Minergie/Lüftung ja oder nein?

Ben.

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06. Juli 2014
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Hallo zusammen,

Wir planen einen Neubau und haben dazu ein erstes Gespräch mit der Fa. Kobelthaus geführt, das sehr angenehm und offen war.

Da unser Budget überschaubar ist, wollen wir an den Ecken sparen, an denen man guten Gewissens sparen kann bzw. Anbauten/Ausstattungen ggf. einsparen, die man später nachholen kann (Kaminofen).

Ein grosser Posten in der Kalkulation ist die Minergie-Zertifizierung. Diese wurde auf ca. 50k CHF geschätzt, wobei man uns sagte, dass das Haus an sich nach Minergie-Standard gebaut würde, die Lüftung würde man allerdings weglassen.

Wir wohnen heute in einer Minergie-Eco-Wohnung mit Lüftung, haben direkt keine Probleme (Luftfeuchtigkeit bei ca. 40%), unsere Nachbarn haben teils aber doch Probleme mit Parkett bspw. Wir haben im Sommer meist die Schiebetüren zur Terrasse offen und trocknen die Wäsche im Winter auch gerne mal im Wohnzimmer.

Wie sehen das die Experten? Kann man die Lüftung getrost weglassen, wenn man lüftet oder muss man ggf. auf anderes achten, um das auszugleichen? Hole ich mir damit ein Problem ins Haus?

Ich danke euch für Einschätzungen!

 
Wir haben dem Verein Minergie etwa CHF 2500 bezahlt für die Zertifizierung. Wieviel Mehraufwand die Planer und Architekten hatten kann ich nicht beziffern, aber 50k scheint mir viel zu hoch. 

Meines Wissens braucht ihr keine Lüftung für Minergie. Das Argument zieht also nicht (obwohl ich euch die Lüftung ganz klar empfehle, unsere war ca 33k). 

Ich habe den Eindruck, dass Kobelt einfach eine höhere Marge hat (und womöglich etwas ungenauer bauen kann), wenn sie es nicht zertifizieren lassen. 
 

Am Ende vom Tag ist Minergie ein Label. Da kann jeder davon halten, was er will. Vielleicht ist das Gemüse vom Bauern nebenan schon „bio“ obwohl das nicht drauf steht, vielleicht auch nicht. Vielleicht kann er es aber nicht zum bio Preis verkaufen, wenn er das Label nicht hat. In gewissen Fällen können Label schon nützlich sein (auch wenn diese oft nicht perfekt sind). 

 
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Also wir hatten 4 Jahre in einer Neubauwohnung gelebt. Alles extrem gut gedämmt, aber keine Lüftung. Das Klima/Luft in der Wohnung war für uns sehr unangenehm und haben uns nicht wohl gefühlt. Jetzt in einem alten "atmungsaktiven" Haus finden wir die Luft viel angenehmer. Würde, wenn ich komplett neu baue, die Lüftung nicht weglassen. Auch würde ich mir gut überlegen, nicht gleich eine Indach PV Anlage zu erstellen (falls Sattelsach) resp. sonst für eine spätere Nachrüstung bereits alles vorzubereiten (Lehrrohre, Sicherungskasten usw.)

Wenn der Aufpreis 50k ist, dann wird das Haus also nicht nach Minergievorgaben gebaut, sondern wohl einfach nach den aktuellen Neubauvorschriften. Bei der Dämmung z.B. sind die Unterschiede nur sehr gering, aber es gibt halt sehr viele andere kleinere Vorgaben, die dann auch extra kosten, aber dann auch was bringen (z.b. ein anständiges Verschattungskonzept für den Sommer).

 
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Danke für eure Kommentare.

Inwiefern unangenehm? Feucht? Muffig?

Was alles genau in den 50k enthalten ist weiss ich nicht. Lüftung kostet sicher Geld, man müsse die Planung entsprechend machen etc. Kostet halt viel Geld und wenn ich mich später darüber ärgere, war es ein teurer Spass.

