Zeit und Selbständigkeit für euch hohe Priorität?

matilde

Mitglied
05. Juli 2011
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Seit langem frage ich mich wie ich und meine Familie selbstständiger werden könnten.

Und auch wie man etwas aus dem Hammsterrad rauskommt.

Letztlich ist man doch überall abhängig - Nahrung, Strom, Wasser, Vermieter, Öl, Arbeitgeber etc etc.

Zudem kommt das man kaum Zeit hat. Weder für sich noch die Familie.

8,10,12 Stunden Arbeit jeden Tag, 1-2 Arbeitsweg, Einkaufen, putzen, Kochen, Behördengänge etc etc.

Dann muss man noch 8 Stunden schlafen und die 1-2 Stündchen die man übrieg hat ist man so erledigt das man kaum was tun kann/ will.

Ein Teufelskreis.

Habt ihr euch schon gedanken gemacht wie man dem ganz oder teilweise entfliehen könnte?

Mehr Autonomie zb durch Solarstrom, eigenen Gemüsegarten, Eigenheim, Holzheizung oder sonstige Ideen oder Ansätze?

Oder sind euch solche Gedanken fremd?

Grüsse

 
Hallo Matilde

Du hast deine Probleme ja schon alle beim Namen genennt. Und für's meiste gibt es auch Lösungen:

Arbeit: Neuen Job suchen, Pensum reduzieren, mit dem PKW anstatt mit dem ÖV zur Arbeit, Homeoffice

Einkaufen: Wocheneinkauf statt mehrmals pro Woche einkaufen gehen, LeShop oder Coop@Home.

Putzen: Das frisst ja verglichen mit dem anderen relativ wenig Zeit, aber auch hier kannst du mit Staubsaugerroboter, KWL oder einer Putzfrau abhilfe schaffen

Kochen: Auswärts Essen, Fertiggerichte, Neue Repzepte für schnelle Küche ausprobieren, am Arbeitsplatz gross Essen und Abends halt nur noch etws kaltes...

Behördengänge: Ich weiss ja nicht was du verbrochen hast, aber ich hab' komme nicht mal auf einen Behördenbesuch pro Jahr. Falls du damit einfach die ganze Bürokratie/Buchhaltung meinst, da kann man heute mit dem Internet vieles einfacher machen: Steuererklärung, Online-Banking, Online-Schalter etc...

Also ich arbeite von 7 bis 16:30 Uhr. Um 17 Uhr bin ich zu Hause. Da habe ich noch 6 Stunden Freizeit unter der Woche. Kochen sehe ich weniger als Arbeit. Das kann man auch als Hobby anschauen.

Was du mit Solarstrom, Gemüsegarten, Eigenheim oder Holzheizung an dieser Situation verbessern willst ist mir schleierhaft.

Solarstrom: Das ist was fürs grüne Gewissen, nichts womit du mehr Freizeit gewinnst

Gemüsegarten: Das gibt dir nur noch mehr Arbeit als wenn du beim wöchentlichen Einkauf ein paar Zucchini kaufst.

Eigenheim: Dito. Da muss man auch Zeit und Geld investieren. Mit einer Wohnung hast du grundsätzlich immer weniger Arbeit. Das heisst aber nicht, dass du deine Freizeit in der Wohnung besser geniessen kannst.

Holzheizung: Auch hier. Das ist allenfalls etwas fürs grüne Gewissen. Das Besorgen des Holzes und das Unterhalten der Heizung verursacht nur zusätzliche Arbeit. Wenn's öko und faul sein soll: Erdsonden-Wärmepumpe.

Ich denke du musst deine Anstrengungen daraufhin optimieren, dass du an der Jobsituation etwas änderst. 12h Arbeit pro Tag kann nicht längerfristig gesund sein. Ich würde maximal 9, besser 8h am Tag arbeiten. Wenn das bei deinem jetzigen Job nicht geht, würde ich an deiner Stelle was anderes suchen. Das kann unter Umständen auch einen Wohnortwechsel nach sich ziehen. Ich persönlich möchte eigentlich längerfristig nicht länger als 30min zur Arbeit (1 Weg) haben.

 
Hallo Matilde

Also ich verstehe das sehr gut.

Ich verabschiede mich auch mehr und mehr davon, oder versuche es zumindest.

Wir werden mittelfristig wohl aufs Land ziehen und versuchen uns weitestgehend autark zu machen.

