts (da tiefere Oberflächentemperaturen unbehaglich sind). Holzfenster würde ich generell wegen des Unterhaltsaufwandes nicht empfehlen, da ist ein zeitgemässes, gutes (!!!) Kunststoffenster dem altgedienten Holzfenster deutlich überlegen. Oder wenn das Budget ausreichend ist natürlich das Holz-Metallfenster, der Rolls Royce unter den Fenstern im Wohnungsbau.
Also mein Tipp an Sie: lassen Sie sich nicht von sich selbst oder jemandem sonst zeitlich unter Druck setzen. Nehmen Sie sich Zeit um genau zu definieren, was Sie wollen, brauchen und auch finanzieren können. Sie sparen bares Geld, wenn Sie dafür nach Vertragsabschluss weniger ändern müssen.
Ich wünsche Ihnen ein relaxte Planungs- und Bauzeit mit SH oder auch einem anderen Marktteilnehmer. Denken Sie einfach daran, dass dies mit Abstand die grösste Ausgabe sein wird, welche Sie in Ihrem Leben tätigen werden. Diese hat es doch wirklich verdient, dass Sie sich im Vorfeld richtig damit auseinandersetzen. Aber, lassen Sie sich auch nicht verrückt machen deswegen. Sie sind ja nicht die Ersten und Einzigen, welche dies durchstehen mussten! Und vielen davon geht es ja auch heute noch gut!!!
Und zuletzt, informieren Sie die Haus-Forum Gemeinde über Ihre Freuden oder Ihre Leiden. Ihre Nachfolger werden sich glücklich schätzen, von Ihrem Wissen profitieren zu dürfen.
Freundliche Grüsse vom Zürichsee ins schöne Wallis
Urs Tischhauser