Was ist mit Handwerker los?

Snoopy

Mitglied
21. Feb. 2007
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In letzter Zeit haben wir vermehrt Probleme mit Handwerker die schlechte Arbeit leisten und dann wirsch reagieren wenn man reklamiert.

  • Eine Brandschutztür zwischen UG und Garage ist im Sommer installiert worden. Im Winter ist diese Tür total krumm und lässt sich nicht mehr schliessen. Der Schreiner hat unser Geld schon und zuckt einfach die Schulter....Diese Sache ist nocht nicht ausgestanden...da sehe ich noch Betreibungen in meine Zukunft!
  • Sitzplatz erweitert: Handwerker nimmt ein Teil der alten Platten weg und benützt neue Platten, die mit den bestehenden Plattenfugen nicht mehr passen. Dass es eine Farbunterschied geben würde haben wir im Kauf genommen, aber die Fugen? Sieht schrecklich aus. Der Handwerker kann uns nicht verstehen. Er hat auch Blockstufen installiert und bei der Installation beschädigt. Hier habe ich die Rechnung noch nicht bezahlt.
  • Neue Fensterstoren installiert mit einfachem Kürbelelenk. Die Kürbel rasten nicht einfach im Halter ein. Der Handwerker sagt man muss ein Doppelgelenk installieren...ja und, wieso hat er das nicht von vorherein installiert? Er hat das jetzt nachgeholt und uns gesagt er will keine Aufträge mehr von uns! Welch Arroganz! Bin ich bekloppt? Wieso würde ich so einem Handwerker noch einen Auftrag erteilen?

Was ist los?

 
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Urs Tischhauser (Architekt/ Satiriker), welcher hier regelmässig schreibt, hat schon mehrmals geschrieben, dass solche Enttäuschungen entstehen.....

....weil salopp gesagt alle aufs Gymi wollen und es kaum noch gelingt, qualifizierte Lehrlinge zu bekommen. (Hatte übrigens mehrere Zeitungsartikel zum Thema gelesen die letzten Tage)

....weil es vielen eigentlich qualifizierten Handwerkern mit der Kultur auf dem Bau irgendwann zu blöd wird und diese deshalb in eine andere Branche wechseln.(Kann ich persönlich gut nachvollziehen)

....weil es immer mehr Angelernte gibt. (zu einem gewissen Mass mit Punkt 1 und 2 zusammenhängend)

....weil es bei vielen Auftraggebern nichts kosten darf und der Preis ins Bodenlose gedrückt wird.

Wenn Du zu den im letzten Punkt genannten gehörst, bis Du selbst schuld.

 
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Möchte noch um zwei Punkte erweitern.

.....weil die einen Kunden die einfachsten Regeln des Anstandes vergessen und gleich drauflos motzen.

.....weil es Kunden gibt die einen Servelat bestellen und bezahlen. Aber den Braten erwarten und diesen auch reklamieren.

 
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Kann ich ehrlich sagen, dass wir nicht zu denen gehören, die immer auf den Preis drücken. Ich bin selber im Bereich Kundenzufriedenheit tätig und bin mir bewusst, dass es Kunden geben die alles umsonst wollen. So sind wir nicht. Aber, wie Sie sicher auch, arbeite ich hart für das was ich verdiene. Ich bin nicht bereit Toppreise für schlampige Arbeit zu bezahlen. Ich werde auch ziemlich sauer wenn ein Handwerker plötzlich nichts mehr wissen will wenn seine Rechnung mal beglichen worden ist, auch wenn es um Garantiearbeit geht.

 
Lieber Altbaumieter

Du machst mir doch Hoffnung, dass nicht alles was ich hier von mir gebe einfach nutzlos im Universum verhallt.... Und, das ganze Leben ist doch eine Satire /emoticons/default_smile.png

Aber eben. Die Moral auf dem Bau ist vielerorts einach unterirdisch, das ist eine bedauernswerte Tatsache.

Schönen Abend, Urs

 
@ Snoopy. Will dir nichts unterstellen.

@ Urs

Ich hab das Glück regelmässig mit wirklich guten Firmen und deren tollen Mitarbeitern zusammen zu arbeiten.

Meist Handverlesen oder auf Empfehlung und mit viel Wertschätzung für deren Arbeit.

Die guten Firmen und Handwerker gibt es noch.

 
  • Neue Fensterstoren installiert mit einfachem Kürbelelenk. Die Kürbel rasten nicht einfach im Halter ein. Der Handwerker sagt man muss ein Doppelgelenk installieren...ja und, wieso hat er das nicht von vorherein installiert? Er hat das jetzt nachgeholt und uns gesagt er will keine Aufträge mehr von uns! Welch Arroganz! Bin ich bekloppt? Wieso würde ich so einem Handwerker noch einen Auftrag erteilen?
Was ist los?
Snoopy, ich kann dir sagen das ist ein befreiendes Gefühl für den verärgerten Unternehmer zu sagen. Wir arbeiten nicht mehr für sie.