Erstens für die unabhängigkeit und zwitens um mehr Zeit zu haben.

Entschleunigen.

Da gibt es auch schöne Projekte die das gemeinschaftlich machen.

Sieben Linden in Deutschland beispielsweise.

In der Schweiz die Schweibenalp

und was ich persönlich am tollsten finde ist das Aramo Projekt (Gemeinschfatsprojekt CH,Ö,D).

Die sind grade dabei ein autarkes Dorf in Südamerika aufzubauen.

Das schau ich mir nächstes Jahr mal vor Ort an /emoticons/default_smile.png

Hier findest du ein Radio Interview dazu.


Ich wünsch dir viel Glück und Erfolg beim entschleunigen.

Viele Grüsse

 
Hier mein Senf:

Autonomie? Die Welt ist eins. Sich abzutrennen bringt - in meinen Augen - keine Freude.

Ich z.B. arbeite seit zwei Jahren nur noch von zuhause aus und habe ein 30% Pensum. Für meine zwei Kinder sowie meine Frau habe ich reichlich Zeit.

Doch das "Hamsterrad" ist noch immer da. Es hat nur eine andere "Farbe". :)

Für mich habe ich festgestellt, dass das ständige "ich möchte" und "das will ich nicht" und "auf der anderen Seite ist das Gras sowieso grüner" nur unzufrieden macht.

Was gibt es schöneres als sich mit der aktuellen Situation zu "versöhnen"?

Mal ehrlich: wir (Schweizer) gehören zu den 5% reichsten Menschen auf der Welt. Wir haben materiell gesehen extrem viel. In anderen Länder muss die Frau mit zwei Kinder jeden Tag 6h gehen um Wasser zu holen.

Meine Erfahrung zeigt mir: Egal wieviel Du hast und wie angenehm Du lebst: man will immer "Mehr" oder "Etwas anderes".

Wieso nicht das innere "ich will" und "ich möchte" bändigen? Bringt am Ende viel mehr. /emoticons/default_smile.png

Auch der Versuch, alles zu optimieren (Quick-Frass, Staubsaugerroboter, coop@home) schlägt –*nach meiner Erfahrung – fehl. Die Zeit fehlt noch immer (weil sich dann das "Wollen" verändert).

Was gibt es schöneres als mit den Kindern zu "Staubsaugern" (und Blödsinn zu machen). Blos einfach dabei nicht denken "... oh könnte ich doch nur ein bisschen faulenzen oder meinem Hobby nachgehen". Einfach nur "Staubsaugern mit den Kindern".

Das gleiche gilt für "Kochen", "Essenreste unter dem Tisch zusammenputzen", etc. /emoticons/default_smile.png

Im bin überhaupt kein religiöser Mensch. Doch, seit über 2000 Jahren sagen alle grossen Denker und Religionen die selbe Sache: weniger Besitzen, weniger Gier (begehren bzw. wollen) = zufriedener.

Den Gemüsegarten würde ich nicht unterschätzen. Um eine Familie autonom zu ernähren müsste dieser sehr sehr gross sein. Es ist ein wahnsinniges Geschenk, im Supermark in 15min für 50 CHF so viel einzukaufen. Das selber zu züchten, ernten, etc. würde uns mindestens das Hundertfache kosten und hundertmal so lange dauern.

Mein Tip: wenig wollen, wenig "jammern", machen was man macht und dabei nicht "träumen".

 
@miso: und wie bestreitet ihr euren Lebensunterhalt mit 30%? Und da rede ich noch nicht von Luxusgüter, sondern von Essen, Wohnen, Krankenkassen etc.,

die wenigstens werden wohl ihr Pensum so reduzieren können um mehr Zeit zu haben.

 
@miso: und wie bestreitet ihr euren Lebensunterhalt mit 30%?
Ich habe vor ein paar Jahren eine Firma gegründet und habe nun das Glück, dass relativ einfach und mit wenig Aufwand unser Lebensunterhalt gesichert ist.

Wobei ich versichern kann, dass durch mehr Zeit infolge weniger Arbeit die Altagssituation bzw. die z.T. vorhandene Unzufriendenheit mit der Lebenssituation nicht verschwindet.

Geld macht nicht glücklich (kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen).

In der Schweiz hat jeder genug zu Essen, genug (zuviel) Platz zum wohnen (sogar als Sozialfall gehört mann noch zu den 5% reichsten Menschen auf der Welt).

