Hallo
Ich habe dieses Forum von A-Z mit grossem Interesse gelesen - nachdem wir an einer Messe eine Meter-Küche bei Fischer bestellt haben.
Wenn wir das alles vorher gewusst hätten, ...
... hätten wir trotzdem bestellt.
Im Grunde wurden wir hier tendentiell bestärkt, etwas Vernünftiges getan zu haben. Sicher bin ich natürlich nicht. Vielleicht fallen wir auf die Nase. Allerdings erwarte ich dabei höchstens ein paar Schürfwunden und nichts, was vor den Chirurgen muss.
Wenn Ihr erlaubt, hier meine Gedanken zum Gelesenen:
Vorspann
Grundsätzlich muss man bei Forenbeiträgen offen sein. Es ist nicht immer auszuschliessen, dass positive Beiträge - in diesem Fall - von Fischer-nahen Personen und negative von Konkurrenz-nahen Personen stammen. Ich nehme das nicht an, ausser dort natürlich, wo man sich entsprechend zu erkennen gegeben hat.
Hauptfilm
Die wichtigste (und gute) Nachricht: Niemand hat sich über die Qualität der Küche beschwert. Im Gegenteil: Es gab Hinweise auf gute Beratung, gute Produktqualität und freundliche Leute vor Ort.
Wir haben zu dem Thema auf der Messe auch etwas Zeit investiert: Welche Beschläge werden verwendet? Wie sind sie verbaut?, usw. Jetzt weiss ich, dass ich in einen leeren Unterschrank passe. Der Hersteller der Küche ist - anders als bei einigen Markenlieferanten - auch offengelegt: Alno, obere Mittelklasse. Natürlich gibt es bessere, aber das hat seinen Preis. Also, betreffend Qualität machen wir uns mal keine Sorgen.
Viele der negativen Beiträge stammen von Leuten, die es sich nach der Unterschrift anders überlegt haben. Man könnte jetzt über die Gründe der Rücktrittswünsche und die Reaktion von Fischer spekulieren, das bringt nichts. Wir haben es uns nicht anders überlegt und werden die Küche realisieren. Somit sind diese Beiträge nicht relevant für uns.
Andere Beiträge sprechen die Mehrkosten der definitiven Ausführung an. Es hat aber niemand überzeugend dargelegt, dass es Mehrkosten gegenüber der gekauften Spezifikation waren und nicht Zusatzkosten infolge Änderungswünschen. Es gibt sogar einen Beitrag, der freimütig die Mehrkosten als Spezifikationsänderung begründet.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es Graubereiche gibt, über die man diskutieren kann, wie: Abwasser oder Entlüftungsrohre am falschen Ort, Spiegelrückwand anstatt die normale, usw. Aus dieser Überlegung heraus habe ich innerlich 10% zum Preis dazugeschlagen. Der Preis war immer noch gut, aber kein Schnäppchen. Das wollten wir auch nicht, denn was nix kost ...
Wer glaubt, an Messen würden grundsätzlich Schnäppchen verteilt, ist auf dem Holzweg. Es gelten für die Firmen die gleichen wirtschaftlichen Randbedingungen wie sonst auch. Was ins Gewicht fallen kann, sind tiefere Vertriebskosten pro Auftrag und eventuell grössere Mengen für Bestellungen gegenüber Unterlieferanten.
Wer Schnäppchen will, muss andere Wege beschreiten: Zwangsversteigerungen, Auflösung von Showrooms, Wohnungssanierungen, Lagerräumungen. Dann sind Wünsche aber auf Null beschränkt. "Das oder nichts, wie gesehen - so gekauft".
Ein Kollege von uns hat eine wunderschöne Siematic, ein Traum. Zu einem Preis leicht über Null. Allerdings musste er dafür ein Jahr auf der Lauer liegen und dann das Gekaufte auf seinen Layout zurechtstutzen. Kein Problem, er ist handwerklich begabt und die eigene Zeit rechnet man ja nicht. Auch nicht die Zeit der Frau, die während dieser Periode mit Feingefühl den Busenbrenner bedient hat. Die Ehekrise hat sich in Grenzen gehalten und ein paar Kilo weniger auf der Waage sind ja auch kein Beinbruch.
Mir ist auch nicht wirklich klar geworden, wieso man keine Meterküchen bestellen soll. Die Begründungen dagegen konnte ich nicht nachvollziehen, bzw. die wurden nicht belegt (siehe "Mehrkosten"). Vielleicht werden wir schlauer, wenn wir die definitive Ausführung bestellen.
Andere negative Beiträge beleuchteten das "wie" auf dem Stand. Natürlich sind die Verkäufer puschy. Andere kann man dort nicht brauchen. In unserem Fall ist alles freundlich abgelaufen und mit guten Ideen, was man auch noch machen könnte. Zufälligerweise meter-erhöhend. Es gibt natürlich Grauzonen. Beschimpfen geht nicht. Sagen, dass Rabatt morgen nicht mehr gilt, durchaus. Mann kann's nun glauben oder nicht, man kann pokern oder nicht.