Beglücken sie bitte jemanden anderen.

(Spreche aus Erfahrung)

Aus diesem Grund ist er ja Arbeitgeber und nicht Arbeitnehmer.

Es gibt Leute da ist jede Minute welche man ihnen widmet vertane Zeit.

 
Ich möcht noch etwas hinzufügen, auch wenn ich nicht sicher bin, ob sich das über die Zeit verschlimmert hat oder schon immer so war:

....so wie heute jeder (oder jedem seine Eltern) das Gefühl hat, er müsse aufs Gymi, hat scheinbar jeder das Gefühl, er müsse sich selbständig machen, unabhängig davon, ob er auch nur annähernd die zahlreichen dazu notwendigen Qualifikationen hat. Oder oft ist es eben nur eine Flucht seiner eigenen Charakterschwächen, welche dazu geführt haben, dass man als Arbeitnehmer mit keinem ausgekommen ist. Ist man dann selbständig, dürfen die Angestellten und die Kunden diese Charakterschwächen erfahren.

 
@ altbaumieter. Das schöne daran ist, das dies der Markt reguliert. Pfeiffen und Chaoten verschwinden meist relativ schnell wieder, da ihnen die Kunden und das brauchbare Personal ausgeht.

 
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@ altbaumieter. Das schöne daran ist, das dies der Markt reguliert. Pfeiffen und Chaoten verschwinden meist relativ schnell wieder, da ihnen die Kunden und das brauchbare Personal ausgeht.
Und das unschöne, dass immer wieder neue Pfeiffen und Chaoten die alten ersetzen.

Man kommt nicht darum herum, sich wirklich Zeit zu nehmen, die Handwerker sorgfältig zusammenzusuchen über das Sammeln von Referenzen.

 
Lieber Turbo

Ja, selbstverständlich gibt es diese noch. Du musst sie aber suchen und bei Laune halten, damit Du mit ihnen arbeiten kannst. Ich wäre in meinem Job sonst schon völlig durchgedreht /emoticons/default_additional/119.gif , wenn ich nur mit denjenigen zu tun hätte, welchen hier der grösste Platz eingeräumt wird. /emoticons/default_additional/129.gif

Aber wenn ich ein bisschen zurückschaue auf meinem Weg, muss ich sagen, dass man früher mit mehr Vertrauen die ganze Sache angehen konnte. Heute benötigt es mehr Kontrollen und Korrekturen. /emoticons/default_additional/90.gif Aber, zugegebenermassen bauen wir heute qualitativ von den Ansprüchen her auch andere Häuser als vor einem Vierteljahrhundert. /emoticons/default_additional/89.gif

Darum, lasst es uns weiterhin tun!

Herzliche Grüsse, Urs

 
Ich war 15 Jahre lang als selbständiger Unternehmer auf dem Bau tätig. Ich habe mir stets Mühe gegeben beste Qualität zu fairen (für beide Seiten) Preisen abzuliefern. Ich habe einige sehr treue Kunden gewonnen, ein Wachstum war aber nicht möglich. Den Satz "Sie sind zu teuer" kann ich nicht mehr hören. Ich verstehe die Bauherrschaft auch, denn das Bauen ist sehr teuer und richtig bauen vermeintlich noch teurer. Nur geht diese Rechnung nicht auf, wenn die Arbeit nach ein Paar Jahren erneuert werden muss. Dann wäre die teurere Arbeit doch die günstigere gewesen. Es gibt natürlich auch Handwerker die teuer offerieren und doch keine saubere Arbeit abgeben. Leider habe ich nur sehr wenige Architekten und GU getroffen die auf Qualität achten. Den meisten geht es nur um den Preis. Eigentlich wäre die Arbeit auf dem Bau eine schöne Arbeit, wenn nur der enorme Termin und Kostendruck nicht wäre. Der Handwerker wird in der Gesellschaft immer mehr als minderwertig und dumm angeschaut. Aus diesem Grund möchten die Jungen Leute auch nicht mehr auf dem Bau Arbeiten. Das Handwerk kann den Lehrlingen in vielen Betrieben gar nicht mehr korrekt vermittelt werden, da den Betrieben die Fachleute fehlen und die Arbeiten vielfach nicht mehr seriös ausgeführt wird. Ich habe meine Konsequenzen gezogen und habe nun mein Geschäft aufgelöst. In meinem neuen Job, im öffentlichen Bereich treten mit die Leute mit viel mehr Achtung gegenüber als noch als Handwerker.

Kann diese Entwicklung nicht gebremst werden, wird die Qualität in den nächsten Jahren sicher nicht besser. 

Gruss 0815?