Vielleicht kann ich erfahren was in den 50k alles enthalten ist, warum das so viel kostet.

 
Meiner Meinung nach ist eine KWL bei einer Minergie-Zertifizierung vorgeschrieben. Generell macht für mich das bauen von dichten Häusern ohne Lüftung keinen Sinn. Schimmelprobleme sind da vorprogrammiert. Jedenfalls kennen wir die Problematik mit der tiefen Luftfeuchtigkeit. Dieser kann man mit einem Enthalpie-Wärmetauscher sicher etwas vorbeugen. Zudem sollte der Luftvolumenstrom stets nur so hoch eingestellt werden wie benötigt. Auf eine Lüftung verzichten würde ich nur, wenn man regelmässig stosslüften, sprich mehrmals täglich Stosslüften kann und es finanziell absolut nicht drin liegt. 

Und wie oben schon beschrieben ist Minergie ein Label. Dir selbst nützt das nichts. Du kannst auch ohne Zertifizierung nach Minergie-Standard bauen. Es ist lediglich ein Verkaufsargument und ein Argument falls man Vermieten möchte. Und ob du die 50'000.- Mehrkosten beim Verkauf wiedersiehst kann dir niemand sagen....

 
Danke für deinen Kommentar.

Was Minergie ist weiss ich, ich habe es so verstanden alles sei gemäss Minergie-Richtlinien, eben abgesehen von der KWL. Dafür kriege ich natürlich kein Zertifikat.

Wir lüften heute in unserer Minergiewohnung auch regelmäßig. Aber ja, wir müssen uns das überlegen. Aber ich verstehe es macht Sinn das Geld in die Hand zu nehmen.

 
Danke für eure Kommentare.

Inwiefern unangenehm? Feucht? Muffig?

Was alles genau in den 50k enthalten ist weiss ich nicht. Lüftung kostet sicher Geld, man müsse die Planung entsprechend machen etc. Kostet halt viel Geld und wenn ich mich später darüber ärgere, war es ein teurer Spass.

Vielleicht kann ich erfahren was in den 50k alles enthalten ist, warum das so viel kostet.
Ergänzend vllt. noch folgendes: Wir wohnen nun seit etwas einem Monat in unserem Neubau mit KWL. Klar kann ich noch kein abschliessendes Feedback geben. Aber stand jetzt würde ich nicht mehr drauf verzichten. Zudem arbeite ich in der Haustechnikbranche, sprich Haustechnikplanung und würde sagen das wir ca. 80% der Gebäude mit KWL planen.

Zu Kobelt: Wir haben anfangs auch mit Kobelt geplant. Sprich bis und mit Kosten. Leider haben sie unser Budget auch massiv gesprengt, was unser Vertrauen etwas angeknaxt hat und das Bauchgefühl nicht mehr passte. Jedoch waren die Kosten sehr transparent aufgestellt. Ich bin mir sicher, dass sie euch bei Nachfrage die Mehrkosten für Minergie aufschlüsseln können.

Kleiner Tipp nebenbei: Generell, versucht bereits vor Vertragsabschluss so viel wie möglich, so genau wie möglich zu definieren. Viele Positionen sind Budgetpositionen oder manchmal Optionen. Dies ist gängige Praxis und verschleiert den Endpreis teilweise massiv.

 
Danke für den Tipp!

Wir haben vor 4 Jahren unsere Wohnung mitgestaltet und wissen daher schon ganz genau was wir wollen (abgesehen von wenigen Details).

Bausubstanz kann ich eben nicht beurteilen. Ich will qualitativ hochwertig bauen in den Bereichen die ich später nicht korrigieren kann. Aber eben, unser Budget erlaubt nicht alle Wünsche.