Ich hätte gerne gepokert. Den Vertrag ausfertigen, aber nicht unterschreiben. Dann eine oder zwei Wochen später zu den Messekonditionen bestellen und sehen, was passiert. Ich bin überzeugt, dass wir den gleichen Rabatt erhalten hätten, aber mit anderen Argumenten. Meine Frau meinte, ich soll doch die Spielchen lassen und zur Sache kommen. Ja, ja, wenn die Frauen nicht wären ... Wir haben dann halt die Zeit für ein seriöses Durchlesen der Unterlagen und Prospekte eingesetzt und die mitgeltenden Unterlagen (Prospekte, Preislisten, usw.) gesammelt.
Wir wissen, zum Beispiel, bereits jetzt, dass kostenfrei nur 1 Apothekerschrank inkludiert ist. Ein zweiter kostet xx EUR mehr. Vielleicht kann ich mich bei der definitiven Bestellung aber nicht mehr daran erinnern, falle aus allen Wolken und pokere darauf, dass mein Gegenüber es auch nicht weiss, oder sich einschüchtern lässt. Womöglich wollen wir am Schluss gar keinen zweiten Apothekerschrank. Das müsste ich aber ohne meine Frau machen, so etwas wäre ihr eher peinlich.
Ich stimme völlig zu, dass es für gewisse Leute besser ist, eine solche Investition in Ruhe, ohne den Atmen des Verkäufers im Nacken und nach Konsultation von Fachleuten zu tätigen. Wer es nicht gewohnt ist, Verträge rasch zu lesen und die Stolpersteine zu erkennen, sollte es lassen. Genauso, wer nicht gerne verhandelt oder sich leicht einschüchtern lässt. Das muss man aber selber und vor allem, vorher wissen.
Vieles ist Verhandlungssache. Es ist aber immer gut, einen Grund zu nennen, wie es Fischer zum Beispiel mit dem Fototermin tut. Ich glaube es auch nicht, aber es könnte ja sein. Ich bin gespannt auf das Objektiv oder die Software, die der Fotograf - wenn ein solcher denn auch tatsächlich kommt - verwenden wird. Er müsste für die Bilder mit der Küche ja fast auf Tuchfühlung gehen.
Eine Messe kann auch genau der Ort sein, sich Fachleute anzuhören. Dann, wenn man mit dem Projekt zu verschiedenen Anbietern geht. Man hört die Argumente für oder gegen dies und das, erhält eine zweite Meinung zum Layout und veieles anderes mehr, zum Beispiel Knabberzeugs. Das eingesparte Mittagessen kann man sich ja als Zusatzrabatt anrechnen.
Dass dieses Vorgehen nicht auf uneingeschränkte Gegenliebe der Anbieter stösst, ist klar. Erstens kostet es Zeit und zweitens manchmal auch Rabatt. Die ausbleibenden Begeisterungsstürme muss man wegstecken. Aber keine Angst: Die Hoffnung auf ein Geschäft wirkt wie ein Schmerzmittel.
Unvorbereitet sollte man auch nicht gehen. Da haben wir sträflich gesündigt. Wir hatten das Projekt zwar im Hinterkopf, aber Null Vorbereitung. Wir haben alles aus dem Kopf heraus erarbeitet. Die Masse stimmen erstaunlicherweise gut. Wir haben uns damals gefragt, ob wir wirklich ganz bei Trost sind. Provisorisch beantworte ich es mit: "vermutlich ja".
Abspann
Interessant ist - wie vielfach bei solchen Foren - dass eine anfänglich sachliche Diskussion mit der Zeit auf die persönliche Ebene abrutscht. Schade.
Die Voten der Fischer Mitarbeiter haben mich mehrheitlich überzeugt. Sie waren sachlich, leider auch nicht ganz alle. Es ist auch nicht selbstverständlich, dass sich der Chef einer Firma selbst engagiert. Er hat sich Vorschusslorbeeren erarbeitet, die mich anlässlich der definitiven Bestellung innerlich schwächen. Ich hoffe auf Ausrutscher...
Weniger überzeugend hat der Administrator seine Rolle in diesem Fall wahrgenommen. Kein Beinbruch, aber nun selbst verdeckt zu ermitteln, ist für einen Administrator/Moderator in der Grauzone. Schön ist, dass er dazu steht - er hätte ja auch jemanden vorschieben können. Auch gut, wenn sich jemand inhaltlich engagiert. Es sei ihm verziehen.
Ich hoffe, nicht alle von Euch gelangweilt zu haben, wünsche ein positives Einkaufserlebnis und vor allem die Aussage: "Mein Schatz, es kann niemand so gut kochen wie Du". Denn Liebe geht bekanntlich durch den Magen.
Peter Gnägi, Stäfa