Wie jedes Jahr geht wieder ein Aufschrei durchs Volk: höhere Krankenkassenprämien aufgrund der Kostenexplosion. Aber weshalb regen wir uns auf ?
1) Ein Teil der Kosten (jährlich etwa 3-4%) geht auf die Alterspflege zurück. Die demographische Entwicklung ist eine Tatsache, welche wir einfach mit grösseren Familien kompensieren könnten. Die Statistik sagt was anderes. Und wer von uns ist bereit, seine Eltern zu Hause zu pflegen ? Dies wäre ein echter Betrag zur Senkung der Prämien.
2) 300.- pro Monat, 3600 pro Jahr. Dies ist viel Geld. Doch wie viel ist uns unsere Gesundheit wert. Ist jemand bereit auf eine lebensnotwendige OP für 100'000 zu verzichten ? Ich bin ein wenig provokativ, aber mit 68 rechnet sich eine solche OP volkswirtschaftlich nicht mehr. Trotzdem werden weder der Patient selber, noch die Gesellschaft zustimmen, diese notwendige OP nicht durchzuführen.
3) Wechsel der Krankenkassen: hat sich jemand schon gefragt, wie viel diese Wechsel jährlich kosten ? Eigentlich ist jedem bewusst, dass jeder Wechsel kostet muss. So lange der eigene Geldbeutel entlastet wird, kann man diesen Aspekt ja vernachlässigen.
4) Wieso sind die einen Krankenkassen günstiger, als die anderen ? Teilweise sind die internen Betriebskosten tatsächlich tiefer und die einzelnen Kassen effizienter. Oder die Kassen optimieren ein wenig die Rechnungslegung und wirtschaften mit den Reserven. Die Folgen daraus trägt irgendwann der Staat (und somit wieder wir). Ein weiterer Grund für tiefere Prämien sind die sog. positiven Altersrisiken und Altersstrukturen; je mehr Junge und gesunde Versicherte eine Kasse hat, desto günstiger sind die Tarife. Doch liegt im Grundgedanke der Krankenversicherung nicht ein Funke Solidarität ? Doch, aber doch nicht gleich bei mir.
Ärgerlich an den Aufschlägen ist einerseits die Entstehung aufgrund von Börsenverlusten und andererseits auf überhöhten Tarifen aufgrund von fehlendem Markt, unnötiger Administration, ineffizienten Strukturen und zu vielen Spitälern basieren, was weder vom Markt noch von der Politik korrigiert wird.
Wir müssen uns wirklich fragen, was uns unsere Gesundheit wirklich wert ist und wie viel wir bereit sind, für diese zu tun. Gehen wir von einer gewissen Solidarität aus, so müssen wir auch bereit sein, entweder für diese zu zahlen oder aber uns in der Gesellschaft aktiv zu engagieren, um die Kosten zu senken. Oder wir benötigen gar keine Krankenversicherung mehr und jeder sorgt für sich selber. Ob diese Variante sozial verträglich ist, wage ich zu bezweifeln.
Den ?Bazen unds Weggli? gibt es nicht. Wir können nicht ernsthaft fordern, einerseits in den Genuss der absoluten Luxus-Spitzenmedizin zu kommen, aber zahlen sollen es die anderen. (die anderen sind wiederum meist der Staat, somit wieder wir und je nach Verteilschlüssel eine bestimmte Schicht, wen immer es dann auch treffen wird)
Mir auf jeden Fall ist meine Gesundheit den Krankenkassenbetrag wert, auch wenn dieser nochmals 20% höher ist. Ein Kassenwechseln löst evtl. das Problem für mich, generiert aber gleichzeitig wieder ein Problem für die Kasse, welche ich verlasse; ein Kassenwechsel ist lediglich das Umverteilen von Aufwand und Ertrag auf ein paar andere Töpfchen und nur das Individuum profitiert. Volkswirtschaftlich bringen diese Wechsel absolut nichts, vor allem lösen sie das Problem nicht.
Deshalb baue ich lieber ein "Häusle", um wieder auf den Kern dieses Forums zu kommen...