 
Auch wir wohnen aktuell in einer Neubau Wohnung mit perfekter Dämmung und ohne Lüftung. Wir haben daher mit dem Klima auch ziemlich zu kämpfen, da wir nur 2 mal täglich stosslüften können (morgends und abends). Im Frühling/Sommer müssen wir ein Fenster auf Kipp lassen, damit es nicht muffig wird. Badezimmer zeigt sich auch schon leichter Schimmel, da wir nach dem Duschen am morgen nicht immer 20min Lüften können.

Vorher wohnten wir in Wohnungen mit Lüftung und ich habe mich immer sehr wohl gefühlt.

 
Ja das ist auch unserer Erfahrung. Und schlussendlich musst du dich noch vor dem Vermieter rechtfertigen, weil du den Schimmel durch zu wenig Lüften verursacht hast..... Nur weil er zu geizig war eine KWL einzusetzen. Einfach nicht seriös....

 
Ok, ich bin überzeugt. Mal sehen wo wir das dann einsparen können.

Sind diese Enthalpie-Wärmetauscher zu empfehlen? Die Dame war eher skeptisch wegen Bakterienbildung.

 
Hallo Ben

aus meiner Erfahrung sind die super empfehlenswert. Ein Freund von mir wohnt in einem Minergie-P-Haus mit KWL ohne Entalpietauscher. Auch mit grossen Luftbefeuchtern bringt er die Luftfeuchtigkeit im Winter auf max. 25-30%.

Wir haben im Winter 40-50%,  der Entalpieauscher ist übrigens auch regulierbar. Wieviel Feuchtigkeit produziert wird, hängt ja sehr von individuellen Lebensgewohnheiten (Duschen, Kochen, Pflanzen, Anzahl Bewohner wie oft zu Hause etc.) ab. Wir sind auf jeden Fall begeistert. Das Raumklima ist damit sehr angenehm und wir sind viel weniger erkältet mit der höheren Luftfeuchtigkeit als früher. Auch für geölte Holzböden (falls das auf deiner Wunschliste steht...) ist  in der Heizperiode eine Luftfeuchtigkeit von allermindestens 40%  empfehlenswert. 

Die Hygiene in unseren Lüftungsrohren kann ich allerdings nicht beurteilen.  Vielleicht gibts hier im Forum einen Lüftungstechniker, der einen Vergleich hat zwischen Rohren mit und ohne Entalpietauscher? 

 
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Ein grosser Posten in der Kalkulation ist die Minergie-Zertifizierung. Diese wurde auf ca. 50k CHF geschätzt, wobei man uns sagte, dass das Haus an sich nach Minergie-Standard gebaut würde, die Lüftung würde man allerdings weglassen.
Hallo Ben

Diesse Einschätzung und Erklärung verstehe ich so nicht wirklich. Ein Minergiezertifikat wirst Du ohne KWL nicht erreichen (hat auch seine guten Gründe), wobei sich daraus auch keine Mehrkosten in dieser Höhe ergeben würden.

Ich habe in den letzten Jahren einige Bauherren von KobeltHaus beratend begleitet, auch aktuell berate ich zwei Bauherrschaften von Kobelt... aber in keinem Fall wurden hier derartige Mehrkosten für ein Minergieprojekt veranschlagt. Dies solltest Du nochmals genau klären.

 
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Danke @Pfälzer für deine Einschätzung. Das werde ich dann noch mal im Detail klären. Vielleicht habe ich dann da was falsch verstanden.

 
Ich würde ganz sicher nicht mit einem GU bauen, sondern mit dem Architekten deines Vertrauens. Dann sparst du dir viel Ärger, Schäden und das Honorar für Pfälzer oder einen seiner Kollegen. Zudem zockt dich niemand ab, wenn du beim Innenausbau das billig-Material des GU durch etwas langlebigeres ersetzen möchtest. Schon kannst du dir eine Lüftung leisten.

 
Danke postit für deinen Tipp.

Hast du schon mal mit einem GU gebaut und schlechte Erfahrungen gemacht?

Wir haben mit dem Architekten unseres Vertrauens gesprochen, der ist leider erheblich teurer und fällt mit einem grossen Honorarposten auch ins Gewicht. Weiteres Problem ist, dass ich keine Kostensicherheit habe und - konkret in diesem Fall - erst im Sommer 2020 mit der Planung begonnen werden könnte. Das ist für mich zu spät und zu teuer (Wohnung UND Land bezahlen).

In meiner Familie wurde bislang immer mit GUs gebaut, und das stets zufriedenstellend. Und ich denke selbst bei einem Architekten würde ich mir jemanden zur Beratung hinzuziehen.

Am Ende bleibt ein gewisses Risiko, aber wenn die Referenzen passen, traue ich einem Unternehmen mit langer Historie einiges zu. Aber klar, am Ende weiss ich hinterher, ob es die richtige Entscheidung war.

Noch ist nichts unterschrieben. Wenn die GUs mir keinen sinnvollen Entwurf anbieten können, spreche ich ggf. mit einem anderen Architekten (allerdings ist die Frage bzgl. Vertrauen dann auch wieder offen).

 
Ich würde ganz sicher nicht mit einem GU bauen, sondern mit dem Architekten deines Vertrauens. Dann sparst du dir viel Ärger, Schäden und das Honorar für Pfälzer oder einen seiner Kollegen. Zudem zockt dich niemand ab, wenn du beim Innenausbau das billig-Material des GU durch etwas langlebigeres ersetzen möchtest. Schon kannst du dir eine Lüftung leisten.
Da beginnt die Grundsatzdiskussion wieder, welche in diesem Forum schon zig mal geführt wurde. Schlussendlich gibt es seriöse GU und unseriöse GUs, sowie es seriöse und unseriöse Architekten gibt. Ist aber wohl nicht Thema hier.

 
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Da muss ich Garet vollumfänglich recht geben. 
Gleichzeitig stelle ich fest, dass die Offerte von einem GU (welcher mich seriös dünkt) in unserem Fall wirklich sehr teuer war im Vergleich zum von uns realisierten Bau (mit Architektkturbüro). 

 
Lieber Ben

Du hast da wieder eine Grundsatzdebatte über einiges entfacht.... LOL. Meine Meinung zu GU/Architekt muss ich nicht kundtun. Aber wenn Du auf Preis/Leistung schaust ist bei "gleichen Qualifikationen" klar, mit welcher Konstellation Du besser fährst. Und, über das Honorar eines Bauberaters kann man sich auch streiten, wenn Deine Planer "keine Pfeifen" sind. Bei meinen zwei letzten Bauten haben die beiden Bauherren einfach zur Bauabnahme noch einen Fachmann beigezogen. Dafür war dann der Betrag für "Bauherrenberatung" recht überschaubar.

Normalerweise belaufen sich die Mehrkosten für einen Minergiebau auf um die CHF 25'000. Viele Banken bezahlen Dir aber die Zertifizierung und geben Dir für einige Jahre auf einem Teil Deiner Hypothek ein Umweltdarlehen mit einem reduzierten Zins. Also holst Du einen Teil des der Mehrinvestitionen direkt wieder herein. Frage mal bei Deiner Bank nach.

Und, für den Rest kriegst Du einen deutlichen Mehrwert. Auch da gibt es natürlich Stimmen, welche dies verneinen. Ich würde aber selber nie ohne Minergiestandard für mich bauen. Sicher ist, dass Du dank dem Minergiestandard deutlich tiefere Betriebskosten haben wirst. Aber es ist auch klar, dass andere Punkte beim Bauen ebenfalls sehr wichtig sind. Und letztlich muss ja alles irgendwie ins Budget von heute und jetzt passen. Aber mit den aktuell gültigen Wärmedämmvorschriften und der heutigen Dichtigkeit der Gebäudehüllen ist der Lüftung der Gebäude schon vermehrt Beachtung zu schenken, sonst kriegst Du Schimmelpilze als Untermieter.

Ich wünsche ein schönes Wochenende

Urs Tischhauser