Krankenkasse ist ein ganz grosser Luxus.

Auf Reisen habe ich Familien erlebt (z.B. in den Philippinen), welche mit 6 Kinder in einem ca. 10m2 Raum leben. Die Lachen sehr viel. Zurück in der Schweiz erschrickt mann dann, wie wenig bei dem vielen Luxus gelacht wird.

Und da rede ich noch nicht von Luxusgüter, sondern von Essen, Wohnen, Krankenkassen etc.,

die wenigstens werden wohl ihr Pensum so reduzieren können um mehr Zeit zu haben.
Wieso das Pensum reduzieren?

Was willst Du mit der neu gewonnen Zeit dann machen?

Mehr mit der Familie sein?

Wenn Du das umsetzten würdest, habe ich das schleichende Gefühl, spätestens nach einem Jahr wünschst Du dir Etwas neues. Z.b. mehr Zeit um Bücher zu lesen (ohne Familie und Kinder). Mehr Zeit nur mit Deiner Partnerin.

Ist nicht die Gier (tönt krass, meine damit aber das "ständige Wollen einer anderen Situation") das Problem? Die Lebenssituation ist doch objektiv betrachtet ganz schön gemütlich.

Obwohl es langweilig und unspektakulär tönt: ich rate Dir, einfach das zu machen was Du heute schon tust und versuchen, das mit Freude zu tun. Im Moment leben und jeden Augenblick und jede (noch so blöde) Tätigkeit zu schätzen.

Ich hoffe das tönt nicht zu missionarisch und abgehoben. /emoticons/default_smile.png

 
Das mit dem eigenen Gemüsegarten kann man leicht umsetzen und es involviert die gesamte Familie. Man macht sich ziemlich große Mühe damit, aber schließlich lohnt es sich. Und es macht auch Spaß, das selbst Gesäte zu ernten.

 
Also, meine Meinung dazu:

ich habe das für mich folgendermaßen gelöst - ich habe vor 6 Jahren den Job gewechselt - war dazumals mindestens jeden Tag MO - SA zwischen 10.-12h im Büro, hatte einfach keine Zeit für gar nix mehr.

Jetzt habe ich einen geregelten Job zwischen 8-9h am Tag - Freitag ab 12:00 Uhr Wochenende - und geils ist´s!

Ich habe das ganze Wochenende Zeit für meine Frau und meine Kid´s.

Wir haben letztes Jahr (nach 2-jähriger Suche) unser (zu großes) Haus verkaufen können - wir lebten zu viert auf 240 m² Wohnfläche und 1200 m² Grund - unsere Freizeit war daher ziemlich beschränkt (Innen- und Aussenpflege des Hauses, Instandhaltungen undundund ...)

Jetzt haben wir uns eine 150 m² große Wohnung mit einer 80 m² großen Terrasse gekauft, in die wir im Oktober einziehen - wir freuen uns schon gewaltig drauf!

Wir sind zumindest stromtechnisch einigermaßen autark, d.h. wir haben dann eine Fotovoltaikanlage - der Heizwärmebedarf liegt zwischen Niedrigstenergie und Passivhausstandart, d.h. die monatliche Gesamtbelastung wird sich drastisch nach unten bewegen, ABER je mehr Geld man zur Verfügung hat umso mehr gönt man sich auch (diese Erfahrung habe ich gemacht)

... und da kommt mir ein Spruch von meiner Oma ganz gelegen: das Wichtigste im Leben ist die Zufriedenheit, und das stimmt auch. Ich kenne soviele Meckerer und "Schlechtreder" in meinem Umfeld, obowhl keiner was zu Jammern hat. Jeder will immer nur etwas haben um anderen zu beweisen, was man sich leisten kann - und das ist das Teufelsrad, in dem wir uns bewegen.

Ich versuche zumindest unsere Kinder so zu erziehen, dass sie nicht immer das Neueste haben müssen - warum auch, das steigert die Unzufriedenheit! Natürlich probiere ich, ihnen das vorzuleben (es gelingt auch (fast) immer /emoticons/default_wink.png).

Also, ich für meine Teil habe eigentlich die "goldene Mitte" gefunden und das bestätigt auch meine Frau - hab mich alleine durch den Jobwechsel um 180 Grad gedreht.

Bin mittlerweile extrem ausgeglichen, entspannt und mich kann wenig aus der Fassung bringen - bin rundum POSITIV EINGESTELLT!

 

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