 
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Der Handwerker wird in der Gesellschaft immer mehr als minderwertig und dumm angeschaut. Aus diesem Grund möchten die Jungen Leute auch nicht mehr auf dem Bau.Gruss 0815?[/quote

Da kann ich dir leider nur recht geben. Ich bin seit bald 20 Jahren selbständig und konnte das teils auch beobachten. Dem kann man aber doch Gegensteuer geben. Die Leute sind absolut Titelgeil. Je besser qualifiziert (mit Prüfungen und Titel) desto höher die Wertschätzung. Darum mein Tip an alle. Macht Weiterbildungen. Es kommt auf die ein oder andere Art zurück.
 
Lieber Turbo

Wobei letztendlich nur die Leistung am Bau zählt. Und, die setzt sich aus Fachwissen, Fleiss gepaart mit Berufsstolz und handwerklichem Geschick zusammen.

Was nützt der Theoretiker der weiss, wie es geht, aber es geht nicht? Aber auch der Praktiker der nicht weiss wie es geht, kommt heute nicht mehr zum Ziel. Ich habe das Ganze nun kultiviert... Ich bin eine praktischer Theoretiker. Ich weiss nicht wie es geht und es geht auch nicht. Aber, leider kann ich nicht überall sein! (ich weiss, der gehört eigentlich auf die Witzseite)

Schönes Wochenende, Urs

 
Kann die Aussagen von "altbaumieter" absolut unterschreiben.

Bin nun auch 15 Jahre auf dem Bau tätig. Das Niveau der Schulabgänger welche eine Handwerkerlehre machen sinkt stetig. Früher gab es ab und zu noch einen Bezirksschüler der eine Handwerkerlehre absolvierte, heutzutage müssen wir uns glücklich schätzen ab und zu noch einen Sekschüler zu gewinnen. Es ist ein gesellschaftliches Problem wie schon erwähnt, lieber ans Gymi oder Hochschule etc. als auf den Bau. Die Retourkutsche merkt man nur schon bei den sogennanten Planern / Bauleitern welche noch nie auf dem Bau gearbeitet haben, aber zig Schulen besucht haben..... Bei solchen Theoretikern ist Hopfen und Malz verloren.....

Aber, es gibt auch andere, vorallem bei uns auf dem Land.....

 
Und was kommt erst noch, wenn die alte Garade die Wissen und Können besitzt,

abtritt?

Noch nicht all zu lange her hat mir (nicht Bau)eine Person vom Amt f. Berufsbildung bestätigt, dass die Anforderungen stetig gesenkt würden, damit einige Genies die

Abschlussprüfung überhaupt noch schaffen (nicht alle).

Die Entwicklung zeigt sich nun leider vermehrt in vielen Berufsgattungen infolge

mangelnder Qualität,Berufsstolz wie Herzblut, LEIDER.

 
Lieber Range

Und, dann kommt noch dazu, dass heute in den Architekturlehrgängen der Fachhochschulen der Vermittlung von Wissen über Baukonstruktion sozusagen kein Gewicht mehr beigemessen wird. man macht sozusagen "ETH light". Nur der Entwurf und das Design zählt noch.....

Aber Hauptsache man kann gut tönende Titel erwerben....

Herzlich, Urs

 
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Und schon sind wir wieder bei der Wertschätzung.....

 
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Absolut richtig Turbo!

Diejenigen die die von Dir angesprochenen Eigenschaften mitbringen, erhalten

auch heute noch jegliche Chancen, leider sind diese heute nicht in der Mehrzahl.

Nur nebenbei, mein ehem. Betrieb inkl. die Zeit meiner Eltern hat 63 Jahre lang

Lehrlinge ausgebildet,deshalb weiss ich von was wir hier sprechen.

Natürlich gibt es auch heute viele Top Lehrlinge und genau diesen steht die Türe

nach oben offen und sie verlassen den Beruf wo sie schmutzig werden.

Was resultiert daraus, diese guten fehlen im mittleren Segment und das Gewerbe

leidet an Mangel von Fachkräften.

 
Ich stelle hier mal eine bewusst ganz provokative Forderung herein: Schröpft doch mal den Akademikern ein bisschen von ihrem Lohn ab, und gebt es denen, die wirklich Arbeiten - den Handwerkern!

Nein, es ist natürlich nicht so, dass der Akademiker nichts arbeitet. Aber jene die sich die Hände schmutzig machen erhalten in meinen Augen zu wenig.

Der gute Handwerker ist gegenüber dem Akademiker finanziell zu schlecht aufgestellt. Wenn man in beiden „Kategorien“ die gleichen Lohnchangen hätte, würden sich auch mehr gute Schulabgänger für eine Lehre entscheiden.

Ich habe ursprünglich einen Handwerklichen Beruf erlernt. Würde ich heute noch auf diesem Beruf arbeiten, würde ich massiv weniger verdienen. Ich habe aber nicht das Gefühl, das meine jetzige, kopflastige Arbeit in diesem Sinne mehr Wert hat.

